Das christentum ist aus dem Judentum hervorgegangen?

4 Antworten

Hallo hellower,

bei Religionen bezeichnet man gerne als Abrahamitisch - und deutet damit auf eine gemeinsame Wurzel hin.

Die Gottesbilder haben sich sicherlich im Laufe der Geschichte gewandelt - bis mit Jesus dann eine in meinen Augen klarere Darstellung von Gott schlechthin gekommen war. Betrachten wir Gott schlechthin, mag darin der Stamm liegen.

Daraus hat sich dann das Christentum in seinen verschiedenen Glaubensgemeinschaften und auch -inhalten entwickelt. Darin dürfen wir die Zweige sehen.

Schauen wir auf den Stamm, so führt er die Wurzeln zu Gott schlechthin zusammen, ohne aber auf diesen Wurzeln stehen zu müssen. Jesus hat Gott als Liebe präsentiert - und letztlich in der Liebe die Erfüllung allen Gesetzes gesehen.

Der Stamm mag aber nicht alle Zweige tragen. Diese könnten sich zum Teil wieder von diesem Ansatz aus welcher Motivaton heraus auch immer entfernt haben.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Jesus und die Apostel waren Juden.

Das Alte Testament der christlichen Bibel ist exakt gleich dem Tanach, der Heiligen Schrift zu Juden. Nur die Reihenfolge der 37 Bücher ist etwas anders, der Text aber identisch.

Der Walvoord-Bibelkommentar schreibt zu Römer 11,16-18:

"Paulus nennt zwei Gründe für seine Überzeugung, dass Israel als Volk Gottes wieder in seine alten Rechte eingesetzt wird. Das erste Beispiel, das er anführt, stammt aus den Anweisungen Gottes an Israel, nachdem das Volk das Land Kanaan betreten und die erste Weizenernte eingebracht hatte, "als Erstling (ihres) Teiges einen Kuchen als Opfergabe darzubringen"(4Mo 15,20) - ein Opfer, das sie jedes Jahr wiederholen sollten. Der aus dem ersten Weizenmehl gebackene Kuchen war geheiligt, indem er Gott geopfert wurde. Paulus erklärt: Ist die Erstlingsgabe vom Teig heilig, so ist auch der ganze Teig heilig. Als zweites Beispiel nennt Paulus einen Baum: Wenn die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig.

 Das Prinzip ist beide Male dasselbe: Das vorhergehende bestimmt das Wesen dessen, das folgt. Bei einem Baum ist die Wurzel offensichtlich das erste; sie bestimmt die Art des Baumes und das Aussehen der Zweige, die an ihm wachsen. Bei einem Kuchen, der dem Herrn dargebracht wird, wird das Mehl von dem gemahlenen Weizen genommen. Der Kuchen wird als erstes davon geformt und gebacken und dem Herrn dargebracht. Durch seine Absonderung als Erstling für den Herrn heiligt er die ganze Ernte.

Die Erstlingsgaben bzw. die Wurzeln symbolisieren die Väter Israels bzw. Abraham selbst, und der ganze Teig bzw. die Zweige verkörpern das Volk Israel. Da Israel also für Gott abgesondert (heilig) ist, kann sein "Straucheln" (die Ablehnung Christi) nur zeitweilig sein.

In der apostolischen Zeit hat Gott das Volk Israel als Ganzes beiseitegestellt. In Paulus' Bild heißt das: Er hat einige von den Zweigen ausgebrochen. Ihre Stelle nehmen jetzt die Heidenchristen ein: Und du, der du ein wilder Ölzweig warst, bist in den Ölbaum eingepfropft worden und hast teilbekommen an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums. Paulus warnt die Heiden allerdings davor, sich dieses Segens zu rühmen. Da sie der "wilde Ölzweig" sind, der einem kultivierten Baum aufgepfropft wurde, stehen sie in der Schuld Israels, nicht Israel in ihrer. "Das Heil kommt von den Juden" (Joh 4,22).

Der Vorgang des Aufpfropfens sieht normalerweise (obwohl auch das Gegenteil praktiziert wird) so aus, dass ein kultivierter Ölzweig einem wilden Ölbaum aufgepfropft wird, verläuft also genau andersherum. Paulus ist sich dessen anscheinend bewusst, denn er schreibt später, es sei "wider die Natur" (Röm 11,24).

Um seine Warnung zu unterstreichen, erklärt Paulus: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich. Die Wurzel eines Baumes ist die Quelle seines Lebens; aus ihr beziehen alle Zweige ihre Nahrung. So ist Abraham "der Vater aller, die glauben" (Röm 4,11-12.16-17), auch der gläubigen Heiden. Sie verdanken ihre Rettung Abraham, nicht umgekehrt.

Auch den nächsten Einwand seiner Leser sieht Paulus voraus: Die Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich eingepfropft würde. Obwohl das nicht der eigentliche Grund war, lässt Paulus die Behauptung zunächst unwidersprochen, weist dann jedoch darauf hin, dass die Zweige um des Unglaubens Israels willen ausgebrochen und die Heiden aufgrund ihres Glaubens aufgepfropft worden sind (vgl. Röm 5,2) und warnt erneut jeden einzelnen Christen: Sei nicht stolz (wörtlich: "denke nicht hoch" von dir; vgl. Röm 12,16), sondern fürchte dich, d. h. fürchte Gott.

Und er erinnert sie daran: Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, wird er dich doch wohl auch nicht verschonen. Im Griechischen ist das ein Konditionalsatz erster Ordnung, der voraussetzt, dass die Bedingung im ersten Teil des Satzes wahr ist. Wie aus den vorhergehenden Versen ganz klar hervorgeht, bezieht sich das auf Israels "Fall" (Röm 11,11), "Schade" (V. 12) und "Verwerfung" (V. 15), denn "die Zweige sind ausgebrochen worden" (V. 17) "um ihres Unglaubens willen" (V. 20). Die Verse 11 - 21 machen also deutlich, dass Gottes freie Wahl gerecht ist. Wenn Gott aber um seiner Gerechtigkeit willen sogar das Volk Israel eine Zeitlang abseits stehen lässt, weil es nicht glaubt, so wird er mit Sicherheit mit den Heiden nicht anders verfahren, wenn sie stolz und hochmütig werden."

Genau zu diesem Thema hat sich der katholische Bischof Trelle in einer Predigt 2016 geäußert:

https://www.deutscher-koordinierungsrat.de/wdb-texte-Bischof-Trelle-CJG-2016

Zitat daraus:

Das Christentum – wie es einige Jahrhunderte nach Paulus dann genannt wird – lebt von der Glaubensgeschichte des Volkes Israel – so wie die Zweige eines Baumes von der Wurzel genährt werden, selbst wenn sie nachträglich hinzukommen, aufgepfropft werden……Paulus mahnt: Ihr Heiden seid nur heilig, weil Israel heilig ist. Ihr lebt aus der heiligen Wurzel; ihr könnt nur wachsen, insofern ihr daraus eure Kraft bezieht. „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ (Röm 11,18)

Die Wurzel ist das Judentum, die Zweige sind das Christentum. Der Stamm wird im Paulustext nicht genannt. Das Judentum trägt somit das Christentum.

Woher ich das weiß:Recherche

lies mal Röm 9-11

und

betreibe etwas geschichte ...

👍😇

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