Diskussionen und Meinungen unserer Nutzer
Egal ob Du ein Hobby-Erfinder bist und ein neues Projekt planst, eine Referat in Physik vorbereiten musst oder einfach nur aus Neugier wissen willst, wie hydraulische und pneumatische Systeme funktionieren und wo der Unterschied liegt - in unserer Community wurden die meisten Fragen zu diesem Thema schon beantwortet.
Die Begriffe Hydraulik und Pneumatik bezeichnen zunächst einmal ganz allgemein die Lehre vom Fließ- oder Strömungsverhalten von Flüssigkeiten (Hydraulik) und Gasen (Pneumatik). Flüssigkeiten und Gase werden als fließfähige Stoffe auch Fluide genannt, deswegen werden Hydraulik und Pneumatik unter dem Begriff Fluidtechnik zusammengefasst. Aus technischer Sicht geht es dabei immer darum, eine Kraft und somit eine Bewegung mit Hilfe eines solchen Fluids von einem Ort zum anderen zu übertragen. Die Kraft wird dabei durch eine Pumpe oder einen Verdichter erzeugt, über Steuerventile geregelt und über Rohrleitungen zu einem Hubkolben oder einem rotierenden Motor übertragen.
Eine Besonderheit dabei ist, dass hier auch eine Form des Hebelgesetzes gilt. Ein Kolben mit kleiner Querschnittsfläche in der Pumpe kann also ein vielfaches der Pumpenkraft auf einen größeren Arbeitskolben übertragen, welcher sich dann aber nur um einen entsprechenden Bruchteil der Strecke bewegt, die der Pumpenkolben zurückgelegt hat. Dadurch lassen sich auch mit relativ kleinen Pumpen sehr große Kräfte erzeugen, denn sie müssen auf diese Weise nur schneller, aber nicht stärker pumpen.
Obwohl das Grundprinzip bei beiden Methoden identisch ist, macht es einen großen Unterschied, ob Du eine Flüssigkeit wie z.B. Öl oder ein Gas wie z.B. Luft als Medium verwendest.
Die Ursache liegt also darin, dass sich Gase - und damit auch Luft - im Gegensatz zu Flüssigkeiten zusammendrücken lassen. Sie sind kompressibel, während Flüssigkeiten inkompressibel sind. Ein mit Druckluft gefüllter Hubkolben lässt sich also immer noch wie eine (mehr oder weniger harte) Feder zusammendrücken, während ein mit Flüssigkeit gefüllter Hubkolben unabhängig vom Druck nahezu unbeweglich bleibt.
Aber es passiert noch etwas: Wenn Du ein Gas komprimierst, erwärmt es sich dabei auch ziemlich heftig - und kühlt sich genauso schnell wieder ab wenn der Druck nachlässt, das Gas also expandiert. So eine Expansion kann übrigens auch unkontrolliert und schlagartig passieren: Dann spricht man von einer Explosion, die bei hohen Drücken und großen Druckbehältern durchaus verheerende Wirkung entfalten kann.
Für die praktische Anwendung der Pneumatik hat das alles weitreichende Folgen: Zum einen können Bauteile, in denen Gas komprimiert wird, leicht überhitzen und müssen gekühlt werden - andersherum können Bauteile in denen Gas expandiert wird vereisen und spröde werden. Zum anderen geht durch die Erhitzung ein Teil der zum Verdichten aufgebrachten Energie wieder verloren.
Jetzt kennst Du schon einige Einschränkungen bei der praktischen Anwendung von Pneumatik. Aber ist deshalb Hydraulik die überlegene Technologie? Zeit für einen Vergleich.
Hier sind die Hauptunterschiede der beiden Techniken übersichtlich für Dich zusammengestellt:
Keine ausgesprochen präzisen Bewegungen unter Last möglich, da Luft “federt”.
Du siehst also, dass beide Techniken etwas können, das die jeweils andere nicht kann. Überall wo hohe Geschwindigkeiten mit wenig oder mittlerer Kraft nötig sind, ist die Pneumatik die richtige Wahl, für hohe Kräfte mit geringer Geschwindigkeit die Hydraulik. Das kannst Du dir besonders Gut vorstellen, wenn Du in Gedanken zum Beispiel mal ein Luftgewehr mit einer hydraulischen Schrottpresse vergleichst - also zwei völlig verschiedene Anwendungen, von denen jede mit der jeweils anderen Technik nicht funktionieren könnte.
Aktualisiert am: 20. August 2019
Für diesen Text wurden verschiedene Nutzer-Antworten und Erfahrungsberichte aus der gutefrage-Community gesammelt, redaktionell geprüft und aufbereitet.
Simon Klaffl hat in Freiburg Geowissenschaften mit Hauptfach Hydrologie studiert und u.a. in den Bereichen Umweltmonitoring, Geostatistik und Gewässerökologie gearbeitet. Er schreibt seit 2019 für die gutefrage Redaktion und kennt sich neben diesen Bereichen noch besonders gut mit technischen Themen wie Elektronik, Tontechnik und sehr großen Lautsprechern aus.