Deutsch Kurzhaar als Anfänger-/Familienhund?

10 Antworten

Ehrlich? Ich denke, dass Dein Bauchgefühl richtig liegt und würde vom Kauf zurücktreten.

Ich halte seit zig Jahren Jagdhunde, aktuell auch welche aus einer Arbeitslinie, deren Elterntiere jagdlich geführt wurden und darunter momentan einen Welpen. Mal unsortiert meine Gedanken:

1. Einen Welpen zu erziehen ist schon wahnsinnig anstrengend, weil der kleine Kerl Euern gesamten Tag vorbestimmt. Bei zwei Welpen habt Ihr den dreifachen Zeitaufwand: Ihr müsst beide Hunde einzeln erziehen (Sozialisierung, Stubenreinheit, Leinenführigkeit, Grundgehorsam) und zusammen. Es ist wichtig, dass die Hunde einzeln trainiert werden, weil sie a) eine Bindung zu Euch bekommen müssen, die stärker ist als die zum anderen Hund und weil sie b) sehr stark voneinander abgelenkt werden. Macht Ihr das nicht, habt Ihr zwei Hunde, die stark aufeinander fixiert sind und nicht auf Euch hören. Gerade bei triebigen Jagdhunden absolut tödlich.
Neben Deiner Arbeit wirst Du das realistisch betrachtet nicht schaffen. Ein Welpe ist schon heftig und kann ganz sicher keine 4 Stunden alleine bleiben. Aber zwei Welpen sind ein Vollzeitjob!

2. Ihr habt Euch Arbeitshunde ausgesucht, die auf Leistung gezüchtet worden sind. Wenn die Hunde nicht selbstständig jagen sollen, müsst Ihr ihnen eine Alternative suchen und sie vernünftig auslasten. Schafft Ihr das nicht, drehen die Hunde am Rad (und Ihr gleich mit). Findet Ihr keine vernünftige Alternativbeschäftigung, suchen sie sich eine eigene... und die wird Euch sicher nicht gefallen.

3. Meine Hunde sind ziemliche Jagdschweine und eine Gruppe entwickelt in solchen Situationen eine ganz eigene Dynamik als ein einzelner Hund. Sie befeuern sich gegenseitig und sind kaum noch kontrollierbar. Ich habe mir die Hunde der Reihe nach geholt. Also erst einen neuen Hund dazu genommen, wenn es keine erzieherischen Baustellen mehr beim vorhandenen Hund gab. Gerade bis der Jagdtrieb kontrollierbar ist, dauert es eine ganze Weile, zumal er bei vielen Hunden erst nach der Pubertät durchbricht. Das ist eine Menge Arbeit, weil Ihr gegen die Anlagen und das Zuchtziel des Hundes arbeitet. Im Doppelpack finde ich das halsbrecherisch.

4. Wenn Du zwei gleichgeschlechtliche Hunde holst, kann es nach der Pubertät ziemlich übel krachen. Bedenk das bitte bei der Auswahl der Hunde. Zwei gegengeschlechtliche Hunde können hingegen nach außen hin ziemlich stark auftreten und zu Leinenpöblern werden. Du musst frühzeitig gegensteuern: Hundebegegnungen mit beiden Hunden einzeln und zusammen üben, Leinenführigkeit mit beiden einzeln und zusammen, stark frequentierte Straßen, Cafés etc. - beides mit beiden Hunden einzeln und zusammen. Das ist irrsinniger Stress, den ich mir nicht geben würde, aber anders bekommst Du keine ruhigen Hunde, die Du im Verlauf der nächsten 10- 15 Jahre auch mal mitnehmen kannst.

Du hast ja scheinbar schon in anderen Foren gefragt und zu lesen bekommen, dass die Idee nicht besonders gut ist.

Als Tierquäler würde ich Euch sicher nicht bezeichnen. Ich glaube nur, dass Ihr absolut keine Freude an den beiden Hunden haben werdet, weil Ihr Euch völlig übernehmt und keine Ahnung habt, was auf Euch zukommen wird.
Und ich glaube- ohne es böse zu meinen- dass es für Neuhundehalter nicht machbar ist, aus zwei solchen Kalibern entspannte und gut im Gehorsam stehende Hunde zu machen. Auch nicht mit einer Welpenschule (die ich übrigens in dieser Konstellation alles andere als sinnvoll finde).

Ich würde euch solch einen Hund nicht ans Herz legen. Der Deutsch Kurzhaar ist ein absoluter Jagdhund und passt überhaupt nicht in eine Familie, die ihn nicht auslasten kann. Es gibt so viele andere schönen Rassen, die viel besser zu Anfängern passen, denn der Deutsch Kurzhaar ist nicht wirklich für Anfänger geeignet und gehört nur in Hände, die sich wirklich mit solchen Hunden auskennen. Es gibt viele Hunde in Tierheimen, die auf ein neues zu Hause warten und viel "pflegeleichter" sind.

Ich bin da geteilter Meinung. Wir (d.h meine Mutter und ich) haben zurzeit zwei Hunde. Sie ist mit Hunden aufgewachsen und auch ich hatte vorher bereits einen Hund - zurzeit haben wir einen Malteser und eine Mischlingshündin (zwischen Dackel und Pinscher) 

meine Hündin ist also eine Mischung aus zwei Jagdhunden und auch wir gehen mit ihr nicht jagen - wenn man in der Lage ist den Hund anders auszulasten ist das völlig in Ordnung (ist zumindest meine Meinung)

allerdings sollte man nicht nur auf Bewegung achten, sondern auch darauf das man Kopfarbeit mit dem Hund macht (das ist wichtig für jede Rasse) und immer mal was anderes 

außerdem bitte darauf achten das ihr die Hunde nicht überfordert. Bewegung ist gut, aber zu viel kann in das genaue Gegenteil des gewollten umarten und verursacht nur Stress für den Hund 

Seit ihr euch sicher das es unbedingt zwei sein müssen? Ich habe nichts dagegen das Hunde Anfänger Jagdhunde nehmen, wenn sie in der Lage sind sie Artgerecht zu halten, aber ich denke zwei auf einen Streich sind schwierig damit kann man sich schnell mal übernehmen 

Zwei Hunde sind kein Kunststück, wenn man nicht zwei ausgesprochene Jagdhundwelpen hat. Jeder Hund hat Jagdeigenschaften. Es ist ein Irrglaube, dass nur Jagdhunde jagen. Ein Malteser ist aber nicht darauf gezüchtet, deshalb ist das Jagen weniger stark ausgeprägt. Ein Vorstehhund hat andere Eigenschaften als ein Dackel/Pinscher. Der Vergleich passt hier leider nicht.

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Ein Jagdhund sollte seine Triebe schon ausleben dürfen, aber dafür braucht es nicht unbedingt eine jagdliche Führung. Dinge wie Reizangeln sind super um den Jagdtrieb eines Hundes zu befriedigen. Es ist zwar nicht dasselbe, aber ich denke nicht, dass die Hunde arg darunter leiden würden.

Ihr müsst halt gucken, dass ihr wirklich vom ersten Tag an mit der Erziehung beginnt und die Hunde gut auslastet. Außerdem müsst ihr damit leben, die Hunde (außer in gesichertem Gelände) nie von der Leine lassen zu können.

Die ersten 6 Monate muss immer jemand da sein, der die Welpen beaufsichtigt. Danach könnt ihr langsam anfangen, dass alleine bleiben in kleinen Schritten zu üben.

Es stimmt schon, dass der deutsche Kurzhaar nicht einfach in der Erziehung ist. Aber mit genügend Konsequenz und Ausdauer ist das auf jeden Fall zu schaffen.

Ich danke für diese Antwort! 

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Ein Deutsch-Kurzhaar ist nicht irgendein Jagdhund.

Ich hatte schon einen, hab auch jetzt 2 große Vorsteher, aber im Vergleich zum Deutsch-Kurzhaar sind das Schlaftabletten.

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@Bitterkraut

Auch innerhalb einer Rasse gibt es Wesensunterschiede. Und wenn die Hunde gut erzogen und ausgelastet werden, sehe ich keinen Grund, warum die beiden sich ihren Wunsch nicht erfüllen sollten. Sie müssen eben nur wissen, was auf sie zukommt.

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Guten Abend Hannah,

nachdem du jetzt schon sehr viele, gute und richtige Hinweise bezüglich dieser Rasse bekommen hast, möchte ich dir noch einen Rat geben, welcher Hund vielleicht besser zu euch passen könnte.

Ich mach es erst mal nicht an Rassen fest, sondern an der Triebigkeit. Hunde mit sehr ausgeprägtem Jagd- und Hütetrieb sind für Anfänger eher eine Katastrophe, weil man durch Unerfahrenheit und auch mangels Möglichkeiten, den Hund nicht auslasten kann.

Starken Hütetrieb haben z.B. Bodercollies und Australien Shepherds. Supertolle Hunde, aber ohne Herde zum Hüten schwer zu haltende Gesellen.

Bautenjäger, wie Jack Russel, oder Dackel erfordern auch jede Menge Kenntnisse der Rasse. Zudem sind sie darauf gezüchtet, sehr eigenständig zu arbeiten. Diese Tiere in den Gehorsam zu bekommen, ist maximal aufwändig.

Wie wäre es mit einem Retriever? Oder einem Schäferhund? Letzteren hatte ich selbst, sie war ein perfekter Familienhund und ist auch prima am Pferd mitgelaufen. Mein Schäfi war auch mein erster Hund, ein engagierter Anfänger kann damit wunderbar zurecht kommen. Der Retriever ist noch ein bischen einfacher im Handling, weil er nicht ganz so eigensinnig ist, wie ein Schäferhund.

Auch wenn die letztgenannten Rassen durchaus problematisch aufgrund gesundheitlicher Belange sind, es gibt immer noch gute Zuchten, die sich sehr bemühen, Krankheiten wie HD/ED rauszuhalten.

Ich wünsche dir gutes Gelingen beim Finden einer treuen Seele, die dich jahrelang begleitet.

VLG