Was ist die Kernaussage von "Jona und der Wal"

Support

Liebe/r guldoen,

es ist auf gutefrage.net nicht erlaubt Hausaufgabenfragen zu stellen, die keine persönliche Ratsuche enthalten und nicht über die einfache Wiedergabe der Aufgabe hinausgehen. Der persönliche Rat sollte immer im Zentrum stehen.

Wenn Du einen Rat suchst, bist Du hier an der richtigen Stelle. Deine Hausaufgaben solltest Du aber selbst machen.

Bitte schau doch noch einmal in unsere Richtlinien unter http://www.gutefrage.net/policy und beachte dies bei Deinen zukünftigen Fragen. Deine Beiträge werden sonst gelöscht.

Vielen Dank für Dein Verständnis!

Herzliche Grüsse

Jenny vom gutefrage.net-Support

4 Antworten

Jona - Der Walfischprophet

Biblische Gestalten: ein weites Feld mit spannenden Geschichten. Jona der mit dem Walfisch. Die Geschichte Jonas beginnt mit der Stadt Ninive. Die Hauptstadt des Assyrer-Reiches wird in dieser Prophetengeschichte als große, böse Stadt bezeichnet. Die Prophetengeschichte um Jona wird auch als die erste faszinierende Kurzgeschichte der Weltliteratur bezeichnet. Das Assyrer-Reich war ein sehr großes Reich mit seinem Höhepunkt im achten bis siebten Jahrhundert vor Christus.

Ich muss hinzufügen, dass es in dieser Geschichte um zwei Städte geht. Denn die zweite Stadt ist die Stadt Jaffa, die es ja bis heute gibt: Sie ist die Vorläuferstadt bzw. Nachbarstadt von Tel Aviv. Jona stellt sich in dieser Geschichte vor als "Hebräer aus Jaffa". Jaffa ist eine Kleinstadt, eine kleine Welt im Vergleich zu Ninive, das man mit dem heutigen New York vergleichen könnte.Ninive hatte damals 120000 Einwohner.

Man brauchte drei Tage, um dort von einem Ende der Stadt zum anderen zu gelangen. Für jene Tage ist das eine große Stadt. Hinzu kommt, dass Ninive ein großer Sündenpfuhl ist. Denn im Grunde genommen hat diese Stadt nichts mit der Sünde im Sinne Israels zu tun. Ischtar ist die Hauptgöttin dieser Stadt am Tigris in der Nähe der heutigen Stadt Mosul. Sie sündigen gemäß diesem Text gegeneinander. Und das ist etwas, das in der Bibel immer sehr wichtig ist. Dies ist aber auch eine kleine Lektion für heute: Wer immer dein Gott ist – in unserem Fall ist das der monotheistische Gott –, du darfst nicht am Mitmenschen vorbeileben. Man darf eben nie sagen, "Lieber Gott, ich bindoch so ein feiner Mensch, ich gebe Geld für Stiftungen usw.", während man gleichzeitig am anderen vorbeilebt und auf den Mitmenschen pfeift. Es steht in dieser Geschichte also ausdrücklich: "Sie sündigen gegeneinander!" Dieser Ausdruck kam schon in Sodom und in anderen Geschichten vor. Warum haben die Kanonisierer des Alten Testaments diese Geschichte überhaupt hineingenommen in den hebräischen Kanon? Denn man könnte ja auch sagen: Was geht Jahwe die Stadt Ninive an? Die sollen dort doch ihre alten Götter weiter verehren. Das sind Heiden, die nicht zum auserwählten Volk gehören. Ringsherum um Israel gäbe es ja auch noch andere große Reiche wie z. B. Ägypten oder später des Reich der Perser. Mich beruhigt aber, dass wir alle Kinder Gottes sind. Diese Leute in Ninive müssen also weder Juden werden, noch müssen sich die Männer beschneiden lassen – Frauen spielen in der Hinsicht im Judentum eh nie eine Rolle. Sie müssen nichts tun, um von ihrem Glauben an Ischtar abzuweichen. Nein, sie sind nur dazu aufgerufen, Reue zu üben, Buße zu tun, um miteinander anständige Menschen zu werden. Diesen Fall hatten wir allerdings in der Bibel schon öfter. Hat denn der Prophet Jona, der im Sinne der großen Propheten des Alten Testaments eigentlich gar kein wirklicher Prophet ist, dieses Buch selbst geschrieben? Wann ist dieses Buch entstanden?
Das ist ein großes Rätsel. Die hebräische Bibel, das Alte Testament, ist endgültig kanonisiert worden im Jahr 90: nach der Zerstörung Jerusalems, als die Überlebenden in alle Welt zerstreut wurden. Man machte diese Kanonisierung, damit es schriftliche Dokumente für diese Menschen gibt, wenn sie weggehen. Bis dahin brauchte man gar keine schriftliche Fassung. Das Auswendiglernen und der innige Bezug zur Bibel waren so stark, dass sie bis dahin noch gar nicht schriftlich fixiert war – abgesehen von den Auslegungsstreitereien. Deshalb wurde ja ungefähr zurgleichen Zeit auch angefangen, die Evangelien in schriftliche Form zubringen.Die Geschichte um Jona ist hinein genommen worden, weil eine Botschaft gegen den Erwählungsdünkel mit hinein sollte.

Wir wissen , dass im Jahr 612 vor Christus die Stadt Ninive zerstört worden ist. Hiermit dürfen wir also annehmen, dass unsere Geschichte vorher gespielt hat. Im Jahr 722 wurde Samaria, und damit das Nordreich von Israel, zerstört. Innerhalb dieses Zeitraums ereignete sich also diese Begebenheit.

Jona ist nicht der einzige, der hier herausgefordert wird. Zwei andere kleinere Propheten sagen ja auch die Zerstörung dieser bösen Stadt Ninive voraus. Deswegen ist diese Geschichte so wichtig: Gott ist nicht nachtragend, sondern nimmt immer wieder auch die Sünder an. Man könnte ja sonst meinen: "Lasst sie doch ihren bösen Weg gehen!" Gott, der als sograusamer Gott geschildert wird, könnte sich doch freuen, dass sie so ein Schicksal erleiden. Nein, sie bekommen die Gelegenheit zur Umkehr: Das ist die Botschaft. Bis auf den heutigen Tag bekommt jeder gläubige Jude, der das hören will, der Ohren hat dafür, diese Botschaft jedes Jahr neu erzählt: Denn dieses kleine, schmale Büchlein wird nämlich jedes Jahr anJom Kippur, also am heiligsten Feiertag, als zentrale Lesung in jeder Synagoge vorgetragen. Dabei wird eben die Botschaft verkündet: Jeder kann umkehren, jeder kann Reue üben, jeder kann seine Wege verbessern,

tinimini  10.05.2014, 22:49

Es wird uns darin ein Herr Jona aus der Stadt Jaffa am Mittelmeer, Sohn des Amittai, vorgestellt. Er fristet dort friedlich sein Leben, bis er eines Tages eine Vision von Gott bekommt. Wir nennen das eine prophetische Vision, so, wie bei den anderen auch. Obwohl man sagen muss, dass er nur ein kleiner Prophet ist: Er gehört im Alten Testament zu den so genannten zwölf kleinen Propheten. Das ist keine Geringschätzung, sondern so etwas wie ein Fachbegriff, der sich ganz einfach aus dem Vergleich zur Größe von Jesaja oder Jeremia ergibt. Jona darf man also mit Fug und Recht einen kleinen Propheten nennen. aber es gibt schon noch kleinere wie z. B. Joel, das ist ein Trost. DieserMann wird jedenfalls aus seiner Ruhe aufgestört. Diese Vision stört ihn: Er will dort in Jaffa seine Ruhe haben. Wir wissen eigentlich gar nicht, was er vorher gemacht hat obwohl das bei den Propheten sonst eigentlich immer angegebenwird. Der eine wird vom Pflug weggerufen, der andere steht gerade in seinen Weinbergen. Der große Moses z. B. wehrt sich ebenfalls zunächsteinmal gegen diese Vision. Er sagt: "Ich stottere, ich eigne mich nicht!" Jeremia sagt, er sei zu jung.
Bei Jona heißt es nur, er sei Vater und fertig, weiter wird nichts über ihn gesagt. er passt also in der Hinsicht überhaupt nicht in diese Reihe hinein. Er wehrt sich ganz massiv gegen diese Vision. Er ist auch derjenige– das machen die anderen ja nicht –, der tatsächlich meutert.

"Steh auf und geh in die Stadt Ninive und erinnere sie daran, dass auch sie meine Kinder sind. Sie können umkehren, sie können Reue üben gegenüber ihren bösen Taten. Und ich werde sie wieder annehmen." Jona sagt aber: "Was geht mich Ninive an?" Wir müssen an dieser Stelle nochkurz zur Kenntnis nehmen, dass der Prophet im Alten Testament schon etwas Besonderes darstellt. Das ist nicht jemand, der meinetwegen wie inDelphi gegen Bezahlung eine Voraussage macht. Heute gibt es auf denJahrmärkten ja auch immer noch diese Kaffeesatzleserinnen oderWahrsagerinnen. Diese Menschen schauen sich ihre Kunden genau anund überlegen sich, was die sich wünschen könnten, um es ihnen dannvorherzusagen. Wenn eine junge Frau da zu mir käme, dann wüsste sogarich, was ich ihr sagen müsste: "Morgen treffen Sie den richtigen Mann IhresLebens oder erhalten meinetwegen eine Einladung zum BayerischenRundfunk etc." So jemand ist der Prophet jedoch nicht. Nein, das ist immerein schrecklicher und harter Auftrag, mit dem man sich zunächst einmalimmer unbeliebt macht bei irgendeiner Schicht. Das Orakel von Delphi hingegen macht sich doch beliebt: Es sagt nur das Schöne voraus genausowie die heutigen Wahrsagerinnen, wo ja auch nie etwas Schlimmesgeweissagt wird. Der Prophet sagt jedoch grausige Sachen voraus: mit derHoffnung, dass der Zuhörer oder die Zuhörerin seine Worte ernst nimmt, in sich geht und es dadurch gar nicht so weit kommt, wie in der Drohbotschaft vorausgesagt. Es gibt also eine Öffnung: Man kann nämlich umkehren! Jona aber sagt: "Was brauche ich das? Diese ganze Mühe! Ich soll in das ferne Ninive gehen zu einem Volk, das mich nichts angeht und von dem ich nichts weiß? Im Gegenteil, das sind doch die Feinde Israels." Er vernimmt diesen Ruf Jahwes und akzeptiert ihn nicht. Er fährt also nicht nach Ninive, sondern läuft ganz einfach davon er geht nach Tarschisch. Tarschisch ist in der Bibel freilich ein Begriff. Diese Stadt ist das Gegenstück zu Ninive. Sie kommt schon seit Salomo imAlten Testament vor: eine große, reiche und vornehme Stadt, aus der man für Jerusalem den Weihrauch, Gold, Silber und Brokatstoffe importiert hat. Sie ist also schon aus alten Zeiten, seit der Königin von Saba, bekannt. Man darf annehmen, dass das in Äthiopien war. Aufgrund kleinerer Hinweise besteht Grund zu dieser Annahme.Mit dieser Stadt ist eher ein Symbol gemeint: Jona versucht eben, möglichst weit wegzukommen aber im Alten Testament ist mit Tarschisch schon auch ein ganz bestimmter Kulturbegriff gemeint, Die Erde galt damals ja als flache Scheibe und nicht als Kugel. Paulus wollte doch später auch noch unbedingt nach Spanien kommen. Er hat das aber leider nicht mehrgeschafft. Man könnte sagen, dass er sich vorstellte, er würde dort am Ende dieses Brettes stehen und könnte "runter spucken". Jona flüchtet zum Meer hinunter und geht aufs Schiff, auch wenn das in Äthiopien ist, ist das sehr, sehr weit. Damals hat es noch keinen Suezkanal gegeben. das war eine ungeheure Strecke. , wenn das in Äthiopien lag, dann sind das viele Tage mit dem Schiff und auch gefährlich. Es steht zwar nicht,welches Schiff er genommen hat, aber es wird wohl entweder ein Segelschiff oder ein Galeerenschiff gewesen sein. Er war jedenfalls kein armer Mann, denn so eine Reise hätte sich ein armer Mann nicht leisten können. Er sagt sich, "Nur weg, dann habe ich es hinter mir". Die Botschaft dabei wäre, man könne dem Gott Israels davonlaufen. Er ist dann auf diesem Schiff und ein Sturm kommt auf.

1
tinimini  10.05.2014, 22:51
@tinimini

Die Botschaft ist, man kann Gott nichtdavonlaufen. Warum sollte es auch anders sein?
Alle bekommen es mit der Angst zu tun, als der Sturm aufkommt. Es muss ein großes Schiff gewesen sein, weil es dort viele Leute gibt. DerKapitän heißt "raw-howel": Das ist der Titel für einen Kapitän der Marine in Israel bis zum heutigen Tag. Es gibt auf diesem Schiff aber auch Matrosen, und vom Verhalten dieser Matrosen bin ich sehr beeindruckt. Man sollte eigentlich meinen, sie wären die größten Grobiane – so wie heute ja die Matrosen auch aus aller Welt angeheuert werden. Die Matrosen auf diesem Schiff benehmen sich jedoch sehr fein. Auch noch im 20. Jahrhundert hat man doch bei uns in Europa bei vergleichbaren Anlässenirgend jemanden denunziert: "Der ist schuld! Weg mit ihm!" Bei ihnen ist das jedoch anders. Jona verhält sich hingegen ziemlich schlecht:. Es braust und es donnert, es gibt ein schreckliches Unwetter, sodass die Leute alle verängstigt sind. Was aber macht er? Er geht unter Deck und legt sich schlafen. So etwas macht man nicht. Trotzdem verliert der Kapitän nicht die Geduld mit ihm. Er geht nach unten und fragt ihn: "Herr Jona, was ist denn eigentlich los mit Ihnen? Jeder von uns betet oben zu seinem Gott." Er meint zu Jona, er sollte auch zu seinem Gott beten, damit der ihm hilft. Diese Matrosen sind keine hergelaufenen Hedonisten. Als dann das Los geworfen wird, wird damit nur ein damals übliches Verfahren beschrieben. Das Los fällt dann eben auf diesen komischen Mann namens Jona – und er ist mehr oder weniger selbst schuld daran. Die Leute wollen wissen, wer daran schuld ist, dass dieser Sturm ausgebrochen ist. Denn es muss ja etwas passiert sein, dass sie so ein Schicksal ereilt. Da sich in so einem Fall natürlich keiner freiwillig meldet, wird das Los geworfen. Wie kann es anders sein: Das Los fällt auf Jona weil er sich so komisch benimmt. Natürlich dürfen wir hierbei nicht vergessen, die Gedankengänge jener Zeit mit einzubeziehen: Man suchte die Schuld immer bei irgend jemandem. Auch im Evangelium kann man lesen: Wenn jemand krank wird, dann wird danach gefragt, wer schuld daran ist, denn irgend jemand muss einfach schuld daran sein. Man sagt nie, dass das eine ansteckende Krankheit sei oder dass jemandvon einer Zecke gebissen worden ist. Nein, es ist immer jemand schuld: Dabei kommen dann auch diese Vorstellungen von Dämonen mit ins Spiel. Das ist die damalige Welt und darüber darf man heute nicht lachen: Das waren die Ängste in einer komplizierten und schwierigen Welt. Jona benimmt sich also sehr merkwürdig und auffällig und die Schuld fällt auf ihn. Ich kann mir vorstellen, dass man noch bis in jüngste Zeit mit sojemandem kurzen Prozess gemacht hätte: von Bord werfen und fertig. Aber nein, die Leute auf diesem Schiff sind anständig und reden mit ihm. Nachdem alles klar ist und er sich schuldig bekannt hat, machen sie sogar noch etwas: Sie versuchen, zum Ufer zurück zu rudern. Es hilft aber alles nichts. Ja, es hilft nichts. Jona ermannt sich nun endlich und bekennt sich schuldig: Er gibt den Helden und sie werfen ihn als Ballast ab ins Meer und normalerweise müsste er untergehen und ertrinken. Aber die Hand Jahwes ist über ihm, denn Jahwe hat noch etwas mit ihm vor. Er schickt also diesen großen Fisch, um ihn zu retten. Luther in seiner Übersetzung sagt, es sei ein Walfisch gewesen. Die Bibel spricht hingegen nur von einem großen Fisch. In dieser mehr als symbolischen Geschichte schnappt sich jedenfalls dieser Fisch den Jona . . Gemäß der hebräischen Grammatik besteht jedoch sogar die Möglichkeit, dass es ein weiblicher Fisch gewesen sein könnte. Das spielt für mich eine Rolle, weil ansonsten im ganzen "Buch Jona" keine Frau vorkommt. Das ist mir aufgefallen, denn ansonsten sind die Propheten im Umgang mit Frauen ja keineswegs zimperlich. Es gibt sogar verhältnismäßig viele Prophetinnen: sieben an der Zahl von insgesamt 48 Propheten. Es fällt mir also auf, dass dort keine Frau vorkommt. Das einzige weibliche Wesen wäre also dieser Fisch.
Das würde ihm aber auch nichts helfen, denn verschluckt ist verschluckt. . Wenn wir die Bibel aber nicht nur wörtlich nehmen, sondern darüber nachdenken, dann müssen wir uns schon fragen, was eigentlich los gewesen ist. War es überhaupt ein Fisch oder ist er in irgendeine unterirdische Höhle geraten? entscheidend ist jedenfalls die nun folgende magischeZahl: Er bleibt drei Tage und drei Nächte im Bauch dieses großen Fisches, wie es dort heißt. . Im Alten Testament haben ja alle Zahlen von Anfangan eine große Signifikanz. Diese drei Tage spielen dementsprechend aucheine große Rolle. Bei Jesus später ist es ja genauso.
Matthäus zitiert den Jona noch einmal und sagt: "Jesus ist drei Tage in derErde gewesen wie der Prophet Jona drei Tage und drei Nächte im Bauchdes Fisches.": Es gibt im ganzen Alten Testament jedenfalls unglaublich oft diese Zahl drei, diese Triaden.

1
tinimini  10.05.2014, 22:55
@tinimini

Das muss man aber alles nicht so wörtlich nehmen, denn das sind wirklich Symbole. Die Sieben hat wieder eine andere Bedeutung: Das hat etwas mit derSchöpfungsgeschichte zu tun. Die Drei bedeutet hingegen: das Urteil, das Leid und die Zuversicht auf die Erlösung. Der dritte Tag ist immer dieBefreiung bzw. die Erlösung, je nachdem. Das ist von Jona bis Hosea sound reicht hin bis zu Jesus. Obwohl es bei Jesus eigentlich keine drei vollen Tage sind. Die Kreuzigung geschieht am Freitag um drei Uhr am Nachmittag und die Auferweckung ist bereits am Sonntagmorgen. Das macht aber nichts, denn die magische Zahl drei ist doch irgendwie erfüllt. Jona sitzt dann im Bauch dieses Fisches und beginnt zu beten: Er betet zuJahwe.
Das ist eine Frage, die auch heute noch aktuell ist: Wann betet derMensch? Wann kehrt der Mensch in sich? Wenn es ihm sehr schlecht geht,und nicht wenn es ihm gut geht. Er betet diesen herrlichen Psalm. Jona, der bis dorthin ziemlich unartikuliert ist , betet diesenherrlichen Psalm. In diesem Psalm ist ein deutlicher Bruch zu sehen: Es geht weg von der Verzweiflung, von der Not, von der Tiefe; er gewinnt in diesem kleinen Psalm langsam Zuversicht. Im Psalm von Jesus am Kreuz können wir das ebenfalls finden, wie ich ausdrücklich erwähnen möchte: "Eli, Eli, lama sabachthani?" Das ist der Todespsalm von vielen frommen und gläubigen Juden und es hat genug Situationen gegeben, indenen sie diesen Satz ausgesprochen haben. Es war nicht so, dass zusammen mit Jesus nur unter den Römern sehr viele andere Juden gekreuzigt worden sind, sondern im Laufe der Jahrhunderte ist das ja leider so geblieben. Daher gibt es auch bis heute diesen Psalm. : Er fängt an mit: "Eli, Eli, lama sabachthani?" Er sagt also: "Mein Gott, wozu hast du mich verlassen?" Er sagt eben nicht, "Warum hast du mich verlassen." Das ist ein oft gemachter Übersetzungsfehler in vielendeutschen Texten aus dem Hebräischen. Es gibt auf Hebräisch nämlich zwei Worte: "lama" und "madua". Der Unterschied zwischen diesen beiden Worten ist wichtig. Denn zunächst einmal ist ja einsichtig – wie viele Christen ja auch glauben –, dass dieser Mensch namens Jesus natürlich - wie wir alle anderen auch - das Recht hat zu verzweifeln. Das ist aber nicht so! Er ist nämlich auch in diesem Fall nicht verzweifelt. Er fragt nämlich nicht verzweifelt: "Warum hast du mich verlassen?", sondern: "Was ist der Sinn dahinter, wozu hast du mich verlassen?". Es geht dann in diesem Psalm 22 in einer Weise weiter, die eine große Ähnlichkeit mit diesem Gebet von Jonas hat. Auch der Psalm 22 hat nämlich in der Mitte diesen Bruch und es kommt wieder Zuversicht auf. Zum Schluss ist auch Jona wieder voller Zuversicht und weiß, dass das Ganze einen Sinn hat.
Es ist so, dass auch Jona akzeptiert, dass Gott noch etwas mit ihmvorhat: dass es ein Ziel gibt, ein "Wozu" ihm das alles passiert. Und am Schluss dieses Psalms hat er dann sogar die Gewissheit: Er bekommt wieder Zuversicht, wo er doch am Anfang so verdrossen gewesen ist. Das ist genau parallel zum Psalm von Jesus. Der Fisch macht dann sein Maul auf und spuckt ihn ans Land.
Wobei ich aber auch den etwas nüchterneren Leuten die Bibel gerne nahebringen möchte. Wer sich schwer tut mit dieser mythologischen Gestalt dieses großen Fischs, kann ja auch annehmen, dass Jona in der Nähe desUfers so und so lange in einer großen Höhle festsaß, bis ihn eine Strömungherausgezogen hat ,irgend etwas passierte und dieser Mann hat ein tiefgreifendes Erlebnis. Das kommt ja im Leben von vielen Menschen vor. Er überlebt also diese drei Tage. Dieser herrliche Psalm sagt jedenfalls, dass das Ganze einen Sinn hat. Als Jona dann an Land kommt, macht er sich auf, diesem Ruf zu folgen, er geht nach Ninive.

Da kommt ein Prophet, ein Hebräer daher und predigt in einer Stadt, die sehr selbstbewusst ist und die eigene Göttin Ischtar als Hauptgöttin verehrt. Jona steht dort also auf dem Marktplatz und ruft zur Umkehr auf.
Das gab es im Osten häufig, diese "Männer Gottes". Diese Rufer hat es also immer wieder mal gegeben: Nehmen Sie nur mal das plötzliche Auftauchen von Johannes dem Täufer mit seiner merkwürdigen Kleidung. aber der Johannes macht das immerhin in seinem eigenen Volk. Hier aber wird doch die fremde Macht der Assyrer herausgefordert. Ninive war in der Tat mehrmals ein Gegenspieler dieses Staates der Juden am Mittelmeer, dieses Staates namens Israel. Der Judenstaat war den Leuten dort in Ninive also sehr wohl ein Begriff, obgleich Israel natürlich im Vergleich mit diesem Weltreich winzig klein war. Israel stellt sozusagen dasandere Ende des assyrischen Reiches dar. Diese Frage ist heute ja soaktuell wie damals: Israel ist dieses kleine Land, das weder im Hinblick auf die Größe noch die Einwohnerzahl bedeutend ist.

1
tinimini  10.05.2014, 22:58
@tinimini

In einer Zeit, in der es natürlich noch keine Flugzeuge oder andere schnelleVerbindungsmöglichkeiten gegeben hat, mussten eben alle imperialen Mächte aus dem Osten wie Ninive oder Babylonien über dieses kleine Land stolpern, wenn sie in Richtung Westen imperiale Absichten hegten – und das taten sie natürlich alle. Umgekehrt galt das aber in Richtung Osten fürdie Griechen und Römer genauso. Nehmen Sie als Beispiel Alexander den Großen: Auch er ist ja über dieses kleine Land gestolpert. Dieses kleine Land war also trotzdem recht berühmt. Für die Nord-Süd- und die Süd Nord- Bewegung z. B. von Damaskus aus galt natürlich das Gleiche. Mankann also nicht sagen, dass das Herkunftsland dieses Hebräers den Leuten in Ninive total fremd gewesen wäre. Denn die Hebräer selbst haben sich in dieser Gegend auch bewegt. In der Nomadenzeit haben sich die Herden nicht immer am gleichen Platz aufgehalten.
Es gibt daneben auch noch die Tradition von Hammurabi und Gilgamesch: Es mag auch in jenen Ländern eine gewisse Gärung in Richtung Ein-Gott-Glauben gegeben haben. Die hebräische Tradition hat ja oft das genaue Gegenteil dessen gemacht, was vorher schon da war. Der Sabbat, der Ruhetag, war vorher ein Tag der Trauer und des Entsetzens gewesen. In der hebräischen Tradition wird das wie selbstverständlich umgedreht: Da wird dieser Tag zu einem Freudentag, zu einem Tag der Gotteskindschaft, zu einem Tag des Aufatmens. Ich glaube also, dass eine Kunde über einen Ein-Gott-Glauben schon irgendwie gekommen war.

Nun gut, da ist ja schon in Ägypten bei Echnaton der Grund gelegt worden.
Wir können beim Auszug aus Ägypten ja auch lesen, dass damals viele Ägypter – die Bibel nenne sie "erew raw", Luther übersetzt das mit"Mischvolk" - mitgezogen sind mit den Juden. Das Ganze ist eigentlich eine sehr interessante Widerlegung des angeblichen Auserwählungsdünkels: Denn von Anfang an sind bereits immer viele Fremde mitgezogen. Man muss sich also vorstellen, dass dieser Prophet Jona in die Stadt kommt und dort predigt. Er sagt, wie die beiden anderen kleinen Prophetenvor ihm, dass die Stadt untergehen wird, wenn sich die Leute dort nicht bekehren, wenn sie ihre bösen Taten nicht bereuen, wenn sie ihr böses Tun gegeneinander nicht lassen. Der hebräische Text sagt an dieser Stelle wörtlich "chamas" und ist damit so deutlich wie im Fall von Sodom und Gomorrha: Sie sündigten"gegeneinander", "untereinander".
Die Leute hören zu und staunen über diesen Mann vielleicht ein wenig. Esbeginnt dann aber auch an der Spitze die Überlegung, dass nun etwasgeschehen müsse, wenn man nicht untergehen möchte. Was wird dann getan? Das Volk nimmt ihn an, bevor die Oberen überhaupt einsteigen. Das ist etwas Wichtiges. In der Dogmengeschichte der katholischen Kirche gibt es das ja auch, wenn ich das so sagen darf und dafür mal tief Atem hole, denn das ist doch ein Riesenunterschied. Aber es war eben auch in der Dogmengeschichte oft so, dass das Volk etwas durchgekämpft und durchgesetzt hat, lange bevor die Oberen nachziehen und eine solche Veränderung dann sanktionieren. Hier an dieser Stelle wird das ausdrücklich so erzählt: Das Volk lässt sich von diesem fernen und komischen Propheten ansprechen und überzeugen. Danach erst kommt der König und sieht, dass das Volk dessen Aufrufe zur Umkehr bereits akzeptiert und vollzogen hat.
Man könnte natürlich auch sagen, dass sie schlicht Angst davor hatten, dass sie sterben müssen, dass ihre Stadt zerstört wird usw. das Volk sagte sich, dass es besser sei, "auf diesen Wagen aufzuspringen", als weiterzumachen wie bisher. Die Predigten von Jona scheinen wirklich ein Erfolg gewesen zu sein.

Der Oberste ordnet an, etwas Bestimmtes zu tun. der König ist in ziemlicher Hast, wie man erkennen kann.
Es eilt, er will dabei sein. Es gibt in der Drohung eine relativ klare Zeitangabe. Es ist die Rede von 40 Tagen. Dies ist ebenfalls wieder eine symbolische Zahl, eine wichtige symbolische Zahl. Nehmen Sie als Beispiel nur die 40 Tage in der Wüste, die 40 Tage Fasten, die 40 Tage bei Moses, bei Elia usw. Diese 40 Tage müssen wir allerdings ebenfalls nicht wörtlich nehmen. Das müssen nicht immer genau 40 Tage gewesen sein.
Es geht nur um eine bestimmte Zeitspanne. In diesem Fall kann man aber auch etwas tun in dieser Zeit. Man hatte damals keine Uhren, keinen Kalender usw. Ich habe jedenfalls Sympathie für diese Zeitangabe. Heute sagt man ja auch manchmal, "ach, bleibe doch noch eine Zigarette lang" usw. Damals hat es eben diese Form der Zeitangaben gegeben. Und es ist ja in der Tat so, dass der Mond die zuverlässigste Hilfe bei solchen Dingen ist: Er ist berechenbar, während man jedoch den Lauf der Sonne nicht berechnen konnte. Es ging also auch hier um 40 Tage. Hier kommt nun meines Erachtens die menschliche Eitelkeit von Jona ins Spiel. Er sagt nämlich: "Ich muss die Drecksarbeit machen.

1
tinimini  10.05.2014, 22:59
@tinimini

Ich werde vorausgeschickt und mahne und warne und drohe und dann kommt der große und gnädige Gott und erbarmt sich."
So weit sind wir aber noch gar nicht in dieser Geschichte. Die Leute in Ninive müssen jedenfalls in Sack und Asche gehen. Eigentlich könnte man ja annehmen, dass der König sagt: "Was soll denndiese Drohung eines Gottes, der bei uns nichts zu suchen hat?" Aber nein, es kann schon sein, dass diese Bewegung von unten herauf gewachsen istund der König daher gar nicht anders kann, als zu sagen, "Ich muss alles versuchen, damit das Unheil nicht über mein Volk kommt". Und so scheint es auch gewesen zu sein. Heute würde man sagen, dass ein Guru gekommen ist und die Volksmassen betört hat. Der König sieht dann, dass er diese Bewegung eh nicht mehr aufhalten kann.
Sie kehren also um in Ninive, sie tun Buße usw.
Der König ist ganz überstürzt mit dabei. An sich ist das ja so etwas wieeine kleine Humoreske, denn er sagt zu seinem eigenen Volk: "Ja, ja, Ihr habt Recht. Tragt Trauer und zieht Kleider aus Sackleinen an." Er befiehlt sogar, dass auch die Tiere entsagungsvoll zu leben hätten. Es überstürzt sich also alles, denn auch die Tiere müssen in Sack und Asche gehen. Es passiert dann ja etwas Wunderbares. Der Jona, der diese Umkehrgepredigt hat, sagt nämlich: "Na ja, nun schauen wir mal, was passiert." Er geht vor die Tore der Stadt und baut sich eine Hütte am Rande der Stadt. Das ist quasi so etwas wie ein Beobachtungsposten, weil dieser Jahwe javielleicht doch noch dreinhauen könnte. Er will sich also anschauen, was da nun genau geschieht.
Ich würde das Kapitelchen, "Der Gaffer" nennen. Das ist etwas, das es heute auch gibt: Da rasen die Leute zu irgendwelchen Unglücksstellen, sodass die Polizei in ihrer Arbeit behindert wird. Es gibt immer und überall diese Gaffer. Und Jona ist auch so ein Gaffer: Er sitzt eben nicht etwa mit den anderen Menschen in der Stadt, um mit ihnen zusammen zu leiden, um das kommende Schicksal gemeinsam mit ihnen zu ertragen. Nein, erbaut sich eine Hütte, um das genüsslich beobachten zu können, ein richtiger Beobachtungsposten, sodass er sich hinterher sagen könnte, er hätte das alles doch schon vorher gewusst. Er freut sich auf das, was kommt. Und wenn es kracht, dann passiert ihm ja nichts, dort vor der Stadt. Nach dem Bau dieser Hütte gibt es noch einen sehr schönen symbolischen Vorgang. Jahwe lässt nämlich diesen Jona, wie man sagen kann, nicht aus den Augen. Um diesem Flüchtigen ein wenig Schatten zu spenden draußen vor der Stadt, lässt er ihm einen Rizinusstrauch wachsen. Manche Bilder, manche Illustrationen zum Alten Testament zeigen das, wie er dort unter dem Schatten dieses Strauches sitzt. Er sitzt dort ganz gemütlichim Schatten. Es passiert dann jedoch etwas und die Sonne sticht ihn dann doch wieder: Warum? Das ist die Sehnsucht von allen. Im Orient sehnt sich der Mensch jedoch nachSchatten. Und heiß war es dort im Reich der Assyrer ganz sicher – auch dann, wenn mal die Sonne hinter den Wolken verschwundenist. Wenn man vom Mittelmeer, also aus Jaffa, kommt, ist diese Hitze wirklich nur sehr schwer zu ertragen. Dieser Mann, dieser Jona, ist aber ein Egoist. Anstatt dass er zusammen mit den Leuten leidet, hockt er oben im Schatten in der "Loge", den ihm dieser Rizinusstrauch spendet. Dieser Strauch hat nichts mit dem uns bekannten Rizinusöl zu tun. Nein, das ist ein Strauch, den es übrigens hier bei uns auch gibt. Das ist tatsächlich ein Strauch, der schnell wächst. Er braucht also keine Monate oder gar Jahre, um zu wachsen. Es ist also schon etwas dran an dieser Episode mit diesem Strauch. Jona sagt: "Das ist nun mein Baum und das ist nun meine Hütte!" Was will man uns damit sagen? Er ist nicht in sich gegangen!
Er nimmt also einfach an, dass Jahwe ein braver und lieber Gott ihm gegenüber ist, der ihn beschützt und ihm sogar noch Schatten schenkt. Er meinte wohl, nun habe er seine Mission erfüllt und will jetzt zusehen, was weiter geschieht. Es wird uns mitgeteilt, dass ihm das ganze Geschehen nach wie vor eigentlich egal ist.
Jahwe fordert ihn aber noch einmal heraus ,auf eine wundervolle und subtile Art. Der Baum bekommt nämlich einen Wurm. Damit wird uns gesagt, dass alle und alles Geschöpfe Gottes sind: Die armen Menschen, die da in der Stadt leiden, der Baum, der Wurm usw. Alle sind Geschöpfe Gottes. Gott sagt da Jona so schön: "Was jammerst du? Hast du den Baum vielleicht erschaffen? Hast du den Wurm erschaffen?" Es ist also so, dass der Baum verdorrt und Jona plötzlich wieder in der blanken Sonne sitzt. Er jammert erneut und meint, dass das unverschämt sei. er wird frech und droht sogar mit Selbstmord.
Er meint, dass sein Leben nun zu Ende sei und dass ihn das alles nicht mehr interessiere. Er sagt, er möge nun noch einmal ins Meer geworfen oder anderweitig umgebracht werden. Er will nicht mehr weiterleben. In dem Moment kommt nun dieser Vergleich:

1
tinimini  10.05.2014, 23:01
@tinimini

Während er über den Baum jammert, sagt Jahwe zu ihm:
"Und ich soll mich nicht erbarmen um diese vielen Menschen? Und um so viel Vieh?" Gott erbarmt sich also auch des Viehs. Wir sehen das heutzutage doch in Jugoslawien und wo immer, wo Krieg herrscht: Im Krieg gibt es verbrannte Erde, gibt es diese schrecklichen Bilder auch mit den krepierten Tieren. Das ist schon wirklich ein wichtiges und kräftiges Bild: Aufgrund der Untaten der Menschen leide tauch die Umwelt und leiden auch mit uns die Tiere! Das kommt in dieser Geschichte um den Jona schön zur Geltung.

Gott erbarmt sich also der Stadt Ninive, weil sie Buße getan hat. Er weist diesen Jona zurecht und das ist ein wunderbarer Vergleich: Auf der einen Seite gibt es diese Stadt mit 120000 Einwohnern und dem vielen Vieh und auf der anderen Seite diesen Jona. In dieser Geschichte wird dann noch erwähnt, dass es unter den Bewohnern von Ninive auch viele gibt, die noch nicht einmal zwischen rechts und links unterscheiden können. Trotzdem weist er den Jona darauf hin, dass er diese Menschen nicht mit seinem "blöden" Rizinusstrauch und der Sonne, die ihn nun erneut sticht, vergleichen darf. Damit ist die Stadt Ninive also gerettet.
Mit "rechts" und "links" sind natürlich nicht wörtlich unsere heutigen Begriffe gemeint. Man meint damit ganz sicher "gut" und "böse". Die Bezeichnung geht ja weit zurück in der Menschheitsgeschichte. Noch vor einiger Zeit haben z. B. Mütter ihre Kinder, wenn die mit der linken Hand geschrieben haben, mit den Worten getadelt: "Schreib mit der schönen Hand, mit derrechten Hand!"

Diese Geschichte um Jona hat ja mehrere Ebenen. Vielleicht ist diese Geschichte gar nicht historisch. Vielleicht richtete sie sich gar nicht an die Stadt Ninive, sondern an Israel. Mit dieser Geschichte wird also Israel eine Botschaft mitgeteilt: Israel wird darauf hingewiesen, dass man keinen...Dünkel haben darf.
Das ist doch etwas ganz Seltsames: Dieser Jahwe schaut also nicht nur auf sein auserwähltes Volk, sondern auch auf diese Heiden. Es kommt dann so weit, dass er seinem Volk, damit quasi sagt: "Mit euch, mit meinem Volk habe ich immer nur Ärger, während sich sogar diese Heiden bekehren!" Das ist doch eigentlich eine unglaubliche Geschichte. Dasist auch nicht die einzige Geschichte von der Art. Manche Prophetengeschichten sind sogar noch besser, weil sie ein wenig artikulierter sind als Jona und ganz bestimmte Dinge ganz deutlich ansprechen. Jesaja und andere auch sprechen von Israel als Partner Gottes. Es ist weder das schönste, noch das größte, noch das gehorsamste Volk. Es hat auch nicht mehr Eigenschaften als die anderen Völker. Dass es der Partner Gottes ist, Das ist doch etwas ganz Seltsames: Dieser Jahwe schaut also nicht nur auf sein auserwähltes Volk, sondern auch auf diese Heiden. Es kommt dann so weit, dass er seinem Volk sagt: "Mit euch, mit meinem Volk habe ich immer nur Ärger, während sich sogar diese Heiden bekehren!"Das ist doch eine unglaubliche Geschichte. Das müssen z. B. auch die Völker zur Kenntnis nehmen, die genau das Israel nicht gegönnt haben. In der menschlichen Gesellschaft gibt es ja immer eine Erbfolge: Manche gehen nach dem Erstgeborenen, manche Bauern vererben aber auch dem jüngsten Sohn den Hof. Es gibt jedenfalls immer eine irgendwie geartete Erbfolge. Der Einzige, der sich jedenfalls in der Bibel nach keiner Erbfolge richtet, ist Gott. Nehmen Sie David: Er ist so wenig der Erstgeborene wie Isaak, Jakob usw. Es bleibt das Geheimnis Gottes, wen er beruft. In diesem Sinne bleibt auch die Wahl Israels sein Geheimnis. Trotz all dieser Makel und Nachteile bleibt es sein Partner. Paulus spricht in seinem Römerbrief ja auch so schön von diesen ungekündigten Bündnissen. Mit dieser Wahl Israels hatte die Umwelt jedenfalls bis ins Mittelalter hinein Schwierigkeiten: Warum gerade Israel? Und in Israel selbst gab es ja zeitweise auch Tendenzen zum Größenwahnsinn. In der Bibel, im Alten Testament, kommen daher auch Lichtgestalten vor, bei denen uns ausdrücklich gesagt wird, dass sie keine Juden sind, dass sie nicht aus Israel kommen. Hiob ist kein Jude, auch Ruth ist keine, sie ist Moabiterin, obwohl sie doch die Großmutter Davids ist und somit die Ahnfrau des zukünftigen Messias. Für viele andere wichtige Gestalten im Alten Testament gilt das Gleiche. Es gibt viele, auch Völker, denen von Anfang an eine Einladung unterbreitet wird. Ich hatte von den Ägyptern geschrieben, die beim Auszug mit den Juden mitgegangensind. Selbst dieses Ur-Feindvolk ist eingeladen, mitzuziehen und sie ziehen dann auch in der Tat mit. Das heißt, es gibt da keine Ressentiments, denn man könnte ja auch sagen: Nein, die Ägypter nicht! Kann man daraus folgern, wie das im Neuen Testament ja auch von Jesus formuliert wurde, dass das eine Botschaft an alle Menschen ist! Es ist ein Angebot und der Zugang ist offen und leicht, weil alle die Kinder Gottes sind.

1
tinimini  10.05.2014, 23:02
@tinimini

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Genesis-Geschichte zunächst keine Geschichte für Israel ist. Denn es sind ja weder Adam, noch Eva, noch Kain oder Abel usw., Juden oder Christen. Die Männer sind nicht beschnitten, sie sind ganz einfach Kinder Gottes. Das ist für mich doch eine sehr tröstliche Botschaft. Das Schöne andiesem Text besteht doch gerade darin, dass sie nicht aufgerufen worden sind, nun auf einmal alle Juden und Monotheisten zu werden. Nein, sie sind nur aufgefordert, anständige Menschen zu werden. Das ist die Botschaft: Dieses Unrecht, das sie einander antun, soll aufhören. Dazu müssen sie aber ihren Glauben nicht ändern. Das ist das Große. Bis ins Mittelalter hinein haben wir ja noch diese Zwangskonversionen erlebt: Hier ist überhaupt nicht die Rede von einer Zwangskonversion. Hier gibt es nur die Einladung, im Namen dieses Gottes endlich damit aufzuhören, einander Böses anzutun. Diese Botschaft ist für mich bis auf den heutigen Tagwichtig: "Tut einander nicht so viel Elend an. Aber Ihr müsst dafür nicht konvertieren." Das ist nur eine Einladung zur Umkehr, und aus diesem Grund ist das ein wichtiges Beispiel bis auf den heutigen Tag. Bis heute ist diese Geschichte doch, wie erwähnt, in der Liturgie an Jom Kippur so wichtig. Die Jona-Perikope kommt in dieser schönen romantischen Stundeder Dämmerung: Es ist die letzte Lesung am Tag von Jom Kippur. Jeder istda sehr nachdenklich und hat den ganzen Tag über gebetet. Jeder hatnachgedacht und sich seine eigenen Sünden immer wieder vor Augengeführt. In diesem letzten Augenblick, wo doch mancher denken mag, erhätte nun wirklich alles offen gelegt und genug Buße getan, sodass er nuneinigermaßen gereinigt ist, kommt diese Botschaft, diese Botschaft, dass Gott auch für die ganz Bösen da ist. Es wird den Juden in dieser Stunde gesagt: "Bilde dir nur nichts ein. Wie kommt es denn, dass diese kleine Geschichte von Jona an diesem hohen Fest vorgetragen und als so wichtig erachtet wird?
Aus diesem soeben genannten Grund. Es geht darum, dass jeder Dünkel vermieden wird. Denn der Jona ist weder besonders geistreich nochbesonders edel. Außer diesem einen schönen Psalm ist da nichts weiter außergewöhnlich. Und selbst von diesem Psalm sagen einige Kommentatoren, dass er zum ganzen anderen Sprachduktus des Jona überhaupt nicht passt. Jona evoziert nicht diese große Inspiration wie wir sie von Jeremia, Jesaja oder Ezechiel bekommen können. Nein, von diesem Kaliber ist er nicht, wie ich durchaus zugeben kann. Aber esgeht auch nicht um ihn, sondern um diese Hauptbotschaft: Es darf keinen Dünkel geben, denn Gott bestimmt, wen er auswählt. Man kann nur umkehren und mit den anderen Menschen anständig umgehen. Das ist das Wichtigste. Die entscheidende Botschaft geht also an Israel, an das jüdische Volk. Es wird gesagt, dass sie die Nase nicht so hoch oben tragen dürfen, und diese Botschaft richtet sich eigentlich an beide. Wann wurdedenn die Bibel kanonisiert? Das war, als bereits europäische Völker - in dem Fall waren es die Römer - großen Druck ausübten in Nahost und das Elend sehr groß geworden ist. In sofern war das also auch eine Trostbotschaft, daran besteht überhaupt kein Zweifel: Gott hat seinen ungekündigten Bund mit Israel. Das ist eben auch eine Botschaft an die nicht-jüdischen Leser, also an die andere Seite. Es gibt diesen ungekündigten Bund und dabei bleibt es. Die Kirche hat z. B. lange Zeit gesagt, sie sei "das neue, das wahre Israel, währenddas reale Israel dazu verurteilt sei, im Dunkeln zu tappen!" So ist es aber nicht. Diese Botschaft richtet sich jedoch auch an Israel selbst: "Auch die anderen sind Kinder Gottes!" Ich lese es zumindest so: "Wir wollen keine Konversionen. Wir sind ein großes und herrliches Orchester, machen wir daher nicht aus Klavieren Klarinetten und aus Klarinetten Posaunen. Nein, die Hauptsache ist, dass wir lernen miteinander umzugehen."

1
rubicon66  10.05.2014, 23:45
@tinimini

tinimini, auch für diese antwort von dir werde ich mir einen tag urlaub nehmen müssen!

1
rubicon66  11.05.2014, 10:01
@rubicon66

@tinimini,trotz intensiver suche ist es mir nicht gelungen etwas über diesen von dir copierten kapitän der israelischen marine, im internet zu finden. kannst du mich dahingehend informieren, was es mit diesem "raw howel " auf sich hat?

0
stine2412  11.05.2014, 16:50

Frauen spielen in der Hinsicht im Judentum eh nie eine Rolle.

tinimini, das stimmt nicht ganz. Erst, nachdem die Griechen die Kultur der Juden veränderten, kam es auf, dass Frauen nun auch im Judentum keine Rolle mehr spielten. Bis dahin hatten sie einen respektablen Platz in der Gesellschaft. Wie es in Sprüche 31:14+16 beschrieben wird, konnten Frauen selbständig Handel treiben und Felder kaufen.

Das hatte ich nur zufällig in deiner Antwort gesehen - ansonsten ist sie mir etwas lang geraten.

2

Hallo guldoen

Was viele nicht wissen, besonders jene, die den biblischen Bericht über Jona für einen Mythos halten, ist die Tatsache, dass kein Geringerer als Jesus Christus selbst, die Ereignisse um Jona einmal in den Fokus einer seiner Lektionen rückte.

Gut 800 Jahre waren seit Jonas unfreiwilligem Aufenthalt im Bauch eines großen Fisches vergangen, als der Sohn Gottes die „Kernaussage“ - wie Du das nennst - aus diesem Drama thematisierte.

Anlass dafür war, dass einige Schriftgelehrten und Pharisäern, die bekanntlich Jesu Wirken mit Argwohn beobachteten, eines Tages auf ihn zukamen und eine kategorische Forderung vortrugen:

„Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen.“ (Matthäus 12:38)

Das heuchlerische an diesem Anliegen war, dass Jesus bis zu diesem Zeitpunkt bereits gut eineinhalb Jahren lang unzählige Wunder und Zeichen gewirkt hatte. Unter anderem hatte er den Sohn der Witwe von Nain auferweckt (Lukas 7:11-17) Diese Wundertaten, zu denen ihn sein himmlischer Vater befähigt hatte, sollten in erster Linie unzweideutig belegen, dass er der vom Himmel gesandte Sohn Gottes war.

Den etablierten Geistlichen missfiel das und sie starteten deshalb mit dieser provokanten Aufforderung einen weiteren Versuch, ihn unglaubwürdig zu machen.

Und nun seine Antwort:

„Eine böse und ehebrecherische Generation sucht fortwährend nach einem Zeichen, doch wird ihr kein Zeichen gegeben werden, ausgenommen das Zeichen Jonas, des Propheten. Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des riesigen Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein. Männer von Ninive werden im Gericht mit dieser Generation aufstehen und werden sie [die böse Generation] verurteilen; denn sie bereuten auf das hin, was Jona predigte, doch siehe, hier ist mehr als Jona“ (Matthäus 12:39-41).

Und dieses “mehr als Jona“ war niemand sonst, als Jesus Christus selbst.

Ganz offenbar sah Jesus in dem Bibelbuch aus dem sog. AT, das den Namen seines „Hauptdarstellers“ trägt, viel mehr als nur einen historischen Bericht darüber, wie Gott mit Jona handelte, was der Prophet in Ninive tat und was dann geschah, als er Gottes Warnungsbotschaft verkündigt hatte.

Jesus wusste, dass Jona weit darüber hinaus eine symbolische und eine prophetische Rolle im Vorsatz seines Vaters im Himmel spielte.

Jonas Erlebnisse deuteten nämlich auf Christus hin, auf seinen Tod und auf seine Auferstehung am dritten Tag.

Außerdem lieferte die positive Reaktion der scheinbar gottlosen Niniviten, mit der sie auf Jonas warnende Botschaft eingingen, einen beschämenden Kontrast zu dem Verhalten der angeblich gottesfürchtigen Juden. Sie nämlich hielten sich immer noch für das auserwählte Volk, aber reagierten nicht annähernd so positiv auf Jesu Predigten, auf seine Ermahnungen und seine vielen beeindruckenden Taten (Matthäus 16:4).

Kein Wunder also, dass er einmal bei einem anderen Anlass warnend sagte: „ . . das Herz dieses Volkes ist unempfänglich geworden, und mit ihren Ohren haben sie gehört, ohne zu reagieren, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht etwa sehen und mit ihren Ohren hören und mit ihrem Herzen [nicht etwa] den Sinn davon erfassen und umkehren und ich sie heile.“ (Matthäus 13:15)

Vielleicht hilft Dir das weiter.

Alles Gute und viel Erfolg mit Deiner Aufgabe.



Hallo guldoen,

die Kernaussage des Bibelbuchs Jona lautet:

Er lernte Barmherzigkeit

Eins wusste Jona ganz genau: Umkehren und davonlaufen kam nicht infrage. Das hatte er schon einmal probiert und Jehova hatte ihm geduldig eine Lektion erteilt. Wie wir im vorigen Kapitel gesehen haben, ließ Jehova einen schweren Sturm aufziehen und rettete Jona durch einen großen Fisch. Drei Tage später wurde er unversehrt an einen Strand ausgespien. Überwältigt von diesem Wunder, war er nun zur Zusammenarbeit bereit (Jona, Kap. 1, 2).

Als Jehova ihn zum zweiten Mal nach Ninive schickte, machte sich Jona gehorsam auf den langen Weg in Richtung Osten. (Lies Jona 3:1-3.) Hatte die Schulung von Jehova bei ihm einen gründlichen Sinneswandel bewirkt? Jehova war barmherzig mit ihm umgegangen. Er hatte ihn vor dem Ertrinken bewahrt und ihn für seinen Ungehorsam nicht bestraft. Und jetzt gab er ihm eine zweite Chance! Hatte Jona durch all das Barmherzigkeit gelernt? Barmherzig zu sein fällt uns Menschen nicht immer leicht. Und auch Jona musste mit sich selbst ringen.

Die Strafankündigung und eine unerwartete Reaktion

Jehova sah Ninive mit anderen Augen als Jona. In der Bibel steht: „Ninive nun erwies sich als eine für Gott große Stadt“ (Jona 3:3). In dem Bibelbuch Jona bezeichnet Jehova Ninive drei Mal als „die große Stadt“ (Jona 1:2; 3:2; 4:11). Wieso war Ninive für Jehova groß oder bedeutend?

Ninive gehörte zu den ersten Städten, die Nimrod nach der Sintflut errichtet hatte, war also uralt. Es bildete einen Großraum, der offensichtlich mehrere Städte umfasste. Man brauchte drei Tage, um von einem Ende bis zum anderen zu laufen (1. Mo. 10:11; Jona 3:3). Die prächtigen Tempel, imposanten Mauern und anderen stattlichen Bauwerke waren beeindruckend. Doch nichts davon machte die Stadt für Jehova bedeutend. Worauf es ihm ankam, waren die Menschen! Für damalige Verhältnisse hatte die Stadt eine gewaltige Einwohnerzahl. Und wenn die Menschen noch so schlecht waren, Jehova lagen sie am Herzen. Für ihn zählt ein Menschenleben viel, und er weiß, dass jeder bereuen und neu anfangen kann.

Als Jona in Ninive eintraf, müssen die vielen Einwohner — mehr als 120 000 — den bedrohlichen Eindruck noch verstärkt haben. Er ging einen Tag lang in Richtung Zentrum und drang dabei immer tiefer in das Großstadtgewühl ein. Womöglich suchte er einen günstigen Platz, um seine Botschaft auszurufen. Wie verständigte er sich mit den Niniviten? Hatte er Assyrisch gelernt oder konnte er die Sprache durch ein Wunder? Oder redete er hebräisch und ließ seine Aussprüche dolmetschen? Wir wissen es nicht. Jedenfalls kam Jona mit einer klaren, deutlichen Botschaft, die ihm nicht unbedingt Sympathien eintrug. Sie lautete: „Nur noch vierzig Tage, und Ninive wird umgekehrt werden“ (Jona 3:4). Immer wieder kündigte er den Untergang der Stadt an und bewies dadurch enormen Mut und Glauben. Diese Eigenschaften brauchen auch wir dringender denn je.

Jonas Botschaft erregte Aufmerksamkeit. Bestimmt hatte er sich innerlich darauf vorbereitet, dass man ihm feindselig begegnen und sogar handgreiflich werden würde. Stattdessen passierte etwas Unglaubliches: Die Menschen hörten auf ihn! Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich seine Worte und wurden Stadtgespräch. (Lies Jona 3:5.) Jung und Alt, Mann und Frau, Arme und Reiche — alle wurden gleichermaßen von Reumütigkeit erfasst. Sie aßen nichts mehr. Schon bald kam auch dem König zu Ohren, was unter seinem Volk ausgelöst worden war.

Jonas Botschaft erregte Aufmerksamkeit. Bestimmt hatte er sich innerlich darauf vorbereitet, dass man ihm feindselig begegnen und sogar handgreiflich werden würde. Stattdessen passierte etwas Unglaubliches: Die Menschen hörten auf ihn! Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich seine Worte und wurden Stadtgespräch. (Lies Jona 3:5.) Jung und Alt, Mann und Frau, Arme und Reiche — alle wurden gleichermaßen von Reumütigkeit erfasst. Sie aßen nichts mehr. Schon bald kam auch dem König zu Ohren, was unter seinem Volk ausgelöst worden war.

Er nahm die Botschaft Jonas ebenfalls ernst. Voller Gottesfurcht erhob er sich von seinem Thron, legte seine feinen Amtsgewänder ab, hüllte sich in das gleiche grobe Sacktuch, das seine Untertanen bereits trugen, und setzte sich sogar „in die Asche“. Gemeinsam mit seinen „Großen“ oder Oberen gab er einen Erlass heraus, der der spontanen Volksbewegung einen offiziellen Charakter verlieh. Alle sollten Sacktuch tragen, selbst die Haustiere.* Demütig erkannte der König an, dass sein Volk schlecht und grausam gehandelt hatte. Er hoffte, der wahre Gott würde sich durch ihre Reue erweichen lassen und „von seiner Zornglut umkehren“, sodass sie „nicht zugrunde gehen“ würden (Jona 3:6-9).

Fortsetzung folgt

Ninive wirkte auf Jona riesig und sehr verdorben - (Religion, Christentum, Erziehung) In Ninive zu predigen verlangte von Jona Mut und Glauben - (Religion, Christentum, Erziehung) Durch die Flaschenkürbispflanze sollte Jona Barmherzigkeit lernen - (Religion, Christentum, Erziehung)
kdd1945  11.05.2014, 15:02

Fortsetzung

Einige Kritiker bezweifeln, dass sich die Niniviten von heute auf morgen so sehr änderten. Verschiedene Bibelkommentatoren finden dagegen eine Massenbewegung dieser Art gar nicht so abwegig, da die damaligen Orientalen für ihr impulsives Wesen und abergläubisches Denken bekannt waren. Außerdem bestätigte Jesus Christus, dass die Menschen in Ninive bereuten, und widerlegte damit die Ansicht der Kritiker. (Lies Matthäus 12:41.) Jesus wusste, wovon er sprach, denn er konnte die Ereignisse vom Himmel aus mitverfolgen (Joh. 8:57, 58). Wir sollten also nie schlussfolgern, dass jemand unmöglich bereuen kann — ganz gleich, wie schlecht er uns vorkommt. Nur Jehova kann ins Herz sehen.

Gottes Barmherzigkeit trifft auf ein hartes Herz

Wie reagierte Jehova auf die Reue der Niniviten? Jona schrieb später: „Der wahre Gott bekam ihre Werke zu sehen, dass sie von ihrem schlechten Weg umgekehrt waren; und so empfand der wahre Gott Bedauern über das Unglück, das ihnen antun zu lassen er geredet hatte; und er ließ es nicht tun“ (Jona 3:10).

Hatte sich Jehova etwa in seinem Urteil geirrt? Auf keinen Fall, denn seine Gerechtigkeit wird in der Bibel als vollkommen beschrieben. (Lies 5. Mose 32:4.) Gottes gerechter Zorn auf die Niniviten hatte sich einfach gelegt. Er hatte die innere Umkehr dieser Menschen beobachtet und hielt die vorgesehene Strafe nicht mehr für nötig. Deshalb konnte er barmherzig zu ihnen sein.

Jehova ist nicht der strenge, kalte oder gar unerbittliche Gott, wie ihn viele Religionen darstellen. Im Gegenteil: Er ist nachsichtig, flexibel und barmherzig. Bevor er die Bösen zur Verantwortung zieht, lässt er sie wiederholt durch seine Diener auf der Erde warnen. Ihm ist nämlich sehr daran gelegen, dass schlechte Menschen bereuen und sich ändern — wie einst die Niniviten (Hes. 33:11). Zu seinem Propheten Jeremia sagte er: „In irgendeinem Augenblick, da ich gegen eine Nation und gegen ein Königreich reden mag, um sie auszurotten und sie niederzureißen und sie zu vernichten, und jene Nation tatsächlich umkehrt von ihrer Schlechtigkeit, gegen die ich redete, so will ich Bedauern empfinden über das Unglück, das ich an ihr zu vollstrecken gedacht hatte“ (Jer. 18:7, 8).

Jonas Vorhersage traf zwar nicht ein, aber sie war nicht falsch. Sie erfüllte ihren Zweck als Warnung, denn die Niniviten änderten sich ja. Sollten sie allerdings wieder in ihre alten Fehler zurückfallen, würde Gott die angekündigte Strafe über sie bringen. Genau das geschah später auch (Zeph. 2:13-15).

Wie reagierte Jona, als die Vernichtung ausblieb? „Jona aber missfiel das sehr, und er entbrannte von Zorn“ (Jona 4:1). Er sprach sogar ein Gebet, das sich so anhört, als habe er dem Allmächtigen Vorhaltungen gemacht. Jona wünschte, er wäre zu Hause geblieben, auf seinem „eigenen Boden“. Er habe ja von vornherein gewusst, dass Jehova Ninive verschonen würde. Gerade deshalb wollte er nach Tarschisch weglaufen. Am liebsten würde er sterben! (Lies Jona 4:2, 3.)

Was bedrückte Jona? Wir wissen natürlich nicht, was ihm alles durch den Kopf ging. Aber eins wissen wir: Er hatte vor den Ohren aller den Untergang Ninives angekündigt und man hatte ihm geglaubt. Und jetzt passierte nichts! Hatte er nun Angst, verspottet oder als falscher Prophet beschimpft zu werden? Tatsache ist, dass er sich weder über die Reue der Niniviten noch über Jehovas Barmherzigkeit freute. Stattdessen geriet er offenbar in einen Sog von Selbstmitleid, Verbitterung und verletztem Stolz. Doch sein mitfühlender Gott muss trotzdem das Gute in ihm gesehen haben. Er zog Jona für seine Respektlosigkeit nicht zur Rechenschaft, sondern fragte ihn einfach freundlich: „Bist du mit Recht von Zorn entbrannt?“ (Jona 4:4). Antwortete Jona auf diese Frage? Die Bibel sagt nichts darüber.

Es ist leicht, Jona zu verurteilen. Doch dass Menschen Dinge anders sehen als Gott, ist gar nicht ungewöhnlich. Manche denken, Jehova hätte ein bestimmtes Unglück verhindern, gegen bestimmte Missstände sofort einschreiten oder das gegenwärtige System längst vernichten müssen. Jonas Erlebnisse verdeutlichen: Wenn wir einmal nicht mit Jehova einiggehen, müssen immer wir umdenken — nicht er.

Wie Jehova seinem Propheten eine Lektion erteilte

Niedergeschlagen verließ Jona die Stadt. Doch er machte sich nicht auf den Heimweg, sondern ging nach Osten, wo er von den Bergen aus die Gegend überblicken konnte. Er baute sich eine kleine Hütte und wartete ab. Womöglich hoffte er im Stillen, doch noch Ninives Untergang zu sehen. Wie konnte Jehova diesen starrköpfigen Mann erweichen?

Fortsetzung folgt

7
kdd1945  11.05.2014, 15:09
@kdd1945

Fortsetzung

Jehova ließ über Nacht eine Flaschenkürbispflanze in die Höhe schießen. Als Jona aufwachte, war auf einmal ein üppiges Blätterdach über ihm. Es bot ihm viel mehr Schatten als seine dürftige Hütte. Gleich ging es ihm besser, ja „Jona begann sich über die Flaschenkürbispflanze sehr zu freuen“. Vielleicht deutete er dieses Wunder sogar als ein Zeichen dafür, dass Gott mit ihm war. Jehova hatte allerdings mehr im Sinn, als Jona nur vor der Hitze zu schützen oder von seinem Missmut zu befreien. Er wollte sein Herz ansprechen. Deshalb wirkte er ein weiteres Wunder: Er schickte einen Wurm, der die Pflanze anfraß, sodass sie abstarb. Als Nächstes ließ er „einen sengenden Ostwind“ wehen, bis Jona vor lauter Hitze „in Ohnmacht fiel“. Die Stimmung des Propheten erreichte einen Tiefpunkt, und er bat Gott erneut, ihn sterben zu lassen (Jona 4:6-8).

Und noch einmal fragte Jehova Jona, ob er zu Recht zornig sei — zornig, weil die Flaschenkürbispflanze verdorrt war. Statt in sich zu gehen, rechtfertigte sich Jona: „Ich bin mit Recht von Zorn entbrannt bis zum Tod.“ Damit war für Jehova der Zeitpunkt gekommen, etwas deutlicher zu werden (Jona 4:9).

Durch die Flaschenkürbispflanze sollte Jona Barmherzigkeit lernen

Gott führte Jona vor Augen, dass es ihm schon um eine bloße Pflanze leidtat, die über Nacht hochgeschossen war und die er weder gepflanzt noch gepflegt hatte. Dann fragte Jehova ihn: „Sollte es mir meinerseits nicht leidtun um Ninive, die große Stadt, in der mehr als einhundertzwanzigtausend Menschen am Dasein sind, die nicht einmal den Unterschied zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken kennen, dazu viele Haustiere?“ (Jona 4:10, 11).

Diese Veranschaulichung ging wirklich in die Tiefe. Jona hatte für die Flaschenkürbispflanze rein gar nichts getan. Jehova dagegen hatte den Niniviten das Leben geschenkt und sie am Leben erhalten, so wie er es auch mit allen anderen Geschöpfen auf der Erde tut. Wie konnte Jona eine einzige Pflanze wichtiger sein als das Leben von 120 000 Menschen samt ihrem Viehbestand? Hatte er eine egoistische Denkweise entwickelt? Schließlich tat es ihm um die Pflanze nur deshalb leid, weil sie ihm gute Dienste geleistet hatte. Steckte hinter seinem Zorn über Ninive nicht ebenfalls eine Portion Egoismus? Wollte er aus Stolz das Gesicht nicht verlieren, sondern unbedingt recht behalten? Jonas Erlebnisse können uns zu einer ehrlichen Selbstprüfung veranlassen. Wer von uns ist schon frei von selbstsüchtigen Neigungen? Wie dankbar sollten wir dafür sein, dass uns Jehova geduldig lehrt, selbstloser, mitfühlender und barmherziger zu sein — so wie er es ist!

Kam die Lektion bei Jona an? Die Frage, die Jehova am Ende stellte, bleibt im Raum stehen. Manche Kritiker bemängeln, dass Jona nichts erwiderte. Aber in Wirklichkeit hat er eine Antwort gegeben: mit dem Bibelbuch Jona. Da war der Prophet nun wieder sicher zu Hause und schrieb seinen Bericht nieder — älter, weiser und demütiger geworden. Vielleicht schüttelte er den Kopf über seine Fehler, seinen Ungehorsam und seine sture Weigerung, barmherzig zu sein. Jona hatte sich die einprägsame Lektion, die Jehova ihm erteilte, eindeutig zu Herzen genommen. Er hatte Barmherzigkeit gelernt. Lassen auch wir uns das eine Lehre sein? (Lies Matthäus 5:7.)

6

Wie wäre es denn, wenn du es selber liest?

guldoen 
Fragesteller
 10.05.2014, 21:33

gelesen hab ichs, aber mich würde die meinung anderer interessieren was sie sich aus dieser erzählung erschließen (: aber danke für den tipp ;D

0