Sie versucht ja zunächst mit aller Macht zu verhindern, dass die Menschen herausfinden, dass sie weder lesen noch schreiben kann. Sie bewertet ihren Analphabetismus als besonders schlimm. Um dies zu verbergen führt sie alle anderen Aufgaben und Dinge in ihrem Leben sehr gewissenhaft aus. Vor allem bei der Arbeit versucht sie nicht hegativ aufzufallen und nie einen Fehler zu machen, damit niemand hinter ihr Geheimnis kommt. Es ist quasi zu Hannas Lebensaufgabe geworden, ihren Analphabetismus zu verheimlichen. Als sie im Gefängnis beginnt Lesen zu lernen wird beschrieben, dass sie beginnt, sich allmählich gehen zu lassen. Dieses vormalige Perfektionsstreben wird somit durch das Lesenlernen verdrängt. Sie muss sich nicht mehr verstecken. Als sie schließlich Michael im Gefängnis begegnet erzählt sie ihm ganz stolz, dass sie nun lesen könne. Michael interessiert sich jedoch nur dafür, ob Hanna sich ihrer grausamen Taten im KZ bewusst geworden ist. Dass sie nun lesen kann ist für ihn nicht das Wichtige. Dies kann Hanna wiederum nicht verstehen, da sie immer geglaubt hat, dass sie das Lesen zu einem anderen Menschen machen würde. Michael hat sich hingegen erhofft, dass Hanna im Gefängis genug Zeit hatte, sich íhrer grausamen Taten bewusst zu werden.

Durch die gleichgültige Reaktion Michaels auf die Neuigkeit sie könne nun Lesen beginnt Hanna erstmals sich mit ihrer Schuld auseinanderzusetzen und zu begreifen, dass nicht der Analphabetismus das Schlimmste an ihr ist. Die plötzlich einsetzenden Schuldgefühle sind für Hanna somit unerträglich. Sie begreift zum ersten mal wirklich, was sie getan hat. Deshalb bringt sie sich um.

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