Schließen Psychotherapeuten ihre Klienten eigentlich auch ins Herz. Oder gehört es zur Professionalität des Therapeuten nett zu sein?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Zur Professionalität der Therapeuten gehört es u.a., zu jeder Zeit die therapeutische Distanz einzuhalten. Bedeutung der therapeutischen Beziehung

Dass die Beziehung zwischen Therapeut und Klient ein zentraler Wirkfaktor ist für den Erfolg einer Therapie, ist mittlerweile unumstritten. Darüber sind sich alle verschiedenen psychotherapeutischen Schulen einig.

Das Wissen des Therapeuten über die vorliegende Störung vermag allein nicht zu heilen. Damit dieses Wissen vom Klienten angenommen und genutzt werden kann, muss die Chemie stimmen.

Eine Atmosphäre des beidseitigen Vertrauens ist unverzichtbar im therapeutischen Prozess.

Die Grundlage hilfreicher Gespräche mit Patienten lässt sich mit den Begriffen Empathie, Echtheit und Wertschätzung beschreiben.

Jedoch ist die therapeutische Beziehung eine asymmetrische. Es geht hierin um Inhalte des Patienten, nicht des Therapeuten.

Die Verantwortung für die Beziehungsgestaltung liegt beim Therapeuten.

Bei aller Wärme und Sympathie, die zwischen Therapeut und Klient entstehen mag, ist von Seiten des Therapeuten zu jeder Zeit die Sicherheit gebende und professionelle Arbeit ermöglichende, zugewandte, respektvoll wertschätzende Distanz zu wahren.

Die therapeutische Beziehung unterscheidet sich hier klar von anders definierten Beziehungen wie beispielsweise einer Freundschaft, und es liegt in der Verantwortung des Therapeuten, keine Vermischung zuzulassen.

http://www.die-therapeutische-beziehung.de/allgemein.php


Eine gute therapeutische Beziehung ist das A und O einer Psychotherapie - Die Chemie muss stimmen.

Prof.Dr.H.Kächele Uni-Ulm
Vorlesung im WS 2006/07

@Mucker

Bei ambulanter Psychotherapie kommen zwischen 20 - 57% der Klienten nach dem Erstkontakt nicht mehr wieder. 31 bis 56% der Klienten nur zu maximal vier weiteren Behandlungssitzungen. ( Baekeland u. Lundwall 1975 )

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p>Da es in der Therapie auch um Widerstände geht, ist Durchhaltevermögen gefragt. Wer zu früh aufgibt, kann natürlich nix oder nur wenig erreichen ! Also: Willst du was erreichen ? Dann musst du Durchhalten un denn inneren Schweinehund übenwinden !

@Mucker

Die Prozentangaben glaube ich gerne. Es geht um Beziehung in der Therapie. Leider sind sich viele Therapeuten dessen nicht bewusst aus meiner Sicht oder beherrschen Beziehungsgestaltung sehr unzureichend. Es gibt leider zu viele Narzissten unter den Therapeuten, vor allem auch in Kliniken.

@Mucker

Danke für den Stern. LG

Das schließt sich nicht gegenseitig aus. Sie sind professionell-distanziert UND schließen ihre Klienten bei langjähriger Behandlung oft ins Herz.

Das hat aber nichts mit "Liebhaben" wie im privaten Kontext zu tun.

Man schließt seine Patienten, wenn man sie länger hat, schon ins Herz.  "Er/sie ist mir an Herz gewachsen." Natürlich, denn Therapie ist auf Beziehung aufgebaut.

Das hat aber nichts damit zu tun, dass man mit dem Patienten auch privat befreundet sein darf  oder sich gar in ihn/sie verliebt hat. Sollte das der Fall sein, muss man die Therapie beenden und den Kontakt zu dem Patienten abbrechen.

Eine Therapiebeziehung darf nie einen Freundesbeziehung werden. Zumindest nicht, solange die Therapie läuft und hinterher höchstens, wenn lange Zeit vergangen ist. Eine sexuelle Beziehung darf niemals draus werden.

Darum trifft ein Therapeut seinen Patienten nicht privat und wird ihm auch nichts aus dem Privatleben erzählen. Ok, er kann schon sagen: "Oh, Sie mögen Wiener Schnitzel? Das mag ich auch sehr gerne." Er kann auch nach einiger Zeit erzählen, dass er gerne in Urlaub an die Ostsee fährt oder gerne wandert, gerne Hunde hat....

aber mehr auch nicht. Therapeuten haben daher eigentlich auch immer eine private Geheimnummer.


Es muss Profi sein. Persönlich darf er im Beruf nicht sein, sonst muß er dich zu einem Kollegen schicken wegen der Abhängigkeit. Das ist wie bei einem Lehrer und nie privat.

Nett und Höflich aber keine Liebe !

Meistens ist es Professionalität.