Schimmer nach 4 Jahren

4 Antworten

Schimmel ensteht immer bei einem Überangebot an Feuchte. Erdgeschoßwohnungen bekommen oft noch Feuchte aus dem Keller ab (über Sockelmauern, Diffusion durch den Fußboden). Durch Luftbewegungen wird die Feuchtigkeit auch gerne mal im gesamten Haus verteilt, vor allem, wenn Fenster luftdicht sind und die Feuchtigkeit dadurch nicht permanent abgeführt wird.

Unter dem Fenster sind auch oft die Schimmelverursacher Nr.1 anzutreffen. Der überwiegend lufterhitzende Heizkörper. Die Warmluft des Heizkörpers kühlt vor der Aussenwand ab, wobei die rel. Luftfeuchte ansteigt und die Wand dabei aufgefeuchtet wird. Der Dämmwert der Wand sinkt, die innere Oberfläche wird kühler, der Vorgang verstärkt sich. Schimmel bildet sich dann zuerst in den Ecken, wo die Warmluft schlecht zirkulieren kann und auch an der Scheuerleiste und hinter Möbelstücken, da dort kaum noch die Warmluft des Heizkörpers ankommt.

Schlafzimmer werden oft auch wenig oder gar nicht beheizt. Hier sollte dann auf die geschlossene Zimmertür geachtet werden, da ansonsten feuchtwarme Luft aus den andern Räumen ins Schlafzimmer kommt und sich dann die Feuchte an den kühlen Oberflächen absetzt, diese auffeuchtet, bis zur Schimmelbildung. Dieser Vorgang kann u.U. auch einige Jahre dauern, da massive Wände die Feuchtigkeit puffern (einspeichern). Irgendwann ist die Wand dann aber so feucht, dass es Schimmel gibt. 1m³ Vollziegel (Porenvolumen ca. 23%) kann übrigens weit über 100l Wasser einspeichern! Bei einer 40cm dicken und 2,5m hohen Wand hat man je laufenden Meter Wandlänge 1m³ Baustoffvolumen. So eine Wand kann also schon mal über Jahr hinweg Wasser aufnehmen, bis das "Faß" voll ist und sich dann der Schimmel zeigt. Das Problem ist dann auch nicht in zwei Wochen behoben, da es auch sehr lange dauert, Feuchtigkeit aus der Wand zu bekommen. Da hilft dann auch das Stoßlüften nicht mehr, weil die Wand ständig wieder Feuchte in die Raumluft nachliefert und die Luftfeuchtigkeit schnell wieder oben ist. Die leichte Permanentlüftung führt durch dauerhafte Feuchteabfuhr zum Ziel.

Auch trägt die Nachtabsenkung der Heizung zur Verstärkung der Feuchte auf der Wandoberfläche bei, da die Wände thermisch sehr träge sind und beim Wiederanheizen gegenüber der schnell wärmer werdenden Raumluft noch kühl sind und sich damit Feuchtigkeit an der Wandoberfläche anlagern kann. Besser ist ein gleichmäßiges durchheizen. Das verhindert oder vermindert Feuchte auf der Wand, die ja auch zu Dämmwertverlust derselben führt. So kann man sich mit ständiger Nachtabsenkung den Dämmwert der Massivwand versauen und letztendlich hohe Heizkosten bekommen.

Professionell werden feuchte Wände mit Wärmestrahlung getrocknet, da Wärmestrahlung Oberflächen direkt erwärmt und erst zweitrangig sich daran die Luft erwärmt. Damit sinkt die rel. Luftfeuchte kurz vor der wärmeren Wand und die Wand wird entfeuchtet. Das funktioniert auch, wenn die Heizanlage der Wohnung einen höheren Anteil an Wärmestrahlung bietet.

Mit den oftmals luftdichten Fenstern heute steigen die relativen Luftfeuchten in den Wohnungen, die Baustoffe (gemauerte Wände) übernehmen diese Feuchte durch Feuchteausgleich. Feuchte Außenwände haben einen schlechten Dämmwert, worüber mehr Heizenergie verloren geht, als durch ein gesundes Maß an permanenter Fensterfugenlüftung.

Im Mai 2009 die DIN 1946-6 geändert, worin nun bei Neubauten und größeren Sanierungen (Fensteraustausch) ein nutzerunabhängiges Lüftungskonzept zum Feuchteschutz (Schimmelvermeidung) gefordert wird. Man hat also auf die Luftdichtigkeit reagiert und fordert nur wieder gezielte Undichtigkeiten in den Außenwänden (z.B. dezentrale Lüftungsanlagen).

Wenn also Eure Wohnung Fenster mit Gummidichtungen hat, dicke, lufterhitzende Heizkörper unter dem Fenster, dann liegt es schon mal nahe, dass der Nutzer unter diesen Voraussetzungen es schwer hat, die Wohnung schimmelfrei zu halten. Gerichte urteilten bezüglich Möbel vor Aussenwänden, dass es dem Mieter nicht zumutbar ist, diese 10cm weit abzurücken, um Schimmel dahinter zu vermeiden (Vermeidung mit hydraulischer Heizleiste problemlos möglich!) und auch ein zweimaliges Lüften am Tag muss zur Schimmelvermeidung ausreichen.

In meiner letzten Mietwohnung ebenfalls mit einem Schimmelproblem half übrigens die Entnahme von 12cm Dichtgummi oben (!) an jedem (!) Fensterflügel (im Bad machte ich sogar das 50x50cm große Oberlicht komplett "nackig") der im Jahre 2000 eingebauten Holzfenster mit Isolierverglasung (Kontrolle auf Zugluft mit Kerzenflamme/Feuerzeug). Damit sank die rel. Luftfeuchte in der Wohnung, der Schimmel vertrocknete, die Wände trockneten, die trockenere Wandoberfläche erwärmte sich wieder besser und die Temperatur im Raum konnte um 1-2 Grad Celsius runtergeregelt werden, da sich trockenere Luft auch wärmer anfühlt. So trug eine leichte Undichtigkeit am Fenster zum besseren Raumklima bei. Ob die Heizkosten nun sanken, weiß ich nicht, gestiegen sind sie jedenfalls auch nicht.

Du hast nix falsch gemacht. Die Luftfeuchtigkeit ist seit Wochen recht hoch, sodass das Lüften recht uneffektiv ist. Die Heizung hilft hier auch nicht, da es draußen noch nicht kalt ist. Ich selber hatte in den letzten Tagen selbst im Wohnzimmer 75% Luftfeuchtigkeit und das ist einsamer Rekord! Da hilft nur viel viel öfter lüften (nicht länger!) und hoffen, dass die Temperaturen in der nächsten Zeit endlich in den Keller gehen, damit die Luft trockener wird und die Heizung laufen muss. Mit den Energiekosten müssen wir dann halt leben ;-)

Vielen Dank für deine Antwort, aber mir stellt sich nun die Frage, wer denn jetzt dafür verantwortlich ist den Schimmel zu entfernen, bzw. wer die Kosten tragen muss. Im Endefekt kann ich nicht beweisen richtig gelüftet zu haben und es ärgert mich noch mehr, da ich eigentlich sowieso dabei bin auszuziehen. Der ganze Streß mit Wohnungssuche und Umzug und jetzt dazu noch Schimmel :(

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@vitamin123

Das ist hier nun schwer zu beurteilen. Ist es ein Lüftungsmangel oder ein Baumangel? Ein Lüftungsmangel eher nicht obwohl man mit mehr Lüften den Schimmel wohl hätte verhindern können. Ein Baumangel? Das kann ich von hier aus natürlich nicht beurteilen, da ich das Gebäude nicht kenne. Es kommt auf das Baujahr an. Man kann sich merken: Was früher zur Bauzeit keine Baumängel waren, sind heute auch keine! Also, wenn das Gebäude nicht wärmegedämmt ist weil es von achtzehnhundertschießmichtot ist, ist das heute auch kein Mangel. Ich vermute mal es wird eine Mischung zwischen Baumangel und Lüftungsmangel sein. Ein Rechtsstreit lohnt hier kaum wegen den Kosten.

Besorge dir hochprozentiger Alkohol (Spiritus, Bio-Ethanol) und sprüher die entsprechenden Stellen damit ein und wische es weg - und gut ist` s.

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Ist der Schimmel hauptsächlich in Ecken zur Aussenwand ?

Dann könnte es nämlich sein, das die Aussenwände undicht geworden sind, und du kannst dafür nichts. Probier es zunächst mal mit herkömmlichen Schimmelentferner. Wenn der Schimmel aber wiederkommt, dann solltest du mal mit deinem Vermieter sprechen.

Hauptsächlich ja, bzw. dort tauchte er zuerst auf und am stärksten auf, auch in der Küche ist die Außenwand betroffen. Ich will damit sagen, dort habe ich ihn zuerst entdeckt und dann an jeder Wand geschaut und festgestellt, dass hinter dem Bett auch eine kleine Stelle betroffen ist, die Wand liegt zum Wohnzimmer, also keine Außenwand.

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Es können durchaus Baumängel sein. Mein Kind hat nach 2 Jahren den ersten Schimmel bemerkt - vorher war nichts zu sehen (Altbau, auch Erdgeschosswohnung und richtiges Lüften).

Du solltest Dich schon an Deinen Vermieter wenden.