Wie kann man denn Dinge verarbeiten?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Man kann Dinge auf sehr unterschiedliche Weise verarbeiten. Das hängt zum einen von der Art - wie auch von der empfundenen Tiefe des Erlebten ab. Auch unsere individuelle Persönlichkeit spielt dabei eine Rolle.

Sind wir eher introvertiert, werden wir vermutlich ein Erlebnis erstmal für uns selbst genau durchdenken, abwägen und analysieren - um dann - zu einer für uns akzeptablen Lösungsmöglichkeit, oder einem Abschluss zu kommen. Manchmal braucht es hierzu auch die Reflektion durch eine engen Vertrauensperson, die uns hilft klar zu sehen, wo wir uns selbst im Kreis drehen.

Einem extrovertierten Menschen wird es dagegen helfen, eine Geschichte immer und immer wieder zu erzählen und im Gespräch mit verschiedenen Leuten solange durchzukauen, bis die Intensität der Gefühle allmählich verblasst und somit das Erlebte langsam in den Hintergrund tritt.

Auch die Klärung einer Sache oder eine aktive Konfrontation können manchmal hilfreich sein um zu einer realistischeren Einschätzung zu kommen und etwas aufzuarbeiten.

Aber egal ob wir einen eher nach innen gekehrten, oder sehr offenen Charakter haben, oder auch ein Mischtyp sind - es erfordert immer Zeit - etwas richtig zu verarbeiten. Je nach Art des Erlebnisses, besonders wenn ein Trauma erlitten wurde - kann es auch Hilfestellung von aussen bedürfen - entweder durch Freunde oder durch speziell ausgebildete Fachleute.

Nur das Betrachten aus dem Abstand heraus, Zugeständnisse von eigenen und fremden Fehlverhalten, sowie Abfinden mit dem Unveränderbaren - kann uns zu neuen Einsichten bringen und uns so helfen Erlebnisse und Gefühle richtig einzuordnen, um inneren Frieden zu finden - mit uns selbst und mit anderen !

LG IID

Emelina  17.06.2012, 23:40

Genau so ist es - sehr gute Antwort - DH!

IlsaLundt  28.06.2012, 17:34
@Emelina

Dankeschön für das ☆chen :-)

Wenn man etwas verarbeitet hat, dann hat man die Vergangenheit so akzeptiert, wie sie geschehen ist. Sie hat dann weniger Einfluß auf die Zukunft, man kennt das "Warum?" und die Gedanken sind geordneter. Und ja, man kann dann mit anderen darüber reden (muss aber nicht, wenn man nicht will).

Vergessen sollte man bedeutende Erlebnisse nicht, das funktioniert auch gar nicht. Meist ändert sich aber das eigene Denken, das eigene Weltbild. Die eigene Entwicklung kann an einem Scheideweg stehen und man muss selbst entscheiden, in welche Richtung es geht.

Diese Entscheidung klappt aber gewöhnlich nicht sofort - man braucht Bedenkzeit, denn sowohl nach unglaublichen Erfolgen als auch nach unglaublichen Niederlagen oder schrecklichen Ereignissen ist man nicht in der Lage, klar und überlegt zu handeln. Eher sieht man alles durch einen nebligen Schleier, weil man entweder so euphorisiert ist oder weil man so unter Schock steht. Wenn man sich in einer solchen Situation befindet, sagt der Betroffene oft, er habe einfach funktioniert und nichts wirklich wahrgenommen.

Das legt sich aber allmählich, denn zeitliche Distanz ist ein sehr entscheidender Aspekt bei der Bewältigung von Ereignissen. Man bewertet Dinge anders, wenn sie weiter zurückliegen. Ruhe ist aber genauso wichtig, denn nur wenn man sich Zeit nimmt, können Gedanken und Überlegungen geordnet und verarbeitet werden. Der Punkt der Ruhefindung fällt heutzutage wohl am schwersten, wenn jemand etwas bewältigen will, weil man nur schwer Zeit für sich alleine findet. Dabei wäre das eine wichtige Voraussetzung, um etwas zu überwinden.

Jeder muss selbst herausfinden, wie er Erlebtes verarbeiten kann. Manche ziehen sich eine Weile zurück und danach ist alles überwunden. Andere benötigen Gespräche mit ihren Vertrauten: Jeder von uns weiß, dass es sehr gut tut, sich etwas von der Seele zu reden und mit anderen Probleme anzusprechen, die später gemeinsam sogar gelöst werden können. Mit diesen Unterhaltungen meine ich aber kein "Hey, wie geht's?" oder "Aha. Naja, kann man nichts machen." Das ist sinnloser Smalltalk, der keinem nützlich ist. Um etwas wirklich zu verarbeiten, benötigt man tiefgehende Unterredungen, die nicht nach einem Besuch enden.

Hilft all das nicht oder findet man keine anderen Lösungen für seine Probleme, ist sicherlich Unterstützung von außen sinnvoll und wohl auch nötig. Aber nur dann - alles Gute!

Ruhig bleiben und darüber eine Nacht schlafen.

sprech immer und immerwieder mit freunden oder famile drüber,ganz oft und heul dich aus!

Orchidee30 
Fragesteller
 10.06.2012, 12:36

Ich hab ungefähr schon 10.000 mal darüber gesprochen und ich hab das Gefühl, dass Reden allein nicht hilft. Ich dachte immer, wenn mir das nicht wieder passiert, reicht das aus - so nach dem Motto: Dann hab ich ja die Bestätigung, dass es nicht immer so läuft. Teilweise habe ich auch die Situationen die passiert sind so sehr verdrängt, dass ich schon gar nicht mehr weiß, warum es mir so schlecht geht. Jetzt müssen nur Kleinigkeiten passieren und in mir kommen die Erinnerungen hoch. Das heißt ja, dass ich es nicht verarbeitet habe, aber wie krieg ich das jetzt hin?

chaostheorie314  10.06.2012, 12:38
@Orchidee30

Ohne Therapie schafft man das nicht. Man kann sich nicht selber therapieren.