Hallo Dragonball,
der Fall wurde nicht (oder nur von wenigen) "gefeiert", vielmehr hat er sehr kontroverse Diskussionen losgetreten und viel Presse angelockt, die sich eine reißerische Story erhofften (und auch bekommen haben - die gute Dame hat sich dann auch gut für ihre Tat bezahlen lassen). Marianne Bachmaier rückt auch nochmal in ein anderes Licht, wenn man bedenkt, dass sie kurz vor dem Mord plante, ihre Tochter wegzugeben. Das hatte sie davor auch schon mit zwei anderen Kindern getan. Das schmälert also so ein bisschen das gesellschaftlich als heroisch betrachtete Tatmotiv "Mutterliebe". Insgesamt scheint sie, so man den Quellen glauben darf, eine recht strukturschwache und wahrscheinlich auch psychisch kranke Person gewesen zu sein.
Davon ab ist die Frage, ob solche Taten gerechtfertigt sind, eine Frage, die jeder für sich beantwortet. Ich kann es aus Sicht der Mutter natürlich nachvollziehen. Aber wenn ich aus der persönlichen Sicht in die gesellschaftliche Sicht wechsle, so sehe ich auch, dass diese Form von Selbstjustiz zu nichts als Chaos führen würde - und damit ist sie für mich persönlich zu verurteilen. Nicht umsonst haben wir das "Auge um Auge, Zahn um Zahn"-Prinzip abgeschafft. Insofern war der Umstand, dass sie eine Strafe bekommen hat, vollkommen gerechtfertigt. Andernfalls würden wir in einer endlosen Spirale aus Gewalt enden - denn wer hätte nicht gesagt, dass Mutter, Vater, Kind oder Freund des Täters nicht sonst auch Fr. Bachmaier ermordet hätte? Und dann wiederum jemand aus der Familie von Fr. Bachmaier jemanden usw. ...
Solche Verhältnisse gab es lange auf der Welt und gibt es in Teilen der Welt immer noch. Die Folgen sind Leid, Schmerz und immer auch früher oder später getötete Unschuldige. Also keine Option, wenn man tatsächlich für Gerechtigkeit eintreten will und über die direkte Täter-Angehörigen-Beziehung hinausdenkt.
Liebe Grüße!