Die eigene Person wird man erst. Nicht am Anfang, sondern am Ende des Lebens stellt sich (restlos) heraus, wer man (gewesen) ist. Ohne Sozialisation, die im Mutterleib beginnt, ist man ein Nobody. Der Werdegang kann dort sogar schon enden, mit nur äußerst rudimentären persönlichen Wesenszügen. Die Bildung von Person und Persönlichkeit erfolgt nur in einem längeren Leben. Passend dazu gibt es von Nietzsche den Untertitel "Wie man wird, was [oder wer] man ist" von seiner Spätschrift "Ecce homo".

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Das Fragen und erst recht das 'Hinter'-Fragen weicht den Sachen eher aus, als dass es sich mit ihnen befasst. Die Sachen bzw. Dinge gilt es vor allem zu beurteilen. Dazu gehört Mut zum Selberdenken. Wer vor allem das (Hinter-)Fragen gelernt hat, landet immer nur wieder bei der Fraglichkeit und Fragwürdigkeit von diesem, jenem und letztlich allem. Lerne und übe also besser, Urteile zu fällen, d.h. zu entscheiden, was an einer Sache in Ordnung ist und was nicht! Beginne dabei ruhig einmal, dem zu Beurteilenden eine Art Schulnote zu geben. Nach der Benotung, die ja bereits eine Art Beurteilung ist (à la 1 bis 6), fasse die Note in eigene Worte, die verdeutlichen, warum Du diese Note (etwa für eine Meinung oder ein Buchkapitel) vergeben hast und keine bessere oder schlechtere. Im Zuge dessen können trotzdem auch Fragen aufkommen bzw. offen bleiben. Sie sind dann Abfallprodukte Deiner Beurteilung und regen Deinen eigenen Verstand weiter an. Aber vergiss das auf eine schlechte Unendlichkeit gerichtete Hinterfragen, damit Dein Urteilsvermögen bei Kräften bleibt, statt zu ermatten!

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Um den göttlichen Tagesablauf nicht nur irgendwie zusammenzuphantasieren, sondern untrüglich zu erleben, musst Du nicht in die Ferne schweifen. Der göttliche Tagesablauf ist Deiner. Gott ist nicht nur – wie die Christen sagen – Mensch geworden, sondern er ist Du geworden, also der Mensch, dessen Leben Du lebst. Er ist "alles in allem" und damit auch alles in Dir. Jeden geht das göttliche Wesen so weit an, wie jeder selbst es verkörpert, Tag für Tag. Losgelöst von Dir und Deinen Tagen, ist Gott abwesend, nichts, was Dich angeht. Erkenne Gott, indem Du Dich selbst erkennst! Ich wünsche Dir einen göttlichen Tag :-)

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Sonstiges...

Es gibt die Redewendung "jemandes bessere Hälfte". Demnach können zwei wie zwei Hälften zusammen sein, so dass insgesamt nur ein einziger da ist. Bei einem Dritten im Bund sind's dann eben drei Drittel – und schon ist die Dreieinigkeit komplett. Es wird Zeit, dass sie so einmal gemalt wird, zum Beispiel in Gestalt des mit Sohn und Geist schwanger gehenden Vaters. Wer ihn geschwängert hat, ist unbekannt, weil die Bibel die Geschichte sowieso nicht weiter zurückverfolgt.

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Wenn stimmt, was die eine Quelle sagt, stimmt das eine. Wenn stimmt, was die andere Quelle sagt, stimmt das andere. Und so weiter, bis alle Quellen durch sind. So lässt sich das abstimmen.

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Beim Schreiben hört man gewissermaßen sich selber zu und notiert das Gehörte. Oder man liest eben in seinem inneren Buch und schreibt es gewissermaßen ab. Unter den Komponisten ist Mozart besonders bekannt dafür, dass er beim Komponieren gar nicht groß nachgedacht, sondern mühelos aufgeschrieben hat, was er an Musik schon in sich hatte.

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Bei Hegel ist die Wahrheit keine halbe Sache, sondern immer das Ganze. Mit anderen Worten: die Wahrheit ist nicht abstrakt, sondern konkret. Abstrakt heißt so viel wie unvollständig, konkret vollständig. Demgemäß ist die bloße Absicht eine noch unvollständige Tat. Jede Tat muss zwar beabsichtigt sein, sonst wäre sie überhaupt keine Tat, sondern allenfalls ein Vorfall, ohne jede subjektive Zwecksetzung. Ist der Zweck aber einmal gesetzt, so kommt das einem festen Versprechen gleich, das gehalten sein will. Wie ein nicht gehaltenes Versprechen eine Art von Lüge ist, so auch eine nicht erfüllte Absicht eine Art Unwahrheit. Die entsprechende Tat bleibt zwar nicht gänzlich aus; denn sie hat mit der Absicht schon Gestalt angenommen. Aber der Fortschritt vom Abstrakten zum Konkreten ist nicht erfolgt, die Wahrheit der Absicht somit verfehlt.

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Christ sein bedeutet Christus sein. Oder auch Christa. Also wahrer Mensch und wahrer Gott, wahrer Sohn oder wahre Tochter Gottes. Jesus hat Frauen wie Männern vorgemacht, wie so etwas gehen kann. Wie ein vom göttlichen Geist erfülltes Menschenleben zu leben ist. Immer wieder die Bibel daraufhin meditieren und beherzigen, führt zum gewünschten Ergebnis – spätestens im Tod, manchmal schon vorher.

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Weil ihr die spirituelle Dimension dieser Vorstellung zu wichtig war, um sie sich leichtfertig wissenschaftlich relativieren zu lassen. Dort, wo der Mensch als Gottes Ebenbild und Sorgenkind, da ist eigentlich auch immer der Mittelpunkt der Welt. Zudem ist das heliozentrische Weltbild, astronomisch gesehen, ja genauso verkehrt: die Sonne ist lediglich eine Randerscheinung in der Milchstraße und diese wiederum irgendwo unter "ferner liefen" im Schwarm der Galaxien. Die evangelische Kirche tendierte von Anfang an mehr zu den 'zwei Wahrheiten' des Glaubens und der Wissenschaft, die sich unabhängig voneinander Geltung verschaffen können. Die Bibel ist eben kein physikalischer Forschungsbericht und dieser keine Heilige Schrift. Lasse diese Schrift als Ganze auf Dich wirken, dann wirst Du vielleicht nicht nur auf die gesuchten Verse, sondern auch auf die ausschlaggebenden gestoßen.

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Metaphysik ist Transzendenzphilosophie, Transzendenz also der Gegenstand der Metaphysik. Die Metaphysik verhält sich somit zur Transzendenz wie die Biologie zum Leben oder die Anthropologie zum Menschen. Keinesfalls ist das ein Verhältnis der Gleichheit, allenfalls der Zusammengehörigkeit. Metaphysik ist eine philosophische Disziplin, Transzendenz dagegen eine philosophische Idee. Eine Disziplin und eine Idee sind weder genau noch "so ziemlich" das Gleiche, so wenig, wie die Biologie ein Lebewesen ist und die Anthropologie ein Mensch.

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Menschen, die das nicht wissen, nennt man Menschen. Denn kein Mensch kann das wissen. Höchstens glauben (Theisten), nicht glauben (Atheisten) oder dahingestellt sein lassen (Agnostiker).

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Anderer (Welcher?+Warum?)

Der Dornenvogel. Von ihm heißt es: "Während er stirbt, erhebt er sich über die Todesqual, und sein Gesang klingt herrlicher als das Jubeln der Lerche oder das Flöten der Nachtigall. Ein unvergleichliches Lied, bezahlt mit dem eigenen Leben. Aber die ganze Welt hält inne, um zu lauschen, und Gott im Himmel lächelt." (Colleen McCullough)

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Menschen, die wirklich an Gott glauben, glauben an ihn ähnlich wie eine Mutter an ihr Kind glaubt, auch wenn es sich nicht nach ihren Wünschen verhält und schlimme Sachen tut, womöglich sogar schwere Verbrechen begeht. Sie ist einfach erfüllt von einer Liebe zu ihm "von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft" (1. Mose 6,4). Da kann passieren oder nicht passieren, was will. Der wahre Glaube ist nicht weniger als eine solche Liebe.

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Wenn ich Dich recht verstanden habe, kommt Dir das Leben sinnlos vor, weil es endlich ist. Demnach lebst Du eigentlich gern, sonst würde Dich die Todesaussicht nicht so sehr stören. Das ist doch schon einmal ein sehr wichtiger Punkt, sagen zu können: Ich lebe gern.

Viele, vielleicht auch Du, sind freiheitsliebend. Mit der Freiheit ist es ähnlich wie mit dem Leben. Sie ist so beliebt, weil man mit ihr mehr Spielräume hat als ohne sie. Es könnte einen auch sehr unzufrieden machen, dass die Freiheit nicht grenzenlos ist, dass man nicht alles erreicht, was man erreichen will, dass vieles nicht in unserer Macht steht, dass wir uns trotz aller Spielräume mit einer eingeschränkten Freiheit begnügen müssen. Aber können wir denn so sicher sein, dass es besser wäre, wenn alle Wünsche in Erfüllung gingen, wenn sich Allmachtsphantasien in die Wirklichkeit umsetzen ließen?

Und bist Du Dir sicher, dass Unsterblichkeit besser als Sterblichkeit ist? Wird das Leben womöglich nicht ein besonders wertvolles Gut dadurch, dass es an jedem einzelnen Tag punktet und nicht erst dadurch, dass es hundert Jahre und länger währt? Es ist nur allzu verständlich, wenn wir von dem, was uns gefällt, nie mehr lassen möchten. Derart mit Ewigkeit ist jeder glückliche Moment des Lebens aufgeladen.

Noch ein weiterer Zuspruch: Müssen wir denn befürchten, dass nach Tod ein Zustand eintritt, in dem wir den Verlust aller Lebensfreuden beklagen? Was heißt das denn genau, dass "NICHTS sein wird", wie Du sagst? Es könnte doch sein, dass gerade durch dieses Nichts das endliche Leben verewigt wird. Dass es nur das Leben gibt – und sonst nichts. Ziehe also in Erwägung, dass das Leben so, wie es ist, höchst sinnvoll ist, trotz des Todes, trotz seiner Endlichkeit, trotz allem.

Sicher können wir uns über den Sinn des Lebens nie sein, aber auch nicht über seine Sinnlosigkeit. Diese Unsicherheit mag Nachteile haben, sie hat aber auf jeden Fall den Vorteil, dass jeder Mensch auf seine Weise es mit dem Leben einmal ein Leben lang lebhaft versuchen kann, statt etwa auf eine unendlich träge machende Unsterblichkeit festgelegt zu sein.

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Die Woche endet am Sabbat. Danach heißt es: Gehe zurück auf Los. Die Schöpfungswoche ist nicht die erste Woche von vielen Wochen, genauso wenig wie Adam und Eva die ersten Menschen von vielen Menschen sind. Es geht im Kontext von Gottes Wort um den Wesenssinn von Tagen, Wochen und Menschen. Thema ist hier immer das Überzeitliche. Für Zeitliches gibt es Zeitungen und News Ticker. Die Bibel will auf eigene Art gelesen sein.

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Adam und Eva sind biblische Gestalten. Die Bibel ist weder ein naturwissenschaftliches Buch noch ein historisches. Sie ist überzeitliche Theologie. Alle Zahlen- oder Zeitangaben darin sind symbolisch zu verstehen, zum Beispiel die sechs (oder sieben) Tage des Schöpfungsberichts. Adam und Eva sind nicht die (naturgeschichtlich) ersten Menschen, sondern die Menschen schlechthin: wir sind Adam und Eva. Nur eine meditative und spirituelle Lektüre der Heiligen Schrift wird ihr gerecht.

Die Frage, wann Adam und Eva gelebt haben, ist genauso unwesentlich wie die Frage, wann der Wolf und die sieben Geißlein gelebt haben. Bei Märchen zählt allein "die Moral von der Geschichte", auf die Religion übertragen: der Beitrag zum Seelenheil. Du sprichst schon ganz richtig die Gefahr des Vermischens von zweierlei Beschäftigungen an: dem Wissenserwerb innerhalb der Grenzen von Raum und Zeit und dem Glaubensleben in Anbetracht der Ewigkeit. In diesem Sinn: Gib dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist.

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Unser Planet heißt Erde, weil seinerzeit für die Namensgeber entscheidend war, dass der Himmel eine eigene Sphäre oberhalb der Welt ist, in der wir leben, und dass auch das Meer außerhalb der irdischen Gebiete liegt, auf denen wir uns gewöhnlich bewegen. Früher lag es den Menschen auch fern, die Sonne einen Stern oder die übrigen Sterne Sonnen zu nennen. Und die Atome etwa sind nach heutigem Wissensstand streng genommen keine Atome mehr – das Wort Atom bedeutet ja Unteilbares. Trotzdem behält man die veralteten Bezeichnungen bei, selbst unter Naturwissenschaftlern. Schließlich kommt es ja nicht auf die wörtliche Bedeutung eines Begriffs an, sondern auf seinen Sachgehalt, und den legt jede Zeit nach ihrem besten Wissen fest.

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Wenn die Frage ernst gemeint ist, schließt sie keine Antwort von vornherein aus, auch nicht die, dass wir im Himmel "wunschlos glücklich" sein werden. Man kann nicht einmal ausschließen, dass wir jetzt bereits im Himmel sind und nicht erst in irgend einer Zukunft dort sein werden. Diesen Ansatz will ich jedenfalls in meiner Antwort etwas weiter verfolgen:

Seit Gott uns erschaffen hat, sind wir zugleich im Himmel und auf Erden, im Paradies und jenseits von Eden, in der heilen Welt und der unheilen. Entsprechend steht es auch um unsere Wünsche. Lies einmal in der biblischen Paradiesesgeschichte nach: Die ersten Menschen wünschten sich, wie Gott zu sein und aßen deshalb von der verbotenen Frucht. Die Folge war ihre Vertreibung aus dem Paradies. Dort wird also durchaus nicht jeder Wunsch erfüllt, den wir jemals haben.

Oft tut es uns selber leid, was wir gewünscht haben, zum Beispiel jemandem etwas Böses. Die wirklichen Herzenswünsche aber werden uns alle erfüllt; denn mit ihnen zielen wir auf den Himmel, der für uns offen steht. Schau also tief in Dein Herz hinein – ich weiß, das ist leichter gesagt als getan –, und Du lernst Deine wahren Wünsche kennen, nicht die launischen, trotzigen, neidgeborenen, lieblosen, sondern die liebevollen. Und die gehen alle in Erfüllung, weil Du mit Ihnen bei Deinem Schöpfer offene Türen einrennst. Die anderen kannst Du alle vergessen, und das wird Dein Glück vollkommen machen.

Falls Du mit dieser Antwort unzufrieden sein solltest, gibt es vielleicht noch eine andere "Lösung" Deines Problems: die "Hölle" – oder eben die unerlöste Welt jenseits von Eden. Dort werden bestimmt alle anderen Wünsche erfüllt. – Bedenke also, dass es solche und solche Wünsche gibt und deshalb den einen Erfüllungsort oder den anderen. Beide liegen ganz dicht nebeneinander und sind doch himmelweit voneinander entfernt.

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Wir denken vielleicht nicht mehr oder weniger, sondern auf die eine oder andere Weise. Wer googelt oder sich sonstwie informiert, denkt anders als wer grübelt oder sich sonst was einredet. Unser Denkvermögen ist gewissermaßen ständig ausgelastet. Nicht die Quantität dürfte also den Unterschied machen, sondern die Qualität.

Hegels "Logik" ist zwar ein imponierendes Gedankengebäude, aber auch gegenüber Geistesgrößen kann oft der Verdacht aufkommen: Weniger ist mehr. Popper trug einmal zu einer "großen Einleitung" von Adorno ein "kleines, verwundertes Nachwort" bei, und es wäre müßig, herausfinden zu wollen, wer von beiden in diesem Wortwechsel sich mehr gedacht hat.

Aber auch diesseits der intellektuellen Abgehobenheiten ist eigentlich nicht zu entscheiden, wie es um das geistige Leben von Zeit- und Artgenossen bestellt ist. Mir hilft hier am meisten die Vorstellung auf die Sprünge, dass Gott beziehungsweise der unendliche Geist jedem Menschen innewohnt und sich entsprechend mannigfaltig bemerkbar macht. Gerade den Nachdenklichen steht die Übung in der Bescheidenheit gut an, sich in Phasen stärkster eigener Verstandestätigkeit ohne göttlichen Beistand immer noch für schwach-sinnig zu halten.

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Die Eunatalie in China (erhebliche Nachteile bei Zweitgeborenen) ist jedenfalls kein viel harmloseres Verbrechen gegen die Menschlichkeit als die Euthanasie ("Vernichtung lebensunwerten Lebens") in Nazi-Deutschland. "Menschliche" Ausnahmen (zum Beispiel bei Zwillingen") bestätigen bloß die unmenschliche Regel.

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