Religionsäquivalente in unserer Gesellschaft?

10 Antworten

Religion besteht immer aus einem zu glaubenden Dogmensatz der autoritativ dargelegt wird und einem daraus abgeleiteten Regelwerk und Ritualen.

Etwas Ähnliches findet man auf jeden Fall bei der esoterischen Medizin; ein gutes Beispiel ist  die Homöopathie. Wir haben die nicht falsifizierbaren Dogmen, die Rituale und die leicht fanatisierbare Gemeinschaft der Gläubigen. 

Passend dazu wären auch die verschiedensten Verschwörungstheorien; wobei nach neueren Studien Verschwörungstheoretiker oft die verschiedensten wirren Theorien akzeptieren solange sie in ihr Glaubenssystem passen. Dazu gehört, dass man als Auserwählter einer kleinen Gemeinde von Erleuchteten angehört, die die Dogmen einiger Wissender unkritisch akzeptieren und im allgemeinen völlig faktenresistent sind.

Anmerkung:  (Natur)Wissenschaft kann niemals ein Religionsersatz/-equivalent sein, weil es dort keine Dogmen gibt, sondern immer nur falsifizierbare Aussagen, die jederzeit angefochten werden (müssen), wenn neue Beobachtungen oder Belege verbesserte Hypothese/Modelle ergeben. 

Wissenschaft basiert auf empirisch belegbarer Evidenz und niemals auf ex cathedra Behauptungen einer wie auch immer gearteten Autorität.

Es ist unsinnig zu sagen das Wissenschaft den Glauben per se widerlegt oder ersetzt, weil es einfach keine gemeinsame Berührungsflächen gibt.

Natürlich stimmt es hingegen, dass die Naturwissenschaft die Welterklärungsmodelle aller Religionen immer weiter ins Abstrakte treibt; bzw., dass die Menschen, die widerlegbare Aussagen als göttliche Wahrheiten glauben keine Wissenschaftler sein können.

Wissenschaft würde ich nicht als Religionsäquivalent einstufen. Es sei denn, man versteckt sich wirklich verbissen und krampfhaft dahinter, um die Existenz Gottes zu leugnen.

Wissenschaft ist eine andere Ebene als Religion. Eine andere Kategorie. Der Mensch ist neugierig und liebt es deshalb, seine Umwelt zu erforschen und immer schlauer zu werden, sich die Dinge erklären zu können. Das widerspricht in keinster Weise dem Glauben an einen Schöpfer.

Geld und Machtbestreben fallen mir da an erster Stelle ein.

Ewige Jugend ist auch eine Ersatzreligion.

Esoterik, Horoskope, seltsame Ideologien.

Und, so komisch es klingen mag, auch Hypochondrie und dergleichen. Je nach Mensch auch Angstzustände. Dafür kann es aber natürlich auch organische, psychiatrische Ursachen geben.

Kurzum: Alles, was von Gott wegführt, alles, wo wir uns reinsteigern, kann zu einer Ersatzreligion oder eiem Religionsäquivalent werden.

Ich kenne ein paar Atheisten, die ihren "Unglauben" mit geradezu religiösem Eifer vertreten ;-) Auch das kann also eine Religion sein. Da wird dann unter Umständen Wissenschaft und ihr Zweck fehlinterpretiert oder kanalisiert, wie ich am Anfang bereits schrieb.

PS: Fußball KANN ein Religionsäquivalent sein. Es kann aber auch einfach Sport sein.


Auch glaube immermehr, dass alles irgendwie ein Religionsäquivalent ist, weil Religion ist undefinierbar aber Wissenschaft ist auch Undefinierbar, so wie Sport, für die einen ist es eine Religion, für die anderen ein netter Freizeitvertreib von daher ist es auch undefinierbar

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@SimOn0101

Ich glaube es hängt damit zusammen, welche Einstellung man zu den Dingen hat.

Wenn ich versuche, mich ausgewogen und gesund zu ernähren, dann ist das eine feine Sache.

Wenn ich aber nicht mehr aufhören kann, die Nährwertangaben auf den Artikeln zu studieren und die ganze Zeit nur noch mit Rechnen beschäftigt bin, dann wird es langsam kritisch.

Wenn ich dann auch noch alle Menschen in meiner Umwelt damit konfrontiere, wir ungesund sie doch leben und essen, dann ist es endgültig eine Religion geworden.

Und das gilt meines Erachtens für so ziemlich alles im Leben. Ob das Sport ist oder Geld oder Ernährung oder Musik oder Arbeit, das politische Engagement oder der Kleintierzuchtverein. Alles kann man im gesunden Maß praktizieren oder maßlos übertreiben.

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@SimOn0101

Aussagen und Modell  der Naturwissenschaften mögen einem unverständlich sein, weil man sich nicht damit befasst hat und/oder die Grundprinzipien nicht ausreichen gelernt hat, aber "undefinierbar" passt dort nicht (Du stellst einen falschen Bezug zwischen "glauben" und  "nicht verstehen" her)

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Eigentlich recht einfach. Neben Fussball gibt es ja nochweiter hirnlose Beschäftigungen, z.B. diese Superstarsendeungen, oder allgemein die Medienkultur. Schau Dir nur mal diese ganzen hirnlosen Serien an, welche sich mit dem Aussehen von Menschen mit Vakuumkammern zwischen den Oren beschäftigen.

Desweiteren der Lebereich Lebensstile. Nimm nurmal diese Geizens Familie, die scheinen ja auch sehr beliebt zu sein. Oder das was momentan in den Nachrichten ist diese Kardaschientante. All das sind ja Personenkulte mit nahezu religiösem Fanatismus.

Also schau Dir einfach die hirnlosesten Sendungen im Fernsehn an und dann hast Du mehr als genug Stoff. ;)

Viel Spaß

Lebensstiele ist ein gutes Stichwort, danke :)

Aber ich glaube kaum das Hirnlose Fernsehsendung eine Stoffsammlung dafür ist.

RTL würde nur meinem Hirn schaden, meiner Meinung nach diese ganzen Realtyshows die so laufen, sind einer der Gründe warum die MANCHE Menschen systematisch dumm gehalten werden

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@SimOn0101

Es mag Dir vielleicht komisch vor kommen, aber tatsächlich verwenden diese Sendungen mit ihrer künstlichen Erniedrigung der Bildung das selbe Prinzip wie es die Kirchen schon seit Jahrhunderten verwendet haben.

Drehen wir die Uhr mal ein paar Jahrhunderte zurück. Die meisten Menschen konnten weder lesen noch schreiben, aber sämtliche Gelehrten wurden von der Kirche gestellt. Damit waren neben dem Adel, die Kirchenmitglieder die Einzigen die regieren konnten und sich schriftlich austauschen konnten wie man das Volk am besten kontrollieren kann. Es ist kein Zufall, das die ersten Bildungsanstalten ausnahmslos alle von der Kirche gestellt wurden.

Zusätzlich dazu, als sich auch die Lese- und Schreibkunde immer mehr verbreitete und selbst reichere Händler schon lesen und schreiben konnte, verlagerte die Kirche ihre Sprache auf Latein, welches damals ausserhalb der Kirche so gut wie von niemandem verstanden wurde. Selbst der Adel konnte es nur selten lesen und schreiben. Vom sprechen mal ganz abgesehen. damit erielt die Kirche sich über Jahrhunderte hinweg eine Macht- und Kontrollposition, weil sie die Kommunikation aller führenden Persönlichkeiten überwachen und regeln konnte. Hier mal eine Nachricht weg, da mal was verändert. Denn damals wurde ja alles von schreibern kopiert und überbracht.

Das heutige System mit den Medien funktioniert ganz ähnlich. Gib Ottonormal was zum schauen wobei er nicht denken muss und sorge dafür das er damit so beschäftigt ist das er nicht über die wichtigen Themen nach denkt. Das beste Beispiel sind dich diese ganzen Sternchen Shows und Fussball. Das sind doch für unsere Kinder die Vorbilder. Und wenn Du Dir überlegst wie die angebetet werden und welche Botschaft dahinter steckt. dann sollte Dir klar werden, das es mehr mit Religion gemeinsam hat als dem meisten Menschen bewusst ist.

Denk mal drüber nach.

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@MorsElthrai

Ähnlich wie in der Politik hat man auch am Fernseher (oder generell in der Freizeit) die Möglichkeit der Wahl.

Niemand zwingt einen, RTL zu schauen. In der gleichen Zeit kann ich auch 3sat oder ZDF einschalten. Oder den Fernseher gleich ausmachen und das neueste Spektrum der Wissenschaft lesen.

Das gilt auch für Religion. Niemand wird gezwungen, in der Kirche zu sein oder zu bleiben, wenn er meint, dass diese Gott nicht gut repräsentiert oder gar, dass es keinen Gott gibt.

Das darf man nicht unterschlagen. Nicht "die da oben" sind Schuld an allem, sondern jeder Einzelne, der durch seine Wahl genau das erschafft und stark macht, was er für gut und richtig und wichtig hält.

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@danhof

Deine Argumente stimmen soweit, allerdings ist das nicht das Thema dieser Disskusion. Denn es geht hier nicht um eine Schuldfrage, sondern um die Analyse der Kontrollmittel mit denen die Kontrollorgane nunmal arbeiten. Das prinzipiell jeder Mensch selbst für seine Entscheidungen verantwortlich ist steht ausser Frage. Auch wenn gerade in der Religion die Gläubigen immer behaupten sie seien nicht schuld, sondern Ihr jeweiliger Gott. Der Hauptgrund warum ich persönlich jede Religion gesetzlich verbieten würde. Der Mensch soll glauben was er will, aber kein Glaube darf rechtliche oder organisierte Macht haben, denn das zeigt uns die Geschichte führt immer zu Machtmissbrauch. Aber das ist eine persönliche Ansicht und hat auch wenig mit dem eigentlichen Thema zu tun.


Jedenfalls wird Kommunikation als Kontrollmedium der breiten Masse seit Jahrhunderten immer sehr gerne eingesetzt und so werden über Medien eben auch Ikonen verbreitet, welche mit religiösem Eifer angebetet werden. Damit ist der Vergleich zu jeder bekannten Religion existent.

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Ich finde das Wort "Äquivalent" eher ungünstig.
Denn es heißt soviel wie "gleichwertiges".

Eher würde ich davon sprechen, dass gewisse Zwecke oder Aufgaben so oder so erfüllt werden können.
Oder Bedürfnisse so oder so befriedigt werden.

So kann der Wunsch nach der Wahrheit über Bibelstudium oder Beschäftigung mit den Wissenschaften befriedigt werden.
Aber auch wenn sie aus dem selben Bedürfnis kommen (können), empfinde ich sie nicht als gleichwertig.

So kann der Wunsch nach Begeisterung über Keuschheit oder als Fußballfan befriedigt werden.
Aber auch wenn sie aus dem selben Bedürfnis kommen (können), empfinde ich sie nicht als gleichwertig.

Frag doch lieber, welche Bedürnisbefriedigungen die Religionen als "Äquivalent" boten und bieten.

Und auch in der heutigen Zeit haben Menschen, selbst Atheisten, nicht nur den Wunsch nach hemmungsloser Lust, sondern auch welche nach

  • Gemeinschaft
  • Regeln
  • Struktur
  • Sicherheit
  • Sinn
  • Gerechtigkeit
  • Ordnung
  • Hoffnung
  • Gewissheit

Es ist nicht leicht, für diese Bedürfnisse etwas zu schaffen, oder sie aufzugeben oder auch nur zurückzustellen.

Es ist mir schon klar, dass du nur "Punkte" brauchst und wohl auch nur "Punkte" willst.
Es ist mit aber ein Bedürfnis, auch mal etwas mehr zu schreiben.
Kannst du in die Schublade "Sinn" packen, oder in den entspechenden "Wertstoff"container.

Wissenschaft ist kein Religionsäquivalent. Wissenschaft arbeitet nicht auf dem Prinzip des Glaubens, sondern auf dem Prinzip der Beweisbarkeit. In der Wissenschaft wird nicht geglaubt.

Veganismus, Vegetarismus sind äquivalent zur Religion. auch hier geht es zumeist um Glaubensvorstellungen, welche oft nicht auf Beweisen basieren, sondern auf einem Geflecht aus fiktiven Geschichten und Propaganda, also so wie die Religion.

Politik trifft diese Beschreibung ebenfalls. Parteien werden von ihren Anhängern oft wie Religionen gehandhabt, hier zeigt sich auch sehr deutlich die Entzweiende Wirkung von religiösen (in diesem Fall politischen) Vorstellungen.

Auch Fanatiker von Automarken passen ins Bild.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Recherchen und Forschungen

Doch Wissenschaft sehe ich schon als Religionsäquivalent

1. Glaube ist die Basis der Wissenschaft Bsp. Isaac Newton Fällt ein Apfel auf dem Kopf, er Glaubt, dass Erde und Apfel sich gegenseitig Anziehen und weil er daran glaubt Forscht er weiter und belegt das, was er geglaubt hat.

2. Stell dir mal vor ein Forscher erfindet etwas z.B. ein Chemiker erfindet ein Medikament dass Haarausfall rückgängig macht (70-80% der Deutschen Leiden an Alopezie), dann wäre er für diese Menschen der Messias, der ihnen das neue Gebot gegen Haarausfall präsentiert.

3. Wissenschaft spendet Trost, nur dank der Wissenschaft gibt es Medikamente die eine Heilende Wirkung haben und den Tod nach Hinter verschieben.

4. Wissenschaft löst die Religion evtl. ab früher Glaubte man die Erde sei eine Scheibe. Die Wissenschaft jedoch hat offenbart, dass die Erde eine Kugel ist.

So ist zumindest meine Meinung darüber wie seht ihr das ?

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@SimOn0101

Ad 1.: Du verwechselst Glaube mit Vermutung. Isaak Newton hat nicht daran geglaubt dass es eine derartige Kraft gäbe, er hat vermutet dass es so wäre.

Ein Wissenschaftler der glaubt, beweist nicht. Glaube ist laut Wörterbuchdefinition eine "Überzeugung die nicht auf Fakten und Daten, sondern auf einem Gefühl beruht."

Kein Wissenschaftler forscht weil er/sie überzeugt von etwas ist ohne Beweise vorliegen zu haben.

Eine Vermutung, eine wissenschaftliche These hat nichts mit Glauben zu tun!

Ad 2.: Ein wissenschaftlicher Durchbruch hat aus den Wissenschaftlern noch keine Messias gemacht. Ohne zu gogglen: Wie hieß der Entdecker des Tollwut-Impfstoffs? Wie hieß der Entdecker des Impfstoffs gegen Tetanus? Oder um etwas aktuelles zu erwähnen: Wie hießen die Forscher die den ersten Menschen von HIV geheilt haben?

Es gibt in der Wissenschaft auch keine Messias, es gibt Wissenschaftler und ihre Durchbrüche, im Gegensatz zu religiösen Leitfiguren werden Wissenschaftler oftmals von ihren Entdeckungen überschattet.

Ad 3.: Medikamente bringen Trost. Die Gefühle der Kranken um bei dem Beispiel zu bleiben, richten sich niemals an die Wissenschaftler, welche die Urheber für die Genesung waren, sondern an die Ärzte, welche auf die wissenschaftlichen Errungenschaften zurückgreifen und die Medikamente selbst.

hast du jemals einen Menschen sagen hören: "Boah, zum Glück gab es die Wissenschaft, ansonsten wäre ich noch krank." oder sind dir Aussage wie: "Ein Glück das ich das Medikament genommen habe, es hat mir sehr geholfen." eher bekannt?

Ad 4.: Die Wissenschaft widerlegt Glauben, jedoch nicht um ihn zu ersetzen. Die Wissenschaft bietet Wissen, wo die Religionen nur Ausreden haben, wie in deinem Beispiel mit der Form der Erde.

Glaubst du an die Kugelform der Erde oder weißt du dass sie diese Form hat? Wer weiß muss nicht glauben, denn "glauben heißt nicht wissen", wie es so schön heißt.

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