Kann man evangelisch sein und die Lebenseinstellung der Buddhisten Leben?

13 Antworten

ja, das kannst du. Die buddhistischen Gemeinschaften sind keine exklusiven Vereine, und die Buddha-Lehre ist auch weder patentiert noch urheberrechtlich geschützt. Es werden Regeln und Ratschläge angeboten, wie man der endlosen Hamstertretmühle aus Nicht-Wissen, Nichtwissenwollen und der Allgegenwart des leidenden Geistes entkommen kann. Im Buddhismus musst du nichts glauben, und auch kein Glaubensbekenntnis ablegen.

Du sagst: Ich nehme Zuflucht zum Erwachten, ich nehme Zuflucht zum Lehrprinzip des Erwachens, ich nehme Zuflucht zur Gemeinschaft der Erwachenden. Und dann lebst du künftig dementsprechend.

Die Grosskirchen dagegen betrachten den Buddhismus bis heute skeptisch und distanziert. Die Liebe und der inbrünstige Willkommensjubel, den evangelische und katholische Hierarchen in DE dem aggressiv vordringenden Sunnitentum entgegenbringen, wurde zu keiner Zeit irgendwelchen buddhistischen Orden und Gemeinschaften aufgebracht.

Katholische Mönchsorden, vor allem Benediktiner und Jesuiten, sympathisieren zwar traditionell stark mit buddhistischen Schriften und Lehren, werden aber dann immer wieder vom Vatikan gemaßregelt. Ausnahme: Papst Benedikt hatte als Kardinal Ratzinger die deutsche Übersetzung des "Lotos-Sutra" von Margarethe von Borsig vorfinanziert.

Es gibt einen Willkommensjubel der Katholiken und Evangelischen dem Sunnitentum gegenüber???

Hä???

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@Dackodil

die Haltung der Kirchenoberen in West- und Osteuropa ist da tatsächlich zwiespältig. In DE zb führt im Einflußbereich der Kirche offene Islam-Kritik zu disziplinarischen und arbeitsrechtlichen Sanktionen, auch die Umwidmung geweihter Kirchen zu Moscheen oder etwa sunnitisches Show-Beten in Kirchenräumen darf nicht kritisiert oder mißbilligt werden.

Gerechtfertigt wird das, indem man eine quasi religiöse Blutsbrüderschaft mit dem Islam herbeiphantasiert, behauptet, Moslems und Christen würden denselbern Gott anbeten, nämlich den Gott Abrahams. Was allein schon theologisch wie auch religionsgeschichtlich völler Unfug ist.

1. ist Abraham kein Religionsstifter, er ist noch nicht mal eine historisch faßbare Gestalt. Er ist ein Mythos wie Theseus, Sigfrid oder Gonggong.

2. Das Gottesbild des Koran ist nahezu 1:1 identisch mit dem der Torah. Wäre das Gottesbild des Evangelium damit identisch, hätte Jesus gar nicht predigend durchs Land ziehen müssen, er wäre auch von niemandem der Häresie bezichtig worden, nicht wahr?

Zum Glück teilen die Kirchenführer Ungarns, Österreichs, Tschechiens, der Slowakei und Polens diese Einschätzung des gegenwärtigen Sunnitensturms auf Europa ihrer westeuropäischen Glaubensbrüder nicht. Offenbar ist in diesen Ländern das kollektive Gedächtnis an die Osmanischen Aggressoren vor Wien erheblich stärker verankert als in Westeuropa. Kein Wunder, denn auch damals waren es Osteuropäer, die den Kampf gegen die Osmanen angeführt und gewonnen hatten.

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@eleteroj2

Deine emotionale Darstellung hält den Fakten nicht stand. Eine Zusammenarbeit zwischen Islam und Christentum gibt es auf regionaler Ebene schon seit fast zwei Generation. Da gab es hier noch so gut wie keine Muslime.

Die Kirchenführer, die dein Glück sind, sind Häretiker. Das Christentum hat nichts, was es dem Islam entgegensetzen könnte. Es gibt nur die Kooperation.

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@Wurzelstock

"Das Christentum hat nichts, was es dem Islam entgegensetzen könnte" das sind offenbar deine sunnitischen oder islamophilen Wachträume. Ich bin kein Christ, bin aber sehr vertraut mit dem, was Christen glauben. Und da, denke ich, gibt es einiges, was man dem pharisäischen Sunnitentum als Christ entgegnen könnte. Zb  Luthers Schrift 'Von der Freiheit eiens Christenmenschen', die ziemlich deutlich herausarbeitet, dass das Befolgen von tausenden Einzelvorschriften keinen ethisch wertvollen, oder gar vor Gott gerechtfertigten Menschen ausmacht - sondern nur die innere Einstellung.

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@eleteroj2

Bravo, eleteroj2! - Eine sehr klare Darstellung der Wirklichkeit.

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@eleteroj2

Was Christen glauben, ist nicht gleichbedeutend mit dem, was das Christentum lehrt. Es ist auch kein Zeichen von Fachkenntnis, einen einzigen Kirchenlehrer - zu denen zähle ich hier Luther - als Beleg anführen zu wollen. Die Lehren dieser Vordenker waren nie  unumstritten, und schon garnicht komplett anerkannt, nur weil es von diesem oder jenem stammte. Und auch dies gilt für Luther.

Wer Dinge predigt, die gegen das Standardethos des Christentums verstoßen, kann beim besten Willen nicht anders als Häretiker bezeichnet werden. Das Standartethos lautet: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst - auch dann, wenn er dein Feind ist.

Die Verstöße in der Geschichte des Christentums sind zahlreich, und werden ihm stets genüßlich vorgeworfen. Das wird sich kaum ändern. Es gab aber auch immer orthodoxe Kritik. Das soll sich nicht ändern.

Im übrigen möchte ich dich bitten, meine kontroverse Auffasssung nicht als "Wachträume" zu bezeichnen.

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@Wurzelstock

Was das Christentum lehrt, und was Christen glauben, wissen wohl nur Atheisten.

Wer hier über Fachkenntnis anderer urteilt, ist überheblich.

Das "Standartethos des Christentums" wird gerade hier in Deutschland praktiziert, so lange, bis es völlig verschwunden ist.

Sogar mit Hilfe solcher Einstellung oder auch "kontroversen Auffassung" wie hier beschrieben.

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@Wurzelstock

Wurzelstock,

Deine These, es gibt nur die Kooperation zwischen Christentum und dem Islam, weil das Christentum nichts hat, was es dem Islam entgegensetzen könnte, entspricht besonders der Merkelschen Doktrin der "verordneten Feindesliebe".

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@Nunuhueper

Nein. Dieser Satz stammt aus dem Jahr 1964 von einem katholischen Priester. Ich habe seitdem absolut nichts gefunden, was es als falsch belegen könnte.

Ob sich das Christentum in der augenblicklichen Herausforderung zum Konzept des leidenden Menschen bekennen wird, darf bezweifelt werden. Die Masse hat es in der Geschichte nie getan. Sie hatte auch immer eine bequeme Rechtfertigung - selbst für das Dritten Reich.

Ich gebe zu, dass es mir nicht passt, aber solche Rechtfertigungen zwingen mich als Atheisten an die Seite des bekennenden Christentums. Auch, wenn ich mir vor Zukunftsangst genauso in die Hosen mache, wie die "Fachleute".

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@Wurzelstock

Das Konzept des leidenden Christen in der augenblicklichen Herausforderung ist kein Bekenntnis des Christentums. 

Das haben wir hier nicht nötig, eher ist Abwehr und Gegenwehr angesagt.

Nur selten haben die Christen bei uns die Gelegenheit zu erleben, dass ihnen der Kopf abgetrennt wird, wie geschehen bei dem französischen Priester, der jetzt schon selig gesprochen wurde. 

Die Feindesliebe eines christlichen Märtyrers ist wohl allen unheimlich und daher abzulehnen.  

Die Merkelsche Liebe zu den geflüchteten Muslimen ist zwar abgeschwächt, aber ebenso unverständlich.


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@Nunuhueper

Lehne ab, was Du willst. Einem Geköpften ist es egal, ob er von einem fanatischen Moslem oder einem scheinheiligen Christen geköpft wurde. Du brauchst das nicht zu verstehen. Ich brauche mir aber auch nichts von dir diktieren zu lassen.

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@Wurzelstock

...ich hoffe, dass auch anderen Lesern deine subtile Verdrehung auffällt: Aus dem "Konzept des leidenden Menschen" hast Du das "Konzept des leidenden Christen" gemacht.

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JA.

Man kann Buddhist sein U N D gleichzeitig Christ, oder Jude, oder Muslim, oder ..... Als Angehöriger J E D E R und/oder K E I N E R Religion kann man Buddhist werden ! Ebenso kann man bei seiner bisherigen Religion verbleiben und gleichzeitig Buddhist sein.

Ein Christ oder Muslim glaubt, ein Buddhist macht sich auf den Weg, selbst zu erkennen. Natürlich sehen es „eingefleischte“ Christen u.a. sicherlich ganz anders. Aber der Buddhismus ist offen für alle, ohne Verpflichtungen. Es findet ja auch alles in Dir selbst statt. Du musst es für Dich entscheiden. Und wenn Du damit klar kommst, wie übrigens viele andere Menschen auch, ist das vollkommen in Ordnung. Nur solltest Du Dich wirklich intensiv mit der Materie des Buddhismus beschäftigen. Es wird sich als Bereicherung herausstellen. Es geht in der Hauptsache ja eigentlich darum, sein eigenes irdisches Menschenleben sinn- und nutzvoll zu gestalten. Und welche Unterstützung, Hilfestellung, Ratgeber, Wegweiser etc. einem dafür hilfreich sind, nützen der Sache an sich und machen nicht unbedingt dümmer. Ich bin derjenige, der sein eigenes Leben beeinflussen kann. Keine Dogmen und Verpflichtungen.

Na der Buddhismus ist da relativ offen. Er passt sich an. Wie sich das Wasser einem Gefäß anpasst.

Das Problem ist Ihr "Evangelium". Ihr fest verankerter Glaube. Vielleicht sollten Sie mit Ihrem Priester sprechen ob das konform geht?

Wir denken, dass der Mensch, dessen Geist sich mit Gott beschäftigt, heiliger ist als der Mensch, der an Geld denkt. Doch sie sind praktisch beide das gleiche; beide wünschen Ergebnisse.

Ich möchte nicht gegen die Kirche und gegen organisierte Religion sprechen, das liegt bei Ihnen.

Ich gehöre keiner organisierten Religion oder Kirche an, weil es für mich keine Bedeutung hat.
Ich will nur aufzeigen, dass ein Mensch, der ernsthaft nach dem Wirklichen sucht, all das beiseite setzen muss.

Wir versuchen, das Daseinsproblem in seiner Gesamtheit zu verstehen, und dazu gehören auch Kirche und organisierte Religion.

Ich glaube nicht daran, dass eine organisierte Religion dem Menschen hilft, Gott oder die Wahrheit zu finden.

Religionen bedingen den Menschen, an Gott zu glauben; genauso wie ein Kommunist bedingt wird, nicht zu glauben; – es ist im Grunde dasselbe, ich sehe keinen großen Unterschied.

Der Mensch, der sagt: »ich glaube an Gott«, weil er von Kindheit an dazu erzogen worden ist, und der Mensch, der sagt: »ich glaube nicht an Gott«, weil er bedingt worden ist, solchen Unsinn zu wiederholen, – stehen beide auf derselben Ebene.

Wer aber selber etwas herausfinden möchte, fängt an zu untersuchen. Er wird keine Autorität, kein Buch, keinen Erlöser blindlings annehmen.

Wenn es ihm wirklich ernst damit ist, wenn er es täglich durchdenkt und untersucht, es in seinem Leben verfolgt und zu verstehen trachtet, – dann hat er auf irgendwelche Weise allen Glauben abgelegt.

Er ist ein wahrhaft Suchender ohne jeden Beweggrund; er ist ganz allein auf einer Entdeckungsreise. Und wenn er findet, bekommt das Leben eine ganz andere Bedeutung für ihn. Vielleicht kann er dann den Menschen helfen, frei zu werden?

Die Frage lautet weiter: »Haben die Religionen nicht viel Gutes getan?« Glauben Sie? Ich glaube, es gibt nur eine einzige organisierte Religion, die den Menschen nicht durch Krieg ins Elend gebracht hat, – und das ist bestimmt nicht das Christentum oder der Islam!

Die Christen haben möglicherweise mehr Kriege geführt als irgendeine andere Religionsgemeinschaft,— und stets im Namen des Friedens, der Liebe, Güte und Freiheit.

Sie haben hier wahrscheinlich mehr als die meisten anderen Völker unter den Schrecken des Krieges und der Erniedrigung gelitten; – während beide Seiten stets Gott für sich anforderten.

Sie wissen all das selber, auch ohne dass ich es wiederhole.
Ich fürchte, wir haben die Welt zu dem gemacht, was sie ist, – wir, Sie und ich, – sie ist nicht von Weisheit, Wahrheit oder Gott erschaffen worden.

Ehe wir uns nicht von Grund auf ändern, wird keine organisierte Religion der Menschheit Gutes bringen.
Religionen können oberflächliche Verbesserungen herbeiführen oder auf sozialem Gebiet Gutes tun; aber es hat Jahrhunderte gedauert, ehe die Religionen zivilisiert wurden, und es wird ebenso lange dauern, bis der Kommunismus zivilisiert ist.

Ein wahrhaft ernster Mensch muss von diesen Dingen frei sein; er muss über alle Erlöser und Götter hinausgehen, um das Wahre zu finden.

Ich bin Buddhist und habe absolut nichts dagegen, wenn Christen beispielsweise buddhistische Formen der Meditation üben.

Tatsächlich sind vielen Christen die meditativen bzw. kontemplative Praxis ihrer eigenen religiösen Tradition unbekannt, oder wirken unpassend, so dass buddhistische Meditationspraxis durchaus als Bereicherung empfunden werden kann

Theologisch bzw philosophisch gibt es jedoch Differenzen, die man nicht übersehen sollte.

Gott vs. Vergänglichkeit

Der Buddhismus lehrt, dass nichts ewiges existieren kann, also auch kein Schöpfergott. Das steht im Widerspruch zur Ewigkeit und Allmacht Gottes.

Gebote vs. Handlungsanleitung

Im Buddhismus gibt es keine von Gott gesandten Gebote, deren Befolgung verlangt wird, sondern lediglich Vorgaben zum richtigen Handeln.

Sünde vs. Verfehlungen

Im Buddhismus gibt es das Konzept von Sünde und deren Bestrafung nicht. Dort existiert lediglich das Konzept von menschlichen Verfehlungen.

Seele vs. Nicht-Selbst

Im Buddhismus gibt es die Vorstellung eines göttlichen Wesenskerns, oder einer ewigen Seele des Menschen nicht.

Selbsterlösung vs. Heil durch Christus

Im Buddhismus ist der Buddhist selbst für das Erwachen verantwortlich. Im Christentum führt das Heil jedoch über das Bekenntnis zu Christus

Gottes Plan vs. Selbstbestimmung

Einige Christen haben die Vorstellung, Gott habe einen Plan für ihr Leben. Im Buddhismus gibt es dagegen die Vorstellung, dass jeder Mensch vollständig selbst verantwortlich ist.

Vergebung vs. Karma

Ein Christ kein bei aufrichtiger Reue auf die Vergebung seiner Sünden hoffen. Im Buddhismus kann man sich der Wirkung seiner Tat nicht entziehen.

Wiedergeburt vs. Auferstehung.

Der Gedanke der Wiedergeburt steht der Vorstellung der Auferstehung am jüngsten Tag gegenüber.

Theologie vs. Schweigen

Während die Bibel viel über die Schöpfung und die Herkunft der Menschen aussagt, schwieg Buddha zu diesen Themen, da er solche Fragen als "nicht beantwortbar" ansah und ein Nachgrübeln nichts bringe.

Du siehst also, dass es in einigen Punkten deutliche Diskrepanzen in der Lehre beider Religionen gibt. Wie man mit diesen Widersprüchen umgeht, muss jeder selbst wissen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Top Antwort ! Schön, wie du auch die Unterschiede rausstellst. Da hat jemand Ahnung- auch vom Christentum (bei Christen eher selten der Fall...)

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@matzemaen

Vielen Dank für die Blumen - obwohl mir da tatsächlich ein peinlicher Schnitzer bei der Rechtschreibung nterlaufen ist

Ein Christ kein bei aufrichtiger Reue auf die Vergebung seiner Sünden hoffen.

Es muss natürlich "kann" und nicht "kein" heißen.

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Buddhismus ist keine Religion sondern eher eine Philosophie und eine Lebenseinstellung.

Insofern sehe ich keinen Hinderungsgrund, warum man nicht weiter evangelisch sein kann und buddhistische Einstellungen leben kann.