Was ist beim VW Abgas Skandal genau passiert?

4 Antworten

Hallo flutra,

eine amerikanische Umweltorganisation wollte zeigen, wie gut VW autos tatsächlich sind. Denen ist dann beim Test aber aufgefallen, dass die Emissionen viel höher sind, als VW behauptet hatte. Das wurde dann eben veröffentlicht, VW-Aktien sacken dementsprechend ab, und ziemlich viel Geld muss von VW aus fließen, nicht nur wegen Schadensersatz, sondern auch wegen der Wiederherstellung des images. Außerdem sind ein paar hohe Tiere zurückgetreten.

Mersitz hat das schon gut dargestellt. Aber man sollte auch die Vorgeschichte erwähnen.

VW wollte ab 2006 mit dem saubersten Diesel aller Zeiten glänzen, hatte dafür viele Vorschusslorbeeren geerntet und ist dann in der realen Umsetzung gescheitert.

In den USA kamen gleichzeitig aber auch die Hybridfahrzeuge von Toyota ganz groß raus. Das hat VW verschlafen und sie haben dann dagegen postuliert, dass das unnötig sei, weil ihre Diesel seit 2009 ja auch schon viel sparsamer und sauberer sind.

Wenn die aber so gefahren werden, dass sie sauber sind, wurde es für den Kunden nervig, er musste AdBlue nachfüllen und auch die Leistung blieb sehr zurück.

Also hat VW eine Prüfstandserkennung eingebaut um unter Testbedingungen (die eh niemand so abfährt) den Motor sauber zu steuern. In der Realität sollte der Motor lieber so laufen, dass es dem Kunden gut gefällt und die Umwelt wurde ignoriert.

Die amerikanische Umweltschutzorganisation icct hat in Zusammenarbeit mit der West Virginia University seit 2014 die großen Versprechungen von VW als Vergleich nehmen wollen, stellte aber einen vermeintlichen Defekt an ihren Testfahrzeugen fest, weil die einfach während der Fahrt ziemlich unsauber wurden. VW hat darauf nicht reagiert.

2015 hat die icct dann genervt die US-Behörden informiert, dass etwas bei realen VWs nicht stimmt. Die Behörden haben sich Sommer 2015 dann schon an VW gewandt, man möge sich erklären. VW hat weiterhin nicht wirklich reagiert und nur wenigen Topmanagern (vermutlich Ferdinand Piech) wurde die ganze Gefahr bewusst, der Rest wollte das Thema lieber weiterhin totschweigen.

September 2015 haben auch die US-Behörden dann nicht mehr bei dem Versteckspiel von VW mitgemacht und die ganze Bombe platzen lassen.

Der Rest ist dann ziemlich öffentlich gewesen. Aktienkurs im Keller, über 40 Mrd. Euro Kosten für Schadensersatz, Strafen und Nachrüstungen.

Ähnliches Fehlverhalten wurde dann ab 2015 nach und nach auch ziemlich allen anderen Herstellern nachgewiesen.

Langfristige Folgen

Der VW-Absatz hat sich ab 2016 trotzdem schnell erholt und ist sogar gewachsen. Zugleich hat der VW-Konzern seine Entwicklungen für Verbrennungsmotoren sehr zurückgefahren. Mit immer schärferen Abgasvorschriften und mit dem Anspruch das auch im realen Alltag zu schaffen, sieht man keine große Zukunft mehr und will Mitte dieses Jahrzehnts auch die letzten Verbrennerfahrzeuge neu auf die Straße bringen.

Nach zwei Vorstandswechseln ist VW auch komplett auf eine Elektrofahrzeuge-Strategie umgestiegen und leidet entsprechend gerade in der Coronakrise weniger unter dem jetzt beschleunigten Umschwung als die anderen deutschen Automobilhersteller.