Schwer erziehbare Kinder?

13 Antworten

Hallo,

ich würde gerne mal das Stichwort Mitgefühl in den Raum werfen. Sowohl für die Kinder als auch für die Eltern! Die meisten Eltern tun doch wirklich alles was sie können. Dass das bei Jedem anders aussieht, heisst nicht, dass sie sich nicht wirklich bemühen, rum rennen, Hilfe suchen, wollen, dass es den Kindern gut geht, in Foren schauen usw. Glückwunsch an alle die als perfekte Eltern geboren werden, oder die Kinder einfach nicht aufmucken. Aber das ist eben nicht immer so. Und ich möchte zu bedenken geben, dass Kinder, die gut funktionieren nicht unbedingt glückliche Erwachsene werden. Wer das nicht glaubt, soll mal versuchen auf die Schnelle einen Termin beim Psychologen zu bekommen und Monate auf einen Termin warten. Die Praxen sind voll mit Erwachsenen die als Kinder funktioniert haben und als Erwachsene eben nicht mehr.

Vielleicht, gibt es heute so viele Kinder, die nicht " funktionieren", damit wir mal über unsere Erziehungsvorstellungen nachdenken! Wie wäre Mitgefühl als entscheidender Faktor? Vielleicht schlagen in 50 Jahren die Menschen die Arme über dem Kopf zusammen über unser Belohnung Bestrafungssystem. Also bei meinem Sohn hat es nicht funktioniert. Wie wäre es wenn wir die Kinder, sehen, versuchen zu verstehen und ihnen das Gefühl geben was sie tun hat einen Grund und ist nachvollziehbar. Z.B. ich kann verstehen, dass du keine Lust hast etwas zu tun was dir keinen Spaß macht. Mir geht es genauso....oder ich sehe du bist wütend...ich kenne das auch...usw...und erst dann kommen positive oder negative Folgen, die immer auf das Thema bezogen sind und mehr Konsequenz als Belohnung oder Strafe. Z.B. wenn du nicht in die Schule gehst, wechseln wir die Schule, vielleicht macht es da mehr Spaß. Noch ein Vorteil, der Beziehungsaspekt zwischen Kind und Eltern bleibt heil, anders als bei Strafe. Und so haben wir noch Einfluss auf den Spross. Vielleicht hilft es manchmal auch einfach den Beziehungsaspekt zu reparieren damit sie auf uns hören.

Und Kinder die mit Mitgefühl erzogen werden, werden dieses auch für andere haben und weniger Gewaltbereitschaft haben, als Kinder die mit wenn, dann und Beschämungen behandelt werden und deren Gefühle nie beachtet oder ernstgenommen werden, weil sie halt einfach funktionieren sollen. Ist ja auch irgendwie brutal. Viel Spaß zu was das wird wenn die Kleinen groß sind. Dazu muss man sich nur mal heute umschauen.

Und weggeben, hat ja schon sehr viel von, du bist falsch, wir schließen dich aus und harter Strafe. Wobei ich mir nicht anmaßen will zu sagen, es ist immer die falsche Lösung, manche Situationen können so verfahren sein. Aber nicht erschrecken wenn die Kinder das später übel nehmen sollten.

Hallo,

es gibt viele Kinder, die durch äussere Einwirkungen oder Erziehungsfehler schwierig werden. Ein Kind ist von Geburt aus nie schwierig oder schwer erziehbar.

Schwer erziehbar ist z.B. ein Kind welches in einem gewissen Alter ist und zu Hause keine Erziehung erfahren hat. Ihm wurde also vieles durchgelassen, unterlassen und nicht konsequent eingegriffen. Es hat keine Regeln und Grenzen kennen gelernt. Dies sind meistens die Fehler der Erziehungsberechtigten und das Kind kann gar nichts dafür.

Es gibt KInder, die durch viele negative Erfahrungen, z.B. Trennung der Eltern, Gewalt in der Familie, Krieg, Hunger, Vernachlässigung, Verwahrlosung..... schwierig oder schwer erziehbar werden.

Es gibt Heime für schwer erziehbare Kinder, aber das sollte die letzte Hoffnung sein.

Besser wäre es für das Kind, wenn es so früh wie möglich in einer verständnisvollen Familie als Pflegekind unter anderen Kindern aufwachsen kann. Meistens kann diesen Kindern geholfen werden.

Es ist meistens so, dass Psychologen Gründe für das Verhalten dieser Kinder suchen - und finden. Ob das Ganze dann so 100% richtig ist, sei dahingestellt. Aber man hat dann halt ne Entschuldigung für Rotzgören ;) Naja, jedenfalls kann es nicht schaden mal mit einem Kinderpsychologen zu sprechen und seinen Therapievorschlag anzunehmen und zu versuchen. Ansonsten sollte man sich wohl beim Jugendamt Rat holen und sich von Außenstehenden helfen zu lassen... "Weggeben" sollte nie eine Lösung sein. Im Notfalls könnte vielleicht ein Internat helfen ohne dem Kind das Gefühl zu geben "schlecht" zu sein, aber das ist sicher sehr teuer.

Das Internat könnte beim Kind aber als "meine Eltern haben mich nicht mehr lieb und weil ich nicht wie gewünscht funktioniere, schieben sie mich ab" ankommen.

Hallo,

Lies mal Jasper Juul, den bekannten europäischen Familientherapeuten, genau "Vom Gehorsam zur Verantwortung". Der sagt eindeutig, dass in solchen Fällen die Eltern oder andere Erzieher versagt haben. Die Verantwortung für den gegenseitigen Umgang haben immer die Erzieher. Damit ist nicht das Kind schwer erziehbar, sondern die Erzieher unfähig.

Das kann ich als Vater von zwei Kindern übrigens bestätigen. Habe in der KIndergartenphase von einer Erzieherin anhören müssen: "Lass Deine Kinder mal in die Pubertät kommen!" Und sie kamen in die Pubertät. Alles Problemlos. Und wer saß an unserem Tisch und jammerte, ihre Tochter sei in der Pubertät so schlimm? Genau, jene Erzieherin. Wie sagte doch Jasper Juuhl? "Pubertät is paybacktime!"

Ich würde auch Jesper Juul empfehlen.

Allerdinds das Buch "Mein kompetentes Kind". Ist auch eine ganze Ecke einfacher zu lesen.

@Menuett

Hallo Menuett,

Betrachte Dein Buch mal als Empfehlung. Kenne ich noch nicht Danke

Mag sein, dass es in absoluten Ausnahmefällen vorkommen kann, dass bei einem Kind aufgrund der Genetik und vorgeburtlicher Ereignisse zu Hirnstörungen kommen kann, die zu einer Schwer-Erziehbarkeit führen. Auch dann brauchen diese Kinder und ihre Familien eher Hilfe als Heime.

Früher dachte man halt, man muss schwierige Kinder in Heime sperren und wegschließen. Heute weiß man halt, dass es nicht die Kinder sind, sondern die Vorstellungen und Erziehungsmethoden der Eltern, die eben viel von diesen Problemen verursachen. Ein vernachlässigtes Kind, das keine Liebe erfährt und dem keine Grenzen gesetzt werden, das zeigt nun mal irgendwann Verhaltensauffälligkeiten. Pubertät ist halt auch eine schwierige Zeit mit viel Problemen und viele Eltern sind oft einfach ratlos und brauchen Hilfe bei der Erziehung. Das Heim ist oft die letzte Alternative. Egal, ob es sich jetzt um verhaltensauffällige Kinder sind oder ob sie vor den Eltern in Sicherheit gebracht werden müssen.

Es ist halt nun mal nicht immer leicht, Kinder zu erziehen und da kann auch mal einiges schief gehen.

Aber heute gibt es eben keine schwer erziehbaren Kinder mehr, nur verhaltensauffällige Kinder. Vor einem Heim stehen aber diverse Hilfsangebote für Eltern und Kinder. Erziehungsberatungsstellen, Familienhelfer und vieles mehr.