Narkose und Kiffen?

10 Antworten

Meines Wissens wird das nicht automatisch getestet - mich hat auch vor einer OP keiner danach gefragt. Würde Dir aber dringend raten, Deinen Narkosearzt zu informieren. Er sollte das wissen, weil THC durchaus Wirkung haben kann. Er wird niemand darüber informieren.

Weder wirst Du anlässlich einer OP auf Cannabiskonsum getestet - noch spielt der Konsum eine Rolle bei der Qualität der Narkose. Wenn hier wiederholt gemeint wird "Das würde ich dem Anästhesisten sagen...", dann zeigt sich wieder einmal, dass das Unwissen über Cannabinoide ziemlich verbreitet ist. Cannabis hat ein sehr viel geringeres Suchtpotenzial als Nikotin und keinerlei Eigenschaften, die eine Narkose negativ beeinflussen könnten. Die Mittel, die einem unmittelbar vor der OP zur Beruhigung gegeben werden, haben sicher ein stärkeres Wirkungsspektrum als Cannabis.

Also, dass immernoch das Irrtum herrscht, dass nur allein THC für die Wirkung(en) von Cannabis verantwortlich ist, ist mir irgendwie am unangenehmsten an der Frage.

CBD wäre theoretisch als Antipsychotikum sogar eher wichtiger bei der Narkose, aber da Narkosemittel wie schon genannt völlig anders wirken, als Cannabinoide, spielt das eigentlich keine größere Rolle als Kaffee oder Nikotin (wenn nicht sogar weniger).

Wird das bemerkt, getestet oderso?

Eine normale Blutuntersuchung =/= Drogentest. Man wird nicht auf Drogen getestet, wenn man zum "normalen" Arzt geht.

Selbst wenn der Arzt es bemerken würde, wäre es:

  1. Wie schon genannt relativ irrelevant für die Narkose.
  2. Durch die Schweigepflicht darf der Arzt das auch niemanden ohne Erlaubnis weitererzählen.

m.f.g. und gute Besserung!

Du mußt es auf jeden Fall dem Narkosearzt im Gespräch mitteilen. Es wird nicht getestet, aber für dich wäre es lebenswichtig, davon zu erzählen. Am besten, du läßt mindestens 2 Wochen vor der Op. ohnehin die Finger von dem Zeug. Man muß auch vor der Narkose so einen gelben Fragebogen ausfüllen, da wird u. a. nach verschiedenen Dingen gefragt, auch nach Alkoholkonsum und Drogen. Habe 21 Operationen hinter mir, daher kenne ich diesen Zettel.

Was ist denn daran "lebenswichtig"? Nikotin und Kaffee spielen auch keine Rolle bei der Anästhesie-Qualität, warum also sollte dies bei Cannabis der Fall sein?

@aXXLJ

Mit lebenswichtig meinte ich auch, daß es zu Komplikationen kommen könnte, weil sich eben THC und das Narkosemittel nicht vertragen könnten und da ist es eben besser, der Narkosearzt weiß vorher über die Einnahme Bescheid. Natürlich hat eine Narkose bei jedem Patienten ein gewisses Risiko, aber man muß ja Komplikationen nicht extra herausfordern, wenn man es dem Arzt verschweigt. Nach Einnahme von Medikamenten wird man ja auch gefragt. Auch nach Nikotin wird gefragt.

@gabriele0815

THC und Narkosemittel sind pharmakologisch so verschieden, dass Komplikationen nicht zu erwarten sind. Überdies ist unwahrscheinlich, dass der Patient auf dem OP-Tisch (s)einen Joint verknispelt. Die Psychoaktivität einer Cannabis-Konsumeinheit hält nur für wenige Stunden an; im Körper vorläufig verbleibende Metaboliten zeigen keinerlei Kreuzreaktionen mit üblichen Narkosesubstanzen.

@gabriele0815

Ich möchte mal gerne wissen, welches Narkosemittel nachweißlich sich nicht mit Cannabinoide verträgt.

Natürlich wird auch nach Medikamenten gefragt aber nur auf Wenige (v.A. Blutverdünner) achtet der Arzt oder kennt sie. Bei Dronabinol, Namixol, Sativex wird garantiert der Arzt eher sogar nachgucken müssen, was es überhaupt ist und - falls er sich auskennt - dabei kein Problem sehen.

Nach Rauchen wird eigentlich nicht gefragt, sowie bei jedem "Genussmittel" (wie auch Alkohol). Natürlich können aber Nikotin und Alkohol sehr gefährlich bei einer Operation sein bzw. sie erschweren, aber die "legalen Drogen" sind ja angeblich nicht so gefährlich, als dass der Arzt extra danach fragen muss...

...verkehrte Welt eben.

@verreisterNutzer

Also, mein lieber Aleao,

ich glaube nicht, daß Du beurteilen kannst, welche Medikamente Anästhesisten bekannt sind...und im übrigen würde ich vorschlagen, daß Du, bevor Du hier solche Ratschläge abgibst, dich erst mal selber genau informierst. So steht zum Beispiel in der Fachinformation zu Sativex folgendes: "Vorsicht ist geboten bei Hypnotika, Sedativa und Arzneimitteln mit möglicherweise sedierender Wirkung, da es zu einer additiven Wirkung bei Sedierung und muskelrelaxierender Wirkung kommen kann." Nicht umsonst wird in Narkoseaufklärungsbögen nach Drogen- (und natürlich auch nach Nikotinkonsum) gefragt. Sowohl die präoperative Einnahme als auch das präoperative Absetzen beider Substanzen kann Probleme machen (was auch durch Studien belegt ist). Als "lebenswichtige" Frage (wie oben erwähnt) würde ich es zwar nicht betrachten, aber Probleme sind möglich: Bei Vorhandensein relevanter THC/CBD-Spiegel bei Narkosebeginn kann die Wirkung von Anästhetika verstärkt werden...das wird den Patienten zwar nicht umbringen, kann aber das Aufwachen verzögern und die Atmung beeinträchtigen. Andererseits ist häufig bei Patienten, die normalerweise Cannabinoide konsumieren (aber zum Zeitpunkt der OP keine pharmakologisch wirksamen Spiegel aufweisen), die Toleranz gegenüber Anästhetika erhöht. Das hat zur Folge, daß mehr Hypnotika und Opiate zur Narkoseeinleitung benötigt werden, bzw. falls in Unkenntnis des THC-Konsums die notwendige Dosis unterschätzt wird, Probleme bei Narkoseeinleitung, Intubation und während der OP je nach verwendetem Anästhesieverfahren ein deutlich höheres Risiko einer sog. Awareness (intraoperative Wachheit, ggf. mit postoperativer Erinnerung, u.U. mit erheblichen intraoperativen Schmerzen und postoperativer psychischer Traumatisierung) besteht - natürlich sollte ein guter Anästhesist dergleichen Probleme erkennen und kompensieren können, aber man muß das Risiko ja nicht unnötig erhöhen... Nach Rauchen wird bei der Anästhesieaufklärung IMMER gefragt (nach Alkoholkonsum sowieso). Wobei Rauchen eher noch stärkere Auswirkungen auf Narkose und OP hat als THC. Im Vordergrund stehen dabei weniger Interaktionen mit Anästhetika (obwohl auch Raucher tendentiell mehr Anästhetika brauchen als Nichtraucher. Alkoholiker brauchen auch deutlich mehr, es sei denn, die Leber (oder das Herz) sind schon so geschädigt, daß die Toleranz dann geringer ist als beim normalen Menschen). Vielmehr machen die Auswirkungen des Rauchens auf die Lunge probleme: zäher Schleim, durchsetzt mit Teer und anderem Dreck, der bedingt durch die nikotininduzierte Lähmung der Flimmerhärchen des Bronchialepithels nicht abtransportiert wird, macht erheblich Probleme bis hin zu potentiell lebensbedohlichen postoperativen Lungenentzündungen. Außerdem führt die (sowohl akute als auch chronische) )Wirkung des Nikotins auf die Blutgefäße zu verminderter Durchblutung im OP-Gebiet (und anderswo) und damit zu einer erheblich erhöhten Rate von Wundheilungsstörungen und Infektionen. Paradoxerweise wird das Risiko von Problemen erhöht, wenn man bis zu zwei Wochen vor der OP mit dem Rauchen aufhört...also wenn, dann bis zum Tag vor der OP rauchen...und dann aufhören. In den Stunden vor der OP darf nicht geraucht werden...das erhöht die Magensaftsekretion...Magensaft ist sauer, und wenn der bei der Narkoseeinleitung in die Lunge gelangt (sog. Aspiration) droht eine lebensbedrohliche Lungenentzündung...Postoperativ sollte wegen der Wundheilung nicht geraucht werden...

(Ich bin Facharzt für Anästhesie, mache seit 10 Jahren Anästhesie und seit fast 20 Jahren Intensivmedizin)

Zum einen wird das Kommentar von "docfm" wohl am besten sein. Zum anderen, die ärztliche Schweigepflicht.... ein Kumpel hat vor der Operation angegeben, er würde halt Kiffen... Sofort waren die "Drogen" an seinen Bauchkrämpfen schuld und seine Eltern (er ist volljährig) informiert. Erst eine andere, weniger voreingenommene Klinik, hat herausgefunden was er hat.

Schweigepflicht...