Stellungsnahma zu den Karlsbader Beschlüssen

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Der erste Schritt ist, sich die Karlsbader Beschlüsse inhaltlich zu vergegenwärtigen:

1) Exekutionsordnung: Der Deutsche Bund konnte die Durchsetzung seiner Regelungen notfalls auch mit militärischer Gewalt und gegen den Willen eines Einzelstaates erzwingen.

2) Untersuchungsgesetz: Errichtung einer zentralen staatspolizeilichen Untersuchungskommission (Mainzer Zentraluntersuchungskommission, bis 1827 tätig)

3) Pressegesetz: bundesweite Einführung einer Vorzensur für Bücher unter 20 Druckbogen (320 Buchseiten)

4) Universitätsgesetz: Überwachung durch Bevollmächtigte, gegen studentische Vereinigungsbestrebungen

Der zweite Schritt ist eine Überlegung, ob der Reporter eine eher zustimmende oder ablehnende Stellungnahme schreibt (sein Standpunkt ist offenbar nicht in der Aufgabe vorgegeben, sondern kann ausgewählt werden).

Der dritte Schritt ist das Verfassen der Stellungnahme (dabei kann das Notieren von Pro- oder Kontra-Argumenten zu einzelnen Gesichstpunkten in knapper Form als Zwischenschritt helfen).

Eine eher ablehnende Stellungnahme ist verhältnismäßig einfach zu schreiben. Sie weist auf eine starke Einschränkung von Freiheit hin, die durch die Beschlüsse und ihre Umsetzung bewirkt wird.

einige Anregungen:

Einzelstaaten des deutschen Bundes, die nicht so weit in der Einschränkung von Freiheit gehen wollen, sind nicht berücksichtigt worden und können einem Druck ausgesetzt sein. sich der vorherrschenden allgemeine Linie anzuschließen.

Wer nicht allem, was die Regierung tut und wünscht, vorbehaltlos zustimmt, kann leicht als Verdächtiger in das Blickfeld staatpolizeilicher Untersuchungen geraten. Es droht Verfolgung und Unterdrückung aller kritischen Menschen.

Meinungsfreiheit und Pressefreiheit werden stark beeinträchtigt. Die Zensur behindert öffentliche Diskussionen. Zu aktuellen Fragen kann bei allem, was der Obrigkeit nicht gefällt und ihr nicht genehmen ist, das Erscheinen verboten werden. Der Inhalt von Zeitungen und Zeitschriften sowie anderen kurzen Schriften, in denen so etwas typischerweise diskutiert wird, unterliegen einer vorab durchgeführten Überprüfung. Der Zensor kann dazu neigen, alles auch nur möglicherweise von bestimmter Seite Unerwünschte nach Willkür und Belieben zu verbieten, sogar wenn er etwas nur nicht richtig versteht.

Die starke Kontrolle der Universitäten gefährdet die Freiheit der Lehre. Wenn Leuten aus der Regierung Äußerungen oder die Gesinnung von Lehrkräften nicht gefällt, können sie entlassen werden. Dies kann auf ein Berufsverbot hinauslaufen, obwohl sie keine ungesetzliche Handlung begangen haben.

Studentische Verbindungen, vor allem die Burschenschaften, werden nun wohl verboten werden.

Die Restauration verschärft ihren Charakter als Obrigkeits- und Polizeistaat. Metternich will Gegnerschaft streng ausschalten. Der Staat vertraut nicht seinen Bürgern und ihrem eigenständigen Gebrauch der Vernunft, sondern übt eine Vormundschaft und Gängelung aus.

Nationale und liberale Bewegungen werden sich kaum noch entfalten können. Indem jede freie Bewegung abgewürgt und unterdrückt wird, können ein echtes politisches Leben, eine aufgeklärte Öffentlichkeit und Verantwortung durch die Individuen nicht mehr gedeihen. Hinweise auf Mißstände, die zu Verbesserungen führen können, ein freies Spiel der Kräfte, das sich auch große Ziele setzt, drohen erstickt zu werden.

Die Maßnahmen sind unklug. Unzufriedenheit und Mißfallen können sich aufstauen. Stillstand und Mangel an veränderungsbereiter Weiterentwicklung mit Anpassung an neue Anforderungen und Bedürfnisse könnte eintreten. Dann könnte, wenn gemäßigte Formen nicht offenstehen, einmal eine heftige Entladung geschehen, die störende Ketten zerbricht.


Bei einer scharfen Ablehnung ist realistischerweise ein Erscheinen im Ausland oder ein heimliches Verteilen (mit anonymer Veröffentlichung oder Benutzung eines Pseudonyms) anzunehmen.

Das Verfassen einer zustimmen Stellungnahme (es geht ja nicht um die eigene Überzeugung, sondern um das Durchspielen denkbarer Positionen in einer geschichtlichen Situation) wäre etwas origineller. Sie hätte vor allem die Aufgabe, eine unerträgliche Beeinträchtigung von Freiheit durch die Karlsbader Beschlüsse zu bestreiten.

Die Argumentation wäre dann, es gehe nur um die Bewahrung und Sicherung einer gottgewollten, natürlichen Ordnung. Die Maßnahmen seien nur gegen schädliche revolutionäre Bestrebungen und demagogische Umtriebe gerichtet. Unruhestifter, Leute, die andere aufhetzen wollen, Wirrköpfe und Störenfriede gilt es an ihrem bedrohlichen Treiben zu hindern. Die Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue habe gezeigt, welche Untaten daraus hervorgehen.

Schreib darüber, dass die Presse sich nun enorm einschränken musste und wie sie daran Kritik üben.

Du kannst so was schreiben wir: Durch die neune Karlsbader Beschlüsse, muss ich mich und die gesamte Presse nun sehr einschränken... Und dann solltest du die Beschlüsse erklären/ausführen.