Durch nunmehr über zwanzig Jahre Bundesrepublik ist endlich mein ostalgisch nostalgischer Blick auf meine DDR-Jahre einer freiheitlich-demokratischen Sicht gewichen, die mich noch im Nachhinein schaudern lässt, ob meiner schlimmen Qualen in Springers Gänsfüßchenland „DDR“.
Auch, wenn es kaum zu glauben ist, der Tag in der DDR begann am frühen Morgen. Geweckt wurde man vom Rasseln der Ketten, die der familieneigene Stasispitzel löste, um allen das Signal zum Aufstehen zu geben. Mit einem inbrünstigen Absingen der „Internationale“ vor der mit Hammer, Zirkel, Ährenkranz und einem roten Stern geschmückten Parteiecke wurde das Frühstück eingeleitet. Das bestand aus Brötchen, Käse, Wurst und roter (!) Marmelade. Das unbändige Verlangen nach Bananen wurde mit einem Blick in die aufgehende Sonne gestillt, die infamer Weise im Osten aufging, dabei rot war und später im Westen untergehen musste. Diese DDR-Propaganda verfolgt mich noch heute.
Männer und Frauen mussten für Geld arbeiten, weil demokratische Segnungen, wie Hartz IV, in dieser Diktatur völlig fehlten. Deshalb wälzten sich Heerscharen in die Betriebe und Verwaltungen und mussten dazu sozialistische Einheitsmassenverkehrsmittel benutzen, wofür die Stasiknechte auch noch 15 bis 20 Pfennige haben wollten.
Die Kinder gingen in die Schule, wo sie so gequält wurden, dass sie bereits vier Monate nach der Einschulung Lesen und Schreiben konnten, dafür aber unfähig waren, ihren Namen zu tanzen. In der ersten großen Pause mussten sie Schulmilch oder Kakao trinken, wofür ihnen der entmenschlichte Staat 20 Pfennige abpresste. Mittags gab es die Schulspeisung, an der Kinder von linientreuen Eltern teilnehmen mussten, weil die Rabeneltern zu faul waren, für die lieben Kleinen selbst zu kochen und lieber arbeiten gingen. Das Geld für Schulspeisung war so gering, dass mir der Preis glatt entfallen ist. Errungenschaften des modernen Sozialstaates, wie die“ Arche“, Suppenküchen und Tafeln gab es in diesem Unrechtsregime nicht.
Kinder wurden in Horten gezwungen, Hausaufgaben zu machen und das auch noch unter Aufsicht und mit Hilfe. Akademikerkinder mussten mit Proletenbälgern zehn Jahre in die gleiche Klasse gehen, ohne ihr naturgegebenes Recht auf Abgrenzung ausleben zu können.
Jeder Schulabsolvent musste Abitur machen oder einen Beruf lernen. Der Gipfel der Infamie war aber der, dass man nach der Lehre auch noch einen Arbeitsplatz bekam. SED-Knechte in den Betrieben sichteten die Beschäftigten und delegierten Arbeitskräfte zur Weiterbildung. Niemand durfte das freiheitliche Gefühl auskosten, sich Sorgen um seine Arbeit und damit um seine Existenz machen zu müssen.
Nach der Arbeit und der Schule wurden die Kinder in Sportvereine geschickt oder mussten ihre Zeit im freien Spiel totschlagen. Gameboys, Spielekonsolen, Egoshooter, Splattermovies usw. für eine sinnvolle Freizeitgestaltung gab es nicht. Bewusstseinserweiternde Drogen gab es nicht, weil die süchtig machen und die Mangelwirtschaft eine regelmäßige Versorgung damit nicht sicherstellen konnte. Als Ersatz gab es Rotlichtbestrahlung, aber die machte nicht süchtig.
Abends mussten alle die neuesten Beschlüsse der Partei- und Staatsführung auswendig lernen. Der Familienstasibeauftragte fragte das dann ab und wer das nicht zur Zufriedenheit konnte, musste barfuß ins Bett. Vorher mussten aber die Kinder zur ideologischen Indoktrination den Sandmann gucken. Es soll sogar Horroreltern gegeben haben, die Kindern abends noch Märchen erzählt haben, anstatt die Wahrheit.
Du siehst also, es war schlimm, schlimm, schlimm!