Hallo mementomori5!

Pfuh. Komplexe Frage. Ich versuch' mal die wichtigsten Aspekte abzudecken:

Der Kommunismus  hat viele Definition. Die folgende ist die mit Abstand bekannteste und am folgerichtigsten ausgearbeitete Version: Die des Wissenschaftlichen Kommunismus nach Karl Marx bzw. die des Marxismus: Es handelt sich dabei, um eine Gesellschafts- und Wirtschaftsform in dem alle Menschen gleichberechtigt und gemeinschaftlich produzieren und leben. Es gibt keine Unternehmer und Arbeiter (Bourgeoisie & Proletariat) mehr, da es keinen Privatbesitz an Produktionsmitteln, also Maschinen, Büroräume etc. mehr gibt. Wenn es niemanden gibt, der sich diese Produktionsmittel zu eigen macht, gibt es auch niemanden, der einen anderen dazu bringen kann für sich zu arbeiten, um daraus Profit zu schlagen. Im Kommunismus ist eine solidarische Denkweise jedem Menschen zugänglich, sodass keiner mehr Interesse daran hat einen anderen auszubeuten und der Staat, als jene gesellschaftliche Plattform, die das Zusammenleben der Menschen regulieren muss, letztendlich überflüssig wird und abgeschafft werden kann.

In diesem letzten Punkt unterscheidet er sich vom Sozialismus. Der Sozialismus ist im Prinzip die Vorstufe zum Kommunismus. Hier gibt es noch einen Staat und damit Herrschaft. Nach Marx ist das allerdings ein neuer Staat, der durch die Revolution erreicht wird. In Deutschland könnte dass so aussehen, dass man z. B. durch einen gewaltsamen Aufstand (und/oder einen Generalstreik) die Staatsmacht erringt und die etablierten kapitalistischen Mächte zum Fall bringt. Es folgt die sogenannte Diktatur des Proletariats, also der breiten Masse der Arbeiter. Auch wenn von einer Diktatur die Rede ist, haben die Menschen im Sozialismus, sofern er gut ausgeführt wird, tatsächlich mehr Mitspracherechte indem man sie aktiv an der Gestaltung der Wirtschaft und somit der Gesellschaft teilnehmen lässt. Im Sozialismus regelt nicht mehr die Willkür der "freien Hand", also Konkurrenzkampf und verantwortungsloser Konsum, die Wirtschaft, sondern die Menschen selbst. Alle Betriebe werden über einen gewissen Zeitraum erst zu Kollektiv- und schließlich zu Staateigentum. Nicht mehr die Unternehmer aus der alten Gesellschaft, die nur eigennützige Interessen verfolgten, leiten die Firmen, sondern die Arbeiter in Räten selbst, deren Aufgabe es ist, im Interesse der Gesellschaft zu handeln. Alles, was sie produzieren, kommt nicht mehr auf den Markt, sondern wird vom Staat direkt abgenommen und nach den Bedürftnissen der Menschen gerecht verteilt. Der Aspekt der bürgerlichen (z. B. parlamentarischen) Demokratie, in der die Bevölkerung lediglich wählen darf, wer über sie herrscht, fällt in der Regel jedoch unter den Tisch. Zu den weiteren Aufgaben des Staates im Sozialismus zählt es die Konterrevolution niederzuhalten (ähnlich dem Prinzip der wehrhaften Demokratie: Die wehrhafte Revolution) und die Menschen volkswirtschaftlich (& in meinen Augen humanistisch) zu bilden und sie so von hedonistischen Privatpersonen (Idiotes) zu solidarisch denkenden Gemeinschaftswesen (Polis) zu sozialisieren. Wenn diese Sozialisation abgeschlossen ist und es keine konterrevolutionären Strömungen mehr gibt, ist die Gesellschaft bereit für den Schritt zum Kommunismus.

Der Lenismus ist dem Marxismus sehr ähnlich, weswegen sich viele auch als Marxisten-Leninisten bezeichnen. W. I. Lenin hat Marx' Theorie weiterentwickelt und an seine Zeit angepasst. Er hat neue Aspekte mit eingebracht, wie die Analyse des Imperialismus, also heute wie vor 100 Jahren, die Ausbreitung des Kapitalismus, durch politische, ökonomische oder notfalls auch militärische Unterwerfung anderer Länder durch die westlichen Mächte.

J. Stalin hat genau wie Lenin vor ihm die sozialistische Sowjetunion angeführt und auch einige wissenschaftliche Schriften zur politischen Ökonomie verfasst. Er hat den Marxismus-Leninismus analysiert und interpretiert, aber selbst wenige neue Aspekte miteingebracht. Dennoch spricht man vom Stalinismus. Es heißt Stalins Werke sind am besten als Einstieg in den Marxismus-Leninismus geeignet, da er die marxistisch-leninistische Theorie vor Allem prägnant zusammengefasst hat.

Viele verbinden mit Stalinismus auch das negative Bild vom Realsozialismus zu Stalins Zeit. Also einer sozialistischen Gesellschaft, die vor Allem durch starke Repression, wie Niederschlagung von Aufständen und Errichtung von Gulags (Arbeitslager der Sowjetunion), Bestand hat.

Ich weiß, dass dieser Text lang war, aber ich hoffe ich konnte damit weiterhelfen. Ich finde es schön und begrüßenswert, das du dich für das Thema interessierst. Bin prinzipiell offen für Fragen oder Korrekturen. Ich bin selbst noch im Studium des Kommunismus. Es kann also sein, dass nicht Alles 100%-ig stimmt.

MfG Stuart