Textanalyse in Geschichte: Präteritum in der Wiedergabe, wenn es um die alten Griechen geht?

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Die Wiedergabe ist indirekte Rede (lateinischer Fachausdruck: oratio obliqua).

Dafür wird normalerweise der Konjunktiv 1 gewählt.

Dabei wird:

Indikativ Präsens direkte Rede -> Konjunktiv 1 Präsens indirekte Rede

Indikativ Präteritum, Indikativ Perfekt, Indikativ Plusquamperfekt direkte Rede -> Konjunktiv 1 Perfekt indirekte Rede

Wenn die indirekte Rede durch einen Nebensatz mit „daß“ bzw. „dass“ ausgedrückt wird, kann auch der Indikativ stehen. Außerdem können Fragen stilistischer Bevorzugung eine Rolle spielen. So wird, wenn die Formen des Indikativs und des Konjunktiv 1 gleichlautend sind, der Konjunktiv 2 bevorzugt (Formen mit „würde“, die auch als Ersatz vorkommen, sind eher gesprochene Umgangssprache).

Wichtig ist die Überlegung, in welchem Zeitverhältnis die Äußerung zum Gegenstand der Aussage steht, gleichzeitig oder nachzeitig. Meint jemand dies, während die Griechen dieses System haben (a), oder später über ein System, das die Griechen in der Vergangenheit (von ihm selbst aus gesehen, beim Zeitpunkt der Aussage) gehabt haben (b)?

(a) direkte Rede: A: „Die Griechen besitzen ein gutes System.“ -> indirekte Rede: A meint, die Griechen besäßen ein gutes System.

(b) direkte Rede: A: „Die Griechen besaßen ein gutes System.“ oder „Die Griechen haben ein gutes System besessen.“ oder „Die Griechen hatten ein gutes System besessen.“ -> indirekte Rede: A meint, die Griechen hätten ein gutes System besessen.

Dabei wird „hätten“ (Konjunktiv 2-Form) statt „haben“ genommen, weil eine Konjunktiv 1-Form „haben“ mit der Indikativform gleichlautend, also nicht unterscheidbar wäre.

Ein Zeitgenosse würde sagen, "Er meint, die Griechen besäßen ein gutes System".

Ein Historiker würde sagen :"Er meint, die Griechen hätten ein gutes System besessen"