Ist es moralisch vertretbar, ein Kind welches behindert ist, abzutreiben?

17 Antworten

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Hallo

Ich schreib jetzt mal die bösen Worte die keiner hören will.

Moral ist etwas in unseren Köpfen, und oft ist sie auch nur so ne Pseudomoral. Z.B. ich fress mir jeden Tag den Ranzen voll, spende 50.- für mein Gutes gewissen in die 3. Welt, kauf mir aber die Billigklamotten, IPhones, ein Auto das mit Bioethanol fährt etc. etc. während die Menschen dort nichts zu fressen haben, Stundenlang schuften müssen, oder ihre Gesundheit für unseren Luxus opfern. Moralisch vertretbar ist fast nichts was wir in der "zivilisierten Welt" tun.

Nun, um deine Frage zu beantworten. Es ist Moralisch vertretbar. Warum? Weil früher behinderte Kinder auf die Welt gekommen sind, und dann gestorben sind. In der Natur gibt es etwas, was sich natürliche Selektion nennt. Da der Mensch sich aber der Natur nicht unterordnen will, werden Behinderte einfach durchgefüttert. Ein Mensch der alleine nicht Lebensfähig ist, soll nicht leben (nach dem Gesetz der Natur). Nun kann dies eine Mutter, die das nicht wahrhaben will ignorieren. Sie kann sich um das Behinderte Kind kümmern, es am Leben halten. Doch irgendwann stirbt die Mutter und das Kinde ist immer noch nicht Lebensfähig. Es kommt in ein Heim wo es der Willkür des Personals ausgesetzt ist. Das kann gut gehn, oder auch nicht. Im Falle das es nicht gut geht, leidet das Behinderte Kind für den Rest seines Lebens. Da dies ungewiss ist, finde ich es moralisch eher vertretbar das Kind abzutreiben, als zu riskieren dass es später Jahrelang leidet.

Wenn Du nicht weisst was wohl richtig ist, beobachte die Natur ;) Wenn Du dort hauffenweise behinderter Tiere findest ist ihre Existenz berechtigt. Wenn nicht, so ist die Moral zu hinterfragen die sich für Behinderung ausspricht.

Eine sehr interessante Meinung, und durchaus berechtigt, ich will sowas übrigends auch hören (denn wie du meinere anderen Kommentaren entnehmen kannst) bin ich auch der Meinung das durchweg eine Berechtigung da ist. Anderseits kann ja keiner Urteilen ob die Leute trotzdem glücklich wären.

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@illtry

"In der Natur gibt es etwas, was sich natürliche Selektion nennt."

Natürliche Selektion wäre es, wenn wir die Kinder zur Welt kommen lassen würden und sie dann sterben würden. Es weiß ja oft keiner, ob die Kinder die abgetrieben werden alleine überleben könnten.

"Doch irgendwann stirbt die Mutter und das Kinde ist immer noch nicht Lebensfähig."

Wer sagt, dass behinderte Kinder nicht Lebensfähig sind?

"Es kommt in ein Heim wo es der Willkür des Personals ausgesetzt ist."

Wer sagt, dass behinderte Kinder in ein Heim müssen?

"Wenn Du dort hauffenweise behinderter Tiere findest ist ihre Existenz berechtigt."

Ich sehe öfters mal welche. Du nicht?

Außerdem würde ich ohne moderne medizinische Methoden, die in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurden wahrscheinlich auch nicht leben. Hat mein Dasein auch keine Berechtigung?

" Anderseits kann ja keiner Urteilen ob die Leute trotzdem glücklich wären."

Deshalb ist das Argument seltsam. Bei gesunden Menschen kann ja auch keiner sicherstellen, dass sie glücklich werden.

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kommt auf die eltern an aber wenn ich persönlich mit richtig heftigen behinderungen auf die welt komme wie zB taub,stumm,und gelähmt zusammen also ohne eine chance auf kommunikation oder eigenständiges leben würde ich auch nicht leben wollen

Es ist doch keine Tragödie taub, stumm oder gelähmt zu sein!! Das ist doch noch lange keine heftige Beeinträchtigung... Ich kenne solche Menschen, die sind soo lebensfroh, flink, großzügig und vor allem dankbar, aber trotzdem selbstständig und verantwortungsvoll. Sie kennen wahrscheinlich keinen einzigen MmB sonst würden Sie niemals soetwas sagen. Das sind ganz wundervolle Menschen.

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KONKRET ZU DEINER FRAGE

  • Zunächst solltest Du überdenken, ob es überhaupt moralisch vertretbar ist, eine Schwangerschaft abzubrechen, z.B. weil die Schwangerschaft ungewollt ist und nicht in die Lebenspläne der Frau passt.
  • In Deutschland hat jede Frau die freie Wahl, eine Schwangerschaft auszutragen oder abzubrechen. Diese freie Wahl sollte sie nutzen und dabei ihre Lebensziele und Lebensplanung, ihre eigenen Ansichten und Wertvorstellungen, ihre wirtschaftliche Lage und die eventuelle familiäre Zukunft und Partnerschaft berücksichtigen. Ich finde es moralisch absolut richtig, dass die Frau über ihren Körper entscheiden darf und eine Schwangerschaft nicht wider Willen austragen und durchleiden muss.
  • Konkret auf den Aspekt der Behinderung bezogen denke ich definitiv, dass es moralisch vertretbar ist, Leid und Elend zu vermeiden und dass eine schwangere Frau kein behindertes Kind austragen muss mit all den immensen und weitreichenden Folgen für ihr weiteres Leben. Schließlich bleiben all die Konsequenzen ja auch an ihr hängen und sie muss dann entsprechende Mühen investieren. Darüber darf sie natürlich selbst entscheiden, wer auch sonst?

ALLGEMEIN

  • Meines Erachtens ist ein Kernpunkt der gesellschaftlichen und gesetzlichen Kontroverse zum Schwangerschaftsabbruch die Frage, inwiefern für alle dieselbe Moral zu gelten hat und inwiefern man Bürgern eine bestimmte Moral vorschreiben darf. Als Vertreter der pro-choice-Fraktion setze ich dabei auf Toleranz und Pluralität.
  • Wenn jemand sagt, er könne aus moralischen Gründen nicht abtreiben und er hielte Abbrüche für verwerflich und falsch, so ist das seine freie Wahl und gewiss muss er das Recht haben, nicht an Schwangerschaftsabbrüchen beteiligt zu sein. Ich würde niemals versuchen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, sondern seine Entscheidung und seine Moral tolerieren. Übrigens auch im konkreten Falle der Behinderung.
  • Wenn jemand umgekehrt sagt, er könne Schwangerschaftsabbrüche mit seinem Gewissen vereinbaren, so ist auch das seine freie Wahl und gewiss sollte er das Recht haben, Schwangerschaftsabbrüche durchführen zu lassen. Ich würde auch hier niemals versuchen, seine moralische Einschätzung bezüglich Abtreibung zu verurteilen, sondern seine Moral tolerieren.
  • Die Kontroverse hier bei GuteFrage.net, aber auch generell in der Gesellschaft, entsteht vorallem dadurch, dass Abtreibungsgegner partout wollen, dass ihre Ablehnung der Maßstab für alle wird. Umgekehrt fordert aber kein pro-choice-Befürworter, dass jemand abtreibt, der dies nicht will, ja nicht einmal, dass der andere Abtreibung für legitim hält. Die pro-choice-Fraktion möchte nur für sich selbst das Recht haben, nach der eigenen Moral zu entscheiden, andere sollen davon gar nicht betroffen sein.
  • Gerade wenn moralische Ansichten, wie die kategorische Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen, vorrangig auf religiösen Überzeugungen basieren, ist es für mich persönlich nicht akzeptabel, dass Bürger, die eben nicht jene religiöse Überzeugung teilen, ihr Handeln ebenfalls nach den moralischen Maßstäben der religiös motivierten Gegener der Abtreibung richten müssen. Soll doch bitte jeder nach seiner Facon selig werden, aber nicht nach verordneter Moral und Religion.
  • Ich bin fest überzeugt, dass diese Frage des moralischen Maßstabs im Zentrum der Kontroverse liegt. Persönlich bin ich daher der Meinung, dass man bei Fragen nach Schwangerschaftsabbrüchen einerseits stets mit nüchternen Fakten antworten sollte und andererseits betonen sollte, dass die moralische Komponente eine rein persönliche Meinung ist.

Ich kann nur soviel zu dem Thema sagen: Ich habe im Laufe des letzten Jahren sehr viele Menschen mit Beeinträchtigungen kennengelernt und jeder davon hatte ein absolut lebenswertes Leben! Es waren sehr viele verschiedene Beeinträchtigungen dabei, von leicht bis sehr schwer. Noch nie in meinem Leben bin ich so lebensfrohen, fröhlichen, emotionalen und auch anstrengenden Menschen begegnet, aber es war jede Minute Wert. Ich habe letztes Jahr ein FSJ im Behindertenbereich gemacht. Die absolut beste Entscheidung bisher. Berührungsängste sind nicht notwendig, das sie sowieso nach der ersten Begegnung abfallen, MmB kommen auf einen zu, sind offen gegenüber Neuen, urteilen nicht, können gut teilen und ich bin mir sicher, dass wir sehr viel mehr von Ihnen lernen als sie von uns!!

Bei allem anderen finde ich das inaktzeptabel weil man sich auch hätte anders schützen können.

Leider kann JEDE Verhütung versagen. Etwa ein Viertel der Schwangerschaftsabbrüche folgen auf ein Versagen des Kondoms, ein weiteres Viertel auf eine falsche Pilleneinnahme.

Ja, auch menschliche Fehler und Schwächen spielen eine Rolle. Ein ungewolltes Kind als Folge eines menschlichen Fehlers... finde ich nicht sehr ideal, weder für die Frau noch für das Kind..