Wie stark unterscheidet sich eigentlich Altgriechisch von Neugriechisch?

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Als Grieche möchte ich hier auch was dazu sagen. Ich finde es prinzipiell falsch dass die deutsche alt griechisch mit Erasmischen Akzent lernen. Erstens, keiner weiß genau wie klassisches griechisch ausgesprochen wurde, und zweitens es gibt viele Hinweise dass die Aussprache, in sehr frühem Stadium der heutigen neugriechischen Aussprache angenähert hat, schon bei „Koine“. Hätten die Deutsche altgriechisch mit neu oder ähnlicher Aussprache gelernt, hätten sie viel mehr neu griechisch verstehen können (und nicht nur beim Lesen) denn die Gemeinsamkeiten sind ausgeprägter als man hier behauptet. Die Spanier z.B lernen altgriechisch mit einer ähnlicher Aussprache wie bei uns sodass eine Verständigung fast problemlos stattfindet.
Ich habe in einigen Foren gelesen dass man z.B in Griechenland nicht mal mit alt griechischen Kenntnissen ein Βier bestellen kann. Das ist der totale Quatsch, klar verwenden wir das Fremdwort Μπύρα dazu aber die neugriechische Bezeichnung lautet wie beim alt gr. Immer noch Ζύθος nun wenn man es mit schwerem erasmischen Akzent ausspricht dann es ist klar das man nur Bahnhof versteht. Erasmus hat diese Aussprache frei erfunden weil für ihn so einfacher war alt griechisch (lesen) zum lernen, ohne natürlich uns zu fragen. Als ich mit alt griechisch in Lyzeum (ich bin in gr. Aufgewachsen) angefangen habe, unserer erste Vorlesung war eine kurze Geschichte von Äsop, und ich kann mich sehr gut erinnern dass ich obwohl nie bis zu diesem Punkt alt griechisch hatte, wie gut ich fast alles verstehen konnte. Es gibt doch viele Gemeinsamkeiten aber hängt natürlich ab von welcher Epoche der Text stammt, Koine – griechisch z.B. ist viel einfacher für uns zu verstehen (selbst mit nur neu gr. Kenntnissen) als Homer der zugegeben sehr schwer für uns ist. Geschweige von der Art des Textes, ein philosophischer Text ist sowieso in jeder Sprache schwer zu verstehen. Fazit, für die Leute die alt gr. lernen wollen, erst mit Äsop und einfachere Texte anzufangen und falls möglich nicht mit erasmischen Akzent, man hätte dann auch mehr davon….

Quelle: Mein Kopf. Bin Grieche und studierter Linguist.

Also, Altgriechisch unterscheidet sich SEHR STARK von Neugriechisch! Gäbe es im Spanischen oder Italienisch noch ein bisschen Substantivdeklination (also "der Weg, des Weges, dem Weg" usw.), dann wäre der Abstand Spanisch/Italienisch-Latein ziemlich genau mit dem Abstand zwischen Alt- und Neugriechisch vergleichbar.

Gäbe es heute nur eine einzige aus dem Latein entstandene Sprache, also z.B. nur Italienisch, dann würde man diese Sprache womöglich "Neulatein" nennen (Italienisch IST Neulatein, aber Portugiesisch auch, und Spanisch auch, und und und...). Da die verschiedenen romanischen Sprachen aber mit eigenständigen Namen bezeichnet werden, wird in diesen Fällen keine besondere Nähe zu Latein suggeriert, wie es beim Griechischen mit Alt- bzw. Neu- der Fall ist, obwohl auch mehrere romanische Sprachen dem Latein noch erstaunlich nahe stehen.

Wenn über das Neugriechische geschrieben wird, es unterscheide sich erstaunlich wenig vom Altgriechischen, dann ist das in gewisser Hinsicht auch zutreffend, wenn man berücksichtigt, wieviel Zeit seit dem klassischen Griechisch vergangen ist, nämlich über 2000 Jahre. Ein halbwegs gebildeter Grieche kann einiges in einem 2000 Jahre alten griechischen Text verstehen, während ein nur 1000 Jahre alter deutscher Text für einen heutigen Deutschen viel unverständlicher ist.

Im Vergleich zur Entwicklungsgeschwindigkeit vieler anderer Sprachen in den letzten 2000 Jahren hat sich Griechisch also in der Zeit erstaunlich wenig verändert - aber auch wirklich nur im Vergleich!

Es ist also vollkommener Unfug, zu glauben, Alt- und Neugriechisch stünden sich so nahe wie z.B. Niederländisch und Deutsch oder Portugiesisch und Spanisch.

Wenn du noch Genaueres wissen willst, frag noch mal gezielt nach.

quelle: yahoo.clever

Wenn du Altgriechisch (klassisches, homerisches oder biblisches Griechisch) gelernt hat, kannst du zumindest Texte lesen, da du ja die Buchstaben kennst. Die Ausspracheregeln für das heutige Griechisch kannst du auch sehr schnell lernen (an einem einzigen Tag). Das Griechisch der orthodoxen Liturgie und der kirchlichen Gebete ist klassisches Griechisch, aber in heutiger Aussprache (autos > avtos, eirenä > irini). Man kann es beim Mitlesen fast mühelos verstehen. Die Hochsprache, Katarevoussa genannt, ist auch noch dem klassischen Griechisch relativ nahe. Schwerer tut man sich mit der "Dimotiki" (Demotiké), der Volkssprache. Vor allem bracht es viel Übung, die gesprochene Volkssprache zu verstehen. Man hat ja das Altgriechisch nur schriftlich/theoretisch gelernt.

Hier steht einiges Zutreffendes drin. Die Unterscheidung Katharévoussa-Dimotikí gehört allerdings definitiv ins Museum. Die Katharévoussa WAR ein künstlicher, vergangene Griechisch-Epochen imitierender Sprachstil - dazu noch als reine Schriftsprache.

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