Wieso können Abnoetaucher so schnell auftauchen?

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Der Apnoetaucher nimmt nur eine Lunge voll mit Luft mit auf die Reise in die Tiefe. Durch denn immensen Druck (18 bar in 170m Tiefe) wird seine Lunge faktisch komplett zusammengedrückt und die verbliebene Luft ist nur noch im Bereich der Luftröhre (da wo schützende Knorpel sind) zusammengepresst. Wenn der Taucher wieder auftaucht und der Druck nachlässt dann wird die Lunge wieder durch die komprimierte Restluft aufgeblasen.

Bei einem Taucher der mit Atemgerät taucht diffundiert Stickstoff (nicht der Sauerstoff wie ein anderer hier schreibt) unter Druck ins Blut in Form von mikroskopisch kleinen Blächen. Der Taucher atmet ja immer die Luft auf den Umgebungsdruck komprimiert. Taucht der Taucher nun zu schnell auf vergrössern sich die Bläschen im Blut und können zu Embolien führen. Daher muss der Auftauchvorgang beom Tauchen mit Pressluft langsam erfolgen und es müssen Zwischenstopps eingelegt werden, damit der Körper bei nachlassendem Druck ausreichend Zeit hat die Bläschen wieder abzubauen und über die Lunge wieder abzugeben.
Da der in Luft enthaltene Sauerstoff ab einem Partialdruck von etwas über einem Bar anfängt die Lungen anzugreifen (ab 1,6 bar wirds richtig gefährlich)  ist die Tauchttiefe mit Pressluft auf 40 Meter begrenzt (da herrschen 5 BAR und bei ca 21% Sauersoffgehalt in der Luft ist da dann etwa 1 Bar Partialdruck erreicht. Dazu kommt, dass Stickstoff im Blut unter Druck narkotisierend wirkt.

Daher wird bei Tauchtiefen grösser 40 Meter zum Tauchen das Atemgas durch zwei Flaschen geliefert und gemischt, so dass der Sauerstoffanteil nicht zu gross wird und Stickstoff wird wegen der narkotisierenden Wirkung durch ein anderes Atemgas (z.B. Helium) ersetzt. Helium löst sich nur wenig im Blut, so dass hier die Sicherheitsstopps deutlich reduziert sind.

Diese ganzen Probleme hat ein Aproetaucher nun gar nicht, da die Menge der Luft die er mitnimmt gerade mal ein paar wenige Liter sind.

Es liegt in der Natur, des Abnoetauchens. Einatmen und abtauchen, der zunehmenden Wasserdruck komprimiert den Körper und vorallem die gelösten Gase im Körper. Beim Auftauchen reduziert sich der Druck und die komprimierten Gase dehnen sich auf ihren natürlichen, ursprünglichen Wert aus. Da die eingeatmete Luft den Körper und vorallem die Blutbahnen und die Lungenbläschen nicht stärker erweitern, als es beim Einatmen der Fall war kann nichts passieren.

Jetzt der Gerätetaucher: Die Luft ist schon beim Einatmen etwas komprimiert, der ganze Körper wird bei Abtauchen weiter komprimiert. Der Taucher atmen ständig ein und aus, somit kommt komprimierter Sauerstoff in die Blutbahnen und in die Organe. Der Taucher taucht auf, dabei verringert sich der Druck auf den ganzen Körper, der Körper und alle gelösten Gase in den Blutbahnen und Organen dehnen sich auch aus. Wenn der Taucher ohne Dekompressionsstufen auftaucht findet dieser Ausdehnenungsprozess der gelösten Gase in den Blutbahnen und Organen statt, die Folge sind starke innere Verletzungen, an denen der Tauche eventuell verstirbt.

Hallo,

das Problem ist der Stickstoffanteil in der Atemluft und die Menge der eingeatmeten Luft. Ein Apnoe-Taucher nimmt nur seine eigene Lunge voll mit Luft mit in die Tiefe und nicht mehr, eher keine Luft mit zurück an die Oberfläche.

Anders sieht das bei einem Taucher mit Gerät aus. Er atmet in der Tiefe immer soviel Luft, wie auf Grund des Umgebungsdruckes nötig ist, denn die Luft in seiner Lunge muss jederzeit dem Umgebungsdruck entsprechen. Somit ist der Innendruck der Lunge immer gleich dem Umgebungsdruck.       Und dieser Umgebungsdruck, der an der Oberfläche ca. 1 bar groß ist, nimmt mit zunehmender Tiefe pro 10 m um 1 bar zu und dementsprechend auch die Atemmenge in der Lunge. Konkret heisst das: wenn beispielsweise eine Lunge an der Oberfläche ein Volumen von 3 l Luft atmet, dann atmet diese Lunge auf 10 m Tiefe 6 l usw. Diese Luft vergrößert die Lunge nicht, aber sie ist kompremiert.

Gleichzeitig besteht unsere Atemluft zu 21% aus Sauerstoff und zu 78% aus Stickstoff. Der Sauerstoff wird verbraucht, der Stickstoff ist als Innertgas nur der Transporteur des Sauerstoffes. Die Stickstoffmenge wird durch die größer werdende Luftmenge zu viel, kann in dieser Menge nicht abgeatmet werden und verbleibt im Körper.

Würde dieser Gerätetaucher ohne Halt sofort aus beispielsweise 30 m Tiefe schnell auftauchen, könnte er die Luftmenge nicht abatmen und die Gefahr eines Lungenrisses ist gegeben. Zusätzlich verbleibt bei der Luftmenge ein hoher Anteil Stickstoff im Körper, der wie bei einer geschüttelten und plötzlich geöffneten Sprudelwasserflasche zu sprudeln beginnt. Seine großen Blasen verstopfen die Aterien und ein Tauchunfall ist programmiert.

Obendrein könnte ein Gerätetaucher mit der normalen Atemluft (Pressluft) nicht in 170 abtauchen, da dann dieses Luftgemisch toxisch würde. Es sind andere Gemische erforderliich.

Gruß Klaus

weil Apnoe-Taucher keine Stickstoffsättigung im Blut und keine zusätzlichen Luftmengen (auf Grund des Umgebungsdruckes aus der Pressluftflasche) in der Lunge haben.

Hallo,

das mit den Zwischenpausen gilt nur für Taucher mit Atemgeräten. Apnoetaucher nehmen die Luft, die sie oben eingeatmet haben, mit nach unten. Dort ist sie denselben Druckverhältnissen wie der restliche Körper ausgesetzt. Das Problem bei den Atemgeräten ist, daß die Luft darin einen von der Tiefe unabhängigen Druck hat, was sich ändert, sobald sie im Körper ist. Beim zu schnellen Auftauchen würde sie sich stark ausdehnen und es würden Gasblasen entstehen, die den Kreislauf lahmlegen können. Mit der Luft, die an der Oberfläche eingeatmet wird und im Körper mit nach unten genommen, passiert das nicht. Sie paßt sich den Tiefenverhältnissen sozusagen an, weil sie schon beim Abtauchen Bestandteil des Körpers war und nicht dauernd aus anderen Druckverhältnissen zugeführt wird.

Herzliche Grüße,

Willy

Hallo Willy - danke für Deine ausführliche Antwort!

Aber dann stellt sich mir doch noch die Frage - warum könnte Sie dann auf 170m (im Falle von Problemen) nicht das Atemgerät des Rettungstauchers benützen?

@Nixon85

Wahrscheinlich ist die Lunge in dieser Tiefe so stark zusammengepreßt, daß dies gar nicht möglich wäre. Die Taucher mit Atemgeräten haben ja in ihrer Lunge völlig andere Druckverhältnisse, bedingt durch die künstlich zugeführte Preßluft.

In den Flaschen der Taucher befindet sich übrigens kein reiner Sauerstoff, wie oft fälschlich angenommen wird, sondern komprimierte normale Luft, die über Regler mit dem passenden Druck eingeatmet werden kann.

Willy

@Willy1729

Ich weiss nicht was passiert wenn ein Apnoe Taucher in diesen Tiefen plötzlich ein Atemgas unter Druck atmet. Dafür sind die Verhältnisse zu extrem. Aber der Rettungstaucher wird in diesen Tiefen keine Pressluft in den Flaschen haben sondern wahrscheinlich ein Sauerstoff Helium Gemisch. Da viele Gase wie z.B. Stickstoff oder Sauerstoff unter Überdruck toxisch werden und Stickstoff gleichzeitig sich im Körper aufsättigt, werden in diesen Tiefen spezielle Atemmischungen verwendet und der Rettungstaucher muss sehr langsam mit Pausen auftauchen um damit diese Gase ohne Blasen im Blut oder Gewebe zu bilden abgeatmet werden. Das ist dann auch der Grund warum der Apnoe Taucher wieder sehr schnell auftauchen kann weil er sich kaum aufsättigt.

Apnoetaucher haben keine Sauerstoffflaschen oder andere Hilfsmittel beim Tauchgang - höchstes ein Gewicht, um schneller die Tiefe zu erreichen.

Sie kommen mit der eingeatmeten Luft aus, daher kann es auch nicht zu der Taucherkrankheit kommen.

Die Rettungstaucher atmen aus den mitgeführten Flaschen. Und müssen natürlich beim Auftauchen Zwischenstopps einlegen, um ihre Lunge nicht zu schädigen.