Wer kann mir Fragen zum Thema U-Boote beantworten?

5 Antworten

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Zu 1. U-Boote sind heute äusserst wichtig bei Seeschlachten.

Warum ?

- Kostenfaktor: Ein kostengünstiges Dieselelektrisches U-Boot kann Kriegsschiffe versenken, die viel teurer sind. Ein grosser Zerstörer, ein Kreuzer oder sogar ein Flugzeugträger ist um ein vielfaches teurer als ein Standardunterseeboot. Zum Beispiel werden die U-boote der Kiloklasse und der verbesserten Kiloklasse recht günstig an interessierte länder verkauft. Gut gewartet und mit einer guten Besatzung sind sie durchaus ernst zu nehmende Kriegsschiffe.

- Zahlen: Es gibt sehr viele U-boote in den Marinen der Welt. Auch kleinere Marinen haben oft mehrere U-boote.

- Marschflugkörper/Raketenbewaffnung Früher waren U-boote mit Torpedos, Geschütz  und Flak bewaffnet. Heute haben viele U-Boote durch Marschflugkörper und Luftabwehrraketen eine viel höhere Kampfkraft. Einige haben sogar strategische Raketen an Bord.

- Atomuboote und U-boote mit Brennstoffzellenantrieb.

Beide Typen können sehr lang unter Wasser bleiben und dabei mit hoher Geschwindigkeit fahren. Das ist ein grosser taktischer Vorteil für Überraschungsangriffe.

-   Im Konfliktfall werden sich wahrscheinlich viele Kämpfe um die Handelsschifffahrt entwickeln. Um Handelsschiffe anzugreifen sind U-boote bestens geeignet. Auch um Versorgungskonvois und Invasionsflotten anzugreifen.

"Haben U-Boote wieder an Dominanz gewonnen oder auf Grund moderner Technik weiter verloren?"

Eher gewonnen. Ein U-Boot der Klasse 212 und folgende ist mit einer guten Besatzung ein höchst gefährlicher Gegner. Es kann sogar mit guten Aussichten auf Erfolg eine Flugzeugträgerkampfgruppe angreifen.

Zu 2. Die Tauchtiefe ist sehr wichtig gewesen. So hatten die früheren britischen Typen das Problem, dass die Tauchtiefe zu gering war und sie deshalb relativ leicht durch Wasserbomben zerstört werden konnten. Besonders am Anfang des Krieges konnten U-Boote des Typs VII unter den Wasserbomben durchtauchen, wenn sie schnell genug abtauchen konnten. Später wurde die britischen Wasserbomben dann tiefer eingestellt. Die späteren U-Boote der Klasse XXI konnten dann auch darunter wegtauchen, da sie noch tiefer tauchen konnten

Zu 3. Die Chancen des U-Boots gegen Flugzeuge sah sehr schlecht aus, die Chancen gegen Zerstörer normalerweise schlecht.

Gegen Flugzeuge war das Alarmtauchen normalerweise die beste Abwehr. Nur wenn die Zeit nicht reichte oder nicht genug Wassertiefe unter dem Kiel lag, setzte man die Flak ein. Das war aber nur eine Notlösung.

Gegen einen Zerstörer der das U-Boot geortet hatte waren die Chance den Zerstörer abzuschiessen ebenfalls sehr schlecht. Auch da war Alarmtauchen normalerweise die sinnvollste Reaktion. Das Bordgeschütz war für den Kampf gegen Zerstörer nicht sehr effektiv, ein Artillerieduell selbst mit einer kleinen Korvette war viel zu gefährlich, weil das U-Boot weniger Feuerkraft hatte und viel verletzlicher war (Tauchkörper usw.) Das Bordgeschütz wurde normalerweise nur gegen Handels- und Versorgungsschiffe eingesetzt, die nicht mit Geschützen bewaffnet waren oder um ein beschädigtes und aufgebenes Schiff zu versenken. Eine gewisse Zeit hatten die U-Boote mit dem Torpedo Zaunkönig I eine effektive Waffe gegen Zerstörer, bis die Geleitschiffe Schleppbojen mit Geräuscherzeugern einsetzten.

Ein U-Boot hatte eine realistische Chance einen Zerstörer mit einem normalen Torpedo zu zerstören, wenn der Zerstörer zufällig im richtigen Winkel, der richtigen Geschwindigkeit und der richtigen Entfernung an dem U-Boot vorbeikam. Das kam allerdings nicht sehr oft vor und war eine recht gefährliche Angelegenheit für das U-Boot.

Zu 4.

Zahlenmässige Überlegenheit Schon 1939 war die britische Marine der deutschen stark zahlenmässig überlegen. Dieses Verhältnis verbesserte sich kontinuierlich zugunsten der Alliierten, insbesondere nach dem Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg.

Bessere Schiffe, Flugzeuge, Ortungsmethoden, Taktiken und Strategien der Alliierten. Insbesondere die ausgebaute Luftdeckung, die neuen Radargeräte, die Entschlüsselung der Enigmavarianten der deutschen Marine  und die offensiven Hunter-Killer-Groups waren schwer auszugleichen.

"wie das man selber beginnt mit Flugzeugen jagd auf Bomber zu machen"

Dazu fehlte es an Langstreckenjägern und Langstreckenmarinebombern. Auch hatten die Alliierten normalerweise die Luftüberlegenheit, einzelne Jäger und Bomber kamen oft nicht weit.

Was vermutlich eine grosse Auswirkung auf den Verlauf der Schlachten im Atlantik gehabt hätte wäre der massenhaft Einsatz von U-Booten des Typs XXI. Sie waren in der Lage langsameren Eskorten unter Wasser wegzufahren und viel länger unter Wasser zu fahren. Ihre maximale Tauchtiefe reichte aus, um auch unter den neuesten Wasserbomben durchzutauchen. Auch konnten sie in Tiefen bis zu 100 Metern Torpedos abfeuern und dadurch auch Kriegsschiffe, Hunter-Killer-groups  und stark gesicherte Handelsschiffkonvois effektiv bekämpfen. Allerdings wurden die U-Boote des Typs XXI zu spät und in zu geringer Zahl einsatzbereit, um noch stärkeren Einfluss auf die Seegefechte zu haben.

"Wie wichtig sind U-Boote eigentlich heute noch bei Seeschlachten?"

Seeschlachten wie früher gibt es nicht mehr, weil die Reichweite der Waffen inzwischen viel zu groß geworden ist. 

"Haben U-Boote wieder an Dominanz gewonnen?"

Im Prinzip gilt heute wieder der alte Spruch "Uboote sind die Schlachtschiffe des kleinen Mannes."  Uboote haben erhebliche Dominanz zurückgewonnen und sind unverzichtbar. Das liegt daran, dass sie sich durch moderne Technik der Aufklärung entzogen haben. Schon die Boote der Klasse 206 waren kaum aufzuspüren und die Klasse 212 ist praktisch gar nicht zu entdecken. Darin liegt auch die Stärke und bedingt die Haupteinsatzbereiche:
1. Aufklärung
Die wichtigste Aufgabe von modernen Ubooten ist die Aufklärung. Sie können unentdeckt große Seegebiete überwachen und ausspionieren, ohne dass der Gegner etwas davon bemerkt oder dagegen tun kann. Wir sind z.B. bei Spionagefahrten in den 1980er Jahren 200 m hinter dem modernsten russischen Raketenkreuzer hergefahren, ohne dass die das gemerkt hätten. Dabei wurde der Kreuzer akustisch komplett vermessen, sodass er später auch auf große Entfernungen eindeutig identifiziert werden konnte. Jedes Schiff macht andere Geräusche.
2. Allgemeine Bedrohung
Wenn der Gegner befürchten muss, dass sich in einem Seegebiet Uboote aufhalten, schränkt das die Handlungsmöglichkeiten enorm ein...ob das Boot nun da ist oder nicht. Speziell Flugzeugträger können nicht mehr frei operieren. So hat z.B. ein 206-Boot im letzten Jahrhundert sowohl den englischen Flugzeugträger Ark Royal als auch einen amerikanischen Flugzeugträger in einem Manöver versenkt. Der amerikanische Admiral, der den US-Verband leitete, wurde daraufhin abgesetzt.

"Wie wichtig ist/war eigentlich (sowohl im Verlauf des zweiten Weltkriegs (Beginn/Ende als auch heute) die Tauchtiefe eines U-Boots?"

Die ist nach wie vor wichtig. Je größer der Tauchbereich ist, umso schwieriger ist es, die Wasserbomben auf die richtige Tiefe einzustellen. Durch den Wasserwiderstand sinken Wabos nur mit einem bestimmten Tempo. Je tiefer man ist, umso mehr Zeit hat man daher, abzuhauen, wenn der Sonarmeister den Abwurf der Bomben hört. Außerdem hat man mehr Möglichkeiten sich unter Wasserschichten zu verstecken, die es auch in größeren Tiefen gibt.

"Wie sah die Chance eines U-Boots im zweiten Weltkrieg gegen Flugzeuge oder Zerstörer aus?"

Ganz schlecht. Die hatten weder eine Möglichkeit, die Annäherung rechtzeitig zu merken (mangels Radar) noch hatten sie eine reelle Chance, die zu bekämpfen. Und unter Wasser waren sie völlig hilflos. Das Geschütz resultierte noch aus der Zeit, als über Wasser angegriffen wurde, war aber später völlig überflüssig.
Das ist heute ganz anders. Gegen Flugzeuge ist man nach wie vor machtlos, aber die stellen auch keine große Bedrohung mehr dar, da moderne Uboote nur getaucht fahren und ein sich mit Radar näherndes Flugzeug rechtzeitig orten können. Zerstörer sehen dagegen alt aus. Die Horchgeräte sind heute so empfindlich und präzise, dass man mit entsprechenden Verfahren den Gegner exakt orten kann (Peilung, Entfernung, Kurs und Fahrt) und mit den drahtgelenkten Torpedos auch treffen kann. Bei einem Kampf Zerstörer gegen Uboot ist das Uboot heute überlegen. Im WK II war es das nicht.

"in Filmen wie "Das Boot"

Nur nebenbei. Mein Vater (von 1943 bis 1945 auf einem Uboot) meinte, der Film sei bis auf einige Ausnahmen sehr realitätsnah.

"Hatte es einen Grund, wieso die Deutschen nicht in der Lage waren ihre Dominanz der U-Boote wieder zurückzugewinnen?"

Das hatte mehrere Gründe.
- Unterschätzung der gegnerischen Technologie (Enigma, Radar, Asdic, Funkpeilung)
- zu spätes Einführen der Boote Typ XXI
- Anfangs des Krieges zu wenig Uboote, da Hitler zunächst auf Schlachtschiffe gesetzt hatte und Uboote nicht ernst nahm.

"Also beispw. durch neue Strategien wie das man selber beginnt mit Flugzeugen jagd auf Bomber zu machen oder mit Zerstörern in Verbänden unterwegs war etc."

Wie das genau ablief habe ich an einem konkreten Beispiel, dem Boot meines Vaters recherchiert. Dazu dienten die Erzählungen meines Vaters, das Logbuch des Bootes sowie ein intensiver Austausch mit einem Besatzungsmitglied des US Flugzeugträgers Guadalcanal.

Die Geschichte:
Im Sommer 1944 sollte das Uboot Typ IX C vor der afrikanischen Küste patroullieren. Das wussten die Amis durch ihre Geheimdienste und schickten eine Hunter-Killer-Group mit USS Guadalcanal und 4 Zerstörern in das Seegebiet. Dort orteten sie das Boot aus großer Entfernung mittels Funkpeilung und gingen auf die Jagd. Dabei spürten sie angeblich das Boot mittels ASDIC auf und bekämpften es über einen Tag lang. Das war aber nicht das Boot, die waren etwa 30 Meilen entfernt, hörten die Wabos  und dachten "Da kriegt aber einer orddentlich saures". Außer dem Boot war aber kein anderes im Seegebiet und so gibt es das Rätsel, was die Amis bekämpft haben. Verdacht: die haben einen Wal gejagt.  Jedenfalls gelang dann plötzlich ein Zerstörer der Gruppe in den Feuerbereich des Bootes und wurde mit einem akustischen Torpedo (Zaunkönig) bekämpft. Kurze Zeit später gab es auf dem Boot einen heftigen Treffer. Verdacht: der Zaunkönig wurde zum Kreisläufer und hat das eigene Boot getroffen. Der Treffer war so schwer, dass sie bis auf 290 m absackten, bevor der LI das Boot doch noch abfangen und nach oben bringen konnte.
USS Guadalcanal fuhr jedenfalls wieder nach Hause, weil sie den Sonarkontakt verloren hatten und der Überzeugung waren, das Boot versenkt zu haben. Das Boot war aber nicht versenkt sondern durch den Eigentreffer schwer beschädigt. Und dann war der Kommandant sehr schlau: der hat sich weit in den Atlantik fernab jeder Schiffahrtsroute abgesetzt und jeglichen Funkverkehr eingestellt. Da lagen sie etwa 10 Tage, um mit Bordmitteln mitten auf dem Atlantik das Boot aufgetaucht soweit zu reparieren, dass es wieder fahr- und tauchtauglich war. Als sie danach den ersten Funkspruch mit der Schadensmeldung absetzten, war der US-Verband schon wieder zu Hause und konnte nichts mehr machen. Inzwischen waren jedoch die Atlantikhäfen nach der Invasion besetzt, sodass das Boot Schottland umkreisen musste, um nach Kiel zu gelangen. So wurden aus geplanten 6 Wochen eine Fahrt von 4,5 Monaten.

Ich kann dir die Fragen beantworten:

1. Heute sind U- Boote sogar noch wichtiger als früher in WW2.
Die heutigen U-Boote besitzen hauptsächlich Raketen und Marschflugkörper als Bewaffnung. heute ist es viel einfacher ein Feind mit einem U-boot zu zerstören, da
Die Reichweite und genauigkeit der Bewaffnung heutiger U-Boote viel größer ist.
U Boote im zweiten Weltkrieg galten zwar als Schrecken, aber die meisten U-Boote haben nur Versorgungs- oder Transportschiffe versenkt. Fakt ist jedenfalls, dass ein einfaches jagt-U-boot aus den 40 ern im Normalfall keine Chance gegen Zerstörer oder schwere Kreuzer des zweiten Weltkriegs mit guter U-Boot-Abwehr hatten. Die zerstörer hatten jede Menge Wasserbomben an Bord und konnten Minenfelder aus Seeminen legen...
Selbst die von U-Booten abgefeuerten hydroakustisch zielsuchenden Torpedos haben nicht besonders oft ihr Ziel getroffen. Darum haben die meisten U-boote Unbewaffnete Transportschiffe des feindes gejagt, da der Kampf gegen Zerstörer sehr riskant war.
Ein sehr bekannter Ausnahmefall war das Seegefecht zwischen dem schweren Kreuzer USS Indianapolis und dem japanischen U-boot I-58. Am 29. Juli 1945 feuerte die I-58 sechs Torpedos auf die Indianapolis ab. Zwei trafen. Ein Torpedo davon traf den Rumpfteil unterhalb einer der vorderen Artilleritürme. Durch diesen Torpedotreffer, detonierte das Munitionsalager der Indianapolis, weshalb diese dann Unterging.

2. Die Tauchtiefe kam auf den Typ an.
Der französische U-Boot-Kreuzer "Surcouf" konnte bis zu 90 Meter tief tauchen.
Die deutschen U-Boote des XXI-Typs konnten bis zu 300 meter tiefe tauchen.
Die deutschen U-Boote des VII-Typs (z.b. U-995) konnten 200 bis 300 Meter Tauchen.
Man könnte also sagen: im Schnitt etwa 60-300 Meter konnten die U-Boote des zweiten Weltkriegs tauchen.

3. Flugzeuge waren für U-boote nur gefährlich, wenn das U-boot an der wasseroberfläche oder auf Periskoptiefe tauchten. Darum tauchten U-boote sehr schnell ab, wenn feindliche flugzeuge in die Nähe kamen.
Deutlich gefährlicher sind Zerstörer. Zerstörer waren wendig und schnell und die wahrscheinlichkeit Torpedotreffer zu machen war sehr gering. Zerstörer hatten sehr oft genug Wasserbomben an Bord um ein U-Boot zu zerstören. Mithilfe von Sonar und Hydroakustischer Überwachung ist das aufspüren von U-booten im zweiten Weltkrieg sehr einfach gewesen.
Im Gegensatz zu den heutigen U-booten haben die U-boote des zweiten Weltkriegs die meiste Zeit an der Wasseroberfläche opreiert. Darum hatten viele von ihnen als Sekundärbewaffnung Geschütze, da es schwer war feindliche Schiffe mit torpedos zu treffen. Vorallem gegen Zerstörer waren solche Geschütze wirksam.
Dass die U-Boote meistens an der Oberfläche waren sieht man auch an der rumpfform des Bugs. Meistens tauchte man erst dann ab, wenn man entdeckt oder angegriffen wurde. Das Französische U-boot "Surcouf" besaß sogar ein schwenkbaren 203 mm Doppelturm, dessen Granaten sogar bei sehr gut gepanzerten Schiffen durchschlagen konnten.

4. Deutschland entwickelte neue strategien, um die Dominanz der U-boote zu stärken. eine Idee war Operation "Wolfsrudel". Dabei waren die U-boote in Gruppen unterwegs und konnten Koordinierter Feinde angreifen. U-Boote wurden häufig auch von anderen Schiffen begleitet, die gute flugabwehr hatten.
Um dem Flugzeugproblem aus dem Weg zu gehen, griffen viele U-Boote häufig nachts an. Meistens an der Wasseroberfläche um dem Sonar feindlicher Schiffe aus dem weg zu gehen. Die französischen und Japanischen U-boote besaßen sogar flugabwehrgeschütze und die großen U-boot-Kreuzer sogar Flugzeughangar, um ein Jagtflugzeug mitführen zu können.

Falls sie weitere Fragen dazu haben, schreiben sie mir in die Kommentare

Woher ich das weiß:Hobby

zu 3): Schlecht. Selbst als man einige Uboote als Flakfallen mit verstärkter Flakbewaffnung umgebaut hat, war des Ergebnis miserabel: https://de.wikipedia.org/wiki/Flakfalle

von Deckgeschützen ist man im Laufe des Kriegs auch abgekommen: https://de.wikipedia.org/wiki/Deckgesch%C3%BCtz

zu 4): da man durch die Enigma-Entschlüsselung wusste, wo die Boote ungefähr waren und durch Asdic (=Sonar) sie dann auch aufspüren konnte, waren die Chance für Uboote auch unter Wasser ziemlich schlecht.