Darf man fühlen, was man fühlt
oder muss man alles hinterfragen und analysieren ??
14 Antworten
Beides. Fühlen passiert in der Regel automatisch, hinterfragen schadet eigentlich nie. Besonders bei negativen Gefühlen kann dir das sehr helfen, damit umzugehen.
Gedanken dazu:
Ja, du darfst nicht nur fühlen was du fühlst, du tust es einfach.
Aber deine 2. Frage ist intressant.
Gefühle sind für mindestens drei Dinge da. Um gefühlt zu werden, um zu analyisieren und hinterfragen wie dus formulierst und das Allerwichtigste: um zu handeln/ etwas anders zu machen, oder beizubehalten, bei guten Gefühlen!
Umwelt: Die Gefühle lassen einen oft die Umwelt hinterfragen Beispiele sind etwa: Angst erhöht die Aufmerksamkeit. Ekel gibt uns ein Warnsignal. Reue -was habe ich falsch gemacht? Traurigkeit: Wo kann ich jetzt Trost und halt und Rückzug finden?
Sich selbst/ die Gefühle zu besitzen: Die Gefühle die selbst hinterfragt werden sollten sind Wut, wieso macht mich das wütend? oder auch Liebe wenn sie unglücklich macht: Wieso macht mich diese Person traurig obwohl ich sie liebe?
Punkt 3 ist dann das richtige Handeln aus diesen Gefühlen zu generieren.
Gerade bei der Liebe die toxisch ist, versagte ich oft, das Gefühl der Liebe ist bei mir fehlerhaft.
Ich danke dir sehr für die Frage, eine Frage die einen weiterbringt.
erst einmal ist es gut alles "willkommen" zu heisen, was da sich "anfühlt". Auch aufzuhören zu beurteilen, ob das eine gut, das andere schlecht ist.
Dann aber genauso sinnvoll zu unterscheiden, was davon ich jetzt "ernst" nehme und vorallem auch was ich davon ins Leben hole oder was meine Reaktion mitbestimmen darf und auch was davon ich nicht ans "Steuer" lasse. Lernen zu unterscheiden, was ist ein wahrhaftiges Gefühl (im Moment entstanden) oder eher eine Emotion (aus der Vergangenheit z.B. Erlebnisse aus Kindergarten/Schule/früherer Beziehung ...), die da wieder anspringt.
Aber auch was ich in dem Moment nicht bestimmen lasse, "speichere" ich mir ab. Um dann später auf die Hintergründe und Infos zu schauen, was mir dieses Gefühl schenken mag.
Gefühle sind immer potentielle Geschenke; nicht immer kann ich dies spüren, erkennen oder annehmen.
Man sollte seine Gefühle niemals verleugnen und immer zulassen. Es ist sehr ungesund für deine dich, wenn du alles in dich hineinfrisst.
Ja, du darfst fühlen, was du fühlst. Gefühle sind keine Prüfung, die man bestehen muss, sondern innere Zustände, die auftauchen, weil etwas in dir gesehen, gespürt oder verstanden werden will. Sie zeigen, dass du lebst und dass du auf deine Umgebung, deine Gedanken und deine Erfahrungen reagierst.
Natürlich kann es hilfreich sein, manche Gefühle später zu reflektieren. Zum Beispiel um herauszufinden, was dich immer wieder traurig macht oder was deine Wut in Wahrheit schützt. Aber der erste Schritt ist immer: das Gefühl anerkennen. Nicht wegdiskutieren. Nicht bewerten. Einfach wahrnehmen.
Wenn wir uns zwingen, alles sofort zu analysieren, verlieren wir den Zugang zu unserer inneren Wahrheit. Gefühle entstehen im Körper, nicht im Kopf. Erst wenn sie da sein dürfen, ohne dass wir sie gleich in Schubladen stecken, können sie sich wandeln oder zur Ruhe kommen.
Das, was du beschreibst, ist tief verständlich. Viele Menschen haben Angst davor, ihre Gefühle wirklich zuzulassen, gerade wenn sie intensiv oder überwältigend sind. Die Sorge, daran innerlich zu zerbrechen, ist wie eine innere Schutzmauer. Dein System will dich davor bewahren, von der Wucht der Emotionen überrollt zu werden.
Was du gerade erlebst, ist ein klassisches Dilemma: Der Kopf versucht, mit Denken zu kontrollieren, was eigentlich gefühlt werden möchte. Doch Gedanken können Gefühle nicht „wegdenken“. Sie kreisen immer wieder, suchen nach Lösungen, wo keine im Außen zu finden ist, weil der einzige Weg nach vorn oft mitten durchs Fühlen hindurchführt.
Zusammenbrechen heißt nicht, dass du schwach bist. Es kann auch bedeuten, dass dein System endlich loslassen darf, was zu lange gehalten wurde. Tränen oder Zittern, das Gefühl von Haltlosigkeit. All das sind natürliche Entladungsreaktionen. Danach kommt oft ein Moment von Klarheit oder Stille. Kein großes Happy End, aber ein kleiner, stiller Anfang.
Zwei konkrete Impulse:
- Atme ruhig und spürbar in deinen Körper hinein. Lege eine Hand auf dein Herz oder den Bauch. Sag dir innerlich: „Ich darf fühlen. Ich muss nichts lösen.“
- Schreib dir selbst einen Brief, ohne Zensur. Nicht zur Analyse, sondern als Ausdruck. Du musst ihn niemandem zeigen.
Gefühle sind keine Gefahr. Sie sind ein Ausdruck deiner Lebendigkeit. Und ja, sie können weh tun. Aber noch mehr schmerzt es, ihnen dauerhaft auszuweichen. Du darfst dir Zeit lassen. Und du darfst dich dabei selbst an die Hand nehmen.
Ich habe Angst, all die Gefühle, die ich gerade habe, zuzulassen. Wahrscheinlich würde ich zusammenbrechen.
Stattdessen dreht sich mein Gedankenkarussell, ohne das ich eine Lösung finde.