Findet ihr Braids bei weissen Frauen rassistisch?

Das Ergebnis basiert auf 18 Abstimmungen

Nein finde es ist nur eine Frisur die jeder tragen kann 89%
Ja ich finde es gehört der schwarzen Kultur 6%
Andere Meinung 6%

2 Antworten

Andere Meinung

Ich finde die Tendenz, bestimmte "kulturelle Aspekte" nur einer einzigen oder bestimmten Kulturen zu "erlauben" generell bedenklich.

Man kann ganz viel gegen Braids bei Weißen sagen, unter anderem, dass sie dort im Gegensatz zu Schwarzen nicht einfach mal länger als eine Woche getragen werden können. Die Haare müssen gewaschen werden und bei glatten Haaren führt das dann zu ganz viel Filz, Spliss etc. und sieht nicht schön aus, verhindert eventuell auch langfristig ein Aufdröseln der Braids, so dass die Haare am Ende geschnitten werden müssen.

Aber diese Argumente "das ist unsere Kultur, andere dürfen nicht" werden teilweise sehr extrem ausgeweitet. Es gab mal ein Argument, dass Nicht-Schwarze sich gar nicht die Haare flechten dürften, weil der erste Flechtzopf in Afrika entstand.

Natürlich stirbt keiner, weil er sich die Haare nicht flechten darf.

Aber wir leben in einer globalisierten Welt.

Wie soll das gehen, wenn es für jeden abhängig von Hautfarbe, Kultur, Herkunftsland, Religion (ausgeübter oder sogar nur Religion der Eltern etc.) bestimmte Regeln und Vorgaben gibt, was er tun, kreieren, erforschen, ausprobieren darf und was nicht.

Wollen wir irgendwann so weit sein, dass jeder nur noch streng auf den Errungenschaften der Vorfahren seiner Gruppe (Kultur, Rasse, Land etc.) aufbauen darf?

Bei den Frisuren kann man jetzt mMn zwei Haltungen einnehmen:

Man kann sagen, okay, ein Teil (welcher Größe?) der schwarzen (Menschen allg., oder Amerikaner, oder bestimmter Nationalitäten?) findet es anstößig, wenn Weiße Braids (und Cornrows. Und noch einige andere Frisuren) tragen und daher verzichte ich 1) aus Respekt oder 2) aus Angst vor Backlash auf diese Frisuren.

Problem: Was mache ich, wenn weitere Einschränkungen veröffentlicht werden, mit denen ich irgendwann nicht mehr klar komme?

Man könnte auch sagen, es sind meine Haare, ihr habt mir gar nichts zu sagen, es ist meine Entscheidung über meinen Körper und ich trage diese Frisur.

Je nach Alter und Position kann das folgenlos sein oder sehr schwierig werden (vor allem, wenn man online Geld verdient und dann viel Backlash erhält, Menschen gegen einen Stimmung machen, zum Boykott aufrufen etc.).

Interessant: Meist wird diese Frisur nur von Jüngeren und oft von "Alternativen" getragen. Es dürfte schwierig sein, mit dieser Frisur als Weißer etwa eine Stelle als TV-Moderator oder in einer gehobenen Boutique als Verkäufer zu bekommen. Es geht also nur um eine kleine Gruppe.

Interessanter sit schon die Frage, wer bestimmten darf, was ICH trage. Also, wenn bestimmte Gruppen sagen, Weiße dürfen sich jetzt nicht mehr die Haare flechten, darf ich das dann noch beruflich? Und privat? Muss ich dann mit Boykotten oder Shitstorms rechen, wenn ich mit Flechtzopf durch die Welt spaziere? Und sollte man so etwas akzeptieren? Von wem genau mit welchem Argument?
Ich erinnere hier an Bonita Tindle, die in der Versenkung verschwand, nachdem sie öffentlich einem Weißen gedroht hatte, seine Dreadlocks abzuschneiden, weil das "ihre Kultur" sei. Dagegen kursiert aktuell ein Video einer schwarzen Studentin, die glorreich und erfolgreich weiße Studenten aus einem multikulturellen Zentrum/ Gebäude ihrer Uni vertrieb.

Hier gab es keinen Backlash und keine Kritik an der Forderung, "unter ihresgleichen" bleiben zu wollen, also anderen den Aufenthalt vorschreiben zu wollen.

Ein weiterer Punkt: Die kritisierten Frisuren, die nur Schwarze tragen dürfen sollen, sind nicht sehr vielfältig. Man hat noch genug Auswahl, wenn man darauf verzichtet. Und mit den Frisuren sind die Schwarzen, die darum kämpfen, auch nicht mehr sehr individuell, weil es eben nur ganz wenige Frisuren sind, die "geschützt" werden sollen (zur Zeit noch).
Wenn es also um individuellen Ausdruck geht, hätte man heute noch genug Ausweichmöglichkeiten.

Was grundsätzlich mMn gar nicht geht: zu drohen oder zu fordern, dass Menschen mit schon vorhandener Frisur, etwa Dreadlocks, sich "aus (vermeintlichem) Respekt" die Haare abschneiden sollten! Das ist wirklich ein Eingriff in deren Personlichtkeitsspähre.

Auch sollte man offen über den Sinn von Vereinnahmung und Besitz bestimmter Frisuren diskutieren (dürfen), man sollte fragen dürfen, auf welcher Basis solche Forderungen gestellt werden. Auch in der kulturellen Entwicklung können schließlich bestimmte Neuerungen parallel verlaufen sein, also verschiedene Völker können das Flechten entdeckt haben, nicht einer muss zwingend vom andern abschaut haben. Und selbst wenn das so war: Wenn das zu einem Zeitpunkt stattfand, zu dem kulturelle Aneignung noch kein Begriff war, ist es dann trotzdem "Diebstahl"?

Bspw. war die Flechtfrisur doch wohl bei amerikanischen Ureinwohnern auch eine Standardfrisrur, die auch kulturelle Bedeutung hatte (zumindest die Haarlänge/ der Zeitraum des Haarewachsenlassens). Hier ist ganz eindeutig eine parallele Entwicklung verlaufen, kein "Diebstahl". Interessanterweise wird hier nicht gefordert, dass andere keine Flechtfrisuren tragen oder Native Americans aus Rücksicht auf schwarze Amerikaner keine Zöpfe mehr tragen dürften.