Nachteile der soz. Marktwirtschaft

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Oh weh,

Marktwirtschaft: Arbeiter und Firmen handeln ihren Lohn etc. selbst aus, außerdem handeln Firmen untereinander und stehen in fairem Wettbewerb zueinander. Und dann gibts da noch die Kunden, die Sachen nachfragen und die Firmen, die sie anbieten. Nachfrage und Angebot bilden im Prinzip schon einen Markt. So nennt man das eben.

Sozial: Heißt einfach nur, dass es eben nicht asozial ist, also fair, so ausgerichtet, dass Menschen nicht von ihren Firmen ausgebeutet werden, dass sie streiken dürfen, dass der Lohn anständig ist, dass die Arbeitszeiten anständig sind, keine Kinderarbeit, solche Sachen.

Wir leben also in einer sog. sozialen Marktwirtschaft!!! Natürlich gibts Streitpunkte, aber es ist zumindest mal so, dass hier keiner in Ketten 16 Stunden am Tag zur Arbeit gezwungen wird bei Wasser und Brot, sondern im großen und ganzen ist unsere Marktwirtschaft schon sozial, aber natürlich kann man alles immer noch verbessern.

Die Probleme und Konflikte der sozialen Marktwirtschaft, alter Schwede! Was soll das werden, ein Aufsatz? Deine Doktorarbeit? Über solche Fragen haben sehr, sehr, sehr schlaue Menschen bücherweise geschrieben. Das kann man nicht mal eben in zwei Sätzen erklären oder auflisten. Ganz extrem verkürzt kann ich es so umschreiben: Die meisten Probleme entstehen durch den sog. Zielkonflikt. Ein Zielkonflikt nennt man zwei oder mehr Ziele, die sich eigentlich widersprechen, aber beide erreicht werden solllen. Beispiel: Die soziale Marktwirtschaft soll gleichzeitig immer weiter wachsen und den größtmöglichen Gewinn einbringen und aber auch den arbeitenden Menschen möglichst viel Lohn bezahlen, damit die genug Geld haben, um überhaupt Sachen zu kaufen, die ja dann erst wieder produziert werden müssen usw. Wenn man also den größtmöglichen Gewinn haben will, müsste man den Leuten ganz wenig bezahlen, aber wenn man ihnen ganz wenig bezahlt, kann niemand was kaufen und das System funktioniert auch nicht. Wenn man ihnen ganz viel bezahlt, kann jeder viel ausgeben und die Wirtschaft brummt, aber dann machen die Betriebe selbst keinen Gewinn, weil die Lohnausgaben zu hoch sind. Die beiden Ziele wiedersprechen sich also eigentlich und das nennt man Zielkonflikt und von der Sorte gibt es hunderte bei der sozialen Marktwirtschaft.

Jetzt musst halt selbst mal die grauen Gehirnzellen nutzen.

LG

Jo! Vielen vielen Dank! Doktorarbeit nicht direkt, eher ein Referat.

Aber das ist eine gut strukturierte und überschaubare Antwort, die mir einen Denkansatz verschafft und ich nun weiß, wie und wo ich anfangen soll (:

Also nochmal, vielen Dank (:

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Die Soziale Marktwirtschaft strebte Ludwig Ehrhardtan, hat sie aber nicht erreicht. Was er sich darunter vorstellte hat er in seinem Buch "Wohlstand für Alle" dargestellt. Es kann äußerst erhellend sein es zu lesen.

Heute leben wir in der Zeit des Neo-Liberalismus und ganz gewiss nicht in einer Sozialen Marktwirtschaft. Soziale Errungenschaften unserer Gesellschaft sind in den vergangenen Jahren massiv abgebaut worden. Angefangen hat der Schrott mit der Einführung des sogenannten Minijobs der Nichts weiter ist als der Versuch einen Teil der Bevölkerung aus dem Rentensystem auszuschließen und den Arbeitgebern den ersten Schritt hin zu Ausbeutung zu ermöglichen. Fortgeführt wurde der Abbau dann durch Zulassung der Zeitarbeit. Dann kamen Praktika in Mode welche gerne unbezahlt sind. Sogenannte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beuten die arbeitende Bevölkerung oft auch rechtlich kritisch betrachtet aus, 1-Euro-Jobs ebenfalls. ... Ich könnte weitere Stichpunkte aufzählen welche darstellen wie nach und nach unser Sozialsystem ausgehöhlt wird, ganztags arbeitende Menschen keine Möglichkeit mehr haben in die Rentenkasse einen angemessenen Beitrag zahlen zu können. Heute sind von jenen Menschen, die tatsächlich für ihre Ganztagsarbeit bezahlt werden, mindestens 1,5 Millionen Menschen auf Hartz-IV angewiesen. Nicht mitgezählt sind all jene Praktikanten welche ganztags einen ein Studium voraussetzenden Beruf ohne Bezahlung ausüben. Darunter sind durchaus schon 40-Jährige. Mit sozial haben diese Fakten absolut Nichts zu tun. Hier werden massiv Unternehmen noch zusätzlich zu manchen Steuervorteilen und -geschenken subventioniert.

Aber Grundlage von Erhards Gedanken ist Chancengleichheit. Diese existiert nachweislich verfassungswidrig in unserem Land nicht. Auch dieser Punkt lässt sich detailliert darstellen.

Zur Beachtung des Rechtsstaatsgebots hat die Bundesregierung bis September Zeit zu Fragen, welche der letzte Bericht der an die internationale Menschenrechtskommission geschickt wurde, Stellung zu nehmen. Das Bundesverfassungsgericht hat früheren Handlungstermin festgelegt zur Beachtung geltenden Rechts durch die Bundesregierung. Weitere Grund- und Menschenrechtsverletzungen sind auf dem juristischen Weg dank geltendem "Rechts" welches für einen Teil der Bevölkerung die Verweigerung rechtlichen Gehörs durch deutsche Gerichte ermöglicht, Strafvereitelung im Amt fördert und so fort.

Ich könnte fortsetzen. Aber ich höre mal auf. Alle meine Darstellungen sind leicht recherchierbar. Diese Tatsache weist nach dass wir permanent angelogen werden. Und es stellt sich die Frage warum das Ausland davon Kenntnis hat und uns anmahnt, ein großer Teil der eigenen Bevölkerung aber nicht. Womit wir dann bei der InformationsPFLICHT der Regierenden sind.

In einer Menschengesellschaft sind wir auf vielfältigste Art miteinander verflochten. Wirtschaft oder Ökonomie nennen wir den Teil der Verflechtungen, den wir eingehen um unsere tägliche Lebensgrundlage sicherzustellen. Nun zeigt schon ein Blick in die Heirats- und Scheidungsstatistik, dass es die wenigsten Paare schaffen, obwohl mit dem ausdrücklichen Vorsatz der Harmonie gestartet, längere Zeit in Harmonie zu leben. Und das sind nur Wenige, die miteinander auskommen müssen. Allein in der deutschen Wirtschaft sind rund 80 Millionen Menschen miteinander auf Basis unterschiedlichster Interessen verflochten, um jeder für sich sein tägliches Überleben möglichst positiv zu gestalten. Ich staune immer wieder über die verbreitete Illusion, dass so etwas konfliktfrei abgehen könnte.

Soziale Marktwirtschaft ist ein theoretisches Konzept, wie der wirtschaftliche Wuselhaufen mit all seinen gegenteiligen Interessen letztlich zu einem für alle befriedigenden Ergebnis geführt werden kann. Darin enthalten sind viele Regeln, wie in Konflikfällen zu verfahren ist, z.B. auch das Streikrecht. Doch dieses theoretische Konzept ist nie in Reinkultur umgesetzt worden. Es wird ja fast täglich geändert, wenn z.B. Steuergesetze geändert werden, wenn staatliche Ausgaben in Milliardenhöhe getätigt werden, wenn Rechte von Mietern und Vermietern verändert werden usw.. Unsere Wirtschaftsverfassung ist ständig in Bewegung und die Bewertung, ob die vielen politischen Entscheidungen, die Gesetzesmodifikationen oder Neuschaffungen wie im Falle EURO-Rettung gut oder schlecht sind, gehen je nach Betroffenen sehr weit auseinander.

Die Grundidee des Konzepts der sozialen Marktwirtschaft war, dass selbstverantwortliche Menschen in einem nach Vorstellungen der Fairness geregelten Miteinander ihr ökonomisches Handeln weitgehend selbstverantwortlich regeln. Der Staat soll sich möglichst neutral verhalten und nur in "Schieflagen" regulierend im Sinne eines Ausgleichs zum Wohl aller eingreifen. Das Problem dieser Idealvorstellung ist, dass es DEN STAAT als neutrale Institution nicht gibt. Politik wird von Parteien gemacht und von Koalitionen und ist von Kompromissen geprägt. Die Entwicklung Europas ist dafür ein beredtes Beispiel und die Einführung des EURO war die Aneinanderreihung fauler Kompromisse.

Meine Diagnose: Vom ursprünglichen Konzept der Sozialen Marktwirtschaft sind in der Realwirtschaft in Deutschland nur noch wenige Elemente erkennbar. Wir bewegen uns auf eine immer stärker staatsgesteuerte Wirtschaft zu und Projekte wie der Flughafen Berlin und heruntergekommene Straßen trotz erheblicher Steuern, die im Verkehrswesen erzielt werden, zeigen, worauf wir zusteuern. Wie sich die aufgeblähte Geldpolitik auswirken wird, die staatlicherseits künstlich gedrückten Zinsen, die eine Altersversorgung der heute Arbeitenden und Jugendlichen aushebelt, ist noch schwierig zu beurteilen. Das hängt davon ab, wann die Betroffenen merken, welches Spiel mit ihnen und ihrer Zukunft getrieben wird.

Es gibt kein vollkommenes Wirtschaftssystem ! Im GG steht auch nichts . Man hat sich für soziale MW entschieden!