Gab es im römischen Reich Bauern oder wurde die Landwirtschaft nur von Sklaven gemacht?

8 Antworten

Uff... ich glaube damals gab es auch Bauern

Im römischen Reich gab es Bauern. In der frühen Zeit war der Anteil kleiner Bauern an der Gesamtbevölkerung sogar besonders hoch.

Große Möglichkeiten für den Erwerb ausländischer Sklaven gab es in der römischen Frühzeit nicht und die Schuldknechtschaft (nexum), durch die Römer in Sklaverei geraten konnten (Möglichkeit von Tötung oder Versklavung des Schuldners), wurde 326 v. Chr. durch die Lex Poetelia Papiria de nexis abgeschafft.

Infolge der Kriege gegen Karthago (punische Kriege) entstanden Schwierigkeiten für die Kleinbauern Sie hatten schwierige wirtschaftliche Ausgangsbedingungen durch die Notwendigkeit eines Neuaufbaus nach erheblichen Verwüstungen in großen Teilen Italiens im Krieg (Felder zum Teil nicht mehr bearbeitet, Viehbestand - auch durch den Nahrungsbedarf gegnerischer Truppen – zurückgegangen), dies bezieht sich hauptsächlich auf den zweiten punischen Krieg (218 – 201 v. Chr.), in dem Hannibal Italien einmarschierte und viele Jahre mit seinen Truppen gegen die Römer kämpfte. Aufgrund langer Abwesenheit der Männer, die zum Kriegsdienst verpflichtet waren, konnte es zu einer Verschuldung der Bauernhöfe kommen und das Land wurde von reichen Großgrundbesitzern gekauft. Nach dem zweiten punischen Krieg wurde Land der Bundesgenossen, die auf Hannibals Seite übergegangen waren, von den Römern annektiert und an römische Bürger verteilt bzw. als Staatsland (ager publicus) verpachtet. Großgrundbesitzer profitierten davon besonders, weil sie leichter das Geld für Investitionen aufbringen und sich Sklaven als Arbeitskräfte leisten konnten und in größerer Zahl einsetzten. Sie bauten vermehrt Öl und Wein an und betrieben Weidewirtschaft und Wollproduktion. Beim Getreideanbau gab es Konkurrenz durch billiges Getreide aus außeritalischen Gebieten, die von den Römern in den Kriegen hinzuerobert worden waren (Sizilien, Sardinien, Nordafrika). Manche Bauern gaben aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten auf und zogen in Städte (Landflucht), wurden z. B. zu Proletariern in der Stadt Rom.

Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. kam das Anlegen von Kolonien in Italien mit Zuteilung von Landbesitz zum Stillstand.

Andererseits wurden Soldaten nach Ende ihres Dienstes zur Versorgung in der Folgezeit oft Landbesitz zugeteilt.

Kleinbauern hat es anscheinend im römischen Reich immer gegeben, auch in der Spätantike zumindest in einer Anzahl von Provinzen noch in nennenswerter Zahl. Römische Agrarschriftsteller wie Marcus Porcius Cato, Marcus Terentius Varro, Lucius Iunius Moderatus Columella konzentrieren sich auf die Beschreibung von Gutswirtschaft, die vor allem Sklavenarbeit ausnutzt. Daraus sollte aber nicht fehlerhaft abgeleitet werden, es habe bei den Römern der Antike keine Bauern gegeben.

Die lateinische Bezeichnung für einen Bauern, jemand, der auf dem Land arbeitet, ist: agricola

Eine Wort mit ähnlicher Bedeutung, schließlich allerdings in einer Bedeutungsverengung auf Kleinpächter bezogen, ist: colonus

Ein Kleinbauer, der wahlberechtigt war und Militärdienst leisten konnte, hieß: assiduus

Einfache kleinen Bauern konnten sich Sklaven eher wenig leisten. Sie betrieben hauptsächlich Subsistenzwirtschaft (Produktion für den eigenen Bedarf) mit Familienangehörigen.

In der Landwirtschaft waren neben freien selbständigen Bauern auch Tagelöhner (mercenarii) und abhängige Pächter (coloni*) tätig.

Freigeborene Kleinbauern und Erntearbeiter wurden auch von Großgrundbesitzer beschäftigt.

Neben Ackerbau wurde auch Viehzucht betreiben. Für große Herden wurden sowohl freie als auch unfreie Hirten eingesetzt.

In der Spätantike wurden abhängige Pächter zunehmend an den Boden/die Scholle gebunden (Kolonat), was Einschränkung der Freizügigkeit und der Rechtsfähigkeit bedeutete.

Informationen bieten z. B.:

Dominic Rathbone, Bauen II. Rom: In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band, 2: Ark – Ci, Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 502 – 503

Helmuth Schneider, Landwirtschaft V. Rom. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 5: Gru – Iug. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 1998, Spalte 1116 – 1120

Leonhard Schumacher, Sklaverei in der Antike : Alltag und Schicksal der Unfreien. München : Beck, 2001 (Beck's archäologische Bibliothek), S. 91 - 107

Moin,

natürlich gab es die, aber historisch wurde das Kleinbauerntum zur Zeit der Punischen Kriege stark geschädigt, da gerade diese den Kriegsdienst leisteten und die vom Krieg profitierenden Schichten ihren Großgrundbesitz erweiterten.

Auch hatte man damals schon das wirtschaftliche Problem - große Betriebe mit der billigen Sklavenarbeit konnten natürlich die Preise gewaltig drücken. Aber ein Kleinbauerntum gab es immer, vor allem in den Provinzen, dazu trug ja auch die Regelung über die Belohnung ehemaliger Soldaten mit Landbesitz bei.

mfg Nauticus

Ja, gab es. Einer mußte doch der Besitzer der Sklaven sein. Und dies waren halt nicht immer oder unbedingt hochgestellte, reiche Gutsbesitzer.

Es gibt auch einen Roman für Jugendliche aus der Zeit, der " Quintus geht nach Rom" darin wird von einer Bauernfamilie berichtet, die aus irgendwelchen Gründen ihren Hof verliert und nach Rom ziehen muß.

rusticus laborat war der erste lateinische Satz, den wir damals auf dem Gymanium lernten. Da es im Lateinischen also ein Wort für Bauern gab, wird es auch Bauern gegeben haben.