Blickwechsel – Deine Fragen an einen ultraorthodoxen Juden 

 

Lange Jahre war unser Nutzer AriRosh ein Agnostiker und Atheist, bis er sich schließlich durch eine zufällige Begegnung mit einem Rabbi dazu entschied, den Weg zu seinen Wurzeln zu suchen. Diese fand er im orthodoxen Judentum. Aufgrund erlebten Judenhasses in seiner deutschen Heimat zog es ihn im Jahre 2018 schließlich nach Israel. Inzwischen hat er das Land sowohl kennen als auch lieben gelernt und lebt dort in Haifa im orthodoxen Viertel. Im Blickwechsel beantwortete er Deine Fragen zum (ultraorthodoxen) Judentum und zu seinem Leben in Israel.

 

Was hat es damit auf sich?

Mit dem gutefrage-Blickwechsel wollen wir die Möglichkeit für Begegnungen mit interessanten Menschen schaffen. Über den direkten Austausch soll so mehr Verständnis für die Sichtweisen des Anderen erreicht werden.

Denn hinter jeder Antwort auf gutefrage steckt ein Mensch mit einer spannenden Geschichte. Diesen Menschen kannst Du beim gutefrage-Blickwechsel begegnen und dabei versuchen, die Welt durch ihre Augen zu sehen. Denn genau das meint die doppelte Bedeutung des Wortes "Blickwechsel":

  1. Der Austausch von Blicken
  2. Der Wechsel der Sichtweise

Der Blickwechsel fand am Donnerstag, den 24. November 2022, von 14:00 bis 17:00 statt. Unsere Nutzer AriRosh beantwortete drei Stunden lang Fragen zu seinem Leben als ultraorthodoxer Jude in Israel. 

 

AriRosh stellt sich vor:

Meine Freunde nennen mich Ari,

mein korrekter Passname wird so ausgesprochen Ari-EL,

was übersetzt so viel heißt, wie Löwe G"ttes. 

67 J alt, geschieden, keine Familie, alle tot.

Nochmal heiraten? Ja, vielleicht.

Hobbys: Überwachungselektronik (auch Beruf), SmartHome, Nordeutsches Sauerteig-Roggenbrot backen (gibts hier nicht). 

In Deutschland war noch als Hobby der Raspberry Pi dabei, aber in Israel ist das Hobby nur reichen Menschen vorbehalten.

Zwar bin ich als Jude geboren, aber meine ersten Jahre lebte ich als Atheist und danach Agnostiker.

Erst nach einer "zufälligen" Begegnung und Gespräch mit einem bekannten Rabbi entschied ich mich, den Weg zu meinen Wurzeln zurück zu gehen. Die Freundschaft mit diesem Rabbi existiert noch heute. Besucht mich öfters mal in Israel.

Aus einem jüdischen Agnostiker wurde ein orthodoxer Jude.

2009 entschied ich mich für die Breslevi, eine haredische (ultraorthodoxe) Familie dessen Gründer Rabbi Nachman heißt und vor etwa 200 Jahren lebte. Der Wallfahrtsort von Rabbi Nachman ist in Uman, Ukraine. Habe auch ukrainische Ahnen.

Da man mich als aktiver Karateka seit 30 Jahren, in meinem letzten Wohnort bereits kannte, wurde ich, im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Juden, nie verprügelt. 

Das wäre auch nicht gut ausgegangen, ich habe selber 10 Jahre lang Straßenkampf bei Überfällen unterrichtet. Meine Schüler konnten sich danach gut wehren.

Meine Israel-Auswanderung war eigentlich fuer 2030 geplant, nicht früher. 

Durch zu viel erlebten Judenhass ausschliesslich durch Islamisten, setzte ich 2018 eine Flucht-Aliyah um.

Das heißt, eine schnellere Abwicklung um nach Israel auszuwandern. Aliyah heißt "Aufstieg". Eine Rheinische Zeitung berichtete auch von meiner Aliyah.

Es war einfach zu nervig, mehrmals täglich angepöbelt, beleidigt und bespuckt zu werden, nur weil ich Jude bin.

Mal ein Bier in meiner Stammkneipe zu trinken war schon lange nicht mehr drin.

Seit Herbst 2018 lebe ich in Israel. Das erste halbe Jahr in einer Siedlung in den Judäischen Bergen bei Jerusalem, seit Frühling 2019 in Haifa, mitten im orthodoxem Viertel.

Hebräisch spreche ich auch schon ein wenig, schaufele mich jedoch meist mit Englisch durch oder mit Translater in meinem Smartphone.

Inzwischen habe ich Israel und Haifa lieben gelernt und möchte nirgends anders wohnen.

Mein nächstes Ziel ist, per MTB und Zelt ganz Israel zu erkunden. Damit bin ich der erste haredische Jude Israels, der diese Mammuttour von fast 3000 Km macht.

Von Sonntag bis Donnerstag bis 30km taeglich fahren (Israel ist sehr bergig), am Freitag den Schabbat vorbereiten (ist in der freien Natur aufwendiger), Schabbat ist dann Ruhe.

Und da wo es mir gefällt, bleibe ich ein paar Tage länger.

Du willst noch mehr zum Thema erfahren?

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