Nachhilfe geben - wie richtig?

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Nachhilfe zu geben verlangt einerseits Geduld und andererseits Strenge. Wenn Du sagst, dass Du gut erklären kannst, denk ich mal, dass Du auch die nötige Geduld haben wirst. Mit der Strenge ist es schwieriger: Du mußt deinen Nachhilfeschüler dazu bringen, dass er seine Aufgaben und seine Übungen bearbeitet, auch wenn er vielleicht keine große Lust hast. Du darfst dich nicht dazu verleiten lassen, zu viel für den Schüler zu tun.

Zu den Klassenstufen: Die Eltern entscheiden, ob und ab welcher Klasse ihr Kind Nachhilfe benötigt. In der 4. Klasse geht es in vielen Bundesländern um die Entscheidung, ob ein Kind auf's Gymnasium oder in die Realschule übertreten soll, da kommt es auf die Schulnoten an. Aus dieser Tatsache kann sich durchaus Bedarf an Nachhilfe in den Kernfächern ergeben. Bedenke aber bitte, dass riesige Erwartungen auf Dir lasten, wenn Du ein Kind auf eine weiterführende Schule vorbereiten sollst. Laß Dich auf keinen Fall dazu überreden, spät im Schuljahr mit der Nachhilfe zu beginnen, wenn sowieso nichts mehr zu retten ist. Wer für den geplanten Schulübertritt Hilfe braucht, sollte nach meiner Erfahrung um Weihnachten herum anfangen - später ist nämlich oft zu spät.

Zu den Fächern: Du hast natürlich recht, wenn Du nur das anbieten willst, was Du wirklich gut kannst. Wenn Du klar sagst, was Du nicht unterrichten willst, wird das bestimmt respektiert. Andererseits: Wenn ein Grundschüler oder ein Gymnasiast im ersten Gymnasialjahr Nachhilfe braucht, geht es meist um Deutsch und Mathe und die Elten hätten es oft gerne von einem Nachhilfslehrer. Da mußt Du dann entscheiden, ob Du das leisten kannst. Reden wir noch ein bißchen über Mathe: Dass Du den Stoff der 4. und der 5. Klasse kannst, nehme ich an, denn andernfalls wärest Du ja ein Top-Kandidat für's Sitzenbleiben. Mathe-Nachhilfe bedeutet meist, herauszufinden, was der Schüler nicht kann und ihm dann zu helfen, seine Arbeitstechnik zu verbessern und Wissenslücken zu schliessen. Das verlangt neben der Beherrschung des Stoffs auch Einfühlungsvermögen und Geduld. Wo die Arbeitstechnik nicht stimmt, hilft aber nur noch Strenge: Wenn jemand, der in Mathe schlechte Noten bringt, sich weigert, eine Rechnung mit allen Zwischenschritten aufzuschreiben, mußt Du ihm vormachen, wie das geht und dann darauf bestehen, dass er das genau so macht, wie Du es ihm gezeigt hast.

Zu den "Leistungsnachweisen": Ich denke nicht, dass jemand Deine Zeugnisse sehen will. Kann sein, dass Du nach Deinen Noten gefragt wirst. Kann auch sein, dass Dich jemand fragt, was Du in der Schule gerade durchnimmst und dann zwei oder drei Fragen zum Stoff nachschiebt. Mehr als eine Kopfrechenaufgabe, ein auf Englisch erzählter Scherz oder eine Frage zu einem wichtigeren Ereignis der Weltgeschichte ist da aber nicht zu befürchten.

okay, danke für die gute und ausführliche Antwort :),

Also kann ich theoretisch für die Grundschulklassen auch in Fächern übernehmen die nicht umbedingt zu meinen Lieblingsfächern zählen? Ich denke da beispielsweise an Mathe. Das ist ja etwas, was ich sicher in den Klassen hinbekommen würde, obwohl ich es mir ab 6. aufwärts wahrscheinlich nicht mehr zutrauen würde?

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@ToniQuiet

Was Du dir zutraust, mußt Du selbst entscheiden und da mußt Du ehrlich gegen dich selbst sein. Es wird Dir helfen, dir vor Augen zu halten, dass Du dich blamierst, wenn Du dich überschätzt. Du solltest ein Fach auch nur übernehmen, wenn Du dir zutraust, deinen Schüler erforderlichenfalls bis zum Ende des Schuljahres zu betreuen und das auch zeitlich ermöglichen kannst.

Zu Lieblingsfächern möchte ich folgendes anmerken: Bei deinen Lieblingsfächern kann es Dir leicht passieren, dass Du deinem Nachhilfeschüler alles erklärst, was Du interessant und wissenswert findest. So eine Abschweifung kannst Du dir aber nur gelegentlich erlauben. Bei Nachhilfe geht es nämlich nicht darum, was Dich interessiert, sondern nur darum, was dein Schüler können muß. Um das herauszufinden, läßt Du dir die Schulbücher und die Hefte zeigen und fragst ihn ausdrücklich, was am Stoff eher leicht und was eher schwer ist. Aus den Heften kannst Du dir einen ersten Eindruck von der Arbeitstechnik deines Schülers verschaffen, Du siehst auch seine häufigsten Fehler. Danach kannst Du entscheiden, ob Du ihm helfen kannst.

Noch etwas: Vor allem kleinere Kinder lenken oft sehr ideenreich ab, wenn sie keine Lust haben, das zu tun, was von ihnen verlangt wird. Da darfst Du nicht drauf eingehen. Der Satz: "Jetzt wird nicht gespielt, jetzt wird gelernt" muß unter allen Umständen gelten. Ob Du dich, wenn gut gelernt wurde, mit deinem Schüler noch ein paar Minuten unterhältst, liegt bei Dir, aber Du solltest Dich nicht zum Kumpel machen lassen. Bei kleineren Kindern ist es auch sinnvoll, die Eltern von vornherein zu fragen, ob sie ihrem Kind zutrauen, ohne elterliche Aufsicht zu lernen. Es ist für einen erfolgreichen Nachhilfsunterricht manchmal gar nicht schlecht, wenn die Eltern in Hörweite sind :-) .

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@Sascha211

Okay, dass werd ich mir auf jeden Fall merken. Ich wollte mich im Vorhinein sowieso mal über den Lehrplan informieren und alles noch einmal für mich persönlich durchgehen, damit ich dann auch alles gut im Kopf habe und den Schülern da gezielt helfen kann, bzw. zumindest erst mal weiß was überhaupt bis dato gefragt wurde.

Ich werde auch am Anfang nicht übermäßig viele Schüler übernehmen, ich muss ja auch erst mal gucken wie viel Zeit das in Anspruch nimmt und das ich mich - wie du schon gesagt hast - nicht selbst überschätze :)

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Du solltest einen Zettel ans schwarze Brett Deiner Schule anbringen und alles anbieten, was Du kannst. Dann wirst Du sehen, ob und welche Resonanazen kommen. Nachhilfe kannst Du schon Schülern aus Deiner Klasse geben, sofern Du etwas wirklich sehr viel besser kannst. Das habe ich auch immer gemacht; sogar mal jemanden eine Stufe über mir. Es geht nicht ums Alter, sondern um´s Können! Aber als Schüler solltest Du finanziell auf dem Teppich bleiben. Freunden erklärt man sicher auch gerne was umsonst. Das ist eine gute Übung, bevor Du richtig loslegst. Dann kannst Du mit 5 € die Stunde anfangen und Dich allmählich steigern. Denn wenn Du wirklich gut bist, spricht es sich herum. Dann kannst Du Dich bald nicht mehr vor Nachfragen retten und auch mehr Geld verlangen. Übrigens, es gibt auch schon Grundschüler, die (leider) von Ihren Eltern Nachhilfe aufgedrückt bekommen! Aber es muss auch nicht immer direkt Nachhilfe sein. Vielfach wird auch einfach nur eine Hausaufgabenbetreuung gesucht. Wenn Dir sowas liegt, kannst Du sämtliche schwarzen Bretter Deiner Stadt bestücken. Irgendwer wird sich schon melden. Die meisten Chancen wirst Du allerdings mit Mathe haben. Denn das ist immer noch das Hass-Fach Nr. 1! Was aber nicht heißen soll, dass die anderen Fächer nicht gefragt sind. Sprachen kommen auch gut. Rechtschreibung und Co. wird ebenso gefragt. Obwohl wichtig, werden Naturwissenschaften, Erdkunde und Geschichte in der Unter- und Mittelstufe nicht oder sehr selten nachgefragt. Das ändert sich erst in der Oberstufe. Auch der Renner ist es, das Lernen zu lernen. Das kann nämlich auch nicht jeder! Dein eigenes Zeugnis musst Du nicht als Beweis vorlegen, aber Du kannst es! Es reicht, wenn Du selbstbewusst bist und einfach sagst, dass Du gut bist - wenn Du es denn wirklich bist! Und der Erfolg des Nachhilfeschülers ist dann auch Dein Erfolg und gleichzeitig Deine Empfehlung für Deinen weiteren Weg. Meine Angaben beruhen auf eigene Erfahrungen, die nicht unbedingt 1:1 übertragbar sind. Woanders kann es natürlich völlig anders laufen.

Dankeschön :), das mit dem schwarzen Brett ist eine gute Idee, vielleicht kann ich ja auch so mal in der Schule nachfragen ob es Schüler in den jüngeren Klassen gibt die Nachhilfe in bestimmten Fächern benötigen.

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Ein Förderprogramm für DE und MA sollte nicht mehr als 10 Einzelstunden (à 70 min) umfassen. Jede Stunde braucht eine Einstimmung ( Freizeit, Hobby, Familie, Ausflug, Fußball...)mit Dialogen, wobei der Schüler größere Anteile haben sollte.---- Kernpunkte für DE = Satzanfänge ( plötzlich, auf einmal. am Nachmittag, Punkt Mitternacht, schrecklich, dass es.....toll, dass es...O,je,,,war das ein Getümmel..../// Direkte Rede mit Wortfeld s a g e n und orthographisch sicher , auch die unterbrochene Rede mit klarer Interpunktion./// Dialoge als Stilmittel. Kurze Sätze./// Variationen in die Wortangebote bringen.. -----------Zur MA = stramm spekulieren, was in KL-AR vorkommen könnte, Parallelfälle beleuchten, auch Deine Meinung ist gefragt. Unerbittlich befragen , wo der Knackpunkt liegt. Rechenvorteile entdecken. Rechengeschichten basteln(kann Unsinn sein : 36 Rinder, das Doppelte, die Hälfte, ein Neuntel, ein Viertel. wie viele Beine? Hörner? Augen? ) und Zahlensicherheit gewinnen. Viel schätzen. In MA musst Du etwas zum Tempo , zur Auswahl und Gewichtung sagen.-----Wichtig : Dein Schüler befindet sich in einer besonderen Situation; er kommt 50 x dran, sonst höchstens 3 x. pro Stunde.

Dein länglicher Text offenbart schon ganz unabhängig von Deinem unreifen Alter, dass Du von dem was Du gegen Geld anbieten möchtest, keine Ahnung hast, das ist unlauter.

Erspare Dir und Deinen Eltern also lieber pot. Ärger und unterlasse dieses Vorhaben, die negativen Folgen für Deine pot. Schüler mal ganz außen vor...

Das letzte was ich will sind Nachhilfeschüler die es dann immer noch nicht verstehen. Deshalb frage ich ja und mache mich vorher schlau und frage.

Wenn du ein Problem mit meinem "unreifen" Alter hast und das gleich mit einer unreifen Persönlichkeit setzt, dann nenne ich das ein ganz unreifes Vorurteil. Und solche Aussagen entstehen unabhängig vom Alter. Man bekommt die Weisheit nicht immer Stück für Stück mit dem reifenden Alter eingetrichtert, sondern bekommt so etwas durch Erfahrungen und Erlebnisse - wenn du noch nicht genug davon hattest um das zu realisieren und zu überdenken, dann hast du vielleicht Glück und wirst in ein paar Jahren weise genug sein um solche Aussagen noch mal zu überdenken ;)

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@ToniQuiet

Mach mal...

Ich bin alt, erfahren und weise genug zu wissen, dass Du Dir Dein kesses Schnütchen noch verbrennen wirst - und nicht nur das, ich war viele Jahre prof. in dem Geschäft tätig, bin es passiv immer noch und kann das daher sicher wesentlich besser als Du berurteilen...

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@Mathematrix

Ach ja, ich möchte dich - offensichtlich den Guru der Nachhilfe - nur darüber informieren, dass das Mädchen im "unreifen Alter", dass "keine Ahnung hat" und seinen Eltern lieber "Spot und Ärger ersparen" soll, seit einigen Monaten jeden Mittwoch Nachhilfe an eine Freundin in Chemie gibt, die das Gebiet wirklich seitdem viel besser versteht und mit meiner "Möchtegernnachhilfe" gut klar kommt.
Es macht mir übrigens auch sehr viel Spaß, obwohl ich - es ist ja für eine Freundin - kein Geld verlange. Und mein kesses Schnütchen hab ich mir übrigens noch nicht verbrannt und selbst wenn: Aus Fehlern lernt man.

P.S.: Ich musste gerade darüber die Stirn runzeln, dass du mich "wesentlich besser" beurteilen kannst, als ich mich selbst. Interessant, interessant... Diese Gabe hätte ich auch gern :-)

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lass dich mal nicht entmutigen!

nachhilfe im klassischen sinne brauch ich dir wohl nicht zu erklären. stures lernen dürfte es für deine kandida_innen nicht bringen. und so erklären, wie in der schule wohl auch nicht!

ICH verstehe unter unter nachhilfe eine alternative herangehensweise. empfehlung: setze dich mal mit reformpädagogischen konzepten auseinander.

als einstieg vlt. montessori:

Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ich mehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu denn daraus kann ich lernen.

oder schau mal bei youtube unter "gerald hüther". du musst das nicht studieren. dabei geht es immer um einfühlungsvermögen, akzeptanz und deine haltung. die erfahrungen kommen dann von selbst.

machs doch am anfang für umme und nimm nur das, was die leute dir anbieten. wenn du das gefühl hast, du hast genug erfahrung geld zu verlangen, dann verlang welches.

okay, danke schön, werde's mir auf jeden Fall mal ansehen, bzw. mich mal in der Bibliothek schlau machen ob es da Bücher zu diesem Thema gibt :)

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Hast du vll. eine besondere Buchempfehlung für mich?

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@ToniQuiet

nein, hab keine buchempfehlung für "nachhilfe". schau dir erstmal hüther an! dann google nach alternativpädagogik und verschaffe dir einen kleinen überblick (wikipedia). schau, was dir am besten liegt! das PRINZIP ist bei allen ziemlich gleich: montessori, wild, neill, freinet, wie sie alle hiessen... beachten musst du nur "spezielle sachen". z.b. brauchst du bei montessori spezielles material, was nicht gerade billig ist...

was sich gut liesst und leicht verständlich ist, ist rebecca wild "erziehen zum sein", wenn das nicht reicht, danach "sein zum erziehen". aber das ist eine pädagogik (ähnlich neill's summerhill), die sich viel zeit lässt. die wirst du nicht haben. alle wollen immer schnell erfolge und verstehen dabei nicht, dass ich erstmal roller fahren lernen muss, bevor mir jemand fahrrad-fahren lernen kann!

hartmut von hentig ist sehr an der deutschen schulpraktis orientiert...

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@toberg

okay, also praktisch ruhig ansetzen und sich Zeit lassen und erst mal lernen, bevor man gleich an den großen Speck will?

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@ToniQuiet

naja, es ist wie bei allen dingen, die mensch im leben so macht. es soll ja irgendwie GUT werden. und wenn es das ist, dann ist es auch etwas wert! die zeit spielt dabei eine untergeordnete rolle.

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