Erster Absatz - Regt er zum Lesen an?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo, ich würde es nicht lesen. Nicht nur weil ich nicht so gerne solche Romanzen lese. Hier noch ein paar Verbesserungsvorschläge und Kommentare von mir:

»Guten Morgen, mein Schatz«, weckt mich Flo mit einem Bussi.

Das ist ein typischer Anfang und Bussi ist nicht wirklich ein Wort. Würde anstelle das Wort Kuss nehmen

Im Bett meiner besten Freundin Laura kuschelt es sich extra toll. Ich bin glücklich, meinen Traummann erobert zu haben – wir sind seit gestern Abend verlobt. Laura hat mir für die Eroberung meiner Liebe ihr Haus überlassen.

In diesem Abschnitt wird der Leser mit Informationen nur so vollgeschüttet. Lass mehr Zeit!

»Haben dir die Küsse von gestern nicht gereicht?«
»Bist du jeck? In welchem Universum war das ausreichend? Beim Küssen ist es wie mit Geld, es kann nie genug geben.«
»Leg dich entspannt zurück und genieße.«

Benutze nicht nur die „Worte“ sondern auch Sachen wie flüstern, sagen, nuscheln und so weiter. Das beschreibt die Situation besser

Woher ich das weiß:Hobby – Ich lese für mein Leben gern und schreibe auch selber

Leider würde ich nicht weiterlesen, und zwar aus 6 Gründen:

1. Der erste Satz ist klischeehaft und alles andere als originell. Dieser sollte so gewählt werden, dass er mich auf den Rest der Geschichte neugierig macht. Dafür muss er auch etwas Neues bieten.

2. Das Haus der besten Freundin ist einer der am wenigsten romantischen Orte die ich mir für eine Verlobung vorstellen kann. Es gibt so viele schöne und außergewöhnliche Orte auf der Welt.

3. Sie hat sich einen Tag vor Heiligabend verlobt? Finde ich irgendwie unpassend. Das liegt daran, dass die meisten Paare am Verlobungstag ein Jahr später such heiraten. Einen Tag vor Heiligabend also zu heiraten ist megastressig. Glaub mir.

4. Was ist "jeck" für ein Wort? Nie gehört. Das bringt mich voll raus. Wenn ich über ein Wort zu viel Nachdenken muss, gerade auf der ersten Seite, dann will ich garnicht wissen, wie oft das noch passieren wird.

5. Der Dialog wirkt sehr gekünstelt und unnatürlich. Meine Frau will beispielsweise auch viele Küsschen haben, dann bringt sie aber keinen Vergleich mit Geld, sondern sagt schlicht und ergreifend Dinge wie: "Nein" "Niemals" oder "Wie kommst du darauf, dass es je genug sein könnte?"

6. Dafür, dass es Dark Romance sein soll, merke ich in diesem ersten Abschnitt nichts davon. Es ist eher eine klassische Liebesgeschichte. Steig lieber direkt in das Thema ein. Das regt zum Lesen an. Beispielsweise: "Unter dem Blutregen unseres Opfers, machte ich Flo einen Heiratsantrag."

Woher ich das weiß:Hobby – Ich schreibe seit mehr als 20 Jahren.

Sachlich betrachtet ist das alles widersprüchlich und verwirrend. Es geht um einen „Guten Morgen“ mit dem Hinweis auf den „Heiligen Abend“, der für viele Menschen am 24.12. um 18.00 Uhr beginnt. ->  Leser ist verwirrt.

Im dritten Satz haben wir die Namen Flo, Laura und die Ich-Erzählerin, also schließt man erst mal auf einen Dreier. Ach so, Laura hat nur das Haus zur Verfügung gestellt. -> Leser ist verwirrt, hätte das zuerst gesagt bekommen müssen.

„Es ist erst sechs durch“, ist umgangssprachlich, was man in Romanen zum allgemeinen Verständnis vermeiden sollte, das bedeutet in manchen Teilen Deutschlands 18:00. Sind wir also wieder beim Heiligen Abend. -> Leser ist verwirrt.

»Haben dir die Küsse von gestern nicht gereicht?« -> Besser wäre von „heute Nacht“ zu reden, nicht von gestern.

»Bist du jeck? In welchem Universum war das ausreichend? Beim Küssen ist es wie mit Geld, es kann nie genug geben.« -> Redewendungen sind ein NoGo in Romanen, abgedroschen und langweilig.

»Leg dich entspannt zurück und genieße.« -> Wer sagt das?

Und so geht es immer weiter. Ich würde das nicht über die ersten Zeilen hinaus lesen.

Eher nein. Ich finde es gibt kaum einen langweiligeren Anfang, als das Aufwachen. Solange nicht etwas sehr Außergewöhnliches und Spannendes passiert, würde ich nie mit dem Aufwachen anfangen. Dee Szene im allgemeine finde ich sehr kitschig und langweilig

Woher ich das weiß:Hobby – Ich schreibe seit jahren

KaePie 
Beitragsersteller
 26.07.2024, 11:42

Richtig los geht es erst danach. Die Szene sollte ich hier aber nicht posten.

WriterChris  26.07.2024, 11:45
@KaePie

Versteh ich schon, aber selbst wenn danach der beste Abschnitt des Buches kommt, werde ich es nie wissen. Ich würde das Buch nach dem zweiten, vielleicht dritten Satz, direkt wieder weg legen. Der erste Satz ist der wichtigste Satz in deinem ganzen Buch. Es ist egal wie gut alles was danach kommt ist, wenn der Anfang nicht gut ist. Diese ersten Sätze müssen Leser überzeugen können weiter zu lesen

KaePie 
Beitragsersteller
 26.07.2024, 11:47
@WriterChris

Stimmt, ich hätte den Klappentext hier posten sollen. :-) Den lesen die meisten zuerst.

WriterChris  26.07.2024, 11:51
@KaePie

Das ist meine persönliche Meinung und Vorgehensweise, aber wenn ich ein Buch sehe, lese ich erst die Zusammenfassung und wenn mir die Story gefällt, lese ich noch im Laden die ersten Sätze. Wenn mir diese Sätze nicht gefallen kaufe ich das Buch nicht, egal wie gut die Story klingt.

Ich lese jede schlechte Geschichte, wenn sie gut geschrieben ist, aber komme durch keine Seite der besten Geschichte der Welt, wenn sie schlecht geschrieben ist.

Zeltan  26.07.2024, 12:36
@KaePie

Der Klappentext und der erste Abschnitt sind ja nicht dasselbe. Ich finde es war die richtige Entscheidung, den Anfang hier zu posten. So kannst du sehen, wo die Schwächen noch liegen. Was WriterChris geschrieben hat ist vollkommen richtig.

Du wirkst durch den Text sehr jung, bist aber männlich und Disponent? Versuchst du gezielt, eine bestimmte Lesergruppe zu erreichen?

Okay, da du kein 12-jähriges Mädchen bist, das gleich in Tränen ausbrechen würde, sage ich es dir ungeschminkt:

Das ist schlecht und langweilig, uninspiriert und vollgestopft mit den falschen Worten.

Möglicherweise denkst du: "Schreiben kann doch jeder!" Ich empfehle die Lektüre spezieller Ratgeber für Kreatives Schreiben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Talent, Selbststudium, Lektorat