Warum konnte das Römische Reich Germanien niemals ganz erobern?

11 Antworten

Stimmt so nicht, kurze Zeit nach der Varusschlacht gab es mehrere weitere Auseinandersetzungen, die Römer zogen sich schließlich 16 n.Chr. hinter die Linie des Limes zurück, tatsächlich handelte es sich bei den Gegnern Roms nicht um die 'Germanen' sondern lediglich um einige Stämme, es siedelten auch germanische und keltische Stämme westlich des Limes...

Die Stärke und Gegenwehr der Stämme war sehr unterschiedlich, vor allem an der römischen Rheingrenze gab es sehr fruchtbare Siedlungsgebiete und dementsprechend eine hohe Attraktivität, letztendlich sicherten die Römer ab dem 1. Jh. die gewonnenen Gebiete in Gallien ab, trotzdem eroberte man 43 n.Chr. Britannien...

Barbaren waren alle Menschen die nach griechisch-römischen Verständnis weder die Lebensart noch die Sprache der Römer und Griechen verstanden.

Arminius stürmte mit seinen Cheruskern nach dem Sieg im Teuteburger Wald die römischen Grenzbefestigungen, als aber Tiberius mit einem großen Heer auf die eroberten Kastelle vorrückte zogen sich die Germanen zurück, in den darauf folgenden Schlachten gab es keinen eindeutigen Siger. Arminius wurde verwundet und konnte sich nur mit Mühe einer Gefangenennahme entziehen. Die Römer überließen die Germanen fortan Ihrer inneren Streitereien, es sollte weitere 300 Jahre dauern, bis sich die Clans und Stämme teilweise unter einem Banner vereinten, hätte sich damals alle germanischen Führer Arminius angeschlossen, wäre Rom wohl nicht erst im 5. Jh. untergegangen...

Ludwig20  27.06.2012, 15:42

Und vor allem hat uns Arminius vor der Romanisierung bewahrt, er ist der erste überlieferte Held unserer Vorfahren und ein Vorbild für alle Freiheitsliebenden.

Die Römer versuchten zwar nochmal Germanien zu erobern kurz darauf, aber dann gaben sie es schließlich auf.

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riara  27.06.2012, 19:32
@Ludwig20

Hat er das?

Ich denke die Schlachtordnung Arminius war bereits überwiegend römisch, das gleiche gilt für den Adelsstand, Gesetze und vieles andere, es war ja nicht grundsätzlich schlecht für uns...:-)

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asymetrische kriegsführung

die römer haten eine starre, feste kampfordnung mit klaren strukturen. sie konnten nicht flexibel genug auf eigenheiten verschiedenen völker eingehen. auch wollten die nicht direkt den krieg zu gewinnen, man muß nur immer wieder kleine schläge verurschen. das zieht die ganze sache in die länge was die soldaten demoralisiert und dem feind ne menge kostet, dann ziehen die freiwillig wieder ab

Die Varusschlacht hat wohl einfach die Moral der römischen Armee zerstört. Hier wurde nämlich eher ein Guerillakrieg betrieben. Also nicht das klassische Spiel, sich brav gegenüber aufzustellen und sich dann die Rüben abzuhacken, sondern versteckten sich die Germanen in der Umgebung. Blitzschnell zuschlagen und wieder untertauchen, warten, blitzschnell zuschlagen und wieder untertauchen usw. usf.

Damit war die Armee völlig überfordert, weil hier keine Taktik mehr funktionierte. Daher verloren sie den Kampf zogen sich zurück. Wir galten nicht nur als Barbaren, wir kämpften auch so. ;-)

Terezza  05.06.2012, 01:01

ja, aus demselben Grund haben die Amerikaner Vietnam nicht erobern können, die Russen und alle anderen danach Afghanistan nicht unter Kontrolle gebracht ... für solche Desaster gibt es zahllose Beispiele in der Geschichte.

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Naja. Also ich steuere dazu mal eine ganz generelle und allgemeine, quasi immer wieder verwendbare Theorie bei.

Je grösser ein Reich wird, um so mehr sind die Kräfte, mit denen es erobert und gehalten werden muss, natürlicherweise angespannt. Die Truppen sind immer weiter auseinander verteilt und die Verwaltung wird immer aufwendiger, weil ua. die hohen Entfernungen immer mehr Energie verbrauchen. Bspw. war vor den modernen Nachrichtentechnologien die Übermittlung von Nachrichten oder der Transport von Geld, von Fachleuten usw. sehr ressourcenaufwendig. Überleg mal, wieviel Menschen damit beschäftigt wären, all das persönlich zu Pferde zu transportieren, was Du heute mit Emails versendest.

In allen Richtungen ist die römische Ausdehnung irgendwann an Grenzen gestossen, weil selbst die überlegenen römischen Truppen nicht mehr genügend waren, um all die vielen Feinde zu bekämpfen.

an der nordöstlichen Front hat Rom das eben in Germanien bemerkt, als die drei Legionen von Varus vernicht wurden. Bedenke: Rom hatte zu der Zeit genau 28 Legionen unter Waffen. In dem ganzen gewaltigen Reich von Portugal bis zum heutigen Iran. Und nun waren drei Legionen, also ca. 1/9 dieser Armee, auf einen Schlag an so einem lächerlichen Ort vernichtet.

Um dort weiter Krieg zu führen, hätte man doch irgendwo anderenorts Truppen abziehen müssen. Aber wo?

Für die lächerlichen wertlosen Bäume Germaniens waren sowieso schon mehr Truppen im Einsatz als in jeder anderen Provinz. Entlang des Rheins waren ca. 10 Legionen stationiert. Denk an die Gesamtzahl von 28 im ganzen Reich! In der ganzen Provinz Gallien war eine einzige Legion stationiert, in Nordafrika zwischen Marokko und Tuniesien eine. So sah es fast überall anders auch aus.

Aber Gallien und Britannien konnte man vollständig eroberrn. Denn da kam man an die natürliche Grenze des Meeres. Wobei du aber beachten solltest: auch Britannien wurde nicht bis zur Nordspitze erobert -> Hadrianswall (!)

Wo sollte nun diese natürliche Grenze Germaniens sein?

Fast jeder andere Ort war wertvoller als dieses armselige Barbarenland, das doch fast nur aus Wald bestand. Da war gar nichts: keine riesigen Kornfelder, kein Wein, keine Steinbrüche mit edlen Steinen, kein Eisen, kein Gold usw. etc. Nur Bäume!

An welchem Ort hätte man riskieren sollen, dass dort ein Aufstand ausbricht, den dann keine Armee niederschlagen kann, weil man unbedingt Germanien erobern wollte?

In so einer Situation musste man nun also die Truppen zusammen ziehen und eine Linie suchen, die man mit den schon vorhandenen 10 Legionen - mehr konnte man eben auf gar keinen Fall einsetzen - gut verteidigen konnte. Dazu eignet sich ein breiter Fluss eben optimal, denn den können grosse Heere kaum überschreiten, ohne dass man ihre Vorbereitungen schon lange vorher erkennt. Der Rhein war eben das, was den natürlichen Meeresgrenzen Galliens oder Britanniens am nächsten kam.

Lizzy070598 
Fragesteller
 05.06.2012, 15:02

in Germanien gab es fast nur Wald und auch viele Moore, man bedenke fast die ganzen Niederlanden, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Dänemark (also das sind die germanischen Länder) waren mit Moor bedeckt. Der Süden etwa Thüringen, Hessen, Baden Württenmberg war alles dichter Laubwald . Die Donau und der Rhein waren perfekte Grenzen zwischen dem Reich und den Germanen.

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derdorfbengel  05.06.2012, 16:00
@Lizzy070598

Na gut; formal vielleicht ja. Aber so gesehen könntest Du auch noch Wiesen erwähnen und natürlich gabs auch etwas Ackerland.

Aber Moore sind ja NOCH wertloser als Wald. Das bisschen Torf, was die liefern, ist ja nicht mal eine transportable Handelsware.

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PatrickKegger  01.10.2017, 04:00

Falsche Infos gibt ihr hier. Es war lange nur eine sinnfreie Behauptung, dass Germanien nur Wälder hatte und voll von Barbaren (als Barbar wurde damals nicht sittenlose, sondern Menschen bezeichnet, die nicht griechisch oder lateinisch konnten) war, die keine Sitte pflegten. Germanien hatte eine Infrastuktur, die schon in der Bronzezeit genutzt wurde. Auch gab es innerhalb der Stämme selbstverständlich Ackerbau und Viehzucht. Lediglich gab es keine Literatur, weshalb es so etwas wie Archivieren der eigenen Geschichte nicht gab. Deshalb stammen die meisten Informationen von Römer, die man aber oftmals kritisch betrachten sollte, da viele bewusst eine schlechte Darstellung brachten, um die Niederlage Roms (vor allem die Varusschlacht 9n. Chr.) nicht als Unterlegenheit der eigenen Nation zu werten. 

PS. Caesar war aus guten Gründen ein Fan von den Germanen. ;)

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Kinkster  03.07.2020, 00:40

Für mich die beste Antwort! Reschpeckt!

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Ich bin gerade durch die erste Hälfte eines Buches darüber durch und da steht, zumindest kann ich mich nun nur dran erinnern, weil der Stoff ja eigentlich nicht bloß darüber durchkaut wird, dass die Römer so Angst vor den Germanen gehabt hätten, dass sie es nicht geschafft haben, Germanien zu erobern, die sie übrigens mit dem ihnen nicht gewohnten Aussehen, der Körpergröße, der für sie merkwürdigen Kampfweise und vor allem dem ihnen bisher unbekannten Freiheitswillen bekommen haben, ohne die sie genau genommen auch so verlieren hätten können von wegen dem Unterschied der Denkweise und Handlungen, glaube ich.