Ist ein Physik-Studium auch realisierbar ohne ein Mathe-Ass zu sein?

13 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Mein Vater ist Lehrer für Mathe und Physik, und mein Bruder ist Diplom-Physiker, und bei uns Zuhause hieß es stets: Die Mathematik ist lediglich eine Hilfswissenschaft der Physik. (Mathematiker werden das vermutlich nicht so gerne hören... ;-D)

Der Spruch bringt es ganz gut auf den Punkt, finde ich. Exzellentes Mathematikwissen wird bei Physikern als stillschweigende Voraussetzung angenommen. Ohne Mathe hat man meines Erachtens keine Chancen, sein Physikstudium zu meistern. Ich habe mich selber dafür interessiert, Physik (genauer: Geophysik) zu studieren und habe mich seinerzeit nicht nur in der Familie, sondern auch in der Studienfachberatung der TU Braunschweig beraten lassen. Die mathematischen Anforderungen wären in meinem Fall nicht weiter problematisch gewesen, aber die Anforderungen an Chemie haben mich abgeschreckt - das war immer mein schlechtestes Fach (im Dreierbereich), und ich wollte mich nicht nur mit hängen und würgen durchhangeln, sondern Chancen auf einen exzellenten Abschluss haben. Ich habe dann eine andere berufliche Richtung eingeschlagen.

Ich denke, Du solltest die Studienberatung Deiner Wunschuni(s) aufsuchen und Dich dort informieren. Auch könntest Du als Gasthörer einige Vorleseungen besuchen, um Dir einen besseren Einblick zu verschaffen. Sprich auch mit Physikstudenten in Deinem Bekanntenkreis und bitte darum, dass die Dich mal in ihre Unterlagen aus den ersten Semestern schauen lassen. All das sollte Dir helfen, die Anforderungen besser einschätzen zu können und damit auch abzusehen, ob Du das Geforderte nachholen bzw. erreichen kannst.

Nachhilfe ist auf jeden Fall schon mal eine sehr gute Idee. Und ich möchte Dich auch nicht entmutigen: Wenn man etwas wirklich möchte und mit Liebe und Leidenschaft bei der Sache ist, dann schafft man das auch, sofern man sich reinklemmt.

Danke für deine schöne Antwort. Also den Besuch einer meiner Wunschuni werde ich mal beherzt anpacken. Leider habe ich in meinem Bekanntenkreis niemanden, der Physik studiert, weshalb ich auch hier meine Hilfe suche. Letzendlich macht mir Physik von all meinen Schulfächern mit Abstand am meisten Spaß und ich sehe momentan nicht, dass ich etwas anderes mit gleicher freudigen Lust/Anstrengung studieren könnte. Aber klar Mathe muss da beherrscht sein und ich weiß nicht, ob ich da den Grundkurs, durch Nachhilfe und dem Selbstbebringen anhand von Mathematik-für-Physik Bücher den nötigen Ausgleich schaffen kann. Ein wenig verwirrt bin ich auch, da einige unter mir schrieben ohne ne 1 oder 2 im LK läuft da garnichts und andere mir mit ner Menge Fleiß und kräftiges in den Hintern treten noch Chancen einräumen. Es ist auch so, dass für mich ein exzellenter Studiumabschluss vorerst nicht oberste Prioritäten hat, obwohl ich natürlich den Bestmöglichen Anschluss anvisieren würde.. Meinst du ich habe da reele Chancen mich da durchzubeißen oder sollte ich das lieber vergessen?

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@Jared11

Ich glaube, Du hast gute Chancen, wenn Du das wirklich willst, vor allem, weil Du die Mathenachhilfe schon eingeplant hast. Ich nehme an, dass Du in Mathe nicht so super stehst, weil Dir einfach ein paar Grundlagen fehlen - Mathe ist ja im Grunde einfach, wenn man logisches Denken gut beherrscht, und das scheint bei Dir ja eindeutig der Fall zu sein. Wenn aber Grundlagen fehlen, auf denen die Logik fußen soll, dann wird's schwierig, und genau da kann ein guter Nachhilfelehrer einhaken und Dich auf den richtigen Pfad bringen. Frag auf jeden Fall Deinen Mathelehrer (eventuell auch frühere Mathelehrer) wo deren Meinung nach Deine Probleme fußen. Vielleicht können die auch gut Nachhilfelehrer empfehlen.

Ein Beispiel aus meiner Schulzeit:

Ein Mitschüler von mir hatte in Mathe und Physik immer schlecht gestanden - Vier minus bis Fünf. Im Grunde ein heller Kopf, aber ein langsamer Lerner. In der 9. Klasse beschlossen seine Eltern, ihn das Jahr wiederholen zu lassen (er wäre versetzt worden, aber mit schlechten Noten). Das gesamte neunte Schuljahr über hatte er dann Mathe-Nachhilfe bei meinem Bruder, und dort haben die beiden festgestellt, dass meinem Mitschüler einige Grunlagen aus der fünften und sechsten Klasse fehlten, weswegen all das, was auf diesem Grundlagenwissen aufbaute, für ihn keinen Sinn ergab, und so nach und nach haben sie das Grundlagenwissen aufgebaut. Besagter Mitschüler hat ein sehr gutes Abitur mit LK Mathe abgeschlossen und ist Ingenieur geworden.

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@Urbanessa

Zum Mangel an Physikstudenten in Deinem Bekanntenkreis hätte ich zwei Vorschläge:

1 - Erzähl all Deinen Freunden, Bekannten und Verwandten, dass Du gern Physik studieren möchtest, aber vorher mal mit ein paar Studenten reden möchtest und frag jeden, den Du kennst, ob er nicht jemanden kennt, der jemanden kennt... Ich bin sicher, auf diese Weise lässt sich der eine oder andere Kontakt herstellen.

2 - Mach an einer Uni an Deinem Wohnort oder nahe Deines Wohnorts, die Physik anbietet, einen Aushang am Schwarzen Brett im Physikbereich, in dem Du knapp schilderst, worum es geht. Vielleicht könntest Du auch mal schauen, ob die Physiker an Deiner Wohnortuni einen studentischen Fachschaftsrat haben und dort einfach mal vorbeilatschen. Ich war seinerzeit an meiner Uni im Fachschaftsrat (ich habe WiWi studiert) und wir hatten häufig Gymnasiasten "zu Besuch", die sich bei Studenten sozusagen "aus erster Hand" übers Studium informieren wollten. Nur keine falsche Scheu in dieser Hinsicht - die meisten Studenten sind sehr nette, hilfsbereite Leute, die gern Auskunft geben.

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@Urbanessa

Nochmals danke für deine Tipps, bist eine klasse Hilfe. Da ich erst seit einem Jahr ein Gymnasium besuche hoffe ich davon ausgehen zu können, dass es mir an den gewünschten Grundlagen und nicht am logischen Verständis mathematische Aufgaben zu behandeln fehlt, wobei ich das auch nicht selbst beurteilen will/kann (meine Mathelehrer zu fragen ist da wohl die beste Idee). Ich glaube deine Ratschläge könnten mir wirklich gut dabei helfen ein besseres Bild von dieser Situation zu erhalten. Von den "Fachschaftsräten" habe ich noch nie was gehört, habe mal gegoogelt und das her gefunden: http://www.fs-physik.info/ Meintest etwas n dieser Richtung und kann man dort einfach mal vorbeischauen?

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Wenn du dich mit Fleiß durchmogelst, das letztendliche Verständnis für die Materie aber dann doch fehlt, haste am Ende die ganzen Studienjahre in den Sand gesetzt, weil glücklich macht das nicht :(

Schau doch erstmal, wie sich das mit deiner Leistung entwickelt. Auf Physik gibt's keinen NC, d.h. das kannst du in einem Jahr auch spontan studieren. Ich war im ersten Semester des Kurssystems übrigens auch nicht so prall in Mathe - aber irgendwann hat's "klick" gemacht.

Ansonsten möchte ich nur warnen: Die Physik bedient sich der Mathematik auf bösartig abstrakte Art und Weise... das ist in der Tat viel schlimmer als das was man aus der Schule kennt...

Ich bin in einem praktischer veranlagten naturwissenschaftl. Bereich und da ist Mathe schon hart. Bei einem Physikstudium dürfte es noch einmal etwas mehr zuschlagen.

Das ganze mit einem Techniker, wie Gebruenn es getan hat, zu vergleichen, hat gar keinen Sinn.

Auch wäre uninteressant, wenn dein Lehrer einfach schlecht gewesen wäre.

Auf einer Hochschule/Uni trägt dir niemand was hinterher. Es gibt ein paar Übungsstunden aber im Großen und Ganzen heisst es "friss oder stirb".

Du musst dir selber in den Ar*** treten können und nicht Verstandenes mit Komilitonen / aus Büchern erarbeiten.

Wenn du glaubst du kannst das, fange jetzt an, und beweise in Mathematik, dass du es drauf hast. Schau mal in einer Bibliothek in die Mathematikbücher von Lothar Papula rein. Wenn du mit dem Stil gut zurecht kommst kaufe dir alle Bände, auch wenn sie teuer sind.

Ich finde sie sehr praktisch und kam mit den Umschreibungen um Welten besser klar als mit denen unseres Mathe-Professors. Das ging soweit, dass ich kaum noch eine Mathevorlesung besucht habe sondern nur mal Übungsaufgaben machte :)

Hau rein, das klappt schon.

Also von Lothar Papula hab ich jetzt auch schon einges Gutes gehört, da werd ich mit Sicherheit mal reinschauen. Ja, an meine Lehrer liegts glaub ich auch weniger. Aber weshalb ich mir die größten Sorgen mach ist, dass ich Mathe nur als Grunkkurs gewählt habe (weil mr nach dem 1.HJ davon stark abgeraten wurde) und ich mir vorstellen könnte, dass nun sehr viel wichtiges an mir vorbeigeht..

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Also, ich finde schon, dass ich da gut Parallelen ziehen kann. Meine Ausbildung ist auch ein Studium, nur an einer Regelschule und verkürzt auf 4 Semester. Die Lernmethoden sind die Gleichen. Und danach hatte Jared11 auch gar nicht gefragt. Ich denke ihm ist schon klar, was es heißt -studieren- zu gehen. Er wollte wissen wie es mit seinem Stand in Mathe aussieht und das habe ich ihm versucht aus meiner Position heraus zu erklären. Ich würde ihm nicht unnötig Angst machen, mit irgendwelchen Büchern. Da steht man dann als Anfänger und denkt sich nur "Das pack ich nie...". Im Endeffekt geht es doch nur um das logische Verständnis. Für jemand mit sprachlichen Talenten würde ein naturwissenschaftliches Studium keinen Sinn machen - das war das was ich sagen wollte.

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@Gebruenn

Danke für eure Mühe. (: Mathe macht mir dennoch ziemlich Angst, auch, wenn ihr das nicht bei mr auslösen wolltet,die Angst hatte ich auch schon vorher. In einem Physik-Studium kmmts ja hauptsächlch auf die Differential-/ Vektoren/- Integralrechnung und sowas an, aber das hatte ich noch garnicht im Unterricht. Und weiß noch garnicht, ob ich damit klarkommen werde. Ich schätze auch, dass es für mich ein Anspurn wär, um mich richtg ins Zeug zu legen, wenn ich wüsste, dass ich nur so Physk packen könnte.

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@Jared11

Ich kenne eher den Stoffverlauf beim FOS-Abschluss, das aber für Hessen relativ aktuell, weil ich vor ein paar Monaten meiner Schwester alles nochmal beibringen musste. Da ist es eigentlich üblich, das in der 12 schon Differentialrechnung (Ableitungen, Kurvendiskussion, Anwendung) und Integralrechnung im Ansatz behandelt wurden. Und das auch im Wirtschaftsbereich.

Natürlich geht das, was man im Studium macht, ein gutes Stück weiter. Aber komplett dumm wirst du da nicht reingehen müssen.

Finde es vor Allem bei diesen ganzen in der Schule vermittelten Geschichten bzgl. Differentialrechnung wichtig, dass man versteht, was man da eigentlich macht. Das fällt vielen schwer, kein Wunder - es wird sich ja auch keine Mühe gegeben, weil man auch ohne das grundlegende Verständnis durch die Schule kommt.

Als Beispiel: Man frage jemanden mit FOS-Abschluss nach dem genauen Sinn, warum man die erste Ableitung =0 setzt, um die X-Stellern der Extrempunkte zu erhalten. Eigentlich ein wirklich triviale Sache aber nur wenige haben´s verstanden. Da liegt es dann wohl wirklich an falscher Wissensvermittlung durch die Lehrer.

Wie dem auch sei, keine Panik. Das kann man alles verstehen, dazu muss man auch in keinem IQ-Test mit 140 abschneiden :) Aber je nachdem, wie schwer oder leicht es einem fällt muss man sich eventuell schon auf den Hosenboden setzen.

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@Gebruenn

Ich kenne Techniker als Vollzeit-Unterricht mit Anwesenheitspficht und "richtigen" Lehrern, die sich auch eher mal die Zeit nehmen können, was zu erklären.

Der Zwang ist an Hochschulen / Unis eingeschränkt, der Umfang der Möglichkeiten für jene, die es nicht schnell genug verstehen, ebenfalls. Deshalb empfinde ich es nicht als wirklich vergleichbar.

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also die ersten 4 semester bestehen praktisch nur aus mathe. und die sind hart. also wenn du nicht mal LK Kurs mit gut bis sehr gut schaffst, dann würde ich dir auf keinen fall empfehlen physik zu studieren. sonst wirst du beim studium kein spaß haben.

schau dir ein "analysis 1" buch für erstsemestler durch und versuche ein thema selbstständig dir beizubringen, so dass du die übungsaufgaben dazu lösen kannst. hast du es geschafft? schön. und jetzt das ganze buch in 3 monaten und vergiss nicht, dass du noch andere veranstaltungen hast.

mit note 3 in gk hast du keine chance, wenn du nicht unbedingt eine erleuchtung bekommst.

sieh zu, dass du LK nimmst und mindestens auf 2 kommst. viel erfolg!

Du wirst an einer bayer. TU oder Uni in Physik keine Chance haben, überhaupt das Vor-Dipl. erfolgreich zu machen. Ein Physikstudium ist erst mal ein Mathestudium!

Mit ein bißchen Wirtsch.-Mathe- u. nur Grundkurs, statt Leistungskurs, null Chance- ich sag`s Dir gleich! So in Physik-Sachbüchern rumschmökern reicht überhaupt nicht!

Schau Dir doch einfach mal von einem Physikstudenten die Skripten an! Dann wirst Du schnell ernüchtert sein! Das hilft Dir mehr, als die Ratschläge hier!

Es gibt Physikforen auf Uni-Niveau- log Dich ein u. schnell kannst Du abschätzen, ob Dir das FÜR DICH machbar vorkommt. Dr. No