Gendern. Ja oder Nein?


30.06.2021, 19:11

Ich persönlich gendere nie.

Das Ergebnis basiert auf 146 Abstimmungen

Nein ich gendere nicht und mich nervt es. 74%
Ja, ich gendere und finde das gut. 12%
Andere Antwort 8%
Mir ist es egal 6%

30 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
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Mal mache ich es und mal nicht. Und ich würde sagen, dass es von meinem Gefühl her kommen muss, wenn ich mich irgendwie verpflichtet fühle, etwas aufgeteilt auf Geschlechter ausdrücken zu müssen.

Es ist ja bekannt, dass es das früher nicht gab, also wenn zB die Rede von den "Einwohnern" eines gewissen Landes war oder es ging um die "Lehrer" der Schule oder die "Schüler", dann waren eben alle gemeint, egal welchen Geschlechts. Auch in vielen anderen Sprachen (mir fällt jetzt mal Latein ein) ist die Mehrzahl von Menschen männlich, und es wurde niemals angezweifelt, dass hier auch die Frauen bzw eben das gesamte Volk gemeint sind bzw ist.

Irgendwann kam dann das mit dem gender-mäßigen Ausdruck immer mehr zur Geltung bzw es wurde eine Art Vorschrift oder die Rechtschreibregel wurde danach ausgerichtet. Es wurde aber mMn immer extremer. Denn es war tlw früher (also ich rede jetzt von einer Zeit vor der Jahrtausendwende) auch schon manchmal üblich und zwar eher bei Überschriften, also zB "Liebe Leserinnen und Leser". Allerdings wurde dies dann auch zur Gänze ausgeschrieben, also es wurden eben beide Geschlechter angesprochen und nicht mit diesem Binnen-I oder sonstigen Zeichen.

Man wird wohl bei diesem Thema nun nicht mehr so schnell zu einer allgemein recht gut akzeptierten Regel kommen. Denn entweder fühlt sich immer jemand benachteiligt oder umgekehrt : gewisse Formen scheinen dann schon zu kompliziert oder übertrieben.

Was ich allerdings auch wieder nicht richtig finde ist, wenn zB ein Text vorgelesen wird (oder eine Art Rede gehalten ) und der bzw diejenige liest vor (denn dieser Text ist sagen wir mit Binnen-I geschrieben ): "Die Bürgerinnen dieses Ortes", dann ist die wörtliche Bezeichnung "Bürgerinnen" mMn auch falsch, denn man könnte ja dann annehmen, dass damit eben nur die Bürgerinnen gemeint sind und nicht die männlichen Bürger. Also ich würde einen Text, der mit dem Wort "BürgerInnen" geschrieben ist, immer mit "Bürgerinnen und Bürger", bzw mit "Bürger und -Innen" vorlesen. Man sieht schon alleine, wie kompliziert das Thema ist, da es schon schwer fällt, die Probleme des Genderns in einem Text zu beschreiben.

Was ich allerdings früher auch schlecht fand ist, dass es zB nur die Bezeichnung "Landeshauptmann" oder "Obmann" gab, auch wenn dies eine Frau war. Das fand ich dann wirklich falsch ausgedrückt.

Auch Berufsbezeichnungen waren früher rein männlich. Ich kann mich an eine Fernsehshow in den 80ern erinnern, bei welcher der Moderator eine Frau, die zu Gast war, fragte: "Sie sind also Köchin ?" Und sie darauf: "Nein, da muss ich Sie ausbessern, denn meine offizielle Berufsbezeichnung ist "Koch". Darauf der Moderator, eher spaßhalber: "Aha, das ist interessant, denn ich hätte Sie rein vom natürlichen Geschlecht für eine Köchin gehalten !" Dies scheint uns allerdings nach den heutigen Bedingungen schon rein selbstverständlich.......

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
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"Sehr geehrte Damen und Herren", sollte mindestens drin sein, zum Gendern ;)

Beim Gendern geht es hauptsächlich ums Inkludieren. Man möchte also den Eindruck einer patriarchalen Gesellschaftsstruktur ablegen und vor allem sprachlich dafür sorgen, dass sich auch Frauen zu jeder Zeit angesprochen fühlen können.

Für Wörter und Sprachgebrauch gibt es kein Naturgesetz... es ist schon immer das Resultat sozialer, kultureller und gesellschaftlicher Entscheidungen und hat sich im Verlaufe der Zeit immer stark gewandelt. So gesehen ist das völlig ok.

Kompliziert wird es, wenn man versucht nicht nur Männer und Frauen zu inkludieren, sondern auch alles dazwischen... diese sollen sich nicht ausgeschlossen fühlen und gesellschaftlich akzeptiert werden, aber mir persönlich fällt es noch schwer, ob man wirklich allem eine so große Bühne bieten sollte... etwas nicht explizit zu inkludieren bedeutet nicht automatisch es zu exkludieren...

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Gendern finde ich erst mal nur ungewohnt. Frauenquote allgemein finde ich eher abstoßend. Allerdings vor allem deswegen, weil ich selbst Menschen nur nach Charakter und Moral beurteilen möchte und nicht nach Geschlecht oder so Dingen wie "Wer ist der größte Schreier auf dem Markt".

Da wir dummerweise vielen Menschen erst beibringen müssen, dass man Frauen gleichberechtigt behandelt, da wir nicht in einer Welt leben, wo man gar nicht erst drüber diskutiert, ob jemand männlich, weiblich oder was anderes ist oder welche Hautfarbe etc. er/sie hat, brauchen wir solchen Quatsch wie Frauenquoten.

Ich hoffe, nachfolgende Generationen lernen ein für allemal, vernünftig miteinander umzugehen und empfinden das als normal. Ich hoffe, nachfolgende Generationen denken sich "Hey, wie rückständig waren doch die Menschen in den 2000ern trotz all ihrer Technik."

Das Gendern kann helfen, diesen Lernprozess in Gang zu setzen.

Nein ich gendere nicht und mich nervt es.

Wenn es angebracht ist, nenne ich beide Geschlechter ausführlich, also "Liebe Leser und Leserinnen" als Ansprache, aber nicht in einem "normalen" Satz: "Für jeden neuen Leser bin ich dankbar". Da soll mir keiner vorwerfen, ich wäre für Leserinnen nicht dankbar.
Auch das Ausweichen auf substantivierte Partizipien finde ich unschön. An "Studierende", "Forschende", "Lehrende" kann ich mich noch nicht gewöhnen und drohe manchmal sogar "den Faden zu verlieren", weil ich daran "hängen geblieben" bin.
Und statt (s.o.) "Leser" dann "Lesende" zu schreiben ist für mich schlichtweg FALSCH, denn "Lesende" sind die, die gerade im Augenblick etwas lesen und nicht die Besitzer und Nutzer eines Buches.
Auch "Lehrpersonal" statt "Lehrer" geht für mich gar nicht und einen kleinen Aufschrei meinerseits bekommt man zu hören, wenn in einem Krimi - und ich lieb Krimis - dann neuerdings nicht nach dem Täter gesucht wird, sondern nach der
"Tatperson".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Sprachgefühl, Schule und vor allem Lernen von GF!

Schade, dass der(!) "Tatmensch" schon anderweitig besetzt ist.

;-)

1
@earnest

Es muss doch „das Tatmensch“ heißen! „Der Mensch“ ist doch eindeutig männlich 😂

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Nein ich gendere nicht und mich nervt es.

aber wenn man es in offiziellen Dokumenten etc. macht ist es okay, nur vielleicht nicht im privaten.