Wie wurden Sexualstraftäter im Mittelalter bestraft?

7 Antworten

Vor allem kam wurden damals die Taten von Kinderschänder und Vergewaltiger gar nicht so bekannt. Die Opfer schwiegen meist, weil die Aufklärung und das Reden über solchen Taten noch nicht bekannt war.

Im westeuropäischen Raum hat die Sexualethik der katholischen, später auch anderer christlicher Kirchen weite Bereiche des Zusammenlebens seit dem Beginn des Mittelalters über Jahrhunderte dominiert. Freude an der Sexualität galt als Sünde; lediglich Heterosexualität, ausgelebt zum Zwecke der Zeugung und Fortpflanzung und eingebunden in die Institution der christlichen Ehe, wurde moralisch befürwortet und gefördert. Die Menge an entsprechenden Predigten, Aufrufen, Schriften etc. legt allerdings nahe, dass die Praxis anders ausgesehen haben mag.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sexualethik#Mittelalter

Man beachte den letzten Satz.

Der Begriff "Moral predigen" kommt nicht von ungefähr.

@wim50

dh gute antwort

Das kommt darauf an, wo man schaut. Zum Beispiel im Byzantinischen Reich ist das anders gehandhabt worden, als in Westeuropa. Das Mittelalter reicht ja auch vom vierten bis zum 15. Jahrhundert, und innerhalb von tausend Jahren hat sich ja auch wohl einiges veraendert. Und auch was unter Sexualverbrechen verstanden wird ist ja der Kultur, dem Gesetz und der Religion entspechend verschieden. Also muesstest Du genauere Fragen stellen, zum Beispiel, was geschah in Deutschen Laendern im 13. Jahrhundert mit einem Mann, der eine verheiratete Frau vergewaltigte.

Zwar stein alt das Thema aber egal. Man findet es dennoch immernoch.

Pädophilie im Mittelalter

Dass das Mittelalter für uns eine andere Welt ist, wird umso klarer, wenn wir folgenden Abschnitt betrachten. Pädophilie wird heute als psychische Krankheit angesehen. Im Mittelalter scheinen aber Erwachsene ohne Strafe sexuellen Kontakt zu Kindern gehabt zu haben.

Die Gemeinsamkeit darin zwischen Mittelalter und Heute ist, dass sexuelle Gewalt an Kindern oft härter bestraft wurde als an Erwachsenen. Der große Unterschied zu heute lag jedoch im Mittelalter darin, dass Menschen schon viel früher als erwachsen und somit geschlechtsreif angesehen wurden. Mädchen waren mit 12 Jahren heiratsfähig, Jungen mit 14. Vor allem in adligen Kreisen wurde die Ehe schon in diesem Alter praktiziert. Was in unserer westlichen Kultur heute unvorstellbar ist, war damals Gang und Gäbe und sorgte wohl kaum für großes Aufsehen.

Menschen, die Sex mit Kindern hatten, wurden auch nicht als pädophil bezeichnet. Die Gerichtsakten des Mittelalters geben zwar einige Beispiele, in denen Kinder unter 12 Jahren vergewaltigt wurden, ausschlaggebend aber ist, ob der/die Vergewaltiger/in sein Opfer als Kind wahrgenommen hat. War dem nicht so, konnte man auch keine Pädophilie unterstellen. Und tatsächlich waren Kinder im Mittelalter schon sehr viel früher "reif" - zumindest in der Wahrnehmung der Gesellschaft. Man sah Kinder als kleine Erwachsene an. Sie wurden früher mit verantwortungsvollen Aufgaben betreut und Mädchen wurden darauf vorbereitet, mit nur 12 Jahren einen Haushalt zu führen. Deshalb war die Pädophilie im Mittelalter auch nicht so verbreitet, wie man annehmen könnte. Denn die Erwachsenen hatten in ihrer Wahrnehmung dann Sex mit "kleinen Erwachsenen" und nicht mit Kindern.

Der Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter lag im Mittelalter viel früher als heute. So werden heute unsere Kinder in allen erdenklichen Lebenslagen davon fern gehalten, sexuelle Informationen, Bilder, Filme oder gar Erfahrungen zu sammeln. Im Mittelalter haben Kinder jedoch schon von Anfang an den realen Sex zwischen Tieren oder Menschen beobachten können. In den Bauernhäusern gab es keine Privatsphäre, so dass Kinder den Eltern beim Sex zuhören oder gar zuschauen konnten. Ein zwölfjähriges Kind war dadurch damals aufgeklärter als heute. Heute kommen unsere Kinder mit sexuellen Themen hauptsächlich durch die Medien in Kontakt. Viel spielt sich dadurch in der Fantasie ab. Im Mittelalter gab es keine Medien, die die Phantasie anheizten. Die Kinder waren schlicht und einfach mit realer Sexualität konfrontiert.

Im Mittelalter (das immerhin 1000 Jahre lang war) wurde das sehr unterschiedlich gehandhabt. Für Vergewaltigung konnte ein Mann ausgepeitscht werden oderr auch ein Todesurteil (Enthauptung) bekommen, aber ggf. auch völlig unbelästigt seiner Wege gehen.

Von einem Rechtsstaat war noch keine Spur: Zum Beispiel konnte ein Angehöriger einer höheren Klasse durchaus mal eine Frau aus dem niederen Stand vergewaltigen, ohne dass das irgendwie verfolgt wurde. Wenn der Täter der führenden gesellschaftlichen Gruppe angehörte, wäre er möglicherweise selber in die Verlegenheit gekommen gleichzeitig Angeklagter und Richter zu sein.