Fachkraft Agrarservice. Infos, Arbeitszeiten, Gehalt?
Hallo zusammen,
ich bin momentan am überlegen, ob ich nochmal eine zweite Ausbildung machen soll. Ich bin jetzt 22 und habe eine Ausbildung als Chemikant und arbeite auch seit fast 3 Jahren ausgelernt in dem Beruf. Jetzt ist es aber so, dass mir die Arbeit keinen Spaß mehr macht und ich mich jeden Tag da hin quäle und innerlich schon mehrfach gekündigt habe.
Da ich mich sehr für Agrartechnik interessiere, für die Maschinen aber auch für den Pflanzenbau und so, und ich den Bereich auch für mich sinnvoller finde, als meine jetzige Arbeit, in der ich einfach Produkte herstelle, die aus ungesunden und giftigen Rohstoffen bestehen und eigentlich gar nicht so super wichtig sind im Vergleich zu Landwirtschaftlichen Produkten, überlege ich, ob ich eine Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice machen soll.
Nun bräuchte ich aber vorher noch ein paar Infos, weil ich das schon ganz genau planen muss, auch wegen dem Geld.
Das ich in der Ausbildung nicht viel verdiene ist mir klar, aber wieviel ungefähr gibt es denn, wenn man ausgelernt ist? Ich bräuchte da schon schon recht genaue Bereiche um einfach abschätzen zu können, ob ich das finanziell überhaupt machen kann.
Außerdem würde ich gerne wissen, wie das mit den Arbeitszeiten aussieht. Ich weiß, dass es in der Erntezeit eigentlich kein Feierabend gibt, aber wie genau läuft das denn? Ist man wirklich von morgens bis spät nachts ununterbrochen unterwegs oder wird man mal abgelöst? Und wie läuft das mit der Bezahlung? Bekommt man in der Erntezeit dann Überstunden, die man evtl. ausbezahlt bekommt, oder dann als freie Tage nutzen kann?
Gibt es hier vielleicht jemanden, der in dem Beruf arbeitet und mir diese Fragen beantworten kann? Vielleicht auch ein paar Meinungen wie euch die Arbeit so gefällt?
Ich werde natürlich auch vorher noch ein Praktikum machen, bevor ich da eine Entscheidung treffe.
Und mir ist auch klar, dass ich in dem Beruf wahrscheinlich weniger verdiene als jetzt und (zumindest in der Erntezeit) auch mehr arbeiten muss als jetzt, aber wenn ich in dem Beruf glücklicher bin als jetzt, dann ist es mir das wert.
So, ich hoffe es hat sich jemand die Zeit genommen und diesen ganzen Text gelesen und ich bedanke mich jetzt schonmal für eure Geduld und eure Antworten!
Gruß
Manuel
4 Antworten

ich bin momentan am überlegen, ob ich nochmal eine zweite Ausbildung machen soll. Ich bin jetzt 22 und habe eine Ausbildung als Chemikant und arbeite auch seit fast 3 Jahren ausgelernt in dem Beruf.
Prinzipell ja, je mehr man weiß, desto besser ist es.
Jetzt ist es aber so, dass mir die Arbeit keinen Spaß mehr macht und ich mich jeden Tag da hin quäle und innerlich schon mehrfach gekündigt habe.
Weniger gut. Aber finde erst mal heraus, was du eigentlich willst.
Da ich mich sehr für Agrartechnik interessiere, für die Maschinen aber auch für den Pflanzenbau und so, und ich den Bereich auch für mich sinnvoller finde, als meine jetzige Arbeit, in der ich einfach Produkte herstelle, die aus ungesunden und giftigen Rohstoffen bestehen und eigentlich gar nicht so super wichtig sind im Vergleich zu Landwirtschaftlichen Produkten, überlege ich, ob ich eine Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice machen soll.
Nun, die "Giftlerei" wird niemals ganz wegfallen, denn Saatgut o.ä. wird immer irgend wie gebeizt oder behandelt werden müssen, eben so die Ernte die ohne Behandlund auch nicht ewig haltbar ist oder eben auch Mais, der ständig und immer weiter entwickelt/manipuliert wird. Das muss sein, sonst haben die Landwirte iwann kein vernünftiges Saatgut mehr, will ja doch jeder Landwirt irgendwo das Maximum heraus holen.
Außerdem würde ich gerne wissen, wie das mit den Arbeitszeiten aussieht
Wie immer: wenn man dich braucht, fullpull und wenn nicht Gleitzeit im Halbtagskraftbetrieb, entsprechend dann auch die Zahlung, logisch hoffe ich doch schwer.
Ist man wirklich von morgens bis spät nachts ununterbrochen unterwegs oder wird man mal abgelöst?
Ja das kommt drauf an wo du bist. Ein Großbauer sagen wir mal mit Schweinefarm und Biogasanlagen(und entsprechendem Personalstamm) wird gesetzlich verpflichtet sein, dich irgendwo abzulösen und dir deine Pausen zu gönnen, ein 'Standartbauer' hat weder das Geld, noch das Personal noch die Zeit, noch die Verpflichtung dich abzulösen, wenn der Stundensatz stimmt. Fazit: entweder ruhige Kugel schieben oder Kohle machen ;-)
Bekommt man in der Erntezeit dann Überstunden, die man evtl. ausbezahlt bekommt, oder dann als freie Tage nutzen kann?
Jein. Du arbeitest dann, wenn du gebraucht wirst und wenn nicht, hat man i.d.R. seine Pflichtsunden (kann Gleitzeit sein, kann halbtags sein, kann stundenweise bzw auftragslagemäßig sein oder nach individueller Vereinbarung)
Gibt es hier vielleicht jemanden, der in dem Beruf arbeitet und mir diese Fragen beantworten kann?
Ich zb :-)
Vielleicht auch ein paar Meinungen wie euch die Arbeit so gefällt?
Nun, ich will offen und ehrlich sein. Habe vorher im Büro (Vorzimmerdame) bei einem bayr. Automobilhersteller gearbeitet mit allem, was man sich so wünschen kann als AN: Gleitzeit, 150%Gewinnausschüttung, Urlaubsgeld, Festanstellung unbefristet, sehr guter Chef, Urlaubsanspruch 30 Tage und last but not least: erträgliche Kollegen.
Das alles hat mich aber nie wirklich erfüllt; heute, dank meinem Mann, bin ich Landwirtschaftsmeisterin, bewirtschafte aktiv knapp 100ha mit allem was dazu gehört und wir betreiben u.a. eine kleine Pferdepension, eine Spedition und haben was auf die Beine gestellt mit unseren ehem. Viehbetrieben.
Ich bin frei, freue mich jedes Mal in unsere neuen Schlepper zu steigen und zu wissen: in 14 Stunden ist mein Werk vollbracht. Ich mach es gern ,alles auch wenns manchmal anstrendeng ist, so fahre ich gern zum Bodenproben nehmen mit der Cross raus, helfe (wie bereits von Sophia angesprochen) beim Silo festfahren aus oder miste auch mal Kuhställe.
Landwirt/in (genauso wie Jäger/in) muss Berufung sein, darf also niemals Beruf sein.
Mit der Ausbildung wechselt man nur die Firma - und schon ist man mit dabei in der Produktion für unschädliche Produkte der Land -und Viehwirtschaft . Bundesweit werden dafür sicher genügend Chemikanten gesucht !
Man muß sich nur selbst bemühen .
ok , kennst noch nicht sehr viel in der Bandbreite des Berufsbildes ?
Erntezeit geht 24 Std - wenn das Wetter mitspielt - bei allen Ackerfrüchten und auch bei Baumfrüchten !

Fachkraft Agrarservice? Laß die Finger davon! Was willst Du damit machen? Beim LU stumpf die Miete festwalzen, wochenlang? Mais kutschen, wochenlang? Lerne lieber richtig Landwirt. Da wird auch der Kopf gefordert. Fachkraft Agrarservice ist Landwirt für Arme (und Doofe).

Das stimmt natürlich. Das ändert aber nichts an dem Umstand, dass mir die Tätigkeit eines Chemikanten einfach keinen Spaß mehr macht. Und ich habe schon in zwei Firmen gearbeitet, die unterschiedlicher nicht sein könnten, also es liegt definitiv nicht nur an der Firma.