Gefühllosigkeit durch Traumatische Erfahrungen in Kindheit?

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Wenig umstritten war lange Zeit die Annahme, dass ein Kind, das von den Eltern wenig Liebe und Zuwendung bekommen hat, womöglich sogar Vernachlässigung und Misshandlung ausgesetzt war, im späteren Leben Schwierigkeiten in Beziehungen mit anderen haben wird. Wer als Kind nicht geliebt wurde, der kann als Erwachsener weder sich selbst noch andere lieben, das galt quasi als Naturgesetz. Vor allem in populärpsychologischen Veröffentlichungen wird diese These nach wie vor gern verbreitet.

In der wissenschaftlich fundierten Psychologie bekam dieses Bild in den vergangenen Jahren jedoch Risse. Aus der Bindungsforschung liegen mittlerweile mehrere Studien vor, in denen es nicht gelang zu belegen, dass Beziehungsmuster aus der frühen Kindheit im Erwachsenenalter unverändert fortgesetzt werden. In diesem Forschungsansatz wird zwischen sicheren, ängstlichen und vermeidenden Bindungen unterschieden. Sichere Bindungen sind durch Nähe und Vertrauen gekennzeichnet, ängstliche durch unrealistische Ängste in der Beziehung und das Gefühl eigener Minderwertigkeit, und vermeidende durch Kälte und Distanz. Die neueren Studien haben gezeigt, dass Menschen das Bindungsmuster, das in der Kindheit in der Beziehung zu den Eltern gelebt wurde, nicht unbedingt als Erwachsene fortsetzen. Eine sichere Bindung an die Eltern ist zwar eine gute Voraussetzung dafür, im Erwachsenenalter ebenfalls sichere Bindungen an den Partner und an eigene Kinder aufzubauen, und ängstliche und vermeidende Bindungen sind diesbezüglich eher von Nachteil, doch es gibt viele, die das Bindungsmuster der Kindheit im späteren Leben nicht beibehalten. Wer als Kind sicher an die Eltern gebunden war, hat als Erwachsener nicht immer glatt verlaufende, glückliche Partnerschaften, und umgekehrt gelingt es einem Teil derjenigen, deren Bindung an die Eltern ängstlich oder vermeidend war, die schlechten Erfahrungen abzuschütteln und als Erwachsener glückliche Beziehungen aufzubauen.

http://www.ruhrbarone.de/schwere-kindheit-gehabt-und-trotzdem-beziehungsfaehig/34675

Auf alle Fälle, sehe ich sogar an mir. 

Jaein!

Da müssten ja 50% der Weltbevölkerung eiskalt und gefühllos durch die Gegend laufen. Bzw...ist auch die Frage, was man unter einem traumatischen Erlebnis versteht. Manche sehen es schon als Trauma, wenn eine Spinne über die Bettdecke läuft; für mich persönlich ist es definitiv etwas anderes.

Natürlich kann die "Oberfläche" gefühllos und eiskalt werden. Eine Schutzfunktion, um sich vor weiteren Verletzungen (und Enttäuschungen) zu schützen. Also lieber von vornherein nichts an sich ran lassen, dann kann man nicht mehr verletzt werden. Logische Folge, so war ich auch lange Zeit.

Aber unterhalb der Oberfläche, in dem Teil, in dem das Bewustssein keinen Einfluss nimmt, dort ich man NIE gefühllos oder eiskalt. Dort sehnt sich dann das Unterbewusstsein nach Liebe, Sicherheit, Geborgenheit.

Und, mal ganz ehrlich...etwas, was ich auch lernen musste/durfte: Nur weil man in der Kindheit/Jugend an Menschen geraten ist, die alles andere als "menschlich" handelten, ist nicht die ganze Menschheit dafür in die Verantwortung zu nehmen. Man muss auch lernen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, wenn die Vergangenheit einen in der Gegenwart oder zu erwarteten Zukunft negativ beeinflusst.

Natürlich kann man es sich bequem machen und sagen: "Ich hab' das erlebt, ich bleibe so, denn DU [der Peiniger] bist daran Schuld!", aber letztendlich ist das unfair den Menschen gegenüber, die es von Herzen gut mit einem meinen. Und davon gibt es wesentlich mehr, als I-ioten!