Ausbildung in Wirtschaft/Recht obwohl kein Interesse darin besteht?

5 Antworten

Steuerfachangestellte haben tatsächlich aktuell recht gute Berufsaussichten. Wirklich gute Gehälter gibt's aber oft trotzdem erst ab dem Moment, wo die Weiterbildung zum Bilanzbuchhalter oder sogar zum Steuerberater erfolgreich absolviert wurde. Sprich, wenn du diesen Weg gehst, wirst du locker um die 10 Jahre mit Lernen und Arbeiten in diesem Bereich beschäftigt sein, bis du "die fette Kohle" machst.

Wenn sich alles in dir gegen diesen Bereich sträubt, wirst du weder die sehr anspruchsvollen Prüfungen, noch die Arbeit dauerhaft durchhalten. Die Frage wäre maximal, ob du nicht eventuell mal im Rahmen eines Praktikums ausprobieren wollen würdest, inwiefern dieser Bereich eventuell doch nicht so trocken und langweilig ist, wie du denkst :). Aber wenn du nach einem Praktikum feststellst, dass das wirklich alles nicht dein Fall ist, dann lass es!

Und wenn du gerne Tierpflegerin werden möchtest, versuch es doch zumindest mal mit einer Bewerbung! Immerhin bekommen ja von den 1000 Bewerbern am Ende doch drei eine Stelle. Warum solltest du da nicht eine von sein?

Aber noch ein Hinweis: der Beruf des Zootierpflegers beinhaltet das Töten von sogenannten Futtertieren - inklusive Säugetieren wie Mäusen, Ratten, Kaninchen und Meerschweinchen. Ein Aspekt, den viele, die mit diesem Beruf aus Tierliebe liebäugeln, nicht auf dem Schirm haben. War zumindest für mich, neben der körperlich stark belastenden Arbeit bei gleichzeitig mieser Bezahlung, das endgültige K.O.-Kriterium für diesen Beruf...

Pleh00 
Fragesteller
 16.05.2018, 10:32

Danke für deine Antwort :) und ja, das Töten ist mir bewusst. So ist nunmal die Natur, damit muss man leben. Ich hab das schon akzeptiert. Dabei wäre es mir nur wichtig, dass die Tiere, die verfüttert werden, auch anie messen gehalten werden. Der Bruder einer Freundin hat bei seinem Praktikum im Kölner Zoo gesehen wie dutzende Meerschweinchen in einem kleinen Behälter gehalten wurden. Bei Eisbär, Affe und Co. im Fernsehen sieht man auch, dass es anders geht, wo die Meerschweinchen in einem kleinen Schuppen mit Stroh und genug Nahrung gehalten werden. Da müsste ich es mir schon zweimal überlegen, aber im großen und ganzen ist mir das alles bewusst :)

Und ja... bewerben werde ich mich trotzdem, aber die Alternative wiegt nunmal schwerer. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.

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HappyMe1984  16.05.2018, 11:10
@Pleh00

Es gibt ja nicht nur diese zwei Wege in Berufe :). Schau dich doch noch mal genauer um, was man alles so machen kann, um damit Geld zu verdienen. Geh vielleicht mal auf so eine Karrierestart-Messe. Besorg dir beim Arbeitsamt das dicke Buch, in dem sämtliche Berufe aufgelistet und kurz beschrieben sind. Mach Praktika, such dir ein Ehrenamt oder einen Nebenjob, durchaus auch in Bereichen, die dir bisher total fremd sind, von denen du keinerlei Vorstellung hast, was man dort so treibt. Geh vielleicht an der Uni auch mal in Vorlesungen anderer Fächer und schau dir an, was dort so los ist, ob dich da was reizen könnte!

Sprich, nutze alle möglichen Wege, um herauszufinden, wo du hin willst, was du dir vorstellen könntest. Denk dabei auch ruhig mal "um die Ecke", in dem Sinn, dass ein Studium nicht zwingend geradlinig und direkt in einem ganz spezifischen Beruf an einem spezifischen Ort oder einer Branche führen muss. Beispiel: ich hab Menschen im Bekanntenkreis, die Sozialpädagogik studiert haben und jetzt bei einem Kinderbauernhof arbeiten, also neben der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auch jeden Tag Tiere füttern, misten und versorgen ;).

Vielleicht wäre ja sogar ein FÖJ/FSJ oder Bundesfreiwilligendienst etwas, was du erst mal ein Jahr zur Orientierung einschieben könntest?

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A.) Lass dir nicht von deiner Mutter so einen Druck machen. Es ist dein Leben und du sollst machen worauf du Lust hast.

B.) Wenn du etwas nur wegen des Geldes machst, sage ich dir, dass du mit 40/45 Jahren total depressiv bist, Burnout hast , etc. Der Job bzw. das Berufsfeld muss einen Interessieren und begeistern. Man arbeitet schon so 40 Jahre. Wenn auch nicht unbedingt im selben Job, aber meist bleibt ja das Berufsfeld gleich.

C) Da du für dieses Jahr wohl kaum noch einen Ausbildungsplatz bekommen wirst, brauchst du genau so lange wie mit Studium. Bachlor sind in der Regel rund 7 Semester. Die Zeit ist also kein "Grund" für eine Ausbildung.

D.) überlegt an eine Fachhochschule zu gehen? Dort arbeitet man praktischer und vor allem keine Medizin. Bei so einem Studium wird man schnell bescheuert, wenn es nicht zu einem passt.

Ab FH wäre vlt. eine Lösung falls du praktischee arbeiten willst. Lediglich bei deinem Studium kann man dir nicht helfen. Es gibt viele tausend Studiengänge. Du musst selber wissen was du willst. Und DU musst es wissen, nicht deine Mom

Wenn Du kein Interesse an Wirtschaft und Recht hast wirst Du als Steuerfachangestellte wohl nicht mal unbeding die Prüfung schaffen. In der Prüfung fehlt Dir die Zeit um die Steuergesetze durchzublättern, Du solltest schon immer ungefähr wissen wo Du suchen musst. Da die Gesetzt zudem in Bürokratendeutsch geschrieben sind, musst die erstmal lernen dies zu verstehen.

Als Steuerfachangestellte wiederrum kann man ohne Probleme die Weiterbildungen zum Bilanzbuchhalter oder Steuerfachwirt antreten. Beides sind sozusagen Studiengänge, die Du unter anderem berufsbegleitend besuchen kannst. Unterricht ist dann meist Freitag abends und Samstag vormittags, die Dauer erstreckt sich über 2 Jahre. Das schöne ist, dass beide Weiterbildungen durch das umgangssprachliche Meisterbafög zu 40% vom Staat gefördert werden. Als ich 2016 mit dem Bilanzbuchhalter anfing lagen die Kursgebühren bei 5.300,00€ (2.120,00€ trägt der Staat). Wenn man die Prüfung schafft (Durchfallquote ungefähr 50-60%) hat man offiziell auch den Bachelor in der Tasche.

Wenn man danach noch Lust hat, kann man den Betriebswirt oder Steuerberater machen. Beim Steuerberater liegt die Durchfallquote allerdings ungefähr bei 80%.

Bei allen Weiterbildungen hat man übrigens maximal 3 Versuche, wenn man die Prüfung beim dritten Versuch nicht besteht hat man nie wieder die Möglichkeit den "Titel" zu bekommen.

Auch wenn die Verdienstmöglichkeiten als Bilanzbuchhalter etc. recht gut sind, sollte man seinen Job nicht danach aussuchen. Gerade wenn man da kein Interesse hat sind die Berufe eine pure Qual.
Such Dir einen Job, der Deine Interessen trifft.

Du hast keine Lust auf ein Studium, da Dir der Praxisbezug fehlt? Hast Du schon mal über ein duales Studium nach gedacht? Da studierst Du und arbeitest im Betrieb, das findet in Blöcken statt.

Als Grundprinzip solltest Du festhalten, dass Du keine Ausbildung in einem Bereich machen willst, der dich nicht interessiert. Es macht wenig Sinn, den Eltern zuliebe oder des Geldes wegen hier Kompromisse zu machen. Ich habe Jahrzehnte als Studienberater an deutschen Hochschulen gearbeitet und erinnere mich noch gut an Studienabbrecher in meiner Beratung, die vom Studium (und von sich selbst) enttäuscht waren und denen es jetzt sehr schwer fiel, eine Alternative zu finden. Du bist also mit deinem Problem keine Ausnahme. Jetzt aber zu den Alternativen: Aus deinen Aussagen entnehme ich, dass Du dich für Tiere oder noch etwas allgemeiner formuliert, für biologische Prozesse interessierst. Tiermedizin wird wohl aus den von dir genannten Gründen nicht infrage kommen. Eine Stufe darunter gäbe es die (private) Tierheilpraktikerausbildung (ähnlich wie die auf Menschen orientierte Heilpraktikerausbildung), deren Absolventen/innen sich in einer eigenen Praxis mit alternativen Methoden um die Tiergesundheit kümmern. Es gäbe auch die tiermedizinische Fachangestellte, die in einer Tierarztpraxis dem Tierarzt assistiert (ähnlich wie die medizinische Fachangestellte dem Humanarzt). Etwa allgemeiner - auf Biologie bezogen - gäbe es unterhalb des Biologiestudiums auch eine entsprechende Fachangestellten- bzw. Assistentenausbildung deren Tätigkeit allerdings mehr in der pharmazeutischen Industrie und bei Tierversuchen stattfindet. Generell gilt es, keine überstürzte Entscheidung zu treffen aber dennoch die Zeit gut zu nutzen. Gespräche mit der Berufsberatung, Besuch von Ausbildungsmessen, Hospitationen und freiwillige (unbezahlte) Praktika sollten dir ermöglichen, bis zum Herbst Klarheit über deinen künftigen Weg zu gewinnen. Und dazu wünsche ich dir guten Erfolg!

Wie wäre es mit Tierarzthelferin?