Karl May lesen?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Im Alter zwischen 11 und 13 habe ich (w.) ca. 40 Bände "verschlungen", heiße Tränen über Winnetous Tod vergossen, natürlich auch die Filme mit Pierre Brice gesehen und dessen Abbild portionsweise aus der "Bravo" ausgeschnitten. Hadschi Halef Omars vollen Namen kann ich heute noch auswendig.

Heute möchte ich ihn nicht mehr lesen, aber es gibt offensichtlich genügend Menschen, die das tun, z.B.:http://www.stiftunglesen.de/karlmay

Der Artikel von Arne Ulbricht in dem Link bestätigt auch meine Sichtweise in meinem Kommentar.

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Zu DDR-Zeiten waren diese Bücher heiß begehrte Bückware. Ich habe damals 9 Exemplare erstanden.

Vorher hatte ich aber den 6teiligen Band "Die Söhne der Großen Bärin". Als großer Indianerfan hab ich alle Bücher verschlungen.

Ja "Die Söhne der Großen Bärin" hab ich auch gelesen. Ich hab noch viele kinderbücher rumstehen, ich muss mal die Enkel fragen. Aber die Ablenkung ist durch youtube sehr groß. Die gucken sich abend 5x "Rotkäppchen" an ehe sie einmal ins Märchenbuch sehen.

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@Arkesilaos

Ich konnte meine Kinder noch sehr gut mit Kinderbüchern unterhalten. Sie haben Vorlesen geliebt. Leider waren sie später aber nicht fürs Lesen zu begeistern.

Was die Filme angeht, haben sie die auch gern gesehen. Aber für meinen Geschmack wurden sie immer mehr verfremdet. Ich denke, wer einmal Rotkäppchen als Märchen vorgelesen bekam und dann im Film völlig andere Dinge zu sehen bekommt, die nur noch wenig mit der Ursprungsgeschichte zu tun hat, verliert irgendwo zwangsläufig das Interesse.

Ich bin durchaus für künstlerische Freiheit, aber das Original sollte doch zu erkennen sein.

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Das Tragische ist, daß Karl May honosexuell war, es aber vielleicht gar nicht wußte. Die Beschreibungen z.B. von Canyons oder Bergformationen waren eindeutig, literarisch sind die Texte ziemlich anspruchslos, aber natürlich ein Stück deutscher Literaturgeschichte. Er war schon eine arme Sau, kam mit seinem Leben nicht zurecht und saß lange im Gefängnis. Er hat mein volles Mitgefühl, lesen würde ich ihn heute nicht mehr, auch jungen Menschen nicht unbedingt empfehlen. Da gibt's wirklich besseres !!!

Er kam aus ganz kleinen Verhältbissen und wollte aber höher hinaus. Dabei waren ihm zunächst unlautere Mittel recht, sodass er mehrfach einige Jahre einsitzen musste. Er machte sich im Arbeitshaus Schloss Osterstein ab 1865 aber beliebt und hatte einige Vergünstigungen. Dort fertigte er auch eine Liste mit bald 100 Romanen an, von denen er einige umsetzte. 1870 bis 1874 saß er im Zuchthaus Waldheim, wo er nicht schreiben durfte. Trotzdem kann er in seiner Phantasie seine Romane ausgearbeitet haben. Er identifizierte sich später mit seinem Helden so sehr, dass er sich in den Wahn verstieg Old Shatterhand zu sein. Durch seine Romane konnte er sich ein gutbürgerliches Leben in eigener Villa "Shatterhand" in Radebeul leisten. Warum ist er da eine arme Sau? Die Bekanntschaft mit dem homosexuellen Künstler Sascha Schneider beweist nicht, dass K.M. ebenfalls hs. war. Natürlich hatte er Gegner und Prozesse auszustehen. Es gibt Bücher, die fesseln einen von der ersten bis zur letzten Seite, ohne dass sie Herr Reich-Ranicky gewürdigt hätte. Dazu gehört wohl auch K.M. Was solls, er fand seine Leser. Und vielleicht wieder.

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Das Thema wird nach 4 Jahren wieder aufgewärmt durch eine Antwort. Ich lese gerade Deine. Vielleicht erreicht Dich meine noch. Also wenn er nicht ins Gefängnis gekommen wäre, wäre er kein Schriftsteller geworden. Er hat in seiner Zelle eine sprühende Fantasie entwickelt und hatte auch Unterstützung bezüglich Bücher und Papier. In Freiheit hat er sich bald emporgearbeitet und es ging ihm so gut, dass er sich die Villa Shatterhand in Radebeul kaufen konnte. Als "arme Sau" kann man ihn nicht abfertigen. Die Prozesse am Ende seines Lebens belasteten ihn sicher, aber er hielt bis zuletzt Vorträge über Friedens-und Moralfragen.

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Also ich lese selber Karl May und kenne auch noch paar andere die sich dafür interessieren aber es sind halt viel viel weniger geworden als früher...eigentlich schade weil er ja auch wichtige Werte vermitteln wollte und es ihm NICHT darum ging zu unterhalten, sondern zu belehren und Menschheitsfragen zu lösen.Themen die heute eigentlich gerade aktuell sind( Konflikte friedlich lösen, tolerant zu sein zu anderen Völkern, Kulturen und Religionen,...) aber dank den Karl May Festspielen werden es ja immer mehr, die sich wieder dafür interessieren (zumindest in Elspe habe das von dem einem oder anderem mitbekommen.)

Also belehren wollte er sicher in erster Linie nicht, sondern spannende Geschichten erzählen. Wenn in diesen dann sich das Gute durchsetzte, weil Menschenliebe im Vordergrund stand, so wirkten die Geschichten sicher auch belehrend.

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Ich fand Karl May als Kind, Jugendlicher zopfig. Jules Verne und Jack London fand ich immer deutlich besser.

Obwohl das Thema seit langem abgeschlossen ist, würdige ich Deine Meinung. Ich hatte als jugendlicher kein einziges Karl May-Buch. Weil es keine gab. Aber genau wie Du habe ich mich mit Jules Verne und Jack London und einigen guten DDR-Kinderschriftstellern, wie Die Söhne der Großen Bärin, eine Indianer-Roman-Hexalogie von Liselotte Welskopf-Henrich, abgegeben und fand die total spannend. Oder Die Reise in die Tiefsee von Piccard.

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