Stammzellenspende und Ethik?

3 Antworten

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Es wird Knochenmark entnommen. Die entnommenen Stammzellen sind adult. Sie können nur Knochenmark (und Blutzellen) bilden und werden zur Behandlung von Krebserkrankungen, insbesondere Leukämie, eingesetzt. (Auch dort ist es aber nur ein "last resort". Kein Krebskranker bekommt sofort eine Stammzelltransplantation. Das Prozedere ist ziemlich riskant - vor allem für den Empfänger - und wird nur dann durchgeführt, wenn es gar keine andere Möglichkeit mehr gibt, den Krebs aufzuhalten.)

Hierfür werden zunächst die erkrankten Stammzellen beim Empfänger der Spende abgetötet und ihm dann die neuen Stammzellen transplantiert. Die Entnahme der Stammzellen erfolgt beim Spender entweder auf operativem Weg durch Entnahme von Knochenmark, in der Regel aus dem Beckenknochen, oder durch Gabe eines Medikaments, das bewirkt, dass die Stammzellen in hoher Zahl ins Blut übergehen und anschließende Extraktion aus dem Blut des Spenders. Als Nebenwirkungen dieses Medikaments können grippeähnliche Symptome auftreten, die aber nach Absetzen des Medikaments rasch wieder verschwinden.

Der Ablauf ist, soweit ich informiert bin, wie folgt. Zunächst wird Dir ein Abstrich von Deiner Wangenschleimhaut entnommen, um genetisches Material von Dir zu haben. Das wird dann typisiert und in die Spenderdatei aufgenommen. Dort wirst Du dann geführt. Ansonsten kann (und wird in den meisten Fällen) danach jahrelang nichts mehr passieren.

Wenn es einen Empfänger gibt, für den Du ein geeigneter Spender wärst (was extrem selten ist, weil die entsprechenden Merkmale hochgradig variabel sind - deswegen werden so viele Spender benötigt - anders als bei den Blutgruppen, wo es nur vier Typen gibt, gibt es hier nämlich mindestens einige zehn, wahrscheinlich eher einige hundert Millionen Varianten - das heißt selbst wenn die gesamte Weltbevölkerung sich typisieren ließe, gäbe es für jeden Empfänger wahrscheinlich weniger, als einhundert potentielle Spender - wahrscheinlich sogar sehr viel weniger), wirst Du darüber informiert und musst dann entscheiden, ob Du spenden möchtest oder nicht. Auch wenn Du Dich als Stammzellspender hast registrieren (typisieren) lassen, bist Du natürlich zunächst einmal keineswegs verpflichtet, auch tatsächlich zu spenden, immerhin ist die Entnahme von Knochenmark ein operativer Eingriff mit den ganzen Risiken, die eine Operation nunmal so birgt.

Solltest Du Dich allerdings entscheiden, zu spenden, dann ist diese Entscheidung absolut verbindlich, weil danach mit der Behandlung des Empfängers begonnen wird, das heißt seine eigenen (erkrankten) Stammzellen werden abgetötet. Wenn Du Dir dann kein Knochenmark entnehmen lassen würdest, würde der Empfänger versterben, das heißt "umentscheiden" ist ab einem gewissen Punkt nicht mehr.

Die Entnahme der Stammzellen aus dem Blut ist für den Spender natürlich weniger riskant, aber auch nicht unbedingt "angenehm". Es wird nämlich nicht nur eine relativ geringe Blutmenge entnommen, sondern im Grunde das gesamte Blut des Spenders (natürlich nicht auf einen Schlag, sondern kontinuierlich ;-) ) durch eine Maschine geleitet, die die Stammzellen extrahiert und den Rest anschließend wieder in die Blutbahn des Spenders einschleust. Es werden also zwei Venenkatheter gelegt. Durch den einen läuft das Blut aus dem Kreislauf des Spenders heraus, durch die Maschine, durch den anderen läuft das Blut wieder in den Kreislauf des Spenders zurück. Der gesamte Vorgang nimmt etwa 3 bis 4 Stunden in Anspruch.

Als "ethisch fragwürdig" empfinde ich eine Stammzellspende nicht. Da geht von Dir nichts "verloren". Es sind nur einzelne Zellen, die in Deinem Körper ständig absterben (die Zellen, aus denen ein Organismus besteht, leben bei weitem nicht so lange, wie der Organismus selbst - die allermeisten Zellen leben nur einige zig bis einige hundert Tage) und die Dein Körper auch jederzeit wieder nachbildet.

Das ist doch mal eine sinnvolle Antwort, danke :) Weiß denn jemand wie oft es zu dem beschriebenen Eingriff kommt/gekommen ist? Nur aus Interesse

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@kath31

Laut englischsprachiger Wikipedia wurden 2006 weltweit 50'417 Stammzelltransplantationen durchgeführt. Davon wurden 9'588 über die zentralen Spenderregister vermittelt.

Für 2014 ist keine Gesamtanzahl angegeben, allerdings geben die zentralen Spenderregister an, 20'604 Transplantationen vermittelt zu haben. Wie man sieht, ist das eine Verdoppelung, also könnte man mutmaßen, dass 2014 weltweit etwa 100'000 Stammzelltransplantationen durchgeführt wurden.

Weltweit sind etwa 27.7 Mio. Spender registriert, d. h. die Wahrscheinlichkeit, zu einer Spende aufgefordert zu werden, wenn man registriert ist, dürfte etwa 0.36 % pro Jahr betragen.

(Diese Zahl stimmt nicht ganz, weil man ja nicht weiß, wie hoch der Anteil derer ist, die, nachdem sie aufgefordert werden, auch tatsächlich spenden. Aber als grobe Abschätzung sollte es reichen.)

Ich finde das ehrlich gesagt sogar erstaunlich viel, denn das heißt ja im Grunde, wenn Du 30 Jahre lang registriert bist, wirst Du zu 10.8 % auch tatsächlich spenden.

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Bei der DKMS werden nicht jedem, der sich dort registriert Stammzellen entnommen. Bei der Registrierung werden die Blutwerte usw. gespeichert und falls jemand mit denselben Eigenschaften eine Spende benötigt, kommst du eventuell als Spender für diese eine Person in Frage.

Diese Person benötigt die Spende weil sie todkrank ist.

Das kann natürlich auch jemand im Ausland sein.

Solche Fragen kannst du am besten klären mit einer Mail an die DKMS

Naja, ich denke die werden mir kaum was negatives erzählen :D eine objektivere Meinung wäre mir da lieber, aber danke :)

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Man muss nicht mailen. Die relevanten Informationen sind eigentlich ohnehin öffentlich zugänglich. Wie eine Stammzelltransplantation abläuft, kann man sogar auf der Wikipedia nachlesen, auch wenn die entsprechenden Artikel nicht unbedingt einfach zu lesen sind.

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@NoHumanBeing

Okay, stimmt natürlich.

Allerdings sollte man sich bei Schwierigkeiten / verständnisproblemen sich nicht scheuen zu bitten, um leicht verständliche Erklärung ohne großes "fachchinesisch"

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