Dürfen Chinesen auswandern, oder urlaub machen? ( weil sie doch kommunistisch sind)

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Es gibt Chinesen, die auch am Wochenende arbeiten müssen, und es gibt Chinesen, die am Wochenende frei haben. Insgesamt ist der Jahresurlaub in China kürzer als in Deutschland, und auch an den Feiertagen gibt es immer Jemanden der arbeitet. Man kann das nicht verallgemeinern, es kommt darauf an, wie die finanzielle Situation des einzelnen ist. Wenn Jemand einen kleinen Laden hat, und auch darin wohnt, dann ist er das ganze Jahr über dort um möglichst viel Geld zu verdienen. Chinesen, die es sich zeitlich und finanziell leisten können Urlaub zu machen, können auch nach Europa reisen, allerdings in der Regel nur mit einer Reisegruppe. Wenn Chinesen individuell nach Deutschland reisen, um z.B. dich zu besuchen, dann ist das schon sehr unbequem für dich zu organisieren: Du musst eine Krankenversicherung für deinen chinesischen Gast abschließen, und kommst um ein paar Behördengänge nicht drum herum. Du musst für die finanzielle Absicherung deines chinesischen Gastes die volle Verantwortung übernehmen. Erst dann hat ein Chinese die Möglichkeit ohne Reisegruppe nach Europa zu kommen. Chinesische Studenten, die in Deutschland studieren müssen daher auch ein Konto bei der Deutschen Bank eröffnen und eine ausreichend hohe Summe darauf überweisen, um garantieren zu können dass sie für das gesamte Studium finanziell abgesichert sind. Will ein solcher Student oder Gast von dir jedoch auch noch nach England reisen, dann sind erneut verschiedene Formalien zu erledigen, ein Interview im britischen Konsulat ist beispielsweise Pflicht. All dies wäre nicht erforderlich wenn China ein demokratisches Land wäre, von daher ist dein Hinweis auf den Kommunismus durchaus berechtigt.

Da bisher offensichtlich kein Chinese geantwortet hat, hier ein sino-germanischer Beitrag ....

Natürlich dürfen Chinesen auswandern. Dafür brauchen sie nur die Erlaubnis eines anderen Landes, dort einzuwandern. Und den Auswanderern droht immer der Entzug der chinesischen Staatsbürgerschaft. Dagegen erhalten Einwanderer oder auch Kinder von Chinesen mit Ausländern nur sehr schwer die chinesische Staatsbürgerschaft. China ist also ganz klar ein Auswanderungsland und kein Einwanderungsland - so versteht es sich.

Urlaub machen die Chinesen sehr gerne, und das wird auch erlaubt. Es ist aber ganz anders geregelt als in Deutschland. Chinesen haben Urlaub normalerweise nur zu für das ganze Land festgeleten Urlaubszeiten, nämlich nach den Nationalfeiertag am 1.10. und dem 1. Mai und nach dem dem Frühlingsfest normalerweise je eine Woche. In dieser Zeit ist das ganze Land im Ausnahmezustand. In Europa kenne ich dafür nur ein schwach ähnliches Analogon von Frankreich im August.

Auslandsurlaub kennen die Chinesen auch, und sie lieben es. Das machen sie allerdings meistens nicht privat, sondern als Geschäftsreisende. Solche werden von den Firmen für verdiente Mitarbeiter organisiert, und so kommen dann die bekannten chinesischen Reisegruppen nach Neuschwanstein und fotografieren dort eifrig - das ist meistens offiziell eine Dienstreise :-)

Natürlich ändert sich das in den letzten Jahren auch. Denn es gibt immer mehr Chinesen, die sich durch den erreichten Wohlstand und/oder durch ihre Kontakte zu ausgewanderten Chinesen oder Ausländern Auslandsreisen selbst entsprechend ihrer Interessen organisieren. Die Kulturen nähern sich also an. Aber das gilt eher für eine Elite in China, weniger für die Mehrheit.


Nein Chinesen dürfen nicht auswandern, nicht reisen, sie haben auch keinen Urlaub, sondern müssen 16 Stunden in Ketten gelegt malochen, dann haben sie noch 4 Stunden Politunterricht, und hinter jedem Chinesen steht ein Wachsoldat mit Peitsche.

Ich sehe ja ein, dass im chinesischen Kommunismus nicht alles so ist, was wir uns in unserer westlichen Demokratie als "Meinungs- und Pressefreiheit" vorstellen. Ich sehe auch ein, dass die meisten Chinesen für weniger Geld und viel mehr als wir "Westler" arbeiten müssen und dass dort die Arbeitsschutzbedingungen nicht immer die besten sind. Aber ich bin doch verwundert, wie man eine solche Frage stellen kann, ob Chinesen Urlaub haben oder reisen dürfen.


Norbert1981  03.08.2011, 04:25

Eine ganz einfache Frage:

Wie können alle Chinesen Arbeiter in den Fabriken sein???

Die Arbeitsbedingungen von Dozenten, Lehren, Ärzte, Ingineuren, wissenschaftliche Forscher, Beamten, Angestellten von Firmen oder Banken usw. in China sind nicht schlecht. Sie verdienen auch nicht schlecht.

SetzKuss  02.08.2011, 22:58

Und weil Chinesen nicht reisen dürfen und keinen Urlaub haben, deshalb strömen ja die deutschen Auto- und Mode-Firmen nach China, um dort deutsche Produkte herzustellen und zu verkaufen oder um Zweigfirmen oder Reisebüros und Verkehrsunternehmen zu gründen. Hoffentlich finden sie einen armen Kommunisten, der ihnen die Ware abkauft. Und wo kommen nur die zahlreichen chinesischen Studenten an deutschen Unis her? Alles sehr komisch...

Die Chinesen dürfen weder auswandern noch Urlaub machen. Solche Klischee beruht auf Vorurteile, Missverständniss und Unwissenheit.

Die Chinesen kommen:

Bis 2020 soll sich die Zahl der chinesischen Touristen in Europa auf voraussichtlich acht Millionen vervierfachen. Im vergangenen Jahr zählte die Deutsche Zentrale für Tourismus DZT 1,1 Millionen Übernachtungen von Chinesen in Deutschland. Und laut DZT-Chefin Petra Hedorfer wird sich die Zahl der Übernachtungen bis 2020 wahrscheinlich verdoppeln.

Zwar steht das Reisegeschäft in China erst am Anfang, doch die Chinesen werden schon bald die Japaner überholen.

Mit seinem wachsenden Wohlstand werde sich China in zwei Jahren zum weltweit zweitgrößten Reise- und Tourismusmarkt nach den USA emporschwingen, erwarten die Unternehmensberater der Boston Consulting Group (BCG). Und für gut verdienende Chinesen wird das Reisen nach Auto- und Wohnungskauf immer wichtiger.

Die Zahl der Auslandsreisen soll in den nächsten zehn Jahren um 17 Prozent steigen – jährlich.

http://www.welt.de/wirtschaft/article13476457/Die-Chinesen-kommen-und-TUI-bringt-sie-hier-her.html


Norbert1981  03.08.2011, 04:09

Übrigens:Chinesische Touristen zählen bereits längst zu den beliebsten Gästen der Luxus Boutique von Europa beispielsweise in Paris.

Hier noch ein Artikel in 2005 von FAZ.net:

Die Chinesen kommen

Gut 100 Millionen chinesische Touristen soll es bis 2020 geben. Kein anderes Land hat dann mehr Reisende. Luxusmarken, Hotels und Spielcasinos profitieren vom Ansturm. Das bietet auch Chancen für Anleger.

Weltweit wurden im vergangenen Jahr (2004) 29 Millionen chinesische Touristen gezählt - 43 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hat die umtriebige Nation die 17 Millionen japanischen Reisenden mit Leichtigkeit überflügelt.

Es ist erst der Anfang. Während japanische Touristen von Gelsenkirchen bis Santiago de Compostela längst ein vertrauter Anblick sind, bereisten Chinesen bisher vor allem das eigene Land.

Wachsender Wohlstand und eine unbändige Neugier auf die weite Welt lassen aber immer mehr Chinesen in die Ferne schweifen.

Alle Prognosen deuten darauf hin, daß die Zahl chinesischer Touristen in den kommenden Jahren rasant wachsen wird. 2020 soll es bereits 115 Millionen geben, viermal soviel wie heute.

Dann hat das reiselustige Volk die Deutschen und Amerikaner abgehängt. Das ist das Ergebnis einer 112 Seiten starken Studie über den China-Tourismus, die CLSA, eine Tochter der Bank Credit Agricole, erstellt hat.

Chinesen, die sich eine Auslandsreise leisten können, gehören meist zur Oberschicht. Ihre Kaufkraft ist nicht zu unterschätzen. Wie die Japaner reisen auch die Chinesen mit der Absicht, den Daheimgebliebenen etwas mitzubringen.

Gegeizt wird dabei nicht. Betrachtet man allein die Ausgaben für Einkaufstouren, geben chinesische Reisende mit durchschnittlich 987 Dollar schon heute 80 Prozent mehr als japanische Urlauber aus.

http://www.faz.net/artikel/C30350/tourismus-die-chinesen-kommen-30033823.html


Norbert1981  03.08.2011, 04:29

Und noch:

Und die Hochrechnungen gehen nachgerade in schwindelerregende Höhen. Den richtigen Boom soll der chinesische Tourismus ins westliche Ausland im Jahr 2015 erreichen, mit 100 bis130 Millionen Menschen und einem finanziellen Volumen von 130 Milliarden Euro.

Das, so sagen die Analysen, hänge damit zusammen, dass das chinesische Wirtschaftswachstum zum wachsenden Wohlstand in der Bevölkerung geführt habe.

So hätten nunmehr rund 400 Millionen Chinesen ein jährliches Einkommen von umgerechnet rund 15.000 Euro.

Und sie seien sparsam, um einmal im Leben „über den heimischen Mauerrand schauen zu können“. Europa, der „alte Kontinent“, sei und bleibe bevorzugtes Reiseziel.

http://www.suite101.de/content/china-schickt-millionen-touristen-richtung-westen-a98963