William Faulkner Zitat über War und Ist

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William Faulkner als "Experte für Sprache und ihr Verständnis" verweist hier auf ein immer wieder feststellbares Missverständnis, das aus der menschlichen Masche, alles in Schubladen zu packen und einfache Etiketten darauf zu kleben entsteht. Wir teilen die Zeit ein in "Vergangenheit" (das War) - in "Gegenwart" (das Ist) - und in "Zukunft" (das Wird). Das ist durchaus sinnvoll, um den Erlebnissen in der Zeit eine Ordnung zu geben. Falsch ist es, und darauf verweist Faulkner als menschliches Missverständnis, den Inhalt der "Schublade WAR" als etwas ein für alle Mal Vergangenes, als etwas Statisches, Feststehendes zu nehmen. Wichtig ist nicht, wann es geschehen ist, sondern wann es betrachtet wird. Und alle Vergangenheit betrachten wir - wenn wir uns rückerinnern - in der Gegenwart. Dabei geht vieles verloren, wird einiges auch hinzugedichtet, sprich, die Erinnerung vor zwei Jahren an ein Vorkommnis vor 10 Jahren war eine andere als heute, an das Geschehnis vor 12 Jahren. Je nachdem, welche Informationen in Zusammenhang mit dem vergangenen Geschehnis uns in den letzten zwei Jahren zugeflossen sind, kann es sein, dass wir es nach 12 Jahren ganz anders beurteilen als noch zwei Jahre zuvor.

Jetzt fällt diese Erkenntnis natürlich auch auf Faulkner und seinen Roman zurück, denn ein Roman erzählt ja Vergangenes und erzählt es aus der Perspektive des Autors. Faulkner deutet mit seiner Aussage an, dass er sich bewusst ist, dass jeder Leser seinen Roman mit sehr eigenen "Erlebnisaugen" aufnimmt die Interpretation des Romans in den Köpfen der Leser eine je andere ist, als seine eigene.

Ich glaube diese Zitat könnte eine Antwort sein?

Wir bestimmen unsere Vergangenheit selbst. Wir können danach streben ihr zu entfliehen oder dem, was an ihr schlecht war, aber wir entkommen ihr nur, wenn wir etwas besseres hinzufügen. Randall Berry

Oder anders ausgedrückt = Es gibt kein Vergangenes, das man zurücksehen darf, es gibt nur ein ewig Neues, das sich aus den erweiterten Elementen der Vergangenheit gestaltet, und die echte Sehnsucht muss stets produktiv sein, ein Neues, Besseres zu schaffen.