Menschenwürde in der Geschichte

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Für eine genauere Antwort ist ein Hinweis nötig, welche Zeit mit „früher“ gemeint ist und auf wen und welchen geographischen Raum sie sich bezieht.

In der Zeit von der Antike (ab dem 1. Jahrhundert v. Chr.) bis ins Mittelalter hinein (und darüber hinaus, wobei ab der Renaissance neue Akzente hinzukommen) sind Grundlagen eines Verständnisses einer allgemeinen Würde der Menschen einerseits die Vernunftbegabtheit, andererseits in einer christlichen Tradition die Gottesebenbildlichkeit des Menschen (wichtige Bibelstellen sind dafür im Alten Testament Genesis 1, 26 – 27, im Neuen Testament der 1. Brief des Paulus an die Korinther 11, 7), die dann noch näher ausgedeutet werden kann.

In Anlehnung an stoische Überlegungen besteht nach Marcus Tullius Cicero, De officiis 1, 106 -107, die Würde (was es in der [menschlichen] Natur an Auszeichnung/Vorzüglichkeit und Würde gibt [quae sit in natura excellentia et dignitas De officiis 1, 106]) in ihrer Teilhabe an der Vernunft (ratio).

1, 107: Intellegendum etiam est duabus quasi nos a natura indutos esse personis; quarum una communis est ex eo, quod omnes participes sumus rationis praestantiaeque eius, qua antecellimus bestiis, a qua omne honestum decorumque trahitur et ex qua ratio inveniendi officii exquiritur, altera autem quae proprie singulis est tributa.

Marcus Tullius Cicero, De officiis : lateinisch und deutsch = Vom pflichtgemäßen Handeln. Übersetzt, kommentiert und heraugegeben von Heinz Gunermann. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart : Reclam, 1995 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 1889), S. 95:
„Auch muß man sehen, daß wir von der Natur gleichsam mit zwei Rollen ausgestattet sind, die eine davon ist eine gemeinsame, weil wir alle teilhaftig sind der Vernunft und der Verehrung, durch die wir uns auszeichnen vor den Tieren, von der alles Ehrenhafte und Schickliche abgeleitet und von der aus der Weg zur Auffindung des pflichtgemäßen Handelns gesucht wird, die andere aber ist eine, die in besonderem Sinne den einzelnen zugeteilt ist.“

In Philosophielexika stehen Übersichten mit Literarturhinweisen, z. B.:

Rolf-Peter Horstmann, Menschenwürde. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 5: L – Mn. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 1980, Spalte 1124 – 1127

Spalte 1124 (zu den zwei Bedeutungen von Würde, Rang und auszeichnendes Merkmal/innerer Wert): „Beide Verwendungen lassen sich bereits bei Cicero nachweisen. In dem zuerst gemeinten Sinn spricht Cicero – in Anlehnung an stoische Überlegungen (KLEANTHES, CHRYSIPP) – von der Würde (dignitas) einer Person als dem Kennzeichen seiner Stellung und Geltung in der Öffentlichkeit (dignitas est aliciuis honestas et cultu et honore et verecundia digna auctoritas), Die Verwendung in der zweiten Bedeutung wird deutlich, wenn er davon spricht, daß bestimmte Lebensformen mit der Würde der menschlichen Natur, die in ihrer Teilhabe an der Vernunft besteht, nicht verträglich sind.

In der frühen christlichen Tradition und im Mittelalter stehen die Betrachtungen zur M.[enschenwürde] ganz im Zeichen der Frage nach der Auszeichnung, die dem Menschen im Rahmen der Schöpfung zukommt, sieht man von den direkten Rückgriffen auf die ciceronischen Bestimmungen z. B. THOMAS VON AQUIN ab. Hier ist die häufig zu findende Standardantwort, daß der Mensch vor allen anderen Wesen dadurch ausgezeichnet ist, daß er als Ebenbild Gottes betrachtet werden muß, und eben diese Gottesebenbildlichkeit mache seine Würde bzw. die Würde seiner Natur aus.“

Renate Wahsner, Menschenwürde. In: Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften. Herausgegeben von Hans Jörg Sandkühler. Band 1: A – N. Hamburg : Meiner, 1999, S. 824:
„Der Begriff ‹Würde› gehört in der Antike zunächst der sozialen und politischen Sphäre an und bezieht sich auf den herausragenden sozialen Rang, den ein bestimmtes Individuum (z. B. als griechischer König oder römischer Senator) innehat. Die Vorstellung, daß jedem Menschen auch unabhängig von seiner sozialen Stellung eine gewisse Achtung zusteht, wurde erstmals von der Stoa entwickelt und von Cicero bekräftigt. Begründet wurde dies vor allem mit der allen Menschen zukommenden Vernunftnatur. Diese universalistische Verwendung des Würdebegriffs fand Widerhall in der christlichen Lehre vom Menschen als imago dei und als dem einzigen irdischen Wesen, das eine unsterbliche ↑ Seele besitzt. Die christliche Würdekonzeption ist allerdings weniger anthropologisch und ethisch als eschatologisch orientiert: sie begründet die Chance des Menschen, trotz seines Falls erlöst zu werden. Dieser jenseitigen Ausrichtung der Würdekonzeption widerspricht daher auch nicht, wenn das irdische Leben des Menschen von einer einflußreichen Strömung der christlichen Literatur als bloße miseria bezeichnet wurde.“

Franz-Peter Burkhard, Würde. In: Metzler Philosophie Lexikon. Begriffe und Definitionen. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz P. Burkard. Metzler : Stuttgart ; Weimar, 2008, S. 690 – 693

S. 691: „Im römischen Sprachgebrauch bezieht sich »dignitas« zunächst auf das Herkommen oder das Amt und vor allem auf die individuelle Leistung und moralische Integrität. Bei Cicero zeigt sich der entscheidende Umbruch zum Begriff der W.[ürde], die auf der menschlichen Natur beruht, d. h. in der ihm aufgrund seines Geistes zukommenden Sonderstellung. Bei ihm finden sich auch zwei weitere Begriffsmomente, die für die Geschichte folgenreich sind. Der Bezug der W.[ürde] zur sittlichen Bestimmung des Menschen in der Gemeinschaft und ihre Fundierung in der Wesensähnlichkeit zwischen Gott und Mensch. –

Letzterer Gedanke findet sich wieder in der christlichen Vorstellung des Menschen als Imago Dei. Die Gottesebenbildlichkeit ist das entscheidende Fundament der christlichen Würdebegründung von der Patristik bis heute, wobei die Frage des Verhältnisses von Urbild und Abbild zu klären ist und wie eine Beeinträchtigung der menschlichen W.[ürde] durch den Sündenfall zu denken ist. Die mittelalterlich-christliche Tradition kristallisiert sich bei Thomas von Aquin. Er sieht die Ebenbildlichkeit in der Vernunftbegabtheit, Wahlfreiheit und Selbstmächtigkeit, durch die der Mensch zum Urheber seiner Werke wird. Dabei ist die Vorstellung der dignitas eng verbunden mit dem Begriff der Person, insofern diese Träger der W.[ürde] ist. Person wird mit Boëthius bestimmt als die unteilbare Substanz der vernünftigen Natur. Sie ist Selbstand, da »per se existens«, und somit innerhalb der Teilhabe der menschlichen Natur ein für sich Seiendes; hinzu kommt als Zentrum ihrer Freiheit der Aspekt des »per se agere«. Thomas betont aber auch die Zugehörigkeit von Seele und Leib, weshalb die W.[ürde] der ganzen Person und nicht nur ihren Geistaspekt zukommt.“

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Unter Menschenwürde wird die Vorstellung verstanden, dass alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder anderer Merkmale wie Geschlecht, Alter oder Zustand denselben Wert haben, da sie sich alle durch ein dem Menschen einzig gegebenes schützenswertes Merkmal auszeichnen, die Würde.

de.wikipedia.org/wiki/Menschenw%C3%BCrde

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So steht es wortwörtlich im Grundgesetz und auch in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht der Begriff gleich im ersten Artikel. Menschenwürde muss man sich nicht verdienen oder erarbeiten. Jeder besitzt sie von Geburt an – und doch wird sie viel zu oft mit Füßen getreten.

http://menschenrechte.jugendnetz.de/index.php?id=122

Die Geschichte der Menschenwürde, dies haben die einleitenden Überlegungen gezeigt, ist zugleich die Geschichte ihrer Begründung und Auslegung.

bpb.de/publikationen/E758U5,6,0,Menschenw%FCrdealsMa%DFstab.html

Die Menschenwürde kann sowohl philosophisch als auch theologisch begründet werden. 1 Auch wenn insbesondere die katholische Kirche im 19. Jh. die Menschenrechtsidee bekämpfte, die mit der Menschenwürde eng verbunden ist, dürfen wir nicht übersehen, dass der Menschenwürdegedankens in der christlichen Theologie der ausgehenden Antike erstmals formuliert wird:

markus-arnold.ch/fileadmin/templates/main/pdf/menschenw_rde.pdf

Für Convivio mundi ist die Frage der "Menschenwürde" der entscheidende Schnittpunkt, die unterschiedlichen Überlegungen in den Naturwissenschaften, der Philosophie, der Politik und Ökonomie etc. und ihre gesellschaftlichen, menschlichen und sozialen Auswirkungen zu bewerten.

convivio-mundi.de/texte-bibliothek/menschenwuerde/index.php

Die Schrecken des 2. Weltkrieges haben dazu geführt, Kataloge der Menschenrechte mit einem Bekenntnis zur Menschenwürde zu eröffnen.

humanistische-union.de/wirueberuns/geschichte/geschichtedetail/back/geschichte/article/die-menschenwuerde-40-jahre-humanistische-union/

Ich glaube, damit hast du genug Material, um deine Frage erschöpfend zu beantworten.

cheRyy

1.Die Voraussetzungen zur Erklärung der Menschenrechte, die als Einzelpunkt die Menschenwürde beinhaltet, lagen schon in der Zeit Platons (400 v.Chr.) Philosophen wie Platon unterteilten damals schon in 2 verschiedene Rechte (Naturrechte):

= Die natürlichen Rechte

= und die positiven Rechte

Das natürliche Recht war der Maßstab für eine politische Ordnung, die positiven Rechte waren ein vom Mensch geschaffenes Recht.

Aus der Gleichstellung dieser 2 Gesetze leitete man wiederum die Ungleichheit der Menschen ab, die z.B. durch die Sklaverei zum Ausdruck kam. Man war der Meinung, dass die Verrichtung der Sklavenarbeit unwürdig für einen freien Menschen war und somit von unfreien Menschen verrichtet werden musste.

2.Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art. 1 I GG), Und was verstehen wir unter ihrer Unantastbarkeit? Darüber haben sich bereits seit vielen Jahrhunderten Menschen Gedanken gemacht und immer wieder wurde der Menschenwürdebegriff anders definiert.

Wie wurden Menschen würde früher von den Menschen verstanden ?

= Freiheit, Sicherheit und Freizügigkeit garantierte

= indem er eine Funktion bzw. einen Rang innerhalb der Gesellschaft einnimmt

= Der Mensch besitzt Würde, weil er ein Abbild Gottes ist.

= Verknüpfung der Würde des Menschen mit seiner Vernunft

= Würde als ein absoluter, jedem Menschen von Natur aus innewohnender Wert, der unveräußerlich ist.

Sehr interessante Website in Bezug auf deiner Frage: http://jugendmedienschutz.bildung.hessen.de/medienkompetenzhessen/menschenwuerde/Menschenwuerde1.pdf

Definiere mir früher!

Vor 50 Jahren Vor 100 Jahren Vor 500 Jahren Vor 1000 Jahren

Was meinst du mit früher, dass ist doch nun wirklich keine gute Fragestellung!

vor 1000 bis 2000 jahren

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da gab es das wort noch garnicht

aber wie wurde es früher interpretiert ?

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