Warum wird Freiheit wichtiger bewertet als Gerechtigkeit?

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21 Antworten

Leider ist nicht so ganz klar, worauf Du Dich beziehst. Freiheit wird aber nicht generell höher bewertet als Gerechtigkeit, wie mucke60 und marijo2 schon angedeutet haben. Wenn es zum Beispiel um die Bürgerrechte geht, war die Freiheit der kleinen Leute unseren Politikern in den letzten Jahren keinen Pfifferling wert. Und selbst in der Rechtsprechung geht der Trend längst dahin, dass man (zumindest den Otto Normalverbraucher) im Zweifelsfall lieber zu unrecht verurteilt. Es gibt in unserer Gesellschaft allerdings tatsächlich einen großen Bereich, in dem Freiheit über Gerechtigkeit gestellt wird: Beim Großkapital. Da herrscht schlichtweg das Recht des Stärkeren. Welche Ungerechtigkeiten für die Schwächeren entstehen, ist eher unerheblich. Und daran haben sich die meisten gewöhnt.

> dass man (zumindest den Otto Normalverbraucher) im Zweifelsfall lieber zu unrecht verurteilt
.
Was? kannst du diese zu Unrecht verturteilten mal nennen?
Und ich dachte wir leben in einem Rechtsstaat...
.
Wieder mal am laestern ueber die Besserverdienenden bier?

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@TrollPlonk

@TrollPlonk: Sorry, Du stehst auf der Troll-Liste. Daher kein Kommentar an Dich.

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Zunächst einmal sollte man sich den Begriff Freiheit genauer anschauen wie auch Gerechtigkeit. Frei von was? Sklaven wurden frei von ihren Herren, von was sollen wir hier frei sein? Sind wir etwa frei von Ländergrenzen? Oder von den täglichen Notwendigkeiten, essen und trinken zu müssen oder willst du auch davon frei sein?

Ich denke, die meisten Menschen bei uns sind frei von den Mitteln, die sie brauchen, um sich Dinge, die sie benötigen und gerne wünschen, zu besorgen. Sie sind frei von Produktionsmitteln. Ich habe einen interessanten Gedanken von einer Frau aus der ehemaligen DDR gehört: Früher konnten wir nicht ausreisen, heute habe ich keine Arbeit und kein Geld, um irgendwohin zu reisen!

Freiheit ist für mich ein Schlagwort, das unhinterfragt von allen als Bekenntnis verlangt wird. Da kann ja niemand widersprechen. Es ist ein Totschlagsargument. Sobald man nachfragt, hieß es früher: Geh doch nach drüben, heute heißt es, geh doch woanders hin. Das ist verräterisch, soll doch der Andersmeinende ohne Argument ins Abseits gestellt werden.

Bei der Gerechtigkeit ist es auch so eine Sache! Was ist denn gerecht! Auch dafür muss man den Maßstab angeben. In einer Gesellschaft, in der es im Wirtschaftsleben darauf ankommt, aus Geld mehr Geld zu machen, wird wohl der eine mit Geld den anderen ohne Geld ausbeuten, das ist nach diesem Maßstab gerecht.

Weil das aber keiner so versteht, versucht man eine gedachte Gerechtigkeit an die Realität heranzutragen, und scheitert, weil man auf der anderen Seite die Grundlage bzw. den Maßstab, der dieser Gesellschaft zugrunde liegt, nicht verändern will.

Leider kann ich kaum entdecken, dass die westliche Gesellschaft sich "in Richtung Freiheit" bewegt...! Was du damit meinst, ist für mich schleierhaft.

Vielleicht die Freiheit, sich die Meinungsbildner-Medien selbst aussuchen zu dürfen?

Oder die Freiheit, sich mit "legalen Drogen" in Abhängigkeit und Suizid zu begeben?

Oder die Freiheit, zwischen einem unterbezahlten und unterqualifizierten Job oder Hartz IV-Bezug zu wählen?

Wahrscheinlich meinst du die Freiheit, zwischen gesundheitsschädigendem Convenient-Food, diversen Fast-Food-Ketten oder industriell fabrizierter Nahrung entscheiden zu dürfen, gell...

Aber möglicherweise ist deine Freiheit die Freiheit der Wahl seines Ausbildungsweges - gleiche Chancen für alle, oder!?

Freiheit der Arzt- und Krankenhauswahl - selbst, wenn man diese Wahl oft auf dem Rechtsweg einzuklagen hat...!?

Was die "Gerechtigkeit" angeht, so hat diese allerdings weniger mit einem Rechtsstaat zu tun, als vielmehr mit dem charakterlosen Tribut, welcher von einem blind auf "Wirtschaftswachstum" fokussierten Establishment den diversen Industrielobbys gezollt wird...!

"Gerechtigkeit" ist seit dem Zeitpunkt nämlich schon ausgestorben gewesen, als unsere Regierung sich ihrer Abhängigkeit von jeglichen Industrieriesen ergeben hat, die sie als "Mutterbrust" Deutschlands heranzüchtete.

Gerechtigkeit wird doch Tag für Tag in Deutschland mit Füßen getreten - Hauptsache die, die hier was zu sagen haben, können sich weiter an Steuergeldern bereichern und an ihrer Macht berauschen.

Nichtsdestostrotz sollte mal festgehalten werden, dass es uns hier verdammt gut geht - natürlich zu Lasten der Drittweltländer - und möglich ist dies gerade aufgrund unserer Unfreiheit und aufgrund der Ungerechtigkeit gegenüber jenen, die sich für unseren Wohlstand abbuckeln...!

Wenn es uns hier so verdammt gut geht, wieso gibt es dann jedes Jahr einen Armutsbericht in der Bundesrepublik Deutschland und diverse Sammelaktionen jetzt an Weihnachten im ganzen Land? Und auch hier gibt es Leute, die sich abbuckeln und es reicht noch nicht mal zum Hartz IV Niveau! Wo lebst Du?

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@Snanifo

Snanifo - sobald du deinen Blick über deinen Horizont hinaus erhebst, wirst du sehen, dass es unseren "Armen" immer noch viel besser geht, als den Armen z.B. in der dritten Welt. Armut ist relativ: In den USA z.B. gibt es für die Armen nicht mal eine Krankenversicherung, Afrika leidet an Hunger und Aids aufgrund unserer verfehlten Entwicklungspolitik und - und auch in China wollte ich nicht leben...!

Auch wenn ich die "Meinungsfreiheit" in Deutschland für mittlerweile pervertiert halte, ist sie doch eine Art von Freiheit, welche in vielen anderen Ländern den Entzug von Freiheit zur Folge hat - und unser Gesundheitssystem ist bei allen Schwächen immer noch eines der besten der Welt!

Und dies trifft auch für unser Sozialsystem zu...!

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gerechtigkeit ist subjektiv - in einer freien gesellschaft muss man akzeptieren, dass es nicht immer gerecht zugeht, weil alle menschen die gleichen rechte auf meinungsäußerung, lebensstil etc. haben, auch wenn sie damit andere vor den kopf stoßen.

Die Gesellschaft ist aber nicht wirklich frei, wenn alle dieselben Rechte, aber nicht dieselben Möglichkeiten haben, zu tun was sie tun wollen.

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@Riverplatense

freiheit bedeutet auch verantwortung für das eigene leben zu übernehmen. es ist natürlich schwerer, alles selbst zu entscheiden und dafür gerade zu stehen aber das ist der preis, den ich gerne dafür zahle. unsere gesellschaft ist schon sehr frei - es hapert aber an der verantwortung. bei uns wird lieber über ungerechtigkeit gejammert, statt selbst etwas zu tun, denke ich.

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@DollyPond

Was ist aber mit denen - nicht nur bei uns - die ohne Bildung oder Geld keine Möglichkeit haben, von der Freiheit Gebrauch zu machen? So weit geht sie ja nicht, dass man die Freiheit hat, selbst für Gerechtigkeit zu sorgen.

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@Riverplatense

doch, so weit geht sie. wir können wählen gehen, parteien gründen, revolutionen anzetteln, was immer nötig ist. denk nur an die ddr - die gibt es auch nicht mehr. die menschen können viel bewegen wenn sie wollen.

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@DollyPond

Natürlich, wenn die Freiheit so weit geht, Revolutionen machen zu dürfen, ist es in Ordnung. Allerdings gibt es diese Freiheit von politischer Seite ja nicht. Und die physische Freiheit kann ja sowieso kein Mensch wegnehmen.

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@Riverplatense

vom staat genehmigte revolutionen? ;o) ich glaube du bringst da etwas durcheinander!

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@DollyPond

Was meinst du dann damit, dass du sagst, wir haben die Freiheit, Revolutionen anzuzetteln? Das ist doch keine politische, gesellschaftliche Freiheit.

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Antwort auf Dollypond: Freiheit ist auch subjektiv.

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Ungerechtigkeit besteht oft in ungleicher Verteilung von Freiheit. Wenn A die Freiheit hat, B zu seinem Sklaven zu machen, schränkt er damit B's Freiheit ein. Wenn B sich das nicht gefallen lässt, schränkt er damit As Freiheit ein, ihn zu versklaven. Vulgo: Die eigene Freiheit sollte da enden, wo sie die Freiheit eines Anderen vermindert.

Wem also seine eigene Freiheit wichtiger ist, als die Freiheit anderer, nimmt Ungerechtigkeit in Kauf. Das kann er allerdings nur in einem gewaltförmigen System, das es ihm erlaubt, durch Androhung eigener oder staatlicher Gewalt die Ungerechtigkeit gegen den Willen der Benachteiligten durchzusetzen und aufrecht zu erhalten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidaktisches Studium, Bundestagskandidatur, NGO

> Die eigene Freiheit sollte da enden, wo sie die Freiheit eines Anderen vermindert.
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Richtig. Und Gerechtigkeit ist, zu verhindern dass das passiert.
Nur um das zu ermoeglichen BRAUCHT es eben auch staatliche Gewalt... Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Gerechtigkeit wird individuell wahrgenommen. Fuer 2beer ist es wohl schon Ungerecht Geld zu besitzen, fuer andere wiederum sind Steuern ungerecht..

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