Bewerbung nach langer Lücke im Lebenslauf durch psychische Erkrankung

5 Antworten

Hallo Fragesteller,

grundsätzlich gelten Formulierungen mit "würde", in deinem Fall "Ich würde mich deshalb sehr freuen...[]" als nicht empfehlenswert. Besser ist dann die Formulierung "Ich freue mich...". Wobei ich sagen muss, dass für mich, ob ich einen Bewerber für geeignet halte, weniger von den Formulierungen abhängt, sondern es viel mehr auf die Stärken und die Motivation ankommt und dass diese belegt werden können.

Deine Motivation kannst du schon einmal dadurch belegen, dass du Praktika absolviert hast. Ich würde die Praktika (und nur die), die mit deinem angestrebten Beruf in Verbindung stehen, im Lebenslauf auf jeden Fall angeben und - wenn vorhanden - Bescheinigungen beilegen. Zumindest für dein letztes Praktikum solltest du dir ein Zeugnis - wenn nicht schon passiert - ausstellen lassen, wo aufgeführt ist, was du gemacht hast, auch wenn du es abgebrochen hast.

Hast du irgendwelche Hobbys, wo du mit Menschen zu tun hast? Wenn ja aufführen, auch im Bewerbungsschreiben, so dass du ein Beispiel hast, warum du kontaktfreudig bist.

Aufgefallen ist mir in deinem Anschreiben, dass du zuerst von einem Ausbildungsplatz im Einzelhandel geschrieben hast und weiter unten im Anschreiben dann von einer Ausbildung als Hotelfachmann.

Aber nun das Hauptproblem: Die Arbeitsunfähigkeit. Für deine Krankheit bzw. Depressionen kannst du nichts, so etwas ist menschlich und es macht dich nicht zu einem schlechteren oder unfähigeren Menschen. So weit zur menschlichen Sicht. Aber du musst wissen, das Arbeitgeber das beste Beispiel für stereotypisches Denken sind. Das bedeutet, wenn sie erfahren, dass jemand länger krank war, vor allem wegen Depressionen, bedeutet es für sie sofort, dass sie oft krank sind. Jemand, der Depressionen hatte, ist für einen Arbeitgeber immer psychisch labil und unfähig seine Arbeit zu erledigen. Ob die Krankheit nun überstanden ist, interessiert sie nicht. Was anderes wäre es, wenn du z. B. aufgrund eines Unfalls länger arbeitsunfähig warst, da ja dann davon ausgegangen werden kann, dass du nicht jede Woche einen Unfall hast. Aber es kann/ darf natürlich nicht sein, dass du aufgrund deiner Depressionen jetzt nie die Chance bekommst, eine Ausbildung zu machen.

Ich würde die Arbeitsunfähigkeit daher nicht erwähnen, weder im Anschreiben, noch im Lebenslauf. Du hast dann zwar eine Lücke im Lebenslauf von einem Jahr, aber die hast du ja sowieso. Schreib in deinem Lebenslauf Bewerbungsphase und zähle darunter ein paar Punkte auf, die du in der Zeit gemacht hast: z. B. Vertiefung deiner Englischkenntnisse im Selbststudium, Lesen von Fachliteratur über den Einzelhandel oder Ähnliches. Auch wenn du davon nichts gemacht hast, aber ganz ohne kleine Lügen kommt man nie aus (und manche Bewerber lügen in ihren Bewerbungen echt mehr) und du könntest ja jetzt noch damit anfangen.

Falls du zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wirst und dann nach der Lücke gefragt wirst, kannst du sagen, dass du eben vorher keine Ausbildungsstelle gefunden hast.

Neben einer betrieblichen Ausbildung gibt es auch noch die Möglichkeit einer überbetrieblichen Ausbildung, d. h. die Ausbildung ist rein schulisch, nur zwischendurch werden Praktika gemacht. Der Abschluss ist aber derselbe. Erkundige dich am besten mal bei der Industrie und Handelskammer. Dies wäre vielleicht noch eine Alternative, wenn du keinen Ausbildungsbetrieb findest.

Ich finde das so wie es ist ganz gut.

Es könnte allerdings sein, dass ein Personaler bzw. potentieller Arbeitgeber sich fragt, inwiefern die Krankheit vollständig überstanden ist oder ob Du für den Moment genesen bist, aber die Krankheit dich erneut ereilen könnte.

Je nach dem, wie es wirklich ist, könntest Du dem beikommen, indem Du offensiv schreibst, dass das hinter Dir liegt.

Nach einer längern Arbeitsunfähigkeit durch Krankheit, bin ich nun voll genesen und wieder bereit, in den beruflichen Alltag einzusteigen.

Gefällt mir nicht. Streich den Satz ersatzlos aus deinem guten Anschreiben! Auch im Lebenslauf sollte so etwas wie 'Kuraufenthalt' oder so vorkommen, aber nicht das Wort Krankheit. Beim Vorstellungsgespräch kannst du erzählen, was wirklich los war. Du warst doch nicht krank, sondern die Situation in deiner Familie hat dich fertig gemacht.

Nein, ich bin selbst Ausbilder und kann dir sagen.. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass das SO was wird. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden zu so einem "Bewerbungs-Coaching" schicken würde ( Weil das auch nicht "Das Gelbe vom Ei" ist ) aber in deinem Fall würde ich das dringend empfehlen. Ich kenne jetzt die Einzelheiten nicht.. Ich weiss auch nicht, wer da in D der Ansprechpartner ist, da ich aus Österreich komme.. Aber da sollte die zuständige Agentur weiterhelfen können. Der Satz "Ich möchte mich bei Ihnen um einen Ausbildungsplatz bewerben." ist schon mal komplett daneben.. Du MÖCHTEST nicht, sondern du bewirbst dich ja damit. Die Krankheitsaussage muss hier komplett weg. Das kann man beim Vorstellungsgespräch einfliessen lassen, wenns tatsächlich gefragt wird.. usw usw usw.. Also wie gesagt: PROFI-Coaching. Auch NIE weiter auf die Agentur eingehen. Zweckmässiger wäre es, wenn du dein Interesse an dem Unternehmen "anderweitig" begründen kannst. Am Besten vielleicht auf die Inhalte deren Homepage eingehen.........

Deine Bewerbung ist völlig okay, ich würde nur den Absatz:

Nach einer längern Erkrankung kann ich nun wieder in den beruflichen Alltag einzusteigen.

so ändern. Es könnte sein, dass man dich bei einem Vorstellungsgespräch nach der Erkankung fragen wird. Wenn du einen Schwerbehinderten-Ausweis hast, bist du noch besser geschützt. Nur Mut, du schaffst das schon!

http://www.zeit.de/karriere/beruf/2010-12/arbeitsrecht-krankheiten-kandidaten