Muss man als Buddhist (zwingend) Zuflucht zu den drei Juwelen nehmen?

5 Antworten

Ich bin selbst Buddhist und gebe meinen Vorrednern Recht.

Die Grundlage

Der Lehrer, seine Lehre und die Gemeinschaft stellen doch die Grundlage für den Buddhismus dar, denn ohne sie, gäbe es den Buddhismus gar nicht.

Ohne Lehrer (Buddha) gibt es niemanden der die Lehre (Dharma) verkündet und keine Gemeinschaft (Sangha), die nach dieser Lehre lebt.

Man nimmt also alle drei als Grundlage für die gemeinsame Überzeugung aller Buddhisten, unabhängig von ihrer Traditionslinie, an.

Ohne Zeremonie

Diese Zufluchtnahme muss aber nicht formell, im Rahmen einer Zeremonie erfolgen, sondern ist eine Frage der persönlichen Überzeugung.

Wenn du davon überzeugt bist, dass Buddha der richtiger Lehrer ist, seine Lehre für dich "wahr" ist und du dich der Gemeinschaft der Menschen zugehörig siehst, die dieser Lehre auch in der Praxis folgen, bist du Buddhist.

Dazu braucht es keine Kerzen, keine Räucherstäbchen und keine Buddhastatue.

Mit Zeremonie

Die verschiedenen Traditionslinien haben unterschiedliche Zeremonien, bei denen man auch formell Zuflucht nehmen kann und dann zB teilweise auch einen buddhistischen Namen (Dharma-Namen) erhält.

Für mich ist das mehr als nur östliche Exotik, denn in der Sôtô-Zen-Tradition ist zB ein mindestens zweijähriges Lernen bei einem Lehrer erforderlich, bevor man an der Jukai-Zeremonie teilnimmt.

Dadurch zeigt sich schon auf gewisse Weise das persönliche Engagement und den Willen, sich mit der Lehre Buddhas auch in der Praxis zu befassen, statt nur intellektuelles Wissen zu haben.

Verschiedene Ansichten

Buddhisten sind auch nur Menschen und so gibt es auch unterschiedliche Auffassungen darüber, wann man den nun ein "echter" Buddhist ist.

Viele teilen meine Ansicht, die Zufluchtnahme sei genau so eine Frage der Überzeugung, wie das Einhalten der fünf Sittlichkeitsgelübde und daher könne man auch ohne Zeremonie ein Buddhist sein.

Manche sehen eine Zeremonie nach traditionellen Regeln in einer Sangha als unabdingbare Voraussetzung für die Anerkennung als Buddhist an.

Andere akzeptieren dagegen sogar nur Menschen, die eine "energetische Initiation" bei einem Lehrer erhalten haben, als vollwertige Buddhisten ihrer Tradition an.

Du siehst also: Es gibt so viele Meinungen, wie es Menschen, Traditionslinien, Sekten, Gruppen und Gemeinschaften gibt.

Solltest du noch Fragen haben, helfe ich gerne weiter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Es gibt keinen Grund, nicht Zuflucht zu nehmen. Das Leben vor dem Tod ist hart. Das Leben nach dem Tod ist noch härter und es kann sein, dass das nächste Leben schneller kommt als der nächste Tag. Und es ist die Frage was das dann für ein Leben ist. Man braucht Schutz.

Enzylexikon hat Dir hier sicher die ausführlichste und damit wahrscheinlich hilfreichste Antwort gegeben.

Aufbauend auf Suziesexts Antwort würde ich als Nichiren-Buddhist ergänzen:

Ja, die 3 erwähnten Prinzipien akzeptieren m.W. alle, auch die Nichirens.

Nein, als Buddhist MUSST DU GAR NIX! (....und kannst trotzdem einer sein:) - kannst Dich auch ansonsten als solcher bezeichnen).

JA, die Nichirens sehen den Inhalt des Lotos-Sutra als die höchste Weisheit Buddhas an. Die japanischen Nichiren-Buddhisten sagen anstelle von
"Verehrung der Lotosblüte des Heilsprinzips" (Namo saddharma pundarika) "NamMyohoRengeKyo" (bedeutet ungefähr: "Ich widme mich dem ewigen Gesetz von Ursache-Wirkung, Werden-Vergehen", wofür dei Lotosblüte Symbol ist)

Darf man sich erst als Buddhist bezeichnen, wenn man Zuflucht zu den drei Juwelen genommen hat?

Buddhist zu sein ist in erster Linie eine Einstellung und Umstellung der eigenen Denk - und Lebensweise. 

Die Zufluchtnahme jedoch ist eine essentielle Voraussetzung um Buddhist zu werden. Man könnte sie mit einer Taufe, oder der Zufluchtsformel aus dem Islam vergleichen. Sie stellt einen unabdingbaren Teil dar, da man sich durch diese Formel zu Buddha und seiner Lehre bekennt und eben (wie der Name es schon sagt) Zuflucht zu dieser nimmt.

Hier noch: 

Traditionelle Zufluchtsformel (Pali):

Buddhaṃ saraṇaṃ gacchāmi. (dt: Ich nehme Zuflucht zu/zum Buddha)
Dhammaṃ saraṇaṃ gacchāmi. (dt: Ich nehme Zuflucht zum Dharma/Dhamma)
Sanghaṃ saraṇaṃ gacchāmi. (dt: Ich nehme Zuflucht zur/zum Sangha)
Dutiyampi Buddhaṃ saraṇaṃ gacchāmi. (dt: Zum zweiten Male nehme ich...)
Dutiyampi Dhammaṃ saraṇaṃ gacchāmi.
Dutiyampi Sanghaṃ saraṇaṃ gacchāmi.
Tatiyampi Buddhaṃ saraṇaṃ gacchāmi. (dt: Zum dritten Male nehme ich...)
Tatiyampi Dhammaṃ saraṇaṃ gacchāmi.
Tatiyampi Sanghaṃ saraṇaṃ gacchāmi.

https://www.wikiwand.com/de/Zuflucht_(Buddhismus)

wo sollte denn einer, der sich als Buddhist versteht, sonst Zuflucht nehmen als

1. Zum Erwachten, dem Buddha  2. zum Lehrprinzip des Erwachens, dem Dhamma  und 3. zur Gemeinschaft der Erwachenden, der Sangha?

In der Palisprache ist es Vergangenheit: also ich habe Zuflucht genommen zum Buddha usw

Diese Formel stammt aus der Buddhazeit und wird in allen Traditionen gepflegt, bis auf ganz wenige Ausnahmen, wie zb den Nichiren-Gemeinschaften, wo man "Verehrung der Lotosblüte des Heilsprinzips" (Namo saddharma pundarika) sagt.