Wo wurden die römischen Statthalter feierlich in ihre Provinzen entsandt?

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Augustus hat anscheinend einen neuen Brauch mit verbindlicher Festlegung eingeführt. Hinweise auf eine vorherige Regelung habe ich nicht gefunden. Wenn ein Opfer dargebracht werden sollte, war dazu ein Heiligtum gut geeignet und in Rom war der Tempel des Jupiter auf dem Kapitol (Capitolium) sakrales Zentrum des Staates.

Wolfgang Kunkel und Roland Wittmann, Die Magistratur. München : Beck, 1995 (Handbuch der Altertumswissenschaft, Abteilung 10: Rechtsgeschichte des Altertums ; Teil 3, Band 2: Staatsordnung und Staatspraxis der römischen Republik. Von Wolfgang Kunkel. Herausgegeben und fortgeführt von Hartmut Galsterer, Christian Meier, Roland Wittmann), S. 91 erwähnt einen Amtsantritt der Konsuln von ihrem Haus aus mit einem Zug zum Kapitol, um Jupiter zu opfern. „Vom Antrittsprogramm anderer Magistrate wissen wir kaum etwas.“

In den Quellen, die über die Änderung berichten, steht nichts darüber, wie es vorher war:

Sueton, Divus Augustus 29, 3: Aedem Martis bello Philippensi pro ultione paterna suscepto voverat; sanxit ergo, ut de bellis triumphisque hic consuleretur senatus, provincias cum imperio petituri hinc deducerentur, quique victores redissent, huc insignia triumphorum conferrent.

„Den Tempel des Mars hatte er im Krieg bei Philippi, den er, um seinen Vater zu rächen, unternommen hatte, gelobt/feierlich versprochen; er verordnete daher, dass hier der Senat über Kriege und Triumphe beraten sollte, das die, welche mit einem Imperium [Kommandogewalt] in Provinzen gehen sollten, von hier aus fortgeführt werden sollten und dass die, welche siegreich zurückgekehrt waren, hier die Insignien ihrer Triumphe (weihend) hinbringen sollten.“

Vgl. dazu auch Cassius Dio 55, 10, 2 - 4

Frank Kolb, Augustus und das Rom aus Marmor – Glanz und Größe: In: Erinnerungsorte der Antike. Herausgegeben von Elke Stein-Hölkeskamp und Karl-Joachim Hölkeskamp. Band 1: Die römische Welt. München : Beck, 2006, S. 136 – 137:

„Augustus hat das Forum Iulium fertiggestellt und auf dem nordöstlich angrenzenden Gelände auf privat erworbenen Boden ein eigenes dynastisches Forum hinzugefügt, das Forum Augustum [...]. Es bildete gewissermaßen den architektonischen und ideologischen Höhepunkt der Baupolitik des Augustus. […].

Auch in diesem Fall war der Tempel einem Urahn der iulischen Familie geweiht, nämlich dem Gott Mars, Vater des Romulus gemäß der römischen Überlieferung. Der Fries des Tempelarchitravs zeigte Mars umgeben von Venus, Fortuna, Romulus und Anchises, dem Vater des Aeneas, außerdem Personifikationen des Tibers und der Roma. Der Tempel thematisierte jedoch nicht nur die Verbindung des Augustus und der iulischen Familie mit den Ursprüngen Roms, sondern zugleich ein außenpolitisches Programm. Der Mars des Forum Augustum trug den Beinamen Ultor, Rächer. Vor der Schlacht von Philippi im Jahr 42 v. Chr. hatte Octavian diesen Tempel für den Fall gelobt, daß er die Mörder seines Adoptivvaters Caesar besiegen werde. Als er das Heiligtum im Jahr 2 v. Chr. einweihte, hatte Mars Ultor jedoch schon eine umfassendere staatstragendere Rolle erhalten. Er war nun der göttliche Repräsentant der Rache, welche der ‹Vater des Vaterlandes› (pater patriae) – ein dem Augustus im gleichen Jahr verliehener Titel – an den Feinden Roms im allgemeinen üben sollte. Dem entsprachen die dem Forum zugedachten politischen und zeremoniellen Akte: Im Tempel des Mars fanden von nun an die Senatssitzungen statt, in denen über Krieg und Frieden verhandelt werden sollte. Die Statthalter opferten vor ihrer Abreise in ihre Provinzen am Altar des Mars, und die siegreichen Generäle legten dort ihre Triumphalinsignien nieder. Der Tempel des Mars Ultor übernahm somit einige Funktionen, die vorher dem Tempel des Iuppiter auf dem Capitol vorbehalten waren.“

Tolle Frage, tolle Antwort, Euch beiden: vielen Dank!

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Vermutlich am Senat oder an der Rostra.