Wie verarbeitet man Trauer um jemanden den man nie kannte?

1 Antwort

Zunächst einmal mein herzliches Beileid. 

Glücklicherweise leben wir ja nicht mehr in der Steinzeit, sondern haben beispielsweise Computer und Internet.

Zu aller erst könntest Du Deine Pflegeeltern danach fragen, was sie alles über Deine Familie wissen. Da zählen vor allem Namen und Daten, also Geburtsdaten, Hochzeitsdaten oder auch Todesdaten (sowohl die Kalenderdaten, als auch die jeweiligen Orte) beispielsweise von Eltern, Geschwistern und sonstigen Vorfahren, soweit dies eben möglich ist. Mit diesen Daten kannst Du in Kirchenbüchern entsprechend örtlicher Gemeinden sehr viel mehr beispielsweise über Deine Vorfahren erfahren und mit den Namen Deiner Geschwister gibt es beispielsweise über Google, auch mit Hilfe von Wohnorten und sonstigen Daten sicher auch die Möglichkeit, sie über verschiedene Wege zu kontaktieren - telefonisch oder postalisch wäre da wohl das Minimum - vielleicht wäre sogar ein Messengerkontakt (z.B. Skype) oder ein vergleichbarer über ein soziales Netzwerk (z.B. Facebook) möglich. Über Deine Verwandten könntest Du dann auch mehr über Deine Mutter herausfinden, wie zum Beispiel, was für ein Mensch sie war und vielleicht sogar wo sie beigesetzt worden ist. Leider wird aber auch dies keine Möglichkeit bringen, sie noch persönlich kennen zu lernen.

jackiejen 
Fragesteller
 09.01.2016, 12:53

Danke für deine Antwort.

Über meine Mutter weiß ich alles. Ich weis Bescheid über Ihren Todeszeitpunkt, wie sie gelebt hat und so weiter...

Da allerdings niemand ( in dem Fall mein leiblicher Vater) Geld hatte eine Beerdigung zu zahlen, wurde sie anonym verbrannt. Wo, erfahre ich am Montag. 

Aber da sie nichtmal einen Grabstein bekommt oder eine öffentliche Beerdigung habe ich rein gar nichts woran ich mich festhalten kann... Ich habe zwar auch Fotos aber eigentlich ist sie eine fremde Person. Das heißt im Prinzip bin ich traurig, weis aber nicht wieso...

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JTKirk2000  09.01.2016, 20:27
@jackiejen

Da allerdings niemand ( in dem Fall mein leiblicher Vater) Geld hatte eine Beerdigung zu zahlen, wurde sie anonym verbrannt. Wo, erfahre ich am Montag. 

Das ist zumindest ein Anfang. Vielleicht kannst Du auch herausfinden, wo dann ihre Überreste beigesetzt wurden. Denn ob Einäscherung oder Sargbestattung so findet dennoch normalerweise eine Beisetzung statt.

Aber da sie nichtmal einen Grabstein bekommt oder eine öffentliche Beerdigung habe ich rein gar nichts woran ich mich festhalten kann...

Das würde ich so nicht bestätigen. Der Leichenbestatter, der die Einäscherung vorgenommen hat, sollte eigentlich auch wissen, wo die Beisetzung stattfindet oder stattgefunden hat. Es ist sicherlich auch nicht zu spät, über die Möglichkeit zu sprechen, einen Grabstein entsprechend anzufertigen. Es mag für die Beisetzung zu spät sein, aber nicht grundsätzlich. 

Ich habe zwar auch Fotos aber eigentlich ist sie eine fremde Person.

Wenn Du, wie Du selbst schreibst, alles über sie weißt, magst Du ihr vielleicht nicht in ihrem Leben, soweit Du Dich erinnern kannst, begegnet sein, aber das heißt trotzdem nicht, dass sie für Dich eine fremde Person ist, denn immerhin weißt Du doch so einiges über sie. Dass man alles voneinander weiß, können oft selbst Freunde nicht voneinander sagen und die sind sich eigentlich nie fremd - es sei denn es sind Onlinekontakte, die sich als Freunde bezeichnen.

Das heißt im Prinzip bin ich traurig, weis aber nicht wieso...

Ich habe da eine Ahnung. Vermutlich ist es die Endgültigkeit, dass Du nun keine Gelegenheit mehr hast, sie persönlich kennen zu lernen. Auch wenn ich es nicht so sehe, dass dies tatsächlich endgültig so ist, so kann dies dennoch der entsprechenden Empfindung entsprechen. 

Als meine Großmutter mütterlicherseits starb hatte ich auch nicht die Gelegenheit, zumindest bei ihrer Beisetzung dabei zu sein. Dennoch konnte ich nur begrenzt trauern. Ich betrauerte den Abschied, glaubte aber nie daran, dass dieser Abschied endgültig sein würde, und ich freute mich sogar für meine Großmutter, weil ich damals schon glaubte - ebenso sehr wie heute - dass sie erstens nicht mehr die täglichen Unmengen an Medikamenten schlucken muss und zweitens mit ihrem geliebten Ehemann wieder zusammen sein kann, der ihr mehr als 10 Jahre voraus gegangen war.

Bei Deiner Mutter ist es zumindest insofern anders, dass sie von ihren Abhängigkeiten in Bezug auf Drogen und Alkohol - egal ob sie diese noch in ihrem Leben einigermaßen überwinden konnte - nun endlich vollkommen befreit ist. 

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