Gab es in eurer Jugend Weisheiten von euren Eltern, die ihr nicht wahrhaben wolltet und nicht verstanden habt, aber im Erwachsenenalter nachvollziehen konntet?

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Eigentlich gar nicht.

Im Gegenteil: es gab sehr viele Weisheiten von meinen Eltern die ich als Jugendliche schon doof fand und als Erwachsene dann völlig aufgedröselt habe als unsinnig.

Und es gibt auch sehr viele "Weisheiten" die ich meinen Kindern erspare. zB: wenn die Großen reden hast du leise zu sein. - nö. Warum sollen sich Kinder nicht am Gespräch beteiligen dürfen?

Nein, eigentlich nicht. Ich habe zwar viele Weisheiten, Sprüche und Zitate usw. mit auf den Weg bekommen, sie aber verstanden und in der Familie war der Umgangston so entspannt und zuvorkommend, dass nie ein freches oder unfreundliches Wort gefallen wäre.

Auch so typische Phrasen wie "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" oder "Messer, Gabel, Schere Licht, ist für kleine Kinder nicht" blieben mir erspart - solche komischen Floskeln gab es bei uns einfach nicht. Bei uns herrschte zwar ein sehr elitäres Denken vor, von dem ich als Erwachsener hier und da merke, es in Teilen unbewusst übernommen zu haben, aber der Umgangston wurde immer gewahrt und bei uns ging es immer gediegen und respektvoll zu. Es wäre nie jemand beleidigt worden.

Schon als Kind fiel mir oft auf, wie bissig andere Eltern in meinem Umfeld mit ihren Kindern umgegangen sind, wie dumm und unfreundlich oft die Sprüche waren, wie sie ihre Kinder anschnauzten und wie respektlos sie oft ihren Kindern von oben herab erklärten, es ja sooo viel besser zu wissen und dass nur Erwachsene im Recht seien und ja, Lehrjahre sind keine Herrenjahre und ihr werdet euch noch mal umsehen und überhaupt, das Leben ist schlecht und Politiker sind Lügner und so weiter. Kinder wurden mit Phrasen verunsichert, verhöhnt, ausgezählt, ausgelacht und beschimpft - das war Usus in meiner Heimatstadt. So was hätte es bei uns daheim im Leben nicht gegeben, auch wenn der Umgangston ältlich war und es bei uns sehr spießig zuging, was oft einengend sein konnte... aber diese freundliche Art des Umgangs, das kommt mir heute umso mehr zugute.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Meine Eltern haben mich tatsächlich verschont, außer von 3 Weisheiten. Sie sind bis heute der Meinung, dass ich mir über die Welt da draußen ein eigenes Bild machen soll.

Die beste Weisheit, die sie mir aufgedrängt haben, ist die, dass sie sich für den Elternsprechtag nicht (mehr) interessieren und ich selbst für mein Leben verantwortlich bin. Das geschah ab der 8. Klasse. Komischerweise hat deren Desinteresse gefruchtet, weil danach plötzlich meine Leistung stieg. Vermutlich, weil ich nicht mehr unter Elterndruck gelitten habe. Bis heute fruchtet diese Weisheit. Da ich meinen Eltern oder sonst wem nichts beweisen muss, kann ich entspannter meine Ziele verfolgen.

Im Vergleich dazu kenne ich einen Vater, der seine Kids unbedingt studieren sehen wollte. Jetzt nach vielen Jahren kann man wohl das Fazit ziehen, dass das offensichtlich nicht die richtige Vorgehensweise war. Nähere Details erwähne ich nicht. Keine Ahnung, ob es wirklich von der Erziehung kommt, aber ich persönlich würde als sein Kind auch irgendwann nicht mehr mit machen wollen und rebellieren.

Die nächste Weisheit (oder eher Weisheiten), die ich nicht teile, ist die Intoleranz gegenüber dem Islam. Sie sind nicht Islamfeindlich, aber sie sind der Meinung, dass der Islam nicht zu Europa gehört. Es fielen dann sehr intelligente Weisheiten wie: ,,Die sind alle bescheuert und haben nur Krieg im Kopf". — Dass ich heute friedlich mit Muslimen lebe, beweist aktuell das Gegenteil.

Ansonsten sagten sie noch ich solle unbedingt ein Kondom benutzen. Ob das jetzt die Weisheit des Jahrhunderts ist, wahrscheinlich nicht, aber auf jeden Fall eine witzige. Und das ist kein Scherz, das sagen sie heute immer noch zu mir.

Jedenfalls bin ich ihnen dafür sehr dankbar, dass sie so locker waren und es immer noch sind. Ich persönlich verstehe nicht, wieso manche Eltern, entschuldigt, dass ich das so sage, einen Stock im Po haben.

Ich finde Kinder sollten die Welt selbstständig entdecken. Als Elternteil sollte man nur eingreifen, wenn sich das Kind wirklich daneben benimmt. Weisheiten oder Lebensratschläge, die das Kind langfristig manipulieren, egal ob gute oder schlechte, halte ich in der Erziehung grundsätzlich nicht für richtig.

  • Am Ende des Tunnels kommt immer ein Licht.
  • Nach Regen folgt Sonnenschein.
  • Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Aber, diese Weisheiten sind nicht ganz so richtig.

Nein. Leider haben meine Eltern meine Entwicklung eher gehemmt, als gepusht. Die meisten Weisheiten waren Müll und das Gegenteil war befriedigend.