Gelbstirnamazone geerbt, nach 32 Jahren Einzelhaltung einen Partner kaufen?

6 Antworten

Hallo,

mein Beileid zum Verlust deines Opas :( Schön, dass du dich des Papageis annehmen möchtest.

Papageien gehören generell nicht in einen Käfig, sondern in eine sehr große Voliere! Jeder Käfig ist zu klein. Eigentlich wäre ein Freiflugzimmer die einzig gute Wahl, wenn sie in einer Voliere leben soll, egal wie groß, muss sie jeden Tag viele Stunden Freiflug haben.

Wenn die Amazone 32 Jahre lang allein lebte, kann eine Vergesellschaftung schwierig werden, aber einen Versuch ist es wert, denn sie sind gesellig und Einzelhaltung ist artwidrig. Du musst sicher das Geschlecht wissen, notfalls per DNA-Test, denn der Partnervogel sollte gegengeschlechtlich sein.

Am besten wendest du dich an eine Papageienhilfe/Auffangstation, um einen Partnervogel zu finden. Diese Leute haben Erfahrung mit der Vergesellschaftung und können evtl. den Vogel zeitweise in ihre Obhut nehmen und ihr verschiedene "Dates" vermitteln, unter denen sie wählen kann.

Du wirst evtl. etwas Geduld brauchen, aber es lohnt, denn mit Glück hat der Vogel geradeeinmal sein halbes Leben hinter sich und damit noch viel Zeit, sich an einem Partner zu erfreuen.

Allerdings musst du dir im Klaren sein, dass Amazonen sehr laute, zerstörerische und anspruchsvolle Haustiere sind. Sie brauchen viel Platz und Beschäftigung und werden oft so alt wie ein Mensch. Evtl. wäre es daher besser, das Tier zu vermitteln. Ansonsten findest du Haltungstipps z.B. in den Vogelforen.

Viel Erfolg!

32 Jahre...... eine lange Zeit. Ich vergleiche das mal mit mir. Ich selbst bin jetzt 33. Hätte man mich 33 Jahre lang ohnen einen artgleichen Partner der Tierart Homo sapiens  gehalten, so wüsste ich gar nicht, was ich mit dem Partner, einem jungen hübschen Mädchen, anfangen sollte. Ich könnte sie als Partner gar nicht identifizieren und würde vielleicht sogar aggressiv reagieren. Ganz zu schweigen davon, dass sie bei mir in meinem Zuhause (Käfig) einzieht.

Du kannst es selbstverständlich probieren. Jedoch rate ich dir, dass du den Partner in einem anderen Käfig mit Blick- und Rufkontakt zu deinem Vogel hältst. Amazonen können sehr aggressiv werden, deswegen unbedingt die Haltung in zwei separaten Käfigen. Du musst immer bedenken ob du zwei streitende Vögel im Ernstfall trennen könntest. Hier würde auch eine Verletzungsgefahr für dich entstehen, da Amazonen eine enorme Beißkraft haben. Auch die Krallen können schmerzhafte Wunden verursachen.

Du solltest den Vogel am besten in einer Außenvoliere halten. Amazonen sind beliebte "Stubenvögel", jedoch sind sie sehr anfällig für Aspergillose und verfetten zudem sehr schnell in engen Käfigen.

Achte unbedingt auf die Ernährung. Amazonen sollten mit einem Papageiendiät- oder Taubendiätfutter gefüttert werden. Auf Sonnenblumenkerne solltest du komplett verzichten (Verfettung). Auch auf Leckereien wie Wurst, Chips usw. (ich weiß das alte Menschen sowas gerne an Papageien verfüttern) solltest du bei der Ernährung deines Vogels verzichten.

Bedenke auch, dass Amazonen täglich eine reichhaltige Obstmischung benötigen. Diese beträgt täglich mindestens vierzig Prozent der Gesamtfuttermenge.

Vermutlich wird sich diese Amazone nicht mehr an einen Partner bzw. an eine Partnerin gewöhnen. Wer so lange allein ist und damit auch den größten Teil ihres Lebens allein verbracht hat, wird keinen Artgenossen mehr akzeptieren. Wenn, dann nur noch in einem zweiten Käfig/Voliere. Habe das selbst durchgemacht, als der Partner meiner Panamaamazone gestorben war, und wollte einen zweiten Vogel dazu nehmen. Meine hat den anderen immer nur weggebissen. Die Vergesellschaftung fällt nach dieser Zeit einfach sehr schwer, und so lebt meine Amazone jetzt seit 46 Jahren allein und scheint mit der menschlichen Gesellschaft sehr zufrieden zu sein.

Mach doch mal ein Foto vom Kopf deines neuen Familienmitglieds. Ist es wirklich eine Gelbstirnamazone? Mir wurde meine damals auch als Gelbstirnamazone verkauft, und nach 45 Jahren hat sich rausgestellt, dass es eine Panamaamazone ist. :)

Vögel müssen sich doch nicht mit jedem ihrer Artgenossen verstehen. Gerade bei den größeren Papageienvögeln ist eine Vergesellschaftung doch etwas schwieriger und eigentlich suchen sie sich ihre Partner selbst aus. Nur, weil also der erste Vergesellschaftungsversuch nach dem Tod des einen Partners fehlschlug, heißt das doch nicht gleich, dass eine Vergesellschaftung grundsätzlich ausgeschlossen ist. Natürlich hatte sich der Vogel bei dieser Zeitspanne schon an den Partner gewöhnt. Aber das bedeutet ja nicht, dass es nicht noch einen anderen Artgenossen gegeben hätte, bei dem es gefunkt hätte.

@Hagebuttenkeks

Interpretiere bitte nichts da hinein, mein Vogel hatte ganze sechs Jahre Zeit, sich an eine andere Amazone zu gewöhnen. Aber das wurde einfach nichts. Die andere, der jeden Tag während des Arbeitstages der Nachbarn bei mir war, wollte, meiner wollte nicht. Sein Stiefbruder Nymphensittich war ihm lieber. :) Aber ich war und bin meinem "Amazonerich" immer die liebste Gesellschaft. So hat er sich das ausgesucht, und dann ist es auch gut für ihn.

@Hagebuttenkeks

Man muss schon etwas Ahnung haben, um Papageien neu zu vergesellschaften. Dafür gibt es Leute, die sich darauf spezialisiert haben für "Einzelhäftlinge" einen geeigneten Partner zu finden. Man sollte wissen, das Einzelhaltung von Papageien verboten ist. Fehlprägungen auf den Menschen sind vorprogrammiert und beinhalten keine artgerechte Haltung. Auch wenn sich so mancher Halter dies schön redet.

@spikecoco

Es freut mich, dass du meinen Vogel besser kennst als ich. 

Dann weißt du sicher auch, dass er einen Freund hat, der ist Ara, und den mag er und mit dem macht er gemeinsam Unsinn, solange sie beide außerhalb des Käfigs sind, gemeinsam in einer der Volieren funktioniert es nicht. Dann schlägt nämlich die Eifersucht zu.

Kann gut gehen, kann aber auch nicht mehr gut gehen nach so langer Zeit.... 

Ich würde auch in einem Papageienforum nachfragen, früher gab es auch mal die Möglichkeit, seinen Papagei in eine "Vergesellschaftungsstation" zu geben und dann beide Vögel mit nach Hause zu nehmen. Ich weiß allerdings nicht, ob es sowas noch gibt. 

Ein größerer Käfig ist natürlich besser. Je größer, desto besser. Solltet ihr euch dafür Entscheiden, eine zweite Amazone aufzunehmen, solltet ihr vielleicht drauf achten, dass man den Käfig in der Mitte teilen kann. Sollten sie sich nicht verstehen (oder für die Anfangszeit) können sie zwar zusammen in einem Käfig sein, aber es wäre ein Sicherheitsgitter dazwischen. 

Was ihr dem Vogel ansonsten noch gutes tun könnt ? Auf für Amazonen geeignetes gutes Futter achten. Das normale im Einzelhandel erhältliche Papageienfutter enthält für Amazonen in der Regel zu viele Sonnenblumenkerne. Da Amazonen gerne mal dazu neigen, dicklich zu werden, sollte man bei Amazonenfutter auf einen geringen Sonnenblumenanteil achten. Außerdem lieben Amazonen frisches Obst. Es gibt einige gute Händler im Internet, wo man gutes Futter bekommt. Unsere haben Passionsfrüchte besonders gemocht. 

Damit sie ein bißchen Beschäftigung hat, kannst du ihr frische Zweige (Weide/Obstbäume) geben, die sie schreddern kann. Was nicht so gut ist, sind diese dicken Baumwollknotenseile, die teilweise als Papageienspielzeug angeboten werden. Ich habe gehört, dass, falls die Vögel kleine Fadenstückchen verschlucken sollten, sich das negativ auf die Gesundheit auswirkt.

Weitere Vögel in einem 2ten Käfig ,ist keine schlechte Lösung. Dann gewöhnt sie sich an Artgenossen bei kontrolliertem Freiflug . Heike Mundts Papageienpark in Bochum bietet Partnersuche für Papageien an . Vorher allerdings einen Gesundheitsheck wegen Ansteckungsgefahr machen. Möglichst keine Wellensittiche oder Agaporniden im gleichen Haushalt ohne Gesundheitscheck wegen PBFD. Tipps und Tricks in Foren oder in speziellen Facebook-Gruppen beschaffen, und wie schon erwähnt : sie lieben Äste und Zweige. Meine knabbern den ganzen Tag Pappe und Naturholz (kein Nadelholz wegen der  langen Splitter)

Möglichst keine Wellensittiche oder Agaporniden im gleichen Haushalt ohne Gesundheitscheck wegen PBFD

Das verstehe ich nicht ganz. PBFD betrifft doch sehr wohl alle Papageienvögel?

@Hagebuttenkeks

Die Wellis und Agas tragen besonders oft diesen Virus in sich (angeblich zu 50 bis 80 % wird geschätzt) , sind aber sehr stark in der Lage den Ausbruch der Krankheit zu unterdrücken , im Gegensatz zu zB. Kakadus....genau genommen aber alle Vögel checken

Ein eingeschränkter Test auf PBFD halte ich für sehr fragwürdig. Es gibt so viele Viren, Bakterien und Parasiten, da sollte man doch wirklich auf alles testen. Ich musste vor einigen Wochen zwei Vögel von mir auf Clamydien, PBFD, Polyoma, Pacheco und diverse Parasiten testen lassen (so wäre das richtig). Die Probeentnahmen von zwei Vögeln kosteten mich einhundertdreißig Euro, die Untersuchungen der Proben an der Universität kosteten nochmal sechshundert Euro. Diese Kosten wird wohl kaum ein Heimvogelhalter auf sich nehmen. Deswegen halte ich die Praktik vom Papageienpark alles andere als sinnvoll. Neben einem Partnervogel bekommt man auch den ein oder anderen Virus, Parasiten oder eine Infektion der Tiere - frei Haus.

@Aratinga

da finden sich nicht viele die das mal eben so bezahlen vor dem Vogelkauf , und PBFD scheint am weitesten verbreitet (zumindest bei Wellis u. Agas). Viele andere Papageien stecken den Virus normalerweise weniger gut weg

@thomys9999

Hm, Alltiere kommen mit PBFD vermutlich besser klar als ganz junge Tiere, aber PBFD finde ich nicht so gravierend wie z.B. Pacheco. Dieser Virus ist quasi DIE Krankheit vieler südamerikanischer Papageien und stammt aus Südamerika. Manche Arten, wie z.B. Felsensittich oder Mönchsittich sind vermehrt Träger von diesem Virus (im Freiland). Mein Ausbildungsbetrieb bekam beschlagnahmte Eier von Diademamazonen (Naturentnahmen). Die Eier wurden vorsorglich separat ausgebrütet, die Jungen separat und unter bestimmten Voraussetzungen per Hand aufgezogen. Später wurden die futterfesten Tiere ebenfalls separat in einer Voliere mit Schutzraum gehalten, denn.... sie hatten Pacheco. Über diesen Virus ist unter Vogelhaltern/Züchtern fast nichts bekannt, gerade das ist das Tückische. Im Papageienpark werden nicht nur Wellensittiche und Agaporniden, sondern vor allem Großpapageien und viele südamerikanische Papageien gehalten. Die Gefahr in dieser Einrichtung besteht in der Masse an Tieren, dem Besuchsverkehr und dem "Blind Date" für Papageien (schnelle Ausbreitung von Krankheiten). Dessen sollten sich alle Vogelhalter bewusst sein. Ich selbst würde niemals einen Papagei dort hin bringen oder einen Vogel dort kaufen, da das Ansteckungsrisiko einfach zu hoch ist.

Die Amazone ist seit 32 Jahren in menschlicher Obhut und vermutlich eine Naturentnahme. Ich habe einige Bücher vom Horst Müller-Verlag aus dieser Zeit. Viele der heute gängigen Arten in unseren Volieren waren damals quasi unbekannt, bzw. können renomierte Autoren, wie z.B. Thomas Arndt, nichts über die Zucht von z.B. verschiedenen Aratingas berichten, da damals die Zucht noch nicht gelungen ist. Ebenso kannte man damals bestimmt noch nicht jede Virusinfektion von Papageien. Nun frage ich mich: Wie wahrscheinlich ist es, dass besagter Vogel irgendeine Krankheit in sich trägt, die 32 Jahre nicht festgestellt wurde? Solch einen Vogel würde ich allein schon aufgrund des Alters (schwächeres Immunsystem, erhöhte Stressanfälligkeit, Träger von Viren) nicht in solch eine Einrichtung bringen.

@Aratinga

Ein spezieller Fall , grosse Voliere und viel Beschäftigung geht eh klar .Partnervogel im passenden Alter wird schwierig (Unnötige Vergesellschaftungen wegen Urlaubsreisen o.ä. oder just for fun auf Zeit würde ich auch nie durchführen bei nicht gecheckten Papageien)