Was für positive/negative Erfahrungen habt ihr im Jurastudium gemacht?

3 Antworten

Es gibt Pessimisten, die ihr Leben als trocken und gescheitert bezeichnen UND es gibt optimistische Juristen, die ihren Traumberuf mit Jura gefunden haben. Ich weiß natürlich, dass es immer zwei Seiten gibt..

Wie überall im Leben.

Vielleicht gibt mir ja jemand von euch den entscheidenen Anstoß, der mich vom Jurastudium überzeugt

Oh nein, falls du jetzt mit der Info rüberkämst, dass du anschließend etwa Rechtsanwalt werden willst, würde ich alles tun, um dich davon abzuhalten.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr in euren Antworten auf die "angebliche" Trockenheit und Schwierigkeit des Studiums eingeht

Trocken ist ein Jurastudium keineswegs. Es geht schließlich immer um ganz konkrete Sachverhalte, die mitten aus dem Leben gegriffen sind und für die eine juristische Lösung zu finden ist. Sowas kann schon deswegen nicht "trocken" sein.

Schwierig ist ein Jurastudium auf jeden Fall, fast unvorstellbar schwierig, und zwar wegen der Stofffülle, die sich großenteils aus dem ergibt, was nicht im Gesetz steht und der Jurist trotzdem wissen muss.

Ist es wirklich so utopisch, ein Staatsexamen mit 9/10 oder mehr Punkten anzustreben?

Ja, ist es.

Zudem hab ich gelesen, dass nur Absolventen mit überdurchschnittlichen Noten im Staatsexamen eine Chance auf gut bezahlte Berufe haben.

Mag sein, aber man studiert Jura ja nicht wegen der Bezahlung, sondern weil man auf den Umgang mit juristischen Themen brennt, weil man erst nach abgeschlossenem Jurastudium das Leben richtig versteht und begreift, wer im Leben was darf und wer was nicht, worüber es Sinn hat, sich aufzuregen und worüber nicht.

dass du anschließend etwa Rechtsanwalt werden willst, würde ich alles tun, um dich davon abzuhalten.

Warum?

Ja, ist es.

In Anbetracht der Tatsache, dass ca. 10% der Absolventen ein Prädikatsexamen haben, jetzt auch nicht wirklich.

@TETTET

Warum?

Weil es bereits heute mehr Rechtsanwälte gibt als der Markt braucht. Noch mehr Anwälte würden die Konkurrenzsituation nur unnötig verschärfen und den Arbeitsdruck auf jeden einzelnen - auch den Neueinsteiger! - noch weiter erhöhen. Weder den Mandanten noch dem Anwalt selbst wäre damit irgendein Gefallen getan.

@blackleather

Es scheiden doch auch durchaus Rechtsanwälte aus dem Markt aus. Aus persönlicher Sicht gesehen, ist das doch auch kein Grund von einem Jurastudium abzusehen. Immerhin kann man bei der richtigen Qualifikation trotz der Vielzahl an Absolventen immer noch einen super Job als Rechtsanwalt finden.

@TETTET

Das löst aber das Gesamtproblem nicht. Dass Anwälte ausscheiden, mag sein; aber erstens sind das viel zu wenige und zweitens gelangt die Marktsituation dadurch allenfalls in eine normale Bahn zurück; von einem vorteilhaften Markt für den Anwaltsberuf kann dann immer noch keine Rede sein.

Und jeder überdurchschnittliche Absolvent mag zwar für sich persönlich einen super Job finden; aber die Gesamtlage des Berufsstandes verbessert sich dadurch nicht.

Es kommt eben darauf an, welcher Lerntyp du bist. Im Jurastudium musst du - zwar nicht ausschließlich - aber doch überwiegend auswendig lernen. Manch einer kommt gut damit klar, der findet das Studium dann auch interessant. Wer aber lieber analysiert oder forscht oder sich lieber kreativ betätigt, der findet das Studium eher trocken und langweilig.

Das Problem am Staatsexamen ist der Umfang der abgefragten Menge. Du musst eben von Anfang an, d.h. vom ersten Semester an, kontinuierlich Lernen und dir den Stoff auch behalten. Viele schaffen das nicht.

Zudem hab ich gelesen, dass nur Absolventen mit überdurchschnittlichen Noten im Staatsexamen eine Chance auf gut bezahlte Berufe haben. Stimmt das so wirklich?

Jein. Es stimmt, dass Jura überlaufen ist und man ohne Schwerpukte, Praktika und schlechten Noten Schwierigkeiten hat, überhaupt einen Job zu finden. Allerdings gibt es viele Branchen, in denen Juraabsolventen Fuß fassen können. Und wenn alle Stricke reissen, kann man sich immer noch selbstständig machen.

Überzeugen will ich dich nicht und das sollte man auch nicht. Du musst deine eigene Entscheidung treffen. Siehe auch hier: http://www.gutefrage.net/tipp/wie-informiere-ich-mich-umfassend-ueber-einen-studiengang

Vielen Dank für deine Antwort! Du hast mich schon optimistischer gestimmt. ;)

"Trockenheit": Das Studium ist natürlich, wie auch andere Bereiche, trocken, wenn man sich nicht dafür begeistern kann. Man muss mit der Denk- und Arbeitsweise klarkommen. Der Stoff im Examen ist ziemlich umfangreich und man bekommt da und auch davor in den Klausuren auch immer Dinge, von denen man noch nichts gehört hat. Daher sind diejenigen die alles auswendig lernen auch nicht immer die Besten. Die meisten Lösungen kann man sich durch analytisches und methodengerechtes Arbeiten selbst erarbeiten. Ich würde die empfehlen dir vlt. mal in einer jur. Bibliothek oder im Buchladen mal das eine oder andere Fallbuch (z.B. Klausurenkurs zum Schuldrecht, Karl-Heinz Fezer) durchzulesen. Dabei bekommt man ein Gefühl dafür, was an Leistung ungefähr erwartet wird.